Kurzzusammenfassung Klinische Aufbau
01_Einführung, Pathologie, Diagnostik
Definition „psychische Störung im Kindes- und Jugendalter“
Eine psy. Störung im Kindes- und Jugendalter ist dadurch charakterisiert, dass sie das betroffene Kind bzw. den/
die Jugendliche/n darin beeinträchtigen seine/ ihre alterstypischen Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu
bewältigen. (Mögliche weitere Kriterien: Abweichung der Entwicklungsnorm, subj. Leidensdruck, Gefährdung
von Person)
Entwicklungsaufgaben Havinghurst
- Säuglings-, Kleinkindalter
0-1: biol. Regulation, effektives Bindungsverhalten Schrei-, Schlaf-, Fütterungsstörung
1-2,5: Objektpermanenz, Laufen, Exploration, Reagieren auf externe Kontrolle Trennungsangst,
Gehemmtheit, Trotzverhalten
- Kindergarten, Vorschule
3-6: Blasen- Darmkontrolle, Selbstständigkeit, Kontakt zu Gleichaltrigen, Autonomie Enuresis,
Enkopresis, beeinträchtige Autonomieentwicklung, soziale Ängstlichkeit, oppositionelles Verhalten
- Mittlere Kindheit
6-12: Gratifikationsaufschub, soz. Verständnis, Entwicklung moralischer Werte & Urteile,
Selbstbewusstsein, Arbeitshaltung, Anpassung Impulsivität, Selbstwertprobleme, SSV, soz.
Ängstlichkeit, Teilleistungsstörung, Leistungsängste
- Adoleszenz
12-18: Beziehungen, Eigenakzeptanz (auch körperlich), Selbstwertgefühl, soz. Vergleich, Wertesystem,
ethische Bewusstsein als Richtmaß schizoides Verhalten, ↓ Selbstwert, Depression, Delinquenz
Biopsychosoziale Schutz- und Risikofaktoren
- Faktoren, die die Entstehung begünstigen
*Inzidenz und drei Prävalenzformen
- Punktprävalenz: Verhältnis gesund/ krank zu einem bestimmten Zeitpunkt
- 12- Monats- Prävalenz (Periodenprävalenz): wie viele Betroffene innerhalb eines definierten
Zeitraums
- Lebenszeitprävalenz: Wahrscheinlichkeit einmal im Leben zu erkranken
- Inzidenz: Neuerkrankte in einem definierten Zeitraum
- Psy. St. Bei Kindern und Jugendlichen: 17-18% hohes Risiko zur Persistenz
davon 17% in Behandlung
75% der Störungen im Erwachsenenalter beginnen vor dem 24. Lebensjahr
50% vor dem 14. Lebensjahr
Multiaxiale Diagnostik nach Döpfner
Anspruchsvolle Methodik der psy. Diagnostik zur Absicherung der Befunde auf versch. Ebenen mit versch.
Merkmalen
- Mehrebenendiagnostik: kognitiv, emotional, aktional, physiologisch
*- Mulimethodale Diagnostik: klinisches, Eltern-, Lehrer-, Selbsturteil, Beobachtung, Testleistung
- situationsspez. Diagnostik: Untersuchung, Familie, Schule, Gleichaltrige
- individualisierte Diagnostik: Zielerreichungsskalierung, Erfassung der Zielbeschwerden
- Behandlungsbezogene Diagnostik: Indikationsstellung, Verlaufskontrolle
,Komponenten der Standarddiagnostik im Kindes- und Jugendalter
a) Anamnese mit Eltern (Alter des Kindes berücksichtigen)
b) Screening für Verhaltensauffälligkeiten
c) Testung von Kind/ Jugendlichen
d) Einholung von Einschätzungen von Lehrer*innen, Erzieher*innen
Verdachtsdiagnose vertiefende Diagnostik Diagnosestellung
*Komponenten des SORKC- Modells
- Situation: intern, extern
- Organismus: körperlich, psychisch
- Reaktion: emotional, behavioral, kognitiv, physiologisch
- Konsequenz: kurz- (k+, k-), langfristig (k+, k-)
- Kontingenz: intermittierend, kontinuierlich
Ziele von Prävention
- Krankheitsvermeidung
- Erreichung durch a) Risikofaktoren vermindern, b) Schutzfaktoren erhöhen/ erzeugen
- therapeutische Intervention, wenn noch keine diagnostizierbare Störung vorliegt
- Prävention hat einen nachgewiesenen pos. Effekt und kostet langfristig weniger
(Perrys Pre School Study – 30 Jahre später, weniger Störungen)
Interventiven Maßnahmen (Psychotherapie) im Unterschied zu Erwachsenen.
- bei Kindern hat soziales Umfeld (Familie, Freunde, Schule) größere Bedeutung
- Bezugspersonen in Diagnostik und Therapie miteinbinden (je jünger, desto mehr)
- Störungseinsicht nicht immer gegeben (geringe Reflexionsmöglichkeit)
- Entwicklungsstand berücksichtigen
02_Diagnostik
*Multiaxiale Verhaltens- und Psychodiagnostik nach Döpfner
*Standarddiagnostik
a) Anamnese
b) Screening für Verhaltensausfälligkeiten
c) Testung von Kind/ Jugendlichem
d) Einholung von Einschätzung von Lehrkräften/ Erziehenden
Verdachtsdiagnose vertiefende Diagnose Diagnosestellung
Der diagnostische Prozess: Methoden und Ziele
- Erstgespräch: allg. Eindruck über Symptome & Vorstellungsanlass
- situationsübergreifende Diagnostik: kog. Leistung, Aufmerksamkeit, Entwicklung einschätzen,
Psychopathologie erfassen, Lebensqualität einschätzen, Einflussfaktoren erfassen (z.B. DISYPS III)
- strukturiertes Interview: Diagnostik und DD
- somatische Abklärung: somatische DD und med. Krankheitsfaktoren einschätzen
- störungsspez. & therapierelevante Inventare: spez. & detaillierte Symptomerfassung
, - Verhaltens- und Selbstbeobachtung: aufrechterhaltende Bedingungen in krit. Situationen
einschätzen, Tagebücher, Selbstbeobachtungs- und Detektivbögen
Achsen beim multiaxiales Klassifikationssystem für psy. Störungen bei Kindern und Jugendlichen
- A1: klinisch- psychiatrisches Syndrom
- A2: Entwicklungsstörung (oft übersehen, aber wichtig) z.B. motor. Funktion, Teilleistungsstörungen
- A3: Intelligenzniveau (z.B. WISC-V; Kaufmann ABC; nonverbal SON-R-6-40)
- A4: körperliche Symptomatik
- A5: aktuelle abnorme psychosoz. Umstände (z.B. psy. krankes Elternteil)
- A6: globale Beurteilung des psychosoz. Funktionsniveaus (Schule, Soziales, Beruf)
Nennen Sie die 6 Aspekte der Beobachtung.
1) Was (Beobachtungsziel) 4) In welcher Rolle (Beobachter*in)
2) Ziel (Zielperson) 5) Wie (Ziel & Erfassung der Beobachtung)
3) Wo (Ort) 6) Auf welche Weise (Art der Beobachtung)
Vor- und Nachteile von Beobachtungsort, -rolle, -zeit und Struktur
Beobachtungfehler minimieren
- Training - klar definierte Beobachtungseinheiten
- Zielmerkmale sicherstellen - Beurteilungs- & Beobachtungssystem kennen
- Beobachtungseinheiten begrenzen - mehrere Beobachter einsetzen & Übereinstimmung
- Beobachtung standardisieren mitteln
- Reflexion eig. Erwartung/ biografischer Erfahrung/ Stimmung, die die Beob. beeinflussen
Psychotherapieantrag
- Anschrieb
- Vorstellungsanlass
- Anamnese (prä-, peri-, postnatal)
- psychopathologischer Befund (Allgemein- und Entwicklungszustand, Sozialkontakt, Blickkontakt,
Verhalten in Untersuchung)