Zusammenfassung: Epochen der deutschsprachigen Literatur Lisa Kugler
1. Einführung
Epoche: Zeitraum, in dem es Gemeinsamkeiten gibt à Unterscheidung von Vor- und Nachepoche
- Wird von Kunst, Geschichte, Philosophie un Literatur genutzt
- Teilzeiträume der Literatur, Kategorien und Autorzuweisungen unklar
- Basieren auf Konventionen
- Ziel: Ordnung und Orientierung, Typisch oder untypisch für seine Zeit?
Epochenbildung:
- Interpretation notwendig, meist nur ungefähr datiert, immer Ausnahmen und Einzelfälle!
- Abhängig davon, welche Merkmale betrachtet werden (Unterschied in Literatur, Normen, Kunst)
o Teilsysteme der Kultur laufen diachron
Literaturgeschichte
- Zeitlich geordneter Zusammenhang, historische und systematische Perspektive
- Objektbereich und reflexive Aneignung dieses Gegenstands (Werke)
Retrospektive Konstruktion
- Bewusste Auswahl, Reihung, Verknüpfung und Hierarchisierung von Texten
Ziel der Literaturgeschichtsschreibung:
- Was macht Epoche aus? Welche Autoren? Welche Gattung? Sprache/Stil? Strukturen?
Veränderungen
- Neue Medien, neue Leserschaft, Bildung, Reisemöglichkeit, Digitalisierungà extensives statt
intensives Lesen, andere Medien à neue Spannungserwartung
Kritik an Epochenbegriff
à häufig Überlagerung von Epochen, kulturellen Praktiken des Lesens etc. in Werken
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, 2. Barock
Opitz: Buch der Deutschen Poeterey Beginn des 17. Bis Anfang 18. Jhd
„Barock“
- Wurde rückwirkend festgelegt
- „schräg, unregelmäßig“ (Gottsched: Dichter versagen bei poetischen Standards)
- Gegenstück zu Renessainse
Motive
- Vanitas mundi =Vergänglichkeit der Welt
o Uhr vs. Engel, Schädelknochen
- Memento mori = Bedenke, dass du stirbst
- Carpe diem= genieße den Tag
- Imitation und Emulatio: übertriebene Nachahmung
Situation
- Christlicher Glauben zersplittert, 30-jähriger Krieg, nordischer Kriegà Literatur kommentiert
- Universitätsstiftungen à Höfe wollten Gebildete (Dichter)
- Aufblühen Volkssprachlicher Literatur (Latein trz noch Hauptsprache)
- Res publica litterata- renovatio imperii
o Erneuerung des Imperiums, der Sprache, Literatur fördern (soziale+ politische Rolle)
Opitz „Vater der deutschen Poesie“
- Wichtiger Übersetzer (emulatio und inovatio)
- Poetik bildete Grundlage für andere Werke
- Inventio: angemessener Gegenstand der Dichtung
- Dispositio: Gattungslehre
- Elocutio: Angemessene Wortwahl + Metrik (natürlicher Wortakzent) + Versform (Alexandriner)
- Nicht nur Regeln und Gesetze machen Dichter, sondern auch Talent
Barocklyrik
- Dichter hatte staatliche und gesellschaftliche Funktion
- Gebildete Leserschaft und Dichterpublikum (Fremdsprachen- und Rhetorikkenntnis)
- Thema: Individuum wird in seiner Stellung des göttlchen Kontexts diskutiert
Andreas Gryphius:
- Bekannt für vanitas Mundi: erlebte Auswirkungen der Re-katholisierung
- „es ist alles eitel“ „Tyrannen des Vaterlandes“ à Sonette
- „Mitternacht“ „die Hölle“ à experimenteller: sehr kurze/lange Verse
Christian Hoffmann von Hoffmanswaldau
- „Vergänglichkeit der Schönheit“ à Vanitasgedicht, Apell an carpe diem
Petrarca & Petrarkismus
- Sonette: „über Laura und unerwiderte Liebe“
o Objektivierung der Geliebten, Vergleich des Körpers mit Natur, Liebender in süßer Qual
- Fleming: Petrakistisch: Pein der Liebe als Krankheit, nur von Geliebten heilbar
Antipetrarkismus
- Sibylle Schwarz: Liebesmodell sei unrealistischà Freundschaft
Neostoizismus:
- Thema: unkontrollierte Effekte, Verlust des Selbst; Wissen und Vernunft zur Beherrschung der
Natur
- Fleming: Glück ist in einem selbst, eigener Meister
- Greiffenberg: Krise stellt Glauben auf die Probe, Abhängigkeit und Resignation vor Gott
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, 3. Aufklärung
Gottsched- Sterbender Cato
Lessing- Emilia Galotti u. Freigeist
Frühaufklärung: 1680-1740: Übergangsphase, Rationalismus
Hochaufklärung und Empfindsamkeit: 1740-1779: Empirismus/Sensualismus
Spätaufklärung 1779-1800: Sturm und Drang à Gegenbewegung oder Teil?
Selbstverständnis:
- Licht- und Sonnenmetaphorik: Erhellen des Verstandes (vs. dunkles, abergläubisches Mittelalter)
- Ratio als Urteilsgegenstand, Naturwissenschaft
- Religionskritik: Atheismus, Säkularisierung, Bibelkritik, Fragmentenstreit
o Mischformen Physiko-Theologie, Deismus (Schöpfung, dann Rückzug), Neologie
- Hinwendung zur klassischen Antike und Renaissance: Mensch im Mittelpunkt, Freiheiten und
Rechte à Lessings Erziehungskonzepte, bürgerliche Emanzipation
Literarischer Markt
- Deutschland als Flickenteppich (politisch und konfessionell)
- Anfang: Hamburg (durch England), Leipzig (Literaturstadt, Buchmesse, Bildung), Zürich
- seit 1749: Universitätsstädte: Göttingen, Wolfenbüttel, Berlin
- dann: Volksaufklärung, Popularität à neue Leserschichten, sehr viele Analphabeten à Drama
bekannt
- Lesesalons, (Geheim-)Bunde, Bibliotheken, Lesezirkelà Lesewut, Vielleserei
- Deutsche Nationalliteratur
Autortypen
- Ideal: Autor verdient sein Geld durch Schreiben, meist jedoch Nebenjob
- Poeta doctus: Gottsched, Lessing à gebildet
- Poetik: Gottscheds kritische Dichtkunst, aber brüchig
Drama
- Aristoteles´ Peotik
- Ständeklausel teilweise gebrochen („Bürgerliches Trauerspiel“)
- Lustspiel: Typen-Dramen (Lustspiel): sächsische Typenkomödie
o Ab 1740 rührendes Lustspiel, Lessing: „Nathan der Weise“
- Trauerspiel: sterbender Vato
- Bürgerliches Trauerspiel: Entheroisierung, Mitleid, bürgerliche Familien, private Konflikte
o Emilia Galotti
Lyrik
- Anfangs Naturlyrik (Pathologie, Physik), dann räsonierende, lehrhafte Lyrik
- Oft Odenform: 1740-1760 Anakreotische Odendichtung: Genuss, Sensualismus
- Ab 1750: Romanzen: Erziehlieder, Helden, Liebesgeschichten
- Weltgewandtheit, Gegenständliches
Roman
- Konjunktur à viele Gestaltungsmöglichkeiten
- Frühaufklärung: Galanteroman (Mensch als homo oec., lehrhaft, vernünftig) und Rominsonade
- Hochaufklärung: empfindsame Romane (humaristishcer Roman, Bildungsromanà Agaton)
- Spätaufklärung: Antibildungsroman, Trivialroman, populärer Roman, Räuberroman à
desillusionierend, seit 1780 Unterhaltungs- und Spannungserzeugung
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