Wirtschaftspolitik Zusammenfassung
I. Einführung
1. Begriff und Untersuchungsbereiche der Wirtschaftspolitik
VWL: Koordination der Entscheidungen und Aktivitäten der einzelnen Wirtschaftssubjekte über Märkte
a) Wirtschaftstheorie (Makro/Mikro)
b) Wirtschaftspolitik (Geld-, Umwelt-, Finanz- Sozialpolitik)
à auf ökonomisches Geschehen gerichtet (Versorgung mit Gütern, Maßnahmen etc.)
Unterscheidungen
Praktische WiPo: konkrete Maßnahmen, die Wirtschaftsgeschehen ordnen, beeinflussen und festzulegen
theoretische WiPo: ökonomische Theorienà Entwicklung von Instrumenten etc. Analyse der p WiPo
allgemeine vs. spezielle WiPo
Gliederung in Ziele Mittel Träger
Ordnungspolitik: Rahmenbedingungen (Wettbewerbsordnung), langfristig, Exekutive und Legislative
Prozesspolitik: Steuerung der Wirtschaft (PN, Preise, Löhne), -mittelfristig, Exe., Bürokratie, Notenbank…
Bereiche
1. Umformung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen (Wirtschaftstheorie) in Ziel-Mittel-Zusammenhänge
(Wirtschaftspolitik)
à mit welchen Instrumenten kann man Ziel erreichen?
2. Zielanalyse: Konkretisierung, Operationalisierung, Beziehung (àHarmonie/Konflikt?)
3. Mittelanalyse: Eignung, Kompatibilität
4. Trägeranalyse: inst. Rahmenbedingungen (Kompetenzverteilung, Interessenkonflikte)
5. Ordnungspolitische Analyse: Ziele abhängig von Wirtschafssystem/- ordnung
2. Begründung wirtschaftspolitischer Eingriffe
à Liberalismus kann Eingriffe nicht begründen
Aufgabenbereiche
1. Allokation: Zuteilung von Ressourcen bei Marktunvollkommenheit für bestmögliche Nutzung
- Kosteneffizienter Einsatz der Produktionsfaktoren (àProduktionsmaximum und Bedürfnisbefr.)
- Über Markt ist leistungsfähiger als über Staat (Pareto-Optimum) à Kennen Transaktionskosten
o Aber manchmal nicht möglich à Abweichung vom Optimum in vollkommener Konkurrenz
- Vollkommene Konkurrenz:
Gegebene Ressourcen, Technik und Präferenzen, Alternativen, homogene Güter, Transparenz
à nur Referenzmodell, nicht realistisch (Präferenzen ändern sich, Güter heterogen
- externe Effekte
Aktivität eines Wirtschaftssubjekts hat Einfluss auf andere WS (nicht durch Preismech. gesteuert)
o Interdependenz zwischen WS
o Keine marktmäßige Entschädigung für Externatlitäten
a) Positive e.E.=externe Nutzen: Stausee, Garten
b) Negative e.E: = externe Kosten: Rauchen, Rauchen
à soziale Grenzkosten/-nutzen nicht berücksichtigt à suboptimale Allokation
Lösung: Internalisierungà Verhandlungen (Coase-Theorem) oft schwierigà staatlicher Eingriff (Steuern,
Subventionen, Zertifikate…)
- öff. Güter (Bsp.: Landesverteidigung, Deich)
Nicht-Rivalität im Konsum, kein Ausschlussprinzip à Trittbrettfahrer (strategisches Verhalten): kein Preis
durchsetzbarà kein Angebot pff. Güter von privater Seite à Staat (durch Steuern)
o Informationsproblem: man weiß nicht, wie viel es Indiv. wert ist
o Kann zu Allmendegut (Rivalität) übergehen
- (De-) meritorische Güter àkein Marktversagen
Markt sorgt für Versorgung, aber unerwünschtes Ergebnis durch verzerrte Präferenzen, fehlende
Informationen, irrationale Entscheidungen
a) Meritorisch: Nützlichkeit wird verkannt (Gesundheit, Bildung)àSubventionierung, Zwang
b) Demeritorisch: Nachteile werden verkannt (Drogen) à Besteuerung, Verbot
o Kritik: Eingriff in Komsumentensouveränität, zusätzliche Ausgaben
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, - Natürliche Monopole
Durch besonderen vorgegebenen technischen und organisatorischen Eigenschaften
à kein wettbewerbwidriges Verhalten des Anbieters
o sinkende Durchschnittskosten bei höherer Anzahl à Vertreibung anderer (hohe Fixk.)
o leistungsgebundene Versorgung (Bahn, Telekommunikation)
o Staat: staatliche Produktion (öffentliche Unternehmen), Regulierung (Preisfestsetzung),
Subventionierung
- Informationsmängel /- asymmetrien Bsp.: Versicherungsmarkt, Gebrauchtwagen
a) Adverse Selektion: vorvertraglich, Versicherungà ist versicherte gutes oder schlechtes Risiko
b) Moral hazard: nachvertraglich, Wagnis à öfter zum Arzt, nicht mehr aufpassen
Staat: Informationsbereitstellung, Informationspflicht, Garantieverpflichtungen, Produkthaftung,
gesetzlicher Zwang zur Versicherung
2. Distribution: Verteilung der ungleichen Einkommen/ Vermögen
3. Stabilisierung: konj. Schwankungen glätten (bei Neoklassik nicht!!!)
à Staatsversagen notwendige Bedingung für Eingriffe, aber nicht hinreichend à muss nicht zur Verbesserung
führen: mangelnde Kenntnis, Verständnis für Markt, eigene Interessen im Vordergrund, Kosten (Subventionierung,
Transaktionskosten)
3. Stabilisierungspolitische Konzeptionen
Merkmale Neoklassiker Keynesianer
(In)Stabilität des
Stabilität „Marktoptimisten“
privaten Sektors Instabilität „Marktpessimisten“
Marktungleichgewichte nur temporär, Staat
(=Haushalte +Unter- Bei Abweichung keine GG- Findung
bring nur Störungen
Nehmen)
Basis-Hypothesen
− nachfrageorientiert
− angebotsorientiert (schafft sich Nachfrage
(bestimmt Prod. Und Angebot und
durch Einkommens-erhöhung)
Theoretische Beschäftigung)
− langfristig (Trend)
Fundierung − kurzfristig (Zyklus)
− preistheoretisch
− kreislauftheoretisch
− unendliche Bedürfnisse
− endliche Bedürfnisse
Geldpolitik („Monetaristen“): auf Angebotsseite
Fiskalpolitik („Fiskalisten“) durch
Dominanzhypothese (Unternehmen): Steuersenkung,
Steuern, Ausgaben d. Staates
Investitionsförderung, Bildung verbessern
liberalistisch, „weniger Staat“, sonst funktioniert
Staatssauffassung interventionistisch, „mehr Staat“
Preismech. nicht
Politikbereich Ordnungspolitik (Rahmen) Prozesspolitik (konkreter Eingriff)
Stabilisierungspolitische Konzeptionen
Zielpriorität Preisniveaustabilität Hoher Beschäftigungsstand
Verstetigend, potenzialorientiert, Antizyklisch, zyklusorientiert
regelgebunden − diskretionär (großer
-Erhöhung der Produktionskapazität Ermessensspielraum bei Instrumenten)
− langfristige Wachstumspolitik − Konjunkturpolitik
Strategie
-Rezession: Gefahr von ALK
-Boom: Gefahr von Inflation
PP= Produktionspotential
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, II. Wirtschaftspolitische Ziele
1. Zielanalyse (à Zielbeziehungen)
Horizontal:
- Zielidentität: unterschiedlich formuliert àPreisstabilität = Vermeidung von Inflation
- Zielkonkurrenz: nicht beide gleichzeitig zu 100% àPN-Stabilität. + hohe Beschäftigungsgrad
- Zielneutralität: kurzfristig kein Zusammenhang à Infrastruktur und Außenhandelsliberalisierung
- Zielkomplementarität: Förderung eines Ziels durch Realisierung eines anderen (Besch.+ WiWa)
- Zielausschluss: Bsp.: Internationale Arbeitsteilung + Unabhängigkeit
Vertikal:
- Wirtschaftspolitische Oberziele à Gesellschaftspol. Oz. à Maximierung der ges. Wohlfahrt
PN-Stab., außenw. GG, hohe Besch. Freiheit, Frieden, Sicherheit
2. Gesellschaftspolitische Oberziele (Werte)
- Erwünschte soz. Zustände, eher qualitativ, nicht operational, müssen interpretiert werden
à Freiheit: formale Gleichheit (vor Gesetz) + material tatsächliche Möglichkeiten, Ziele zu erreichen
à Frieden: innerer und äußerer sozialer Frieden à Sozialstaat
à Gleichheit: formal (wie Freiheit), materiell, in Startbedingungen, Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit
à Sicherheit: individuell vor unvorhersehbaren Risiken, kollektiv, soziale Spannungsfreiheit
à Wohlstand: materielle Güter und DL (quantitatives Wirtschaftswachstum à BIP) und Wohlfahrt: noch zusätzlich
immaterielle Güter (primär qualitativà Lebensqualität, Messung mit Indikatoren: Bildung, Gesundheit, Umwelt,
Partizipation…)
Gerechtigkeit:
- Materialer Sinn: Erreichung selbstgesteckter Ziele und Chancengleichheit àgleiche Rechte und
Möglichkeiten, soziale Mobilität, inklusives Wachstum
- Leistungsgerechtigkeit: Einkommen nach Leistung
o Problem: Messung, Abgrenzung, individuelle Zurechnung und Bewertung von Leistung
à Bestimmung über Markt: Angebot und Nachfrage, aber: Unvollkommenheiten, Unentgeltliches
(Erziehung), Verhinderung (Krankheit), Niedriglohnsektor
- Bedarfsgerechtigkeit: Entlohnung nach Bedarfà für menschenwürdiges Leben
Ad Wohlfahrt:
- BIP als Maß der Leistungsfähigkeit und als Wohlstandsindikator
o Aber: keine Aussage über Verteilung, Zusammensetzung und
o Messprobleme à Nichtmarktleistungen (Pflege), staatliche Leistungen,
Schadensbeseitigungskosten (erhöhen BIP)
o Auch soziale Größen wichtig à Verbesserung des Wohlbefindens
o Keine Berücksichtigung externer Effekte auf Umwelt und soziale Lage
à Wohlstandsindikatoren von HDI etc. benutzt (Wissenserwerb, Lebenserwartung…)
à Enquete.Kommission: Indikatoren (Freiheit, Artenvielfalt…) und Warnlampen (Treibhausgase,
Weiterbildung…)
3. Wirtschaftspolitische Oberziele
= Mittel für gesellschaftspolitische Oberziele
Sind operational: präzise (haben Werte), qualitativ (aussagekräftige Indikatoren) und quantitativ (Zielwert)
àMagisches Viereck: Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit, aber auch Zielkonflikte
3.1 Ziele des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes (StWG)
3.1.1 Preisniveaustabilität
Keine dauerhaft starren Preise, aber Stabilisierung der durchschnittlichen Veränderung aller Preise
àVermeidung negativer Allokations- und Wachstumseffekte: Signal- und Lenkfunktion der Preise
à Vermeidung negativer Verteilungseffekte (Einkommen und Vermögen)
- Lohn-lag-Hypothese: Lohneinkommen nehmen zu langsamer als Preisniveau steigt à
Realeinkommen sinkt und Unternehmer profitieren à primäre E. verteilung
- Transfer-lag-Hypothese: Transfersempfänger = Verlierer, werden nicht zeitgleich und vollständig
angepasst (sekundäre Einkommensverteilung)
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