Gesundheitspsychologie I
Thema 4 – Zentrale Begriffe (Prävention, Gesundheitsförderung,
Rehabilitation)
IST-Zustand…
01 Prävention
„Maßnahme zur Vorbeugung und Verhinderung von unerwünschten psychischen oder
physischen Zuständen. Sie setzt per definitionem ein, bevor eine Störung auftreten konnte
und zielt auf eine Verminderung der Inzidenz (während die Therapie die Prävalenz
verringert)“ (Baumann & Perrez, 1990)
Prävention seelischer Krankheiten interveniert in der Entwicklung und der Entstehung
seelischer Erkrankungen und führt zu einer Reduktion der Inzidenz, Prävalenz oder der
Ausprägung seelischer Erkrankungen sowie zu einer Reduktion der Morbidität, Mortalität
und des Risikoverhaltens (nach Barry, 2005)
Prävention nach Caplan (1964)
Primäre Prävention = Interventionen vor dem Auftreten einer Erkrankung; Vermeidung von
Inzidenzen, z.B. Impfungen, Risikokommunikation, Kurse zur gesunden Ernährung
Sekundäre Prävention = Interventionen während einer Erkrankung; Fortschreiten oder
Manifestation einer Erkrankung soll vermieden werden (zur Vermeidung von negativen
Konsequenzen, Senkung der Prävalenz), z.B. Frühdiagnostik, Kurzzeitintervention nach
erster Panikattacke
Tertiäre Prävention = Intervention zur Vermeidung von Folgen schädigender
Konsequenzen (Rückfallprophylaxe), eigentlich eher Behandlung bereits vorhandener
Störungen, z.B. Rückfallpropylaxe bei rez. Depression
Prävention nach Gordon (1983)
Universelle Prävention: wendet sich an die Bevölkerung im Allgemeinen und richtet sich an
die Gemeinschaft als Ganzes, oftmals ohne Zuhilfenahme von Experten (z.B. Fernsehspots,
Elterntraining in KiGas)
Selektive Prävention: auf bestimmte Zielgruppen gerichtet, z.B. an bestimmte
Einzelpersonen oder Gruppen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind und dadurch
Gefahr laufen, problematische Verhaltensweisen zu entwickeln (z.B. Stressbewältigung bei
Kindern in Scheidungssituationen, Freizeitangebote für Kinder kranker Eltern)
Indizierte oder medizinische Prävention: wenn das Phänomen bereits Krankheitswert hat;
erfolgt durch persönliche Beratungen, Zuweisung an spezialisierte Dienste und
Einrichtungen für die Behandlung
(z.B. Prävention von Essstörungen bei adipösen Kindern)
, Gesundheitspsychologie I
Handlungsbedarf
Ziele von Prä vention
Verhinderung des Neuauftretens von psychischen Störungen und körperlichen
Erkrankungen (Reduktion der Inzidenz)
Verzögerung des Störungsbeginns (Reduktion der Prävalenz zu einem bestimmten
Zeitpunkt)
Verhinderung von Komorbidität (Reduktion der Inzidenz anderer Störungen)
Verhinderung von Rückfällen bzw. neuen Krankheitsepisoden (Reduktion der
Prävalenz)
Formen der Prävention bei Kindern und ihren Eltern
Konkrete Präventionsziele
1. Abschwächung von Risiken: individuell (z. B durch Frühfördermaßnahmen, im
Gesundheitsverhalten) sowie soziale/physikalische Umwelt betreffend (z. B.
Gestaltung von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche)
2. Förderung von Protektivfaktoren: Wechselwirkung zwischen genetischen,
biologischen und psychosozialen Faktoren, Stärkung von sozialem Rückhalt
3. Förderung gesundheitsstützender Umwelten: Schaffung von
Handlungsspielräumen, Erziehung; Ausbau von Präventions-, Beratungs-, Therapie-
und Rehabilitationsangeboten
4. Krisenintervention: jeweils auf der Ebene der primären, sekundären und tertiären
Prävention
Mittel der Prävention: Risikofaktoren Minimieren
Typische Risikofaktoren
1. Rauchen
2. Übergewicht
3. Bewegungsmangel
4. gesteigerter Alkoholkonsum
5. Bluthochdruck
6. Schadstoffbelastungen
7. Armut
8. einseitige Ernährung
9. Stress