LERNZETTEL
DEUTSCH ABITUR
- 2023 -
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, INHALTSVERZEICHNIS
1. FAMILIENGESCHICHTEN DER GEGENWARTSLITERATUR ..........................................................................3
1.1 Merkmale .........................................................................................................................................3
1.2 „Der Verlorene“ – Hans-Ulrich Treichel (1998) .................................................................................4
1.3 „Beim Häuten einer Zwiebel“ – Günther Grass (2006) .....................................................................4
2. GRENZÜBERSCHREITUNG ......................................................................................................................5
2.1 „Faust. Der Tragödie erster Teil“ – J. W. V. Goethe (1808) ................................................................5
3. ADOLESZENZGESCHICHTEN ....................................................................................................................7
3.1 „Maria Stuart“ – Friedrich Schiller (1800) ........................................................................................7
4. SPRACHE, MEDIEN, LESEN UND LITERATUR ..........................................................................................14
4.1 Verwendung von Abkürzungen ......................................................................................................14
4.2 Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues (Humboldt) ...................................................14
4.3 Aspekte des Sprachwandels (Polenz) .............................................................................................15
4.4 Kietzdeutsch (Helmut Glück) ..........................................................................................................16
5. LYRISCHE TEXTE ...................................................................................................................................17
5.1 Epochen .........................................................................................................................................17
5.2 Merkmale eines Gedichts ..............................................................................................................20
5.3 Stilmittel .........................................................................................................................................21
6. AUFGABENTYPEN ................................................................................................................................23
6.1 Interpretation literarischer Texte ...................................................................................................23
6.2 Analyse pragmatischer Texte .........................................................................................................25
6.3 Erörterung literarischer Texte ........................................................................................................25
6.4 Erörterung pragmatischer Texte .....................................................................................................26
6.5 materialgestütztes Schreiben .........................................................................................................27
6.6 Allgemeine Infos zu Aufgabenstellungen .......................................................................................28
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,1. FAMILIENGESCHICHTEN DER GEGENWARTSLITERATUR
1.1 MERKMALE
• Familie steht im Zentrum → Allgemein-, Kinder- und Jugendliteratur
• Jugend-/Adoleszenzliteratur → Familienerfahrung werden variantenreich thematisiert
• 1990er, Erscheinungsjahr D. V. 1998
• Formen, Strukturen, Beziehungen, Rollen, Erfahrungen, Prägung als zentrales Thema dargestellt
• Adoleszenzroman
◦ zwischen „Abschied von der Kindheit“ und „Eintritt in das Erwachsenenalter“
◦ physiologische Ebene
▪ körperliche, sexuelle Reifung
◦ psychologische Ebene
▪ Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich, soziale Beziehungen und Rollen
◦ soziologische Ebene
▪ Hineinwachsen in eine aktive, verantwortungsvolle Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen
• Entwicklung der Familiendarstellung bzw. des Zusammenlebens
◦ Wandel der Familienstrukturen, Rollenauffassungen
• zunehmende Instabilität der Familie
◦ Trennung, Scheidung, Wiederheirat, unterschiedliche Familienformen, veränderte Rollenbilder
• unfähige, überforderte, aus der Verantwortung fliehende Eltern
• Opfer schwieriger gesellschaftlich-sozialer oder familiäre Lebensbedingungen
• beschriebener Alltag (Zeit, Raum, Ort in Alltagswelt angesiedelt)
• Folgen des Familienalltags (vielfältige Probleme und Konflikte) wirken auf Psyche des Protagonisten
◦ Darstellung Innenwelt, Verarbeitung der äußeren Wirklichkeit im und durch Individuum
◦ chronologische Brüche, Montage verschiedener Wirklichkeitsebenen
• gehen zunehmend gelassen und humorvoll mit Problemen, Spannungen und Konflikten um
• ironische Distanz zu Familienproblemen
• Elternfiguren → gebildet, aufgeklärt, liberal denkend, studentische und politische aktive Person
• weltfremd wirkend
• Suche nach der eigenen Identität → Schwerpunkt
• „Ich-Themen“ → existentielle Orientierungsprobleme, Identitätssuche, „Ichfindung“
• Protagonisten → keine Entwicklung (entscheidungsschwach/-unwillig)
• seelische Abgründe
• Handlungsfokus innerhalb der Familie
• Rekonstruktive Romane → Protagonisten spüren eigener Familiengeschichte nach
• kann identitätsstiftend sein
• historische Quellen: Briefe, Fotos (!), Tagebücher,Zeitzeugen#
• Beantwortung der Frage nach Herkunft und Geworden-Sein des gegenwärtigen Lebens nicht durch Re-
konstruktion → imaginierter Konstruktion → bloßes Erzählen der fiktiven Geschichte
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,1.2 „DER VERLORENE“ – HANS-ULRICH TREICHEL (1998)
• Familie steht im Zentrum (S.74/75)
• Erscheinungsjahr Mitte der 1990er
◦ Familienromane sehr typisch
• Erfahrungshorizont wird erweitert
• Formulierungen von Älteren werden übernommen („Durchmischung“) (z. B. S.71)
• Entwicklung der Familiendarstellung des Zusammenlebens
◦ Vater dominant und prägend → Familienstruktur/Rollenauffassung
• Vergewaltigung der Mutter, Umgang mit Kriminalität
• Ich-Erzähler übernimmt Rolle des Tröstenden der Mutter
◦ Umgang mit Schwäche (S.82)
• Ich-Erzähler als Mittel zum Zweck
• Der verlorene ist eigentlich der Ich-Erzähler nicht der verlorene Sohn, da er im Mittelpunkt steht und
sich das Buch um ihn dreht.
• Beschriebener Alltag allenfalls Tiefpunkt
• Vater wird nie als Mensch wahrgenommen (S.135)
• Ich-Erzähler wird von der Familie ausgegrenzt und notgedrungen eigenständig
◦ „Lächeln“ → psychosomatische Störung
• Vater ist erfolgreicher Geschäftsmann
• kein glückliches/gleichberechtigtes Kind – Eltern Verhältnis
• keine Entwicklung des Ich-Erzählers
• „Fußkralle“ → „Leichenwagenfahrt“, „Blick in den Spiegel“
• sucht seine Vergangenheit durch seine Eltern → Familiengeschichte nachforschen
1.3 „BEIM HÄUTEN EINER ZWIEBEL“ – GÜNTHER GRASS (2006)
• Ende der Kindheit/Beginn des Erwachsenseins (Adoleszenz-/Familiengeschichte)
• Zwiebel metaphorisch für seine Persönlichkeit
◦ durch Schälen der Zwiebel gelangt man langsam zum Kernfach
◦ Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“
▪ Aufarbeitung fällt ihm schwer
▪ Erinnerungen werden verdrängt/sind verschwommen, sind zum Teil bloß ausgedacht
• metaphorischer, bildlicher Umgang mit dem Umgang der Erinnerung
• Personifizierung, Antropomorphisierung, anschauliches Schreiben
• Erzähler wechselt vom Er-/Sie-Erzähler zum Ich-Erzähler
• Distanz zwischen Erzähler und seinem Referenzerzähler – und dem Leser zur Texthandlung
• Selbstreferenzialität
◦ Parallelen zum realen Leben des Autors (→ Blechtrommeln)
• Vergangenheitsbewältigung, Rekonstruktion
• Die Häute der Zwiebel als Lebensphasen des erzählenden Ichs
◦ „Der Ich-Erzähler ist eine Zwiebel.
• schlagartiges Andeuten und Anführen auch positiver Kindheitserinnerungen
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, 2. GRENZÜBERSCHREITUNG
2.1 „FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL“ – J. W. V. GOETHE (1808)
ZUSAMMENFASSUNG
Goethe schildert das rastlose Streben nach Wissen und die nie gesättigte Begierde eines Menschen, der mit
seinem Leben unzufrieden ist. Um sein Verlangen nach Erkenntnis und Lust zu stillen, verschreibt sich Faust
dem Teufel und zerstört das Leben eines unschuldigen Mädchens.
EIGENSCHAFTEN VON FAUST
• tolerant, hoffnungsvoll
• verzweifelt, verwirrt, wütend → scheitert an sich selbst
• stark, aufbrausend, egoistisch
• liebt sich nicht wirklich, sexuelle Begierde zu anderen
• alles was er will, will er sofort → verantwortlich für Gretchens Schicksal → schlechtes Gewissen
• verliert Lust an Gretchen (Jungfräulichkeit)
• hasst später Teufel → Mephisto
• Gretchen denkt er ist ein guter Mann → Glaube an Gott
• eine Seele hat dunkle Mächte → rational
• andere Seele voll mit Liebe, Leben, Lust, Genuss → kann nur eins der beiden befriedigen
EIGENSCHAFTEN VON WAGNER
• ruhig, sachlich
• ahnungslos
• aufdringlich, ehrfürchtig
• geltungssüchtig
• überzeugt von bestehenden Wissenssystem
ENTWICKLUNG VON GRETCHEN
• schnippisch, fromm, unnahbar
• kurz angebunden, neugierig
• weiß nicht was sie will
• verwirrt von Faust, entzückt von Faust
• Religion ist ihr sehr wichtig, eher arm → trotz vieler Arbeit glücklich
• durch Fausts Auftreten geschmeichelt
GRENZÜBERSCHREITUNG
• Faust möchte alles wissen, doch bekommt seine (menschlichen) Grenzen aufgezeigt
◦ will wissen „was die Welt im Innersten zusammenhält“ → Metaphysik
◦ Einlassen mit Hexen als Grenzüberschreitung der Wissenschaft
• Faust scheitert daran, das Evangelium passend in „seine Sprache“ zu übersetzen
• Faust wird verjüngt durch Zaubertrank
• Faust versucht Gretchen zu befreien
• Faust verlässt das irdische als Erfahrungsbereich
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