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Soziologie – Zusammenfassung
Lektion 1 – Die Anfänge des soziologischen Denkens
Soziologie = Wissenschaft des Sozialen
verschiedene Formen: Vergemeinschaftung z. B. Familie + Vergesellschaftung z. B. Staat
Moderne Gesellschaft/Phänomene (L1 - Unterkapitel):
Individualisierung, Großstadtlebens, Aufstiegs d. Nationalstaaten, Industriearbeit
Klassiker auch Autoren genannt (Hauptwerk zw. 1890 u. 1920)
1.1 Individualisierung = Loslösung aus traditionellen Bindungen, Gesellschaft passt sich an Individuen an
-> vom Fremdzwang zum Selbstzwang
Beispiel:
Feudalgesellschaft: Lebensgeschichte war durch traditionelle Bindungen vorhersehbar/vorgegeben
z. B. Sohn v. König -> wird irgendwann selbst König, Beruf des Vaters geht an Sohn über
Meilensteine:
1440: Buchdruck – Autor ist identifizierbar
1517: Reformation – Betonung des Indiviuums
-> in Literatur kommt Gattung Autobiografie als Reflexion d. individuellen Lebensgeschichte hinzu
nach Jung: zentrale Rolle des Einzelnen bei Entscheidung für eine der vielen Lebensformen
Individuum wird zum zentralen Bezugspunkt für sich u. Gesellschaft
Aufklärung -> Frage nach individueller Freiheit
nach Rousseau: Abhandlung von „Der Gesellschaftsvertrages“
„Der Mensch wird frei geboren u. überall liegt er in Ketten“
Kant: Forderung nach Freiheit des Subjektes, Wahlspruch: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“
1.2 Industriearbeit
durch Aufbrechen d. Feudalgesellschaft war Arbeiter doppelt frei:
Frei, da er keinem Landesherren mehr zu Diensten verpflichtet war
Frei zu verhungern
Ende 18./19. Jhd. „Industrielle Revolution“: nicht 1 einzige industriellen Revolution, sondern maßgeblich waren
3 große Innovationsschübe auf Weg zur industriellen Gesellschaft:
Zw. 1200 u 1500 Trittwebstuhl: Spinnrad, Buchdruck, Wasser- u. Windmotoren
Spätes 18. - erste Hälfte 19. Jhd. Textilindustrie: Dampfmaschinen, Eisenbahn, Webstuhl
Ende 19. - frühes 20 Jhd. Verbrennungsmotor: Auto, Fließband, Elektrizität
-> Auswirkung:
Maschinen erleichtern Arbeit durch spezifische Arbeitsteilung
-> Verbilligung der Arbeitskraft, einfache u. sich widerholende Arbeitsschritte wurden von ungelernten o. Kinder ausgeführt
Herausbildung von Industrieproletarier (städtische Unterschicht) und Arbeiterklasse
Entfremdung des Arbeiters von seinem Werk
1.3 Großstadtleben
19. Jhd.: Entstehung moderner Großstädte o. „Metropolen“ (Industriegroßstädte modernen Typs)
Hälfte 19. Jhd: auch in DE, 1870-1910 wuchs Bevölkerungsanteil von 4,8 % auf 21,3 %
Gegensatz dazu: kl. Marktstädte, Einwohner: 2.000 -5.000, Wirtschaftsleben abhängig von Landwirtschaft
Wanderungsbewegung durch
„Push“-Faktoren: Antrieb von Land in Stadt: hohe soz. Kontrolle, Armut u. anstrengende Landarbeit
„Pull“-Faktoren: Anziehungskraft: Aussichten auf besseres Arbeitsangebot mit höher Entlohnung
+ umfangreicheres Freizeitangebote u. Individualisierungschancen
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nach Simmel: Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben“
Inhalt: Besonderheiten d. Großstadtlebens vor Hintergrund Individualisierung u. Aufbrechen traditioneller Ordnungen
-> Besondere Beanspruchung des Nervenkostüms aufgrund von Schutz vor drohender Entfremdung u. Entwurzelung
durch Vielzahl von Eindrücken in Großstadt
nach Srubar: Soziologie ist selbst ein Großstadtkind, denn durch Beobachtung d. soz Prozesse in Stadt, wurden Sinne
der modernen Gesellschaft geschärft
1.4 Nationalstaaten
Begriff „Nation“ nicht älter als 18. Jhd.
1871 Gründung Deutsches Reich unter preußischer Führung -> erstmal Sprache von deutschen Nationalstaat
Anderson beschreibt 3 Paradoxe, die sich bei der Beschäftigung mit Thematik auftun:
1. Nationalstaaten geben sich alt, historisch gesehen sind sie modern
2. Nationalität ist selbstverständlich erscheinende Kategorie, aber in fast jedem Fall gibt es Ausnahmen:
Sprache: Die Schweiz hat 4 Sprachen, aber nicht jeder Schweizer ist mehrsprachig
Kultur u. Wirtschaftslebens: Kultur kann innerhalb einer Nation vielschichtig sein
man könnte fragen, was kulturelle Gemeinsamkeiten zw. Bayern u. Norddeutschen sind
3. Nationalismus ist ein einflussreiches pol. Konzept, philosophisch aber verarmt:
Anders als viele andere pol. Strömungen der Moderne hat Nationalismus keine großen Denker hervorgebracht
Erklärung durch Anderson „imaginierten Gemeinschaften“ („imagined communities“): Nationalstaaten
- sind imaginierte pol. Gemeinschaften, vorgestellt als begrenzt u. souverän
- Einwohner haben Vorstellung von komplexer Art und Weise verbunden zu sein
Imaginiert: Alle Gemeinschaften die größer als kl. Dörfer
Anderson weist darauf hin, dass Nationalstaat an Stelle der alten Erklärungsmodelle für Fragen des Lebens oder
gesellschaftliche Phänomene, getreten ist, die an Einfluss verloren …
… mit Ende der Feudalgesellschaft und ihrem auf Patronage und Klientelwirtschaft beruhenden Ständewesen.
Um den Unterschied zu verstehen z. B. wie lange England von nicht-englischen Königsfamilien regiert wurde
… mit dem Bedeutungsverlust der Kirche und anderer religiöser Erklärungsangebote.
Als relativ junges Deutungsangebot ist Nationalismus vergleichsweise religiös aufgeladen.
Zugehörigkeit zum Nationalstaat trägt „schicksalhafte“ Züge.
Etablierung d. Druckerpresse u. Auftreten neuer literarischer Formen:
- verstärkter Bedarf an Schriftgut, Autoren schrieben nicht nur für europäische Intellektuelle auch für Laien
- Luther erster Bestsellerautor nach 15 Tagen These im ganzen Land verteilt
Lektion 6 – Sozialer Wandel
Sozialer Wandel tritt z. B. dann auf, wenn neue Technologien Berufsgruppen überflüssig machen
z. B. Schriftsetzer ersetzt durch Fotosatztechnik
Je mehr die Lebensentscheidungen von Individuen souverän (uneingeschränkt) bestimmt werden können, umso
stärker treten Lebensläufe in den Fokus der soziologischen Forschung und Reflexion