1 Markt, Preis und Wettbewerb
Marktformen
In einer Marktwirtschaft verfolgen alle Wirtschaftssubjekte Eigeninteressen und stellen ihre
Wirtschaftspläne autonom auf. Dabei haben die Anbieter und Nachfrager gegensätzliche
Interessen. Während die Anbieter sich an der Gewinnmaximierung orientieren, sind die
Nachfrager auf die Nutzenmaximierung fixiert.
Der Ausgleich dieser gegensätzlichen Interessen erfolgt über den Markt bzw. den
Marktpreis. Der Markt ist damit der Ort, an dem Nachfrager und Anbieter zusammentreffen
und sich über den Marktpreis einigen.
In einer Volkswirtschaft gibt es allerdings nicht nur einen Markt, sondern eine Vielzahl von
Märkten, die sich in ihrer Vollkommenheit und in der Relation von Anbietern zu
Nachfragern unterscheiden.
Je nach Marktform ergeben sich Konsequenzen für die Verteilung der Marktmacht zwischen
Anbietern und Nachfragern und damit auch für die Preisbildung.
Nach qualitativen Gesichtspunkten lassen sich Märkte danach unterscheiden, ob sie die Kriterien
eines „vollkommenen Marktes" erfüllen und damit der Wettbewerb zwischen verschiedenen
Anbietern ohne Einschränkungen funktioniert oder nicht. Erfüllen sie diese Kriterien nicht, spricht
man von einem „unvollkommenen Markt„.
Die Kriterien des vollkommenen Marktes sind danach ausgerichtet, dass das
Marktgeschehen jederzeit ein Marktgleichgewicht gewährleistet und zeitaufwendige
Anpassungsprozesse zwischen Angebot und Nachfrage nicht erforderlich sind. In der Praxis
der Märkte sind sämtliche Bedingungen jedoch nur selten gegeben. Deshalb muss ein
unvollkommener Markt aber noch kein funktionsuntauglicher Markt sein. Der Devisenhandel
oder der Aktienhandel an der Börse stellen annäherungsweise Beispiele für einen
vollkommenen Markt dar.
Die 7 Bedingungen eines vollkommenen Marktes lauten:
Nutzenmaximierung der Nachfrager und Gewinnmaximierung der Anbieter,
homogene Güter, d. h., die Güter werden von allen Marktteilnehmern als sachlich
gleich eingeschätzt, es gibt keine Unterschiede in den Produkteigenschaften,
keine persönlichen Präferenzen, d. h., Kaufentscheidungen und
Verkaufsentscheidungen erfolgen niemals aus rein persönlichen Gründen, z. B.
aufgrund der Freundlichkeit der Bedienung oder der Bevorzugung von bekannten
Produkten (Marken),
keine zeitlichen Präferenzen, d. h., es gibt keine Unterschiede in den Lieferfristen
der Anbieter,
keine räumlichen Präferenzen, d. h., es besteht ein sogenannter Punktmarkt, es
entstehen keine unterschiedlichen Transportkosten,
, vollkommene Markttransparenz, d. h., alle Anbieter und Nachfrager besitzen stets
einen vollständigen Marktüberblick,
unendlich schnelle Reaktionen der Marktteilnehmer, d. h., sie stellen ihr Verhalten
augenblicklich auf veränderte Marktbedingungen ein.
1.1 Preisbildung auf unterschiedlichen Märkten
Nach quantitativen Gesichtspunkten, d.h. nach der Zahl der Marktteilnehmer, unterscheidet
man drei wesentliche Marktformen:
Monopol: Ein Anbieter oder ein Nachfrager beherrscht den Markt.
Oligopol: Einige wenige Anbieter oder Nachfrager verfügen über bedeutende
Marktanteile.
Polypol: Viele Anbieter stehen vielen Nachfragern gegenüber.
Im Polypol beliefern so viele und so kleine Anbieter den Markt, dass die einzelnen Anbieter
keinen Einfluss auf den Marktpreis nehmen können. Absatzpolitische Initiativen eines
einzelnen Anbieters bedrohen die Konkurrenz nicht ernsthaft. Liegt die Kombination
vollkommener Markt und viele Anbieter/viele Nachfrager vor, spricht man von dem Modell
der vollkommenen Konkurrenz.
Im Oligopol verfügen einige wenige Marktteilnehmer über bedeutende Marktanteile. Man
unterscheidet zwischen Angebotsoligopol und Nachfrageoligopol. Angebotsoligopole sind
gegenwärtig die bestimmenden Marktformen auf vielen Märkten (Energie, Stahl, Chemie,
Automobile, Arznei usw.). Wenige große Anbieter stehen vielen Nachfragern gegenüber.
Diese Anbieter halten jeweils einen so großen Marktanteil, dass jede Veränderung von
Preis, Angebotsmenge und Angebotsqualität eines Anbieters Einfluss auf den Markt hat.
Beim Nachfrageoligopol stehen wenige große Nachfrager vielen Anbietern gegenüber.
Immer dann, wenn viele Zulieferbetriebe nur an wenige Nachfrager verkaufen können,
entsteht ein Oligopson. Die wenigen Nachfrager setzen ihre Marktmacht dazu ein, die
Einkaufspreise der Güter zu drücken (z. B. Automobilindustrie).
Monopol: Monopolsituationen sind durch fehlenden Wettbewerb gekennzeichnet. Man
unterscheidet zwischen Angebotsmonopol und Nachfragemonopol. Bei einem
Angebotsmonopol beliefert ein Anbieter den ganzen Markt. Die Monopolsituation ist dann
besonders stark ausgeprägt, wenn wenige oder gar keine Substitutionsgüter zur Verfügung
stehen und das betreffende Produkt dringend benötigt wird. Beim Nachfragemonopol,
Monopson liegt die Marktmacht ganz in den Händen des einzigen Käufers. Er kann den Preis
bestimmen, vorausgesetzt, dass ein Angebot zu diesem Preis überhaupt möglich ist.
1.1.1 Marktgleichgewicht bei vollständiger Konkurrenz
Marktunvollkommenheit und oligopolistische bzw. monopolistische Marktformen haben
wesentlichen Einfluss auf die Marktpreisbildung
Preisbildung ist das Zustandekommen eines Preises durch das Zusammenwirken von
Angebot und Nachfrage. Die Preisbildung ist von den jeweiligen Marktformen abhängig.
Deshalb unterscheidet man grundsätzlich zwischen der Preisbildung auf vollkommenen
Märkten und unvollkommenen Märkten. Unterschieden wird die Preisbildung bei
vollständiger Konkurrenz (freie Preisbildung) und die Preisbildung bei unvollständiger
Konkurrenz, d. h. die Preisbildung beim Monopol und Oligopol.