Gesellschaftliche Strukturierung I -> 31.01.2020
Soziologische Grundlagen:
Definitionen und Taxonomien erkennen:
- Definition = Vereinbarungen, gemeinsamer Sprachgebrauch, Festlegung; „die
Jugendlichen“, „das Proletariat
- Taxonomie = Begriffssystem, das aus den Definitionen besteht; „die Kinder, die
Jugendlichen, das mittlere Alter, das Alter“
- Sind die Definitionen präzise? – Was inkludieren und exkludieren die Definitionen? –
Was sind die politischen Folgen der Definition? („Menschen mit
Behinderung“/“Behindert“/“normal“)
- „Welche Hierarchien bildet die vorgeschlagene Taxonomie der Definitionen
(Oberklasse, Mittelklasse, Unterklasse)?
Korrelation und Kausalitäten:
- Korrelation = Zwei (oder mehrere) Ereignisse/Phänomene geschehen (nahezu)
gleichzeitig oder es besteht ein sonstiger Zusammenhang zwischen den Ereignissen
- Beobachtung, Beschreibung, Verstehen: Jedes Mal, wenn Frau Merenheimo
schlecht gelaunt ist, singen die iba-Studenten UND jedes Mal, wenn viele iba-
Studenten singen, ist Frau Merenheimo schlecht gelaunt. Keine Aussage zur
Ursache-Wirkung möglich (kann auch Zufall sein!)
- Kausalität = Ursache – Wirkung
- Verstehen, Erklären: Weil die iba-Studierenden singen, ist Frau Merenheimo
schlecht gelaunt UND/ODER weil Frau Merenheimo schlecht gelaunt ist, singen die
iba-Studierenden
Handlungs,- System- und Strukturtheorien
Handlungstheorie:
- Betont das Bewusste und Geplante des menschlichen Verhaltens
- Versuchen Menschliches Handeln, seine Gründe und Motive zu erklären und
befassen sich vor allem mit der Erklärung intentionalen, also willentlichen Verhaltens
- Meist wird versucht eine Grundlage für die Erklärung und Beeinflussung vom
Alltagshandeln der Menschen zu liefern
- Menschenbild von Handlungstheorien: stark subjektorientiert, wobei Handlungen den
Grundbezug psychologischer Forschung und Anwendungen bilden
- Handeln = ganzheitliches, komplexes Geschehen, als Systemprozess
- Jedes Handeln ist in einem bedeutungsstrukturierten situativen Kontext eingebettet,
sodass jede Form des Handelns, daher auch das Nicht-Handeln, durch eine
Konstellation aktuellen Kontextes mitbedingt ist
- Kontextkonstellation von Person-, Umwelt- und Aufgabenfaktoren die je konkrete
Handlungssituation ergibt
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,- Die persönliche Betroffenheit des Handelnden hängt dabei von der persönlichen
Bedeutung der Situation, der Wertigkeit (Handlungsvalenz), und den notwendigen
Kompetenzen zur Situationsbewältigung (Handlungskompetenz) ab
- Jede Situation besitzt einen großen Einfluss auf die psychischen Prozesse, denn was
Menschen wahrnehmen, denken und fühlen sowie deren daraus resultierenden
Handlungen hängen von dem jeweiligen Kontext, ab
- Situationen werden subjektiv wahrgenommen und definiert
Strukturtheorie:
- Versuchen individuelle Absichten und Handlungen anhand von herrschenden
gesellschaftlichen Strukturbedingungen zu erklären
- Entwicklung und Veränderung dieser Strukturbedingungen entsteht durch eigene
Gesetzt und ist deshalb aus den Strukturbedingungen selbst zu erklären
Systemtheorie:
- Systeme als Selbststeuerung
- Systeme = sind von der Umwelt abgrenzbare, strukturierte Ganzheiten, deren
Elemente in Wechselwirkung miteinander stehen
- Untersuchen den Aufbau von Systemen, ihre Dynamik und ihr Verhalten im
Zeitablauf, wobei dem Konzept der Selbstorganisation eine zentrale Rolle zukommt
- Es werden verschiedene Systemebenen unterschiedene, die ihrerseits in
Wechselwirkung miteinander stehen (z.B. Zellsysteme, psychisches System,
Familiensystem, Rechtssystem)
- Je nach Fragestellung und Analyseeben wurden in verschiedenen Wissenschaften
unterschiedliche Systemtheorien mit je spezifischen Begrifflichkeiten und
Modellannahmen entwickelt
Rationalisierung 1: Die Entzauberung der Welt – Max Weber
(Handlungstheorie)
Zusammenfassung:
- Soziologie = Wissenschaft von den Ursachen und Folgen sozialen Handelns
- Handlungstheoretisches Konzept
- Alle sozialen Erscheinungen unter Bezugnahme auf den subjektiv gemeinten Sinn
des individuellen Handelns von Akteuren sollen und können erklärt werden
- Empirische sozialwissenschaftliche Forschung soll sinnverstehend und wertfrei sein
- Intersubjektiven nachprüfbaren kausalen Ursache-Wirkungszusammenhänge dürfen
nicht dazu dienen, politische und weltanschauliche Positionen zu rechtfertigen
- Hauptinteresse: Frage nach historischen und kulturellen Bestimmungsfaktoren der
modernen Lebensführung
- Geformt und bestimmt durch den lang dauernden und anhaltenden historischen
Prozess der Rationalisierung
- Genauere Berechnung und Beherrschung der Welt durch:
o Die Rationalisierung des sozialen Wissens in der Herausbildung der
modernen Wissenschaft
o Die Rationalisierung des wirtschaftlichen Handelns in der Umstellung von
bedarfsdeckenden Wirtschaften und kapitalistische Profitmaximierung
o Die Disziplinierung der individuellen Lebensführung
o Die Steigerung der sozialen Kontrolle mittels rechtlicher und bürokratischer
Verwaltung des gesellschaftlichen Lebens
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, - Fortschreitende Entzauberung und Kontrolle der Welt: einhergehenden Sinn- und
Freiheitsverlust des modernen Lebens, der durch die blind verselbstständigenden,
unkontrollierbaren Rationalisierungsprozesse verursacht wird
- Nach und nach wird der Charakter unentrinnbarer Sachzwänge angenommen
Soziales Handeln:
Verhalten = einfaches (körperliches oder reflexhaftes) Reagieren
Sinnhaftes Handeln = wird vom Handelnden mit einem subjektiven Sinn verbunden
Soziales Handeln = wird mit einem subjektiven Sinn verbunden und ist zugleich auf das
Verhalten anderer bezogen
- Erst dadurch, dass der Handelnde seine Handlungen an dem Verhalten anderer
ausrichtet, werden diese zu sozialen Handlungen!
Rationalisierung:
= bezeichnet einen sozialen Prozess, in dem Ressourcen, Handlungsprinzipien und
Wissensbestände systematisch in einer Weise geordnet und angewendet werden, die auf
Berechnung und die Beherrschung der Welt und des Lebens gerichtet ist.
- Streben nach der Verbesserung von Zweck-Mittel-Beziehungen = Zweckrationalität
- Rationalisierung meint auch, dass die Begründungen von Normen und
Wissensurteilen von traditionalistischen oder sich auf Offenbarung berufenden
Rechtfertigungsmustern auf Vernunft- oder Verfahrensprinzipien umgestellt wird.
- Konsequente Verfolgung von einmal gesetzten Handlungsprinzipien = Wertrationalität
Bestimmungsgrad des Handelns:
1. Zweckrational: Die Handelnde wägt Mittel, Zweck und Nebenfolgen bei der
Reflexion ihrer Handlungen gegeneinander ab. Die Handlungsmittel und Ziele werden
so ausgewählt, dass diese sich möglichst erfolgsversprechend verwirklichen lassen.
Zweckrationales Handeln sieht Weber als zentrale Handlungsweise moderner
Gesellschaften an, mit der andere Handlungsformen an den Rand gedrängt werden.
2. Wertrational: Die Handelnde wählt ihre Handlungsweisen nach Maßgabe eines
bestimmten Wertes, der um seiner selbst willen verfolgt wird. Dieser Wert kann
ethisch, religiös oder auch ästhetisch begründet sein.
3. Affektuell: Die Handelnde orientiert sich an ihren aktuellen Gefühlen, denen sie mit
ihrer Handlung Ausdruck gibt.
4. Traditional: Die Handelnde orientiert ihr Handeln an „eingelebten Gewohnheiten“.
Dies können vor allem Traditionen oder Sitten sein.
Idealtypen:
- Klassifizieren charakteristische Erscheinungsformen eines sozialen Phänomens (z.B.
Morde) zu eindeutigen Kategorien, wobei sie die Unterschiede zwischen ihnen
möglichst deutlich herausheben (z.B. Trieb tat)
- Begriffliche Werkzeuge, mit denen Soziologen die Komplexität der sozialen Realität
reduzieren, d.h. handhabbar machen. Sie sind allgemeine Abstraktionen dieser
sozialen Realität, mit denen regelmäßig auftretende Prozesse oder Eigenschaften
wiedergegeben werden.
- Verallgemeinerungen, in ihren Beschreibungen finden sich deshalb keine
Eigenschaften wieder, die sich nur auf einen konkreten Fall beziehen.
Kapitalismus:
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