Modul-Nr. 1, Psychologie
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Einsendeaufgabe
Allgemeine Psychologie I – Induktives und Deduktives Denken
Aufgabe 1
Was versteht man unter induktivem Denken im Vergleich zu deduktivem
Denken? Benennen Sie explizit die Funktion dieser beiden Denkstrategien und
veranschaulichen Sie diese an einem eigenen Beispiel.
Gliederung
1 Einleitung
2 Deduktives Denken
3 Induktives Denken
4 Der Unterschied anhand eines Beispiels
1 Einleitung
Schlussfolgerndes oder logisches Denken umfasst alle kognitiven Vorgänge, durch
welche auf Basis vorhandener Erfahrung und Wissen neue Erkenntnisse gewonnen
werden. Zu unterscheiden ist zwischen deduktivem und induktivem Denken.
Deduktives Denken meint dabei die Gewinnung einer zwingend gültigen Folgerung
aus gegebenen und als gültig vorausgesetzten Sachverhalten oder Erkenntnissen,
während induktive Schlüsse entgegengesetzt vom Besonderen zum Allgemeinen
vollzogen werden (Becker-Carus & Wendt, 2017).
2 Deduktives Denken
Deduktives Denken ist wichtig, um richtig begründete Schlüsse zu ziehen und somit
logisch korrekt vorgehen zu können. Da das deduktive Schließen von allgemeinen
Gesetzmäßigkeiten hin zu Einzelfällen verläuft, werden auf Grundlage einer
wissenschaftlichen Theorie Vorhersagen zu bestimmen Ereignissen getroffen,
welche anschließend einer Überprüfung bedürfen. Deduktive Schlussfolgerungen
spielen somit im wissenschaftlichen Arbeiten, bei Studien und Experimenten eine
zentrale Rolle. Als Bereiche des deduktiven Schließens nennen Opwis, Beller, Spada
und Lüersich (2006) Prädikatenlogik und Aussagenlogik.
Rein deduktive Forschung ist wenig zielführend, da Deduktion selbst keine neuen
Theorien hervorbringen kann. Diese entstehen durch Beobachtung und Induktion,
nicht jedoch durch reines Überprüfen.
3 Induktives Denken
Deduktion braucht somit immer auch Induktion, also verallgemeinernde
Schlussfolgerungen. Diese sind - im Gegensatz zur Deduktion, welche zwingend
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gültige Folgerungen ableitet - stets mit Unsicherheiten verbunden1, finden jedoch im
Alltag deutlich häufiger statt, wenn die Fülle der eingehenden Informationen mental
kategorisiert oder in Konzepten zusammengefasst wird. Die Konzeptbildung versucht
verschiedene Objekte als äquivalent zu bündeln. Zu unterscheiden sind dabei
konjunktive von relationalen Konzepten. Während erstere solche Objekte
zusammenfassen, welche alle definierten Ausprägungen parallel enthalten,
schließen relationale Konzepte solche Merkmale ein, welche in einer Beziehung
zueinander stehen. Bei der Bildung von Konzepten zeigen sich zwei verschiedene
Strategien. Die Fokus-Strategie bedient sich der Verallgemeinerung einer maximal
spezifischen Hypothese. Als grundlegende Hypothese wird die erste Instanz mit allen
Merkmalen herangezogen. Nach und nach werden durch die Prüfung weiterer
Instanzen, welche der Konzepthypothese widersprechen, einzelne Merkmale als
nicht relevant identifiziert und aus der Hypothese ausgeschlossen. Diese Strategie ist
im Vergleich zur folgenden Scan-Strategie weniger gedächtnisintensiv, wird daher
häufiger genutzt und führt erfolgreicher zu einer korrekten Konzepthypothese. Die
Scan-Strategie hingegen spezifiziert eine zunächst allgemeine Hypothese. Ein Teil
der Merkmale der ersten Instanz wird als Konzepthypothese herangezogen. Nicht in
die Hypothese passende Instanzen führen entweder zu einer Erweiterung der
ursprünglichen Konzepthypothese, oder einem Ausschluss nicht korrekter Merkmale.
Diese Strategie stellt hohe Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis, da alle bislang
geprüften Instanzen im Blick behalten werden müssen.
Induktion kann als Hypothesenüberprüfung verstanden werden und ist daher gerade
für confirmation bias anfällig, da die reine Suche nach positiven Fällen eine
Hypothese nicht endgültig bestätigen kann. Falsifikation wird erst durch einen
einzigen negativen Fall möglich. Jedoch zeigt sich eine Tendenz, bestätigte
Informationen für eine Hypothese zu sammeln und somit die Induktion durch
Induktion zu belegen. Die Entstehung einer Hypothese wie „Sonntags haben
Geschäfte geschlossen“ durch Beobachtung, kann durch die Tatsache, dass auch an
weiteren Sonntagen die Geschäfte geschlossen haben, nicht zuverlässig belegt
werden.2
Im Gegensatz zur Konzeptbildung überträgt die kategoriebasierte Induktion
Eigenschaften von einer Kategorie auf eine andere und verallgemeinert damit
aufgrund von Beobachtungen. Verallgemeinerungen solcher Art geschehen auf Basis
induktiver Argumente, welche sich aus zwei Prämissen und ihrer Konklusion
ergeben. Solche induktiven Argumente können in ihrer Stärke unterschiedlich
ausgeprägt auftreten. Ausschlaggebend hierfür sind verschiedene Faktoren wie die
Typikalität, da Eigenschaften von Prototypen eher für die Konklusion herangezogen
werden. Kategorien weisen eine gestufte Struktur auf, sie verfügen also über als
1Die Sicherheit induktiver Argumente erhöht sich mit dem zur Verfügung stehenden
Expertenwissen. Nachzulesen in Beller und Bender, 2014.
2Beller& Bender (2014). Allgemeine Psychologie I: Induktives und Deduktives Denken.
Hogrefe: Göttingen.