EFP
Einführung in die Psychologie
Studienbrief 1: Psychologie als Wissenschaft
Gegenstand der Psychologie ist das menschliche Verhalten und Erleben! Diese werden sowohl in
ihrer gegenwärtigen Ausprägung als auch in ihrer Entwicklung im Laufe des menschlichen Lebens
untersucht! (Seelenkunde)
Verhalten: von außen beobachtbare Aktivität
Erleben: innere Zustände und Prozesse (nicht beobachtbar)
Gegenstandsbereiche der Psychologie:
Erkennen und Denken
Aktiver Prozess (Wahrnehmen, Informationsgewinnung, Verknüpfen, Schlussfolgerungen)
Motivation und Handeln
Handeln (absichtlich, zielgerichtet, planvoll)
Motivation (Beweggründe) langfristige Tendenzen (Motive) oder situative Anreize
Motive können angeboren (primär) der erworben (sekundär) sein
Fühlen
Gefühle beeinflussen Erkennen, Denken und Handeln
Lernen und Entwicklung
Entwicklung: biologische Reifung und Alterung
Lernen: Die Veränderung von Verhalten und Erleben durch Erfahrung
Individuelle Unterschiede
Wissenschaftliche Psychologie: Alltagspsychologie:
An der Realität überprüfbar nicht überprüfbar
Nachvollziehbar nicht nachvollziehbar
Wiederholbar nicht wiederholbar
Geltungsbereich angegeben verallgemeinert
Wahrscheinlichkeitsaussagen Plausibilitätsaussagen
Objektiv subjektiv
Theoriegestützt Erfahrungen
Systematisch zufällige Einzelbeobachtungen
Geplant und organisiert Schlussfolgerungen
Hauptziele der Psychologie:
Beschreiben
Zuerst inhaltliche Definition
Um es empirisch erfassen zu können muss es mittels Operationalisierung konkretisiert werden
Erklären
Zuerst Hypothese aufstellen, die sich anhand von Daten überprüfen lässt
Für eine wissenschaftliche Erklärung muss ein Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung
aufgedeckt werden (kausaler Zusammenhang) am besten durch Experimente
Vorhersagen
Die in früheren Forschungen gewonnenen Erkenntnisse werden auf andere Personen,
Personengruppen oder Umstände übertragen (verallgemeinernd oder spezialisierend)
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, EFP
Verbesserung des praktischen Handelns
Verbesserung der Lebensqualität
Nicht nur Ursache und Wirkung feststellen, sondern auch Hilfe bereitstellen
Zur Beurteilung der Tauglichkeit wissenschaftlich-psychologischer Methoden dienen die
Güterkriterien:
Objektivität (Unabhängig von der Person des Untersuchers)
Reliabilität (Unabhängig vom Zeitpunkt der Untersuchung)
Validität (Angemessenheit der Methode für den zu untersuchenden Gegenstand)
Methoden der Psychologie:
Einzelfallstudien
Eine Person wird intensiv und zu mehreren Zeitpunkten untersucht (zb. Gutachten)
Beobachtung
Unterschieden wird freie (zb. Schulhof) und systematische Beobachtungen (zb. Stellenbewerber)
Urteilsfehler: Milde bzw. Strenge-Effekt, Zentrale Tendenz, Fundamentaler Attributionsfehler,
Halo-Effekt, Primacy- bzw. Regency-Effekt, Anker Effekt, Verfügbarkeitsfehler
Physiologische Messungen
Körperliche Reaktionen werden mithilfe technischer Instrumente aufgezeichnet
Befragung
Interviews, Fragebögen, Umfragen
Verzerrung weil Fragen nicht verstanden werden oder finden Wahrheit peinlich oder erinnern
sich nicht
Tests
Standardisiertes Verfahren zur Feststellung von Fähigkeiten, Leistungen oder
Persönlichkeitsmerkmalen
Korrelationsstudien
Um festzustellen, in welchem Grad und in welche Richtung eine Beziehung zwischen zwei oder
mehr Variablen besteht
Es wird mittels statistischer Verfahren der Korrelationskoeffizient ermittelt
Ein Zusammenhang lässt noch keine Aussage über einen kausalen Zusammenhang (Ursache und
Wirkung) zu
Experiment
Bestimmte Bedingungen werden planmäßig variiert, die hervorgerufenen Reaktionen werden
systematisch erfasst
Unterschied Laboruntersuchungen und Feldexperiment (im natürlichen Umfeld)
Grundlagen der Psychologie:
Grundlagendisziplinen
o Allgemeine Psychologie
Grundlegende Gemeinsamkeiten aller Menschen
o Persönlichkeitspsychologie/Differentielle Psychologie
Konzentriert sich auf die Unterschiede jedes einzelnen Menschen
o Entwicklungspsychologie
Beschäftigt sich mit den Veränderungen und Stabilitäten im menschlichen Lebenslauf
und deren Einflussfaktoren darauf
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o Sozialpsychologie
Untersucht das Verhalten und Erleben in Abhängigkeit vom sozialen Umfeld sowie
die Interaktion zwischen Individuen und Gruppen
Anwendungsdisziplinen
o Pädagogische Psychologie
Man erforscht die Erziehungs- und Bildungswirklichkeit
Untersuchung menschlichen Lernens unter Berücksichtigung entwicklungs-,
persönlichkeits. und sozialpsychologischer Bedingungen
o Klinische Psychologie
Beschäftigt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Behandlung psychischer
Störungen und Probleme
o Arbeits- und Organisationspsychologie
Betrachtet menschliches Verhalten und Erleben im Zusammenhang mit Arbeit/Beruf
Arbeitspsychologie: wechselseitige Anpassung von Mensch und Arbeit
Organisationspsychologie: Zusammenwirken von Mensch und Organisationsstruktur
Theoretische Sichtweisen und historische Entwicklung der Psychologie:
Die Physiologische Psychologie
Untersuchung des Bewusstseins, sowie Erforschung von Einflüssen, die das Bewusstsein
verändern
o Wilhelm Wundt
Die Würzburger Schule
Denkpsychologie (Denken, Urteilen, Wollen, Aufmerksamkeit)
Selbsterfahrung als Methode der Wahl
o Oswald Külpe, Karl Marbe, Narziß Ach, Karl Bühler, Otto Selz
Psychoanalyse und Tiefenpsychologie
Der Mensch wird von Triebimpulsen und Instinkten bestimmt (unbewusste Prozesse haben
großen Einfluss auf Verhalten)
o Sigmund Freud, C.G. Jung, Alfred Adler
Behaviorismus
Menschliches Verhalten wird durch angeborene Reflexe und erlernte Reaktionen bestimmt
Nur das von außen beobachtbare Verhalten wird untersucht Innere Prozesse ausgeschlossen
Klassische Konditionierung: reflexauslösender Reiz
Instrumentelle Konditionierung: positive oder negative Konsequenz
o Iwan P. Pawlow, John B. Watson, Burrhus F. Skinner
Kognitive Psychologie
Mensch ist ein informationsverarbeitendes Wesen zwischen Reiz und Reaktion treten
kognitive Prozesse (Wahrnehmen, Bewerten, Schlussfolgern)
o Richard Lazarus
Humanistische Psychologie
Mensch ist ein informationsverarbeitendes und emotionales Wesen, das nach
Selbstverwirklichung strebt (Kognition, Emotion, Motivation)
o Carl Rogers, Abraham Maslow
Systematische Psychologie
Mensch ist ein komplexes System und lebt in komplexen Systemen, die sich wechselseitig
beeinflussen (zirkuläre Kausalität)
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