Bodengeographie
Einführung
Boden oder Pedosphäre
Der Boden ist der oberste Grenzbereich der Erdoberfläche, in dem sich Lithosphäre, Hydrosphäre,
Atmosphäre u. Biosphäre überlagern u. durchdringen. Er ist ein im Laufe der Zeit unter dem Einfluss
der Umweltfaktoren sich weiterentwickelndes Umwandlungsprodukt mineralischer u. organischer
Substanzen, das höheren Pflanzen als Standort dient u. die Lebensgrundlage für Tiere u. Menschen
bildet.
Faktoren der Bodenbildung
Böden sind das Ergebnis von der Zeitdauer (Z) der bodengenetischen Faktoren: Relief (R), Ausgangs-
gestein (G), Klima (K), Vegetation (V) u. Bodenlebewelt (L), sowie seit dem Neolithikum in
zunehmendem Maße von der Bodennutzung durch den Menschen (M).
Boden = f (Klima, Ausgangsgestein, Relief, Vegetation, Bodenlebewelt, Mensch) x Zeit
B = f (K, G, R, V, L, M) x Z
Bodenbildende Faktoren sind u.a.
1 Ausgangsgestein (= chemische u. mineralische Zusammensetzung).
2 Lebewesen (= Tiere, Mikroorganismen, Pflanzen, Pflanzenwurzeln, Menschen).
3 Klima (= Temperatur, Niederschlag).
4 Relief (= Lage u. Form der Geländeoberfläche, Beziehung zum Grundwasserspiegel).
5 Zeit (= nicht beeinflussbarer Faktor).
Seite 1 von 20
,Einige Begriffsdefinitionen
zonale Böden primär vom Klima der Erde beeinflusst (= Bodenzonen der Erde).
intrazonale Böden Dominanz von Ausgangsgestein, Topographie, Wasserhaushalt, Klima.
azonale Böden wenig entwickelte Böden, die aufgrund ihres jungen Alters noch kein für eine
bestimmte Klimazone typisches Bodenprofil besitzen.
Bodencatena charakteristische, reliefbedingte Abfolge von Böden (= Boden-Toposequenz)
rezenter Boden Boden, der sich durch die momentan herrschende Faktorenkombination
erklären lässt.
reliktischer Boden er ist zwar den heutigen Umweltbedingungen ausgesetzt, weist aber
eindeutig Merkmale auf, die auf eine frühere, veränderte Faktoren-
konstellation der Bodenbildung schließen lässt.
fossiler/begrabener Boden durch Überschüttungen im Untergrund konserviert worden.
Das ABC der Bodenkunde – Bodenprofil u. Bodenhorizonte
Pedogenese (= Bodenbildung) besteht aus vier grundlegenden Bodenbildungsprozessen
I Verwitterung u. Mineralneubildung Verwitterung der Ausgangsgesteine u. Herausbildung eines
charakteristischen geogenen u. pedogenen (u.a. Eisenoxide, Ton-
minerale) Mineralkörpers. Bei der Verwitterung freigesetzte
Ionen dienen als Nährstoffe oder werden mit dem Sickerwasser
ausgewaschen.
II Humusbildung (Mineralisierung u. Abbau der organischen Streu (Mineralisierung) u. Neubildung
Humifizierung) (Humifizierung) von Humus u. Huminstoffen.
III Gefügebildung durch Gefügebildung entsteht eine typische Bodenstruktur (=
Gefüge) u. ein sekundäres Porensystem. Das Bodengefüge
beeinflusst die Stabilität von Böden. Es ist ein Ergebnis von
chemischer u. biologischer Aggregierung u. Verkittung von Boden-
bestandteilen, von Quellen u. Schrumpfen, Gefrieren u. Auftauen
des Bodens sowie von Umlagerung u. Verlagerung von Boden-
inhaltsstoffen.
IV Verlagerung von u.a. Tonmineralen, Fe- u. Al-Oxiden, Huminstoffen, Salzen u.
anderen gelösten Elementen (u.a. Nährelemente, Schwermetalle
u. organische Schadstoffe).
Seite 2 von 20
, • Bodentyp:
- gekennzeichnet durch Kombination bestimmter Bodenmerkmale, die häufig gemeinsam
vorkommen u. miteinander gekoppelt sind.
• genetischer Bodentyp
- gleiche Horizontfolge.
- ähnliche Ausprägung der Horizonte.
- gleiche pedogene Eigenschaften, aber nicht die gleichen geogenen (lithogenen) Eigenschaften.
• Bodenhorizonte:
- ähneln von ihren Eigenschaften her an der Bodenoberfläche der organischen Streu u. mit
zunehmender Bodentiefe immer mehr dem Ausgangsgestein. Bodenhorizonte haben eine
unscharfe Untergrenze, der Horizont selbst eine sehr ähnliche Bodenfarbe.
• Bodenfruchtbarkeit/Produktivität eines Bodens
- Fähigkeit, Wachstum u. Erträge von Organismen, vor allem von Pflanzen, zu ermöglichen.
- wird durch die Gesamtheit der physikalischen, chemischen u. biologischen Eigenschaften des
Bodens u. deren Wechselwirkungen bestimmt
- Gründigkeit (= durchwurzelbare Tiefe), Textur u. Struktur, Luft- u. Wasserhaushalt.
- Säuregrad (= pH), Redoxpotential, Humusgehalt.
- Sorptionseigenschaften (= Bindung von Nähr- u. Schadstoffen) u. Nährstoffhaushalt,
Wärmezustand, Gehalt u. Aktivität der Bodenlebewelt (= Edaphon).
Textureigenschaften von Böden
Bodentextur = Körnung = Korngröße. In der Regel besteht die Textur eines Bodens aus einer Mischung
verschiedener Korngrößen (= Bodenskelett „Grobboden“ u. Feinboden).
Einteilung der Bodenskelettanteile
Vol. %
sehr schwach steinig, kiesig, grusig <2
schwach steinig, kiesig, grusig 2 – 10
mittelsteinig, -kiesig, -grusig 10 – 25
stark steinig, kiesig, grusig 25 – 50
sehr stark steinig, kiesig, grusig 50 – 75
Skelettboden (Steine, Kies, Grus) > 75
Feinboden/-erde
Seite 3 von 20