Zusammenfassung: Versuchsplanung und Experimentelles Praktikum I
(Begriffliche Grundlagen)
Kapitel 1: Empirische Psychologie
Psychologisches Alltagsdenken Wissenschaftliche Psychologie
- Theory of Mind («Wir alle sind naive - Fundament sind Methodologien (Theorie
Psychologen») wissenschaftlicher Methoden) aus denen
Methoden hervorgehen
ABER:
- Zielsetzungen von Wissenschaft:
- Alltagsvorhersagen sind oft «ad hoc» und
taugen nicht für Vorhersagen oder I. Sammlung und Ordnung von
Erklärungen (dienen also nur für Einzelfall / Tatsachenwissen (präzise
Augenblick als Plausibilitätsüberlegungen) Deskription / Beschreibung als
Ausgangspunkt für
- Psychologie findet überraschende
Hypothesenbildung)
Erkenntnisse, die nicht immer mit
Alltagserfahrungen übereinstimmen (und II. Formulierung von allgemeinen
trägt damit zur Differenzierung, Theorien und Gesetzmäßigkeiten,
Systematisierung und Begründung von die zur Erklärung und Prognose
Wissen bei) von Phänomenen dienen
(Erklärung, Vorhersage und
- Menschliche Wahrnehmung und Denken ist
Anwendung auf praktische
systematisch verzerrt (Informationen
Probleme, bspw. als
werden entsprechend den eigenen
Ausgangspunkt für Prognosen)
Erwartungen wahrgenommen und
interpretiert). Denken gemäß Regeln der - Ohne Theorie ist also keine praktische
Logik und in Wahrscheinlichkeiten zählt Anwendung möglich!
nicht zu menschlichen Stärken.
- Rückschaufehler: Ereignisse werden als
wahrscheinlicher gewertet, wenn sie bereits
eingetreten sind
Alltagswissen muss nicht immer falsch sein, aber es stellt keine Kriterien zur Verfügung, woran seine Korrektheit
oder Falschheit überprüft werden kann. Wissenschaftliche Methodik versucht Verzerrungen auszuschließen um
Grundlage für eine systematische Erweiterung des Wissens über das Erleben, Verhalten und die Kognition des
Menschen zu schaffen.
Wissenschaft ist durch die Methode (wie und warum man etwas annimmt) und nicht durch den Inhalt (was man
annimmt) gekennzeichnet.
Durch wissenschaftliche Methodik kann nicht nur herausgefunden werden, unter welchen Umständen welche
Erklärung gilt, sondern auch Erklärungen gefunden werden, die das Ziel haben frei von kognitiven Verzerrungen
zu sein.
Die Ziele der Psychologie – Sammlung und Ordnung von Tatbeständen, Aufstellung von Theorien und
Gesetzmäßigkeiten zur Erklärung und Vorhersage, und die Anwendung dieser Erkenntnisse – werden durch eine
Kombination aus deduktiven und induktiven Methoden erreicht. Diese Mischung geht auf die philosophischen
Strömungen des Rationalismus (Denken als Erkenntnisquelle) und des Empirismus (Erkenntnis nur durch
sinnliche Wahrnehmung) zurück.
1
,Rationalismus und Empirismus:
- Rationalismus:
Vorrang der Theorie vor den Daten, bzw. Überlegenheit des Denkens gegenüber sinnlicher Erfahrung als
Erkenntnisquelle (Platon, Descartes)
Meist deduktivistische Methodologien: Möglichst widerspruchfreie Theorie / Hypothese wird durch Empirie
kritisch überprüft
- Empirismus:
Welterkenntnis nur durch sinnliche Erfahrung (Empirie) möglich. Mensch als leere Tafel (tabula rasa), die
durch Lernen und Erfahrung beschrieben wird (Aristoteles, Locke)
Meist induktivistische Methodologien: Unverzerrte Beobachtungen bilden Datensammlungen aus denen
Gesetzmäßigkeiten abgeleitet werden, die in Theorien münden
Logischer Empirismus: Je häufiger Beobachtung repliziert werden kann, desto mehr steigt das Vertrauen in
die Richtigkeit einer Theorie (Anfang 20. Jhd.)
Kritik Empirismus / induktivistische Methodologien
- Argument Sir Karl Popper: Induktiver Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine kann nicht logisch
gerechtfertigt werden (immer mit Unsicherheiten behaftet, dass Beobachtung nicht mehr zu
Gesetzmäßigkeit passt)
- Denn: Ist ein deduktiver, logischer Schluss valide, muss die Schlussfolgerung wahr sein, wenn die
Prämissen wahr sind. Demnach kann man niemals logisch sicher von speziellen Beobachtungen (egal
wie vielen) auf eine allgemeine Theorie schließen, da schon morgen eine neue Beobachtung gegen die
Theorie sprechen könnte.
Falsifikation Verifikation
Allgemeine Theorie erlaubt Aussagen über Es kann nur geprüft werden, ob eine
Beobachtungen. Treffen diese nicht ein kann man universelle Aussage falsch ist, sie kann jedoch
mit Sicherheit auf die Falschheit der Theorie nicht endgültig als wahr bewiesen werden.
schließen (Beweis der Falschheit)
- Falsifikationsprinzip nach Popper:
«Wir können nie wissen, wann eine allgemeine Hypothese wahr ist. Aber wir können herausfinden, ob sie
falsch ist. Eine Hypothese wird nur dann ersetzt, wenn sie (1) falsifiziert, oder (2) eine bessere Hypothese zur
Verfügung steht, die auch neue Befunde erklärt»
Der „Idealfall“ deduktivistischer Forschung sieht demnach so aus, dass aus einer übergeordneten Theorie
konkrete Hypothesen abgeleitet werden. Diese sind in konkrete Erwartungen für empirische
Beobachtungen zu übersetzen. Dafür müssen die meist unbeobachtbaren theoretischen Begriffe (z.B.
Intelligenz) in empirisch fassbare Größen „übersetzt“ werden (z. B. Anzahl gelöster Testaufgaben).
Diesen Prozess nennt man auch Operationalisierung. Man führt das Experiment durch, protokolliert, ob die
erwartete Beobachtung eingetroffen ist. Wenn die erwartete Beobachtung nicht eingetreten ist, fällt man
ein Falsifikationsurteil, andernfalls fällt man ein (vorläufiges) Bewährungsurteil bzgl. der Hypothese.
2
, Der Forschungsprozess
- Der tatsächliche Forschungsprozess in den empirischen Wissenschaften folgt weder einer rein
induktiven noch einer rein deduktiven Methodologie, sondern kombiniert beide Ansätze. Es sei hier
angemerkt, dass das gemeinsame Ziel beider Ansätze die Formulierung von allgemeinen Theorien ist.
- Psychologischer Forschungsprozess strebt Objektivität (konsensfähige Daten, mehrere Personen sollten
sich also einig sein, das selbe Phänomen wahrzunehmen), Transparenz (Nachvollziehbarkeit, damit
Kritisierbarkeit besteht) und Replizierbarkeit (Wiederholbarkeit von Befunden um Zufallsbefunde
auszuschließen). an. Prozess sollte also so transparent und objektiv wie möglich dokumentiert werden,
um Kritik, Replikationen und Verbesserungen möglich zu machen.
Kapitel 2: Grundbegriffe und wissenschaftstheoretische Grundlagen
Variablen
- Die Psychologie möchte Gesetzmäßigkeiten im Verhalten und Erleben von Menschen beschreiben.
Viele psychologische Variablen sind aber nicht direkt messbar (latente Variablen), so dass ein messbarer
Indikator für sie gefunden werden muss (Operationalisierung).
Variablen Ganz allgemein die Bezeichnung für jede Größe, die unterschiedliche
Werte oder Ausprägungen annehmen kann. So sind z. B. Körpergröße,
Intelligenz, Extraversion oder die Schuhgröße Messwerte, die für jede
Person unterschiedlich ausfallen können.
Das Ziel wissenschaftlichen Arbeitens besteht darin, gesetzmäßige
Zusammenhänge zwischen Variablen zu identifizieren, um sie für
wissenschaftliche Erklärungen und Vorhersagen nutzen zu können.
Besonders interessant sind hier kausale Erklärungen: Sie ermöglichen
es, auf die Ursache der Veränderung einer Variablen hinzuweisen und
damit die Frage nach dem „Warum“ zu klären. Wissenschaftliche
Gesetzmäßigkeiten stellen immer eine Beziehung zwischen
verschiedenen Variablen her.
Quantitative / qualitative Variablen Quantitativ (Kategorien, nicht in Ausprägung messbar, bspw.
Haarfarbe), qualitativ (messbar, bspw. Intelligenz, Schuhgröße)
Latente / manifeste Variablen Latente Variablen (nicht der direkten Beobachtung zugänglich,
theoretische Begriffe wie Intelligenz, Resilienz). Werden durch
Operationalisierung messbar gemacht. Entwicklung valider
Messinstrumente stellt eine Grundherausforderung der empirischen
Psychologie dar.
Manifeste Variablen (mittels Beobachtung oder Messung objektiv
zugänglich, bspw. Anzahl der richtig gelösten Testfragen)
Störvariable Technischer Begriff, der darauf verweist, dass eine Variable «störend»
im Kontext einer spezifischen empirischen Untersuchung ist (nicht, dass
sie per se gut oder schlecht ist)
Kontrolle von Störvariablen als Ziel des Experiments (Einfluss auf AV
eliminieren oder möglichst geringhalten)
3