Ökonomie für die Sozialwissenschaften
1 Was sind die unterschiedlichen normativen Bezüge der klassischen Wirtschaftsschulen?
Wirtschaftsschulen 1:
• Antike: Verhaltensethik
o Haushalt als Analyseebene à tugendhafte Führung des Haushaltes
o Heute: Schuldenbremse à Wie hoch sind die Schulden? Soll man schulden?
• Merkantilismus: Maximierung staatlicher Geldeinnahmen
o Staat = Königreich
o Zentral = Nullsummenreich
o Heute: China
Wirtschaftsschulen 2:
• Klassik: Wohlstand durch Eigennutz, Preismechanismus auf Märkten
o Individuum zentral: kann sagen, ob gut oder schlecht
o Wirtschaft als eigenständiges System
• Marxisten: Zentrale Werte: Existenzsicherung à Liberalismus 17J.
o Aber durch politische Modernisierung seit 18J.
o Ansprüche auf wirtschaftliche Freiheiten und Gerechtigkeit
• Neoklassik: ab 1870
o Individuum ist Analyseeinheit
o Homo Oeconomicus: Individuum ist vernünftig
o Effizienz durch Märkte: optimale Allokation à Equilibrium kümmert sich um
Angebotsseite
Ökonomie ist die Lehre der effeziellen Verteilung der Güter!
2 Kritikpunkte Neoklassik
• Homo Oeconomicus als realistisches Menschenbild? Loyalität ist wichtiger
• Rationalität als Grundnahmen? Voraussetzung als Modellbildung, aber auch
Grundlage für Institutionen à Internationale Ökonomie
• Konsumentensouveränität? Dürfen ökonomische Akteure alles, auch wenn Folgen?
• Systemcharakter der Ökonomie: wie real ist die Annahme des Marktes als
Verteilungsmechanismus
• Reine Marktwirtschaft ohne Staatseinnahmen
,3 Kernpunkte des Keynesianismus
• Hintergrund: Wirtschaftskrisen und Krieg
• Grundannahmen: Märkte nicht unbedingt im Gleichgewicht des Staates à
fortdauernde Marktungleichgewichte erfordern Eingriff
• Wichtig: Arbeitsmarkt à Lohnsenkungen führen zu gesamtwirtschaftlichen
Nachfragemangel
• Ungleichgewicht problematisch wegen mangelnder Konsumquote
• Zentrale Werte: Wohlstand und Existenzsicherung
• Fürsorgepflicht gegenüber Bevölkerung
• Angebot und NACHFRAGE
4 Kritik des Key. Aus liberaler Sicht
• Kreditfinanziertes Nachfrageprogramm durch Staat à weniger private Investitionen,
Abhängigkeit der Unternahmen
• Arbeitslosigkeit nicht nur konjunkturell, sondern auch strukturell
• Zu hohe staatliche Eingriffe führen zu Fehlkalkulationen
• Staatsverschuldungen à Inflation à Ausgleich bei guter Konjunktur
• Angebot entscheidet (Löhne und Steuern)
5 Normative Annahmen der Umweltökonomie
• Normativer Fokus: nicht Effizienz, sondern Sicherheit, Wohlstand und Gerechtigkeit
• Neoklassische Umweltökonomie: Fehlallokation durch Marktversagen à optimale
Umweltpolitik durch Monetisierung von Umwelteffekten
Ökologische Ö./Neue Umweltö./Nachhaltige Ö.
• Homo cooperativus statt Homo Oeconomicus
• Infragestellung Konsumentensouveränität/anderer Lebensstil
• Grenzen des Wirtschaftswachstumes
• Globale Perspektive: Verantwortung der Industrieländer
• Lokale Perspektive: Genossenschaften
6 Normative Grundlagen der Ö.
Historisch offensichtlich: Ökonomie betrifft eine Vielzahl von Werten à Moral, Sicherheit,
Macht, Effizienz, Wohlstand, Entwicklung & Wachstum
à diese Werte werden immer in der Gesellschaft diskutiert und gegeneinander abgewogen.
Ökonomie und das Denken darüber spiegeln diese Konflikte immer wieder. Es gibt nicht nur
die Norm des Wirtschaftens.
,7 Verlauf der Nachfragekurve eines HH (Elastizität)
• Faktoren Elastizität: Bedarf, individuelle Präferenzen (zahlenmäßig nicht messbar),
Einkommen (absolut & relativ), Preis (für U am wichtigsten), Zinssatz (Kredit-
Konsum)
• Kernkonzept: wie reagiert eine relative Größe (N) auf die Veränderung einer anderen
N in Bezug auf Einkommen und Preis
• Einkommenselastizität: Einkommen ist abhängig von Güterklassen
o Luxusg: Nachfrage steigt propo. Zu Einkommen
o Normalg: N steigt, aber schwächer als Einkommen
o Einfachg: N sinkt, Einkommen steigt
• Skaleneffekte: U streben nach Gewinn (Umsatz > Kosten) à Steigerung Preis/Menge
oder Kostensenkung
• Output: Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital u. Ressourcen) produktiv einsetzen
• Produktivität: Output : Input
• P-steigerung: durch den Einsatz von Technologie oder Investitionen
• Entscheidend im Wettbewerb mit anderen U. sind meist Stückkosten
8 Preismechanismus
• A des U. und N des HH. führen zu Gleichgewicht à alle Güter verkauft
• Wichtige Annahmen: homogene Güter à Konkurrenz A und N à perfekte
Transparenz
• Preis > Gleichgewicht: Güter für HH teuer à Verzicht auf A, Preis geht runter à
Gleichgewicht
• Preis < Gleichgewicht: Güter für Produzenten profitabel à Verzicht auf Produktion,
Nachfrageüberhang, Preis geht hoch à Gleichgewicht
Gewinner des Gleichgewichts Verlierer des Gleichgewichts
- Produzenten mit deutlich niedrigen - Produzenten mit höheren
Stückkosten à großer Gewinn Stückkosten à Verlust und
können in Ausweitung prod. Verdrängung
Investieren - HH mit niedriger Bereitschaft à
- HH mit Bereitschaft höhere Preise zu Ausschluss von Konsum
zahlen
, 9 Wirkung staatlicher Eingriffe
• Staatlich direkt festgesetzte Preise (z.B. Post) bzw. staatliche Monopole:
o Ausschaltung von Anreizen zu Produktivitätssteigerung/ Kostensenkung,
Produktdifferenzierung etc.?
• Staatliche Höchstpreise (z.B. Mietpreisbindung oder Brot in manchen Ländern des
globalen Südens):
o Verringerung des Angebots? Herausbildung eines Schwarzmarkts? Schädigung
der Produzenten?
• Staatliche Mindestpreise (z.B. Gemeinsame Agrarpolitik der EU; Mindestlohn):
o Schutz der Produzenten vor Marktaustritt wegen Dumping? Anreiz zu
Überproduktion (bei Kombination mit Abnahmegarantie)? Schädigung der
Konsumenten?
• Subventionierung (z.B. Abwrackprämie):
o Beförderung gesellschaftlich gewünschten Konsums? Stabilisierung/
Bereicherung der Produzenten?
10 Warum geht die „New Economy“ (Big Tech) häufig mit der Bildung von Monopolen
einher?
• Big Tech als Problem: Plattformökonomie als Monopolmaschine? Beispiele: Amazon,
Apple, Facebook, Google, Twitter à Amazon: Umsatzwachstum im Quartal im
Jahresvergleich: +37%, Gewinn + 200% (auf 6,3 Milliarden Dollar), Alphabet
(Google): Umsatzwachstum +14%, Gewinn +60% (auf 11,2 Milliarden Dollar),
Facebook: Umsatzwachstum + 22%, Gewinn +29% (auf 7,85 Milliarden Dollar)
• Politikwissenschaftliche Kritik: Politische Macht der Plattformen (als Lobby, durch
politische Kommunikation), Vermögensungleichheit
• Überlegungen zur Zerschlagung der Plattformunternehmen im Rahmen der
Wettbewerbspolitik
• Ökonomische Rationalität: Eine Plattform besser als Fragmentierung durch viele
Plattformen, entspricht Konsumentenpräferenz, Skaleneffekte
• Ökonomische Kritik: Plattformen werden leicht zu Monopolen, erhöhen
Verbraucherpreise
• Was sind die Grundlagen dieser Rationalität/Kritik?
• Wie funktioniert Wettbewerbspolitik?