Hochschule Fresenius – University of Applied Sciences
Allgemeine Psychologie I
- Zusammenfassung -
(Teil I)
,Studiengang: Psychologie
Semester: 1. Fachsemester
Gedächtnis
Was ist Gedächtnis?
= Gedächtnis ist die geistige Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und später zu
reproduzieren oder abrufen.
Nennen und erläutern Sie die 2 Funktionen des Gedächtnisses!
Retrospektion = Erinnerung an Vergangenes, Definition des Selbst aus der erinnerten Biografie
Prospektion= Planung des Zukünftigen, Erwartungsbildung
Nennen und erklären Sie die 3 Phasen des Gedächtnisprozesses!
Codierung (encoding; Aufnehmen)
eingehende Reizinformationen werden über sensorische Prozesse in einen für das Gedächtnis
verarbeitbaren Code transformiert. (Bsp.: etwas sehen, welches sodann als Code transformiert wird)
Speichern/Retention (storage; Behalten)
Aufbewahrung des encodierten Materials über die Zeit + Neuronale Festigung der Gedächtnisspur
( z.B. das Behalten eines Namens oder einer Telefonnummer)
Abruf (retrieval; Erinnern)
Rekonstruktion von im Gedächtnis eingeprägten Informationen; Ab- bzw. Rückrufprozess
Wiederauffinden und Suchen der gespeicherten Information zu einem späteren Zeitpunkt
Was besagt „Das Mehrspeichermodell“ und welche Stufen werden
unterschieden?
= Nach dem Mehrspeichermodell entstehen unsere Erinnerungen in 3 verschiedenen Stufen:
Stufe 1: Umweltreize werden im sensorischen Gedächtnis aufgenommen.
Stufe 2: Enkodierung, Aufmerksamkeit wird auf wichtige Informationen gerichtet. Aufnahme
im Kurzzeitgedächtnis.
Stufe 3: Enkodierung, Aufnahme der Infos im Langzeitgedächtnis.
Was ist immer die Anforderung an ein Gedächtnisexperiment?
= Gedächtnisexperimente bestehen immer aus einer Lern- und einer Testphase.
Was versteht man unter einem „Retentionsintervall“?
= Zeitintervall zwischen Lern- und Testphase.
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,Was versteht man unter einem „Item“?
= Einheiten/Aufgaben des zu lernenden Materials (Wörter, Sätze, Bilder, sinnlose Silben usf.)
Was versteht man unter „Chunking“?
= Chunking ist die Gruppierung von Items in bedeutungstragende Gruppen. (Miller, 1956)
„By grouping items into units we remember better“ (19391945=1939+1945 → Jahreszahlen)
Was versteht man unter „Targets“?
= Items, welche in der Lernphase vorkamen.
Was versteht man unter „Distraktoren“?
= Items, die nicht in der Lernphase vorkamen, aber in der Testphase abgefragt werden.
Welche Gedächtnismethoden kennen Sie?
▪ Free recall
▪ Aided-/cued- recall
▪ Recognition
Was versteht man unter „Free- recall“ (freie Reproduktion)?
= Versuchsperson soll das, was sie gespeichert hat, ohne Hilfe (Hinweisreize, Abrufhilfen)
reproduzieren.
z.B.: „An welche Wörter können Sie sich erinnern?“
„Wie heißt die Hauptstadt von Kolumbien?“
„Wer war mit auf der Party?“
→ Ergebnisse sind i.d.R. ernüchternd.
Was versteht man unter „Aided- / cued- recall“ (Reproduktion mit
Hinweisreiz)? → Aided = unterstützt
= Versuchsperson wird mit Ausschnitten des Gelernten
(Gedächtnisstützen/Abrufhilfen = retrieval cues) konfrontiert und soll das Ganze reproduzieren.
z.B.: Einzelne Buchstaben eines zuvor präsentierten Wortes, Satzes, etc., Lückentexte, Slogans:
„...Vorsprung durch Technik.“ „...Das Wasser mit Stern.“
Was versteht man unter „Recognition“ (Wiedererkennungstests)?
= Versuchsperson soll angeben, ob dargebotener Reiz bekannt ist oder nicht. z.B.: „Können Sie
sich daran erinnern?“
Zur Kontrolle der Glaubwürdigkeit werden Distraktoren vorgegeben, die im fraglichen Kontext nicht
zu sehen waren.
z.B.: „Welches ist die Hauptstadt von Kolumbien? 1. Medellin 2. Quito 3. Bogotà 4. Kali“
(Multiple Choice)
„War Markus auch auf der Party?“
→ Ergebnisse sind hier üblicherweise am Besten.
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, Was war das erste Gedächtnisexperiment und was war der Output?
= 1885: Ebbinghaus = erbrachte als erster den Nachweis, dass auch komplexe Sachverhalte wie
das Gedächtnis experimentell untersucht werden können
- Lernte Ketten von sinnlosen Silben (lateinische und griechische Verse) auswendig und überprüfte
nach bestimmter Zeitspanne, wie viele Silben er noch wusste.
- Registrierte, wieviele Wiederholungen bis zum fehlerfreien Rezitieren notwendig sind
Grundlage: Assoziationsprinzipien britischer Empiristen
→ z.B. Ersparnis-, Reproduktions-, Wiedererkennungsmethode
Ziel also, reine Assoziationsprozesse (d.h. ohne Inhalt)
Output
= Vergessenskurve: Die Behaltensleistung fällt zunächst sehr stark ab, anschließend wird nach und
nach immer weniger vergessen.
→ je Größer der Zeitabstand zwischen Lernen und Abruf war, desto weniger wird erinnert
→ „Vergessen“: schon nach 20 Minuten ist ca. die Hälfte des Gelernten nicht mehr abrufbar
Bsp.: Nach einer Vorlesung erinnert man sich zuhause häufig nicht mehr an die Inhalte!
KRITIK:
a) es fehlt an allgemeingültiger Gesetzmäßigkeit, da Selbstversuch
b) Interesse an wohlmöglich lateinisch und griechischen Versen
c) lateinische und griechische Silben sind alltagsfremde Bestandteile, sodass dieser Gedächtnisprozess
von anderen kognitiven Prozessen abgekoppelt zu betrachten ist
→ keine ökologische Validität
d) gängige Wortzusammensetzungen verbleiben besser im Gedächtnis
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