Hochschule Fresenius – University of Applied Sciences
Allgemeine Psychologie II
- Zusammenfassung -
Studiengang: Psychologie
Semester: 2. Fachsemester
,Lernen
Definieren Sie Lernen nach Krüger & Helsper, 2002!
„Unter Lernen verstehen wir alle nicht direkt zu beobachtenden Vorgänge in einem Organismus, vor
allem in seinem zentralen Nervensystem (Gehirn), die durch Erfahrung (aber nicht durch Reifung,
Ermüdung, Drogen o.ä.) bedingt sind und eine relativ dauerhafte Veränderung bzw. Erweiterung des
Verhaltensrepertoires zur Folge haben“ (Krüger & Helsper, 2002)
Was versteht man unter „Nichtassoziativem Lernen“, was unter „Assoziativem
Lernen“?
Nichtassoziatives Lernen
= einfacher Lernakt, bei dem das Lebewesen nur Informationen über die Eigenschaften eines einzigen
Reizes bekommt und sein Verhalten danach orientiert. Es erfolgt keine Verknüpfung zweier Reize.
Hierunter fallen: Habituation, Dishabituation, Sensitivierung
Assoziatives Lernen
= Bildung neuronaler Verknüpfungen zwischen einem neutralen Reiz und einem zweiten Stimulus, der
entweder positive oder negative Auswirkungen auf den Organismus hat.
Hierunter fallen: Klassische Konditionierung, Operante Konditionierung
Was versteht man unter „Habituation“? Erläutern Sie diese Lernform anhand
des kalifornischen Seehasen (Aplysia)!
= „Habituation stellt eine abnehmende Bereitschaft dar, auf einen Reiz zu reagieren, der wiederholt
dargeboten wird. Bei Habituation handelt es sich nicht um eine Ermüdung der Muskulatur und auch
nicht um eine Abstumpfung der Sinnesorgane, sondern tatsächlich um eine Gewöhnung an
zentralnervöser Stelle.“ (Gudemann, 1995)
▪ Es handelt sich um die Abnahme der Reaktionsbereitschaft bei wiederholter Stimulus Darbietung.
▪ Habituation hat nichts mit Ermüdung zu tun, denn wenn ein Organismus müde ist, so treten
Reaktionen generell in verminderter Stärke auf, während bei einer Habituation die Reaktion nur
im Zusammenhang mit einem bestimmten Reiz auftritt. Bei anderer Reizen reagiert der
Organismus hingegen unvermindert stark.
Kalifornischer Seehase (Aplysia)
berührt man Kopf oder Siphon, so reagiert die Schnecke mit dem Kiemenrückzugsreflex.
Nach Habituation ist die Ausschüttung der Neurotransmitter reduziert und die Reaktion wird schwächer
oder bleibt komplett aus. Die Erregungsschwelle für ein AP bleibt aber gleich!
Durch Inaktivierung präsynaptischer Kalziumkanäle kommt es zu einer reduzierten Ausschüttung von
Glutamat. Ein weiterer Grund für die Gewöhnung ist die Verringerung synaptischer Kontakte.
Was versteht man unter „Dishabituation“?
2
,= bezeichnet die Aufhebung einer Habituation. Dies geschieht beispielsweise durch ein längeres
Aussetzen des Reizes oder durch die zwischenzeitige Präsentation eines anderen, fremden Reizes.
Was versteht man unter „Sensibilisierung bzw. Sensitivierung“?
= nach intensiver (und eventuell Vermeidungsreaktionen bzw. Schmerz auslösender Reizung), verstärkt
sich die Reaktion auf nachfolgende, auch unterschwellige Reize.
Was erklärt Ramaswamis Negativbild- Modell?
= erklärt, warum andauernde Reiz-Bombardierung die Empfindlichkeit nicht grundsätzlich senkt.
Was besagt die State- System Theorie?
= die Sensitivierung auf einen Reiz bewirkt eine Veränderung des Zustandssystems (state) und führt zu
einer generell gehobenen Bereitschaft des Organismus, auf Reize verstärkte Reaktionen zu zeigen.
Experiment M. Davis (1974) unterstützt die Gültigkeit der Theorie – dort wurden die Raphe-Kerne
durchtrennt, die an der Medianlinie der beiden Hirnstammhälften liegen.
→ Eine Habituation war in der EG nicht mehr zu beobachten.
Neuronale Aspekte des Lernens – wie geschieht Lernen auf neuraler Ebene?
Was ist die Grundlage für Lernen?
= die Entstehung neuer Synapsen, also die Ausbildung neuer Axone und / oder Dendriten, sowie
Veränderung bzw. Neuverknüpfung bestehender Synapsen.
Grundlage für Lernen
= chemische Veränderungen auf zellulärer Ebene stellen eine Grundlage für das Lernen und die
Gedächtnisbildung dar.
Was versteht man unter „Langzeitpotentierung“?
= Lang anhaltende und intensivierte Kommunikation zwischen zwei Zellen.
3
, Was versteht man unter „Klassischer Konditionierung“? Erläutern die die
wichtigsten Begriffe, nennen und erläutern Sie die Phasen der klassischen
Konditionierung und nennen Sie ein Beispiel!
= Das Prinzip der klassischen Konditionierung besagt: Wenn ein zunächst neutraler Stimulus A
wiederholt mit einem Stimulus B gepaart wird, der zu einer bestimmten Reaktion führt, dann reicht
irgendwann die Anwesenheit des zunächst neutralen Stimulus A, um die Reaktion auszulösen.
Begriffe
Deutsch Englisch Kürzel Erklärung
Unconditioned US
Unbedingter Reiz Reiz, der ohne vorangegangenes Lernen eine Reaktion auslöst
stimulus (UCS)
Unconditioned UR
Unbedingte Reaktion Angeborene Reaktion, die durch den US ausgelöst wird
response (UCR)
Neutraler Reiz Neutral stimulus NS Reiz, der keine spezifische Reaktion nach sich zieht
Ursprünglich neutraler Reiz, der aufgrund einer mehrmaligen
Bedingter Reiz Conditioned stimulus CS Kopplung mit einem US eine erlernte oder bedingte Reaktion
bewirkt.
Bedingte Reaktion Conditioned response CR erlernte Reaktion, die durch den CS ausgelöst wird
Phasen der klassischen Konditionierung
1. Kontrollphase
▪ Überprüfung ob US → UR
▪ Überprüfung ob CS Orientierungsreaktion (OR) auslöst
▪ Überprüfung ob CS nicht → UR
2. Konditionierungsphase
▪ CS + US, US = UR
▪ Wichtig: zeitliche Beziehung zwischen CS und US (zeitlicher Abstand zwischen dem Beginn des NS
und dem Einsetzen des US wird als Interstimulusintervall (ISI) bezeichnet.
Bsp.: Glocke und Futter
▪ Dabei gilt das Gesetz der Kontinuität: räumlich (im Zusammenhang) und zeitlich (kurz
nacheinander) müssen der CS und der US mehrmals wiederholt auftreten
3. Auswirkung der Konditionierung
▪ CS → CR
4. Extinktion (Löschungsphase / Hemmung / Abschwächung aus dem Russischen)
▪ CS wird nicht zu einem US, sondern führt zu einer Abnahme der CR in ihrer Stärke, bis hin zur
Löschung / Abschwächung
5. Spontanerholung / Rekonditionierung
▪ Nochmalige Darbietung von CS (ohne US) nach einiger Zeit löst erneut CR (Spontanerholung),
wobei CR < als CR zu Beginn der Löschungsphase
→ Die Löschung einer CR ist kein Prozess des Vergessens, sondern kann als weitere Phase eines
Lernvorgangs aufgefasst werden. Der Organismus lernt, dass CS und US nicht mehr gekoppelt sind, der
Reiz verliert seinen Signalcharakter. Lässt man bloß Zeit vergehen, beeinflusst dies die Stärke einer CR
nur gering.
4