Hochschule Fresenius – University of Applied Sciences
Ätiologie und
Ätiopathogenese
psychischer Störungen
– Zusammenfassung –
Studiengang: Psychologie
Semester: 4. Fachsemester
,Allgemeine Einführung in das Themenfeld Ätiologie
und Ätiopathogenese
Einführung
Welche unterschiedlichen Ursachen sehen die 4 unterschiedlichen Schulen?
(Neuro)biologische Perspektive
Ursachen
= Funktionsweise der Gene, Beschaffenheit und Stoffwechsel des Gehirns, Nerven und endokrines Sys-
tem, biochemische Prozesse
Methoden
= Experimente, objektive psychophysiologische, neurochemische und labortechnische Marker (EKG;
EEG; MRT)
Kognitive – behaviorale Perspektive
Ursachen
= erlernte Verhaltens- und Einstellungsmuster welche auf Grundlage von Vulnerabilitäten und Stress
entstehen, eingeschlossen sind kognitive Prozesse
Methoden
= Experiment kontrollierte Studiendesigns, direkt objektive (labortechnischer) und indirekte Maße
Psychodynamische Perspektive
Ursachen
= intrapsychische, meist unbewusste Konflikte, Impulse und Prozesse, welche häufig auf die Kindheit
zurückgeführt werden
Methoden
= Gespräche und indirekte subjektive Maße (Träume, Widerstände)
Integrative Perspektive (en vogue)
Ursachen
= Es werden alle Schulen und Ursachen (biologische, kognitiv-behaviorale, psychodynamische) in ein
Modell zusammengeführt. Es handelt sich um komplexe Vulnerabilitäts-Stress Interaktionen bei denen
die Schulen gleichermaßen in ihrer Entwicklungs- und zeitbezogener Dynamik in Wechselwirkung ste-
hen.
Methoden
= alle verfügbaren wissenschaftlichen Methoden
Was gilt es im Umgang mit Störungsmodellen zu berücksichtigen? KLAUSUR
Es gibt nicht das eine ultimative Störungsmodell, auch wenn…
– manche Störungsmodelle beeindruckend komplex und endgültig erscheinen,
– sie die Ableitungen von effektiven Interventionen ermöglichen,
– sie bislang unzureichend wissenschaftlich belegt sind, können sie heuristisch wertvoll sein!
– alle paar Jahre sind neue, z.T. wesentliche Erkenntnisse zu erwarten, die uns ein besseres Ver-
ständnis eröffnen.
Konklusion: Offen bleiben für neue Zusammenhänge – simples Psychologisieren vermeiden!
,Was kann als Take home Message für den Umgang mit Störungsmodellen ange-
führt werden?
1. Es gibt viele verschiedene Modelle, Herangehensweisen und Perspektiven! Sie werden aus-
gewählte Paradigmen im Rahmen Ihres Schwerpunktes, sowie dieser Veranstaltung kennenlernen.
2. Sie sollten viele davon kennen, da jeder Ansatz aus einer leicht anderen – ergänzenden – Perspek-
tive zum Verständnis psychischer Störungen beiträgt! Dabei hilft Ihnen das Literaturstudium auch
jenseits der Vorlesungen!
3. Die Kenntnis verschiedener Modelle bewahrt uns davor, vereinfachte und zu einseitige Erklärun-
gen abzugeben, die uns im Verständnis und in der Behandlung von Störungen einschränken
(„Scheuklappen“)
4. Nicht immer bemisst sich die Wertigkeit einer Theorie an ihrer „Wahrheit“, sondern an ihrer
Nützlichkeit im Alltag und in der Praxis!
, Begriffsbestimmungen
Erklären Sie nachfolgende Begriffe!
Ätiologie
= Lehre von Ursachen, Störungslehre, im engeren Sinne die Faktoren die zu den psychischen Störun-
gen führen
Pathogenese
= Gesetzmäßigkeiten des weiteren Verlaufs einer Erkrankung mit allen dazugehörigen Faktoren, z.B.
typische Erkrankungsdauer und -form, Komplikationen, sowie vorübergehende oder bleibende Konse-
quenzen (z.B. im Beruf, in Interaktionen, etc.)
Ätiopathogenese KLAUSUR
= Ätiologie und Pathogenese sind zusammengehörige Bestandteile der Ursachenlehre (ursächliche
Faktoren + deren prozessuales Zusammenwirken über die Zeit)
Salutogenese
= vglw. „neuer“ Begriff, der die Faktoren der Entstehung und Aufrechterhaltung von Gesundheit um-
fasst, insbesondere nach bzw. trotz Schädigungen und Stresseinwirkung (warum bleibt jmd. gesund)
Resilienz
= Personen die trotz gravierender Belastungen in der Sozialisation keine psychischen Störungen entwi-
ckeln. (=psychische Widerstandskraft)
Prädisposition/Disposition
= genetisch bedingte Veranlagung oder Empfänglichkeit (Vulnerabilität) für bestimmte Störungen
Auslösende und Aufrechterhaltende Faktoren
= auslösende Faktoren tragen zum erstmaligen Auftreten einer psychischen Störung bei, aufrechter-
haltende Faktoren veranlassen, dass eine psychische Störung bestehen bleibt und nicht wieder ab-
klingt.
Prävalenz
= totale Anzahl von Fällen zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder über einen bestimm-
ten Zeitraum (Periodenprävalenz)
Inzidenz
= Anzahl neu hinzukommender Fälle innerhalb eines Zeitraums
Komorbidität
= gleichzeitige Anwesenheit von zwei oder mehr Störungen in einer Person (ggf. „Doppeldiagnosen“)
Krankheitsgewinn
=