B.A. Wirtschaftspsychologie 8 Semester
Einsendeaufgabe
Allgemeine Psychologie III - Sprache
Aufgabe 1
Beschreiben Sie die grundlegenden strukturellen Einheiten (über die Wortebene
hinaus) aus denen eine Sprache besteht und gehen Sie dabei auch auf die
grundlegenden Regeln ein.
Die deutsche Sprache umfasst inzwischen mehr als 145.000 Stichwörter (Duden, stand
08.2017). Erwachsene nutzen, je nach Bildungsgrad, zwischen 30.000 und 50.000 Einträge
ihres mentalen Lexikons aktiv (Müsseler & Rieger, 2017).
Aber was genau ist „Sprache“ und wie wird sie definiert?
Sprache allgemein ist ein komplexes System der Kommunikation. Dort inbegriffen sind die
natürlichen menschlichen Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, etc.), die im Tierreich
existierenden Zeichen- und Lautsysteme, sowie die Programmiersprachen und formalen
Sprachen, wie sie beispielsweise in der Mathematik genutzt werden (Zahlen dienen hier als
Sprach-Symbol).
Die menschliche Sprache ist nicht nur das, was man verbal äußert, sondern Sprache beinhaltet
Buchstaben als Zeichensystem, welches die Basis für die geschriebene Sprache bildet. Sie
beinhaltet non-verbale Kommunikation in Form von Mimik, Gestik, sowie die allgemeine
Körperhaltung (z.B. signalisiere ich durch Weinen meine Trauer). Auch die Gebärdensprache,
wie bereits im Wort enthalten, ist ein Teil unserer Sprache.
Sprache besteht also aus verschiedenen Symbolen und folgt gewissen Regeln, wie diese
Symbole kombiniert werden dürfen. Die „bedeutungstragenden Symbole“ (Beller & Bender,
2016, S. 49) wie z.B. Wörter und Morpheme setzen sich aus kleineren Einheiten, den
Phonemen zusammen.
• Phoneme sind damit die kleinste Spracheinheit, die zwei Wörter voneinander
differenziert. Z.B. liegt die Unterscheidung bei „Fall“ und „Ball“ lediglich bei dem
Buchstaben „F“ und „B“.
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Phoneme sind also keine bedeutungstragenden Einheiten, sondern kennzeichnen
Bedeutungsunterschiede.
• Phone sind die entsprechende akustischen Laute, die sich in der Stimmhaftigkeit
unterscheiden: Z.B. schwingen die Stimmbänder bei dem Phon „b“ im Wort „backen“
(= stimmhaft). Beim Wort „packen“, dem Phon „p“, schwingen sie nicht (= stimmlos).
Phoneme bilden wiederum Morpheme:
• Morpheme sind die kleinste bedeutungstragende grammatische Einheit. Z.B. besteht
das Wort „Kunden“ aus zwei Morphemen: „Kunde“ und „-n“. Das zweite Morphem
kennzeichnet hier den Plural. Dies verdeutlicht, dass neben inhaltlich relevanten
Bedeutungen Morpheme auch grammatikalische Bedeutungen haben können.
Morpheme, bei denen es sich um Sinneseinheiten handelt, sind nicht mit Silben zu
verwechseln:
• Silben sind rhythmische Einheiten, die aus einem oder mehreren aufeinanderfolgenden
Phonemen bestehen. Sie sind die kleinste Wortgruppe, die während eines einzigen
Atemzuges ausgesprochen werden kann.
Eine Silbe besteht aus einem Silbengipfel, dem Nucleus, der oft durch einen Vokal oder
Doppelvokal (Diphthong) gekennzeichnet ist, einem Ansatz, der dem Silbengipfel
vorausgehen kann (onset), sowie einem Silbenende (coda), der dem Silbengipfel folgt.
Nucleus und coda bilden den Reim. Onset und coda bilden die Silbenschale.
Anzumerken sei, dass der Silbensatz in vielen Sprachen obligatorisch ist, nicht aber im
Deutschen. Die coda hingegen ist in keiner Sprache obligatorisch (Beller & Bender, 2016, S.
37f.).
Silben bilden wiederum Wörter.
• Wörter sind die kleinste grammatische Einheit, die für sich alleinstehen kann. Einzelne
Wörter sind durch Leerzeichen getrennt und erkennbar. Wörter lassen sich in zwei
Kategorien einteilen:
1. Inhaltswörter: Unser Wortschatz besteht hauptsächlich aus Inhaltswörter. Diese
Wörter (Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien) besitzen eine inhaltliche
Bedeutung.
2. Funktionswörter: Diese Wörter (Artikel, Pronomen, Präpositionen, Konjunktionen)
dienen hauptsächlich dem richtigen grammatikalischen Satzbau.
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