EINSENDEAUFGABE Seite 1/4
ALLGEMEINE PSYCHOLOGIE I I– PROBLEMLÖSEN
Aufgabe 1
Urteilsheuristiken dienen dazu, relativ schnell und einfach eine Entscheidung treffen zu können, wenn sowohl der
Informationsgehalt zum Thema in der Umgebung, die zeitlichen Kapazitäten und auch die kognitiven Fähigkeiten der
Informationsverabeitung begrenzt sind. Dabei laufen Heuristiken beim Menschen sozusagen automatisch,
unbewusst und unkompliziert ab. Es ist sogar so, dass Personen oft bessere Entscheidungen treffen, wenn die zur
Verfügung stehenden Informationen begrenzt sind (less is more effect). Entscheidungen, die über Heuristiken
getroffen werden, sind der Form nach auch den äußeren reellen Umständen zum Informationsgehalt und zur
eigenen Verarbeitungskapazität angepasst, da man ja kaum jemals in der Lage ist, im Alltag bei jeglicher
Problemstellung oder Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen, alle nur denkbaren Informationen einzuholen
und dann aufgrund logischer oder sogar mathematischer Auswertungen zur Entscheidung zu kommen. Daher kommt
bei Urteilsheuristiken auch das Prinzip der „bounded rationality“ zum Tragen. Fünf bekannte Urteilsheuristiken nach
Gerd Gigerenzer sind z.B. Regocnition, Fluency, Take the best, Tallying und Satisficing.
Bei der Recognition Heuristik greift das Prinzip des Wiedererkennens. Von zwei Antwortmöglichkeiten wird die
bekannte Möglichkeit, also die, die wiedererkannt wird, gewählt. Somit reicht bei der Recognition Heuristik auch ein
einziges Argument, um zur Entscheidung zu gelangen. Ein Beispiel dafür ist in einem Versuch von Gigerenzer mit
deutschen und amerikanischen Studenten aufgezeigt. Den Studenten wurde jeweils die Frage gestellt, welche von
zwei amerikanischen Städten die mit der größeren Einwohnerzahl sei. Erstaunlicherweise wurde die Frage von mehr
deutschen Studenten als amerikanischen Studenten richtig beantwortet. Die deutschen Studenten wählten meistens
die Ihnen bekannte Stadt, unter der Annahme, dass eine ihnen bekannte Stadt mehr Einwohner haben dürfte, als
eine Ihnen unbekannte Stadt. Dies ist das Prinzip der Recognition Heuristik. Die amerikanischen Studenten kannten
meistens jede der genannten Städte ihres Heimatlandes und hatten daher nur die Möglichkeit zu raten, was in vielen
Fällen dann auch falsch war. Die Annahme der deutschen Studenten, dass die ihnen bekannte Stadt wohl mehr
Einwohner hat, ist auch insofern meistens richtig, dass größere und bedeutendere Städte ja auch in der
Öffentlichkeit und in den Medien präsenter sind – und damit erklärt sich wiederum der Wiedererkennungswert.
Ähnlich funktioniert die Fluency Heuristik. Bei der Fluency Methode werden von zwei Alternativen zwar beide
erkannt, jedoch eine schneller – und diese wird dann für die Antwort bzw. als Entscheidung gewählt.
Die Take the best Heuristik wiederrum arbeitet mit „cues“ also mit Hinweisen. Im Falle der beiden genannten Städte
wäre dann keine der beiden Möglichkeiten bekannt, so dass weder Fluency noch Recognition angewandt werden
können. Es wird dann nach Hinweisen gesucht die zu einer Differenzierung zwischen den beiden Möglichkeiten
führen – und zwar in einer Rangordnung nach Wichtigkeit. Das heisst ,man fragt Hintergrundwissen (zu den Städten )
ab mit nach Wichtigkeit geordneten Argumenten (z.B. ist eine der beiden Städte eine Hauptstadt, hat eine der
beiden Städte eine bekannte Universität, Fußballmanschaft etc.) Das erste griffige Argument, mittels dessen
differenziert werden kann, wird zur Entscheidungsfindung dann herangezogen.
Beim Tallying wiederum wird nach mehr als einem cue gesucht, der eine Entscheidung in die eine oder andere
Richtung begünstigt. Die Anzahl ist dabei nicht definiert, die Entscheidung passiert sozusagen dann, wenn für das
eine Argument mehr (positive) cues vorliegen. Dabei spielt auch das „Bauchgefühl“ bzw. die Intuition der
entscheidenden Person eine Rolle und es ist dabei immer auch eine gewisse Athmosphärenheuristik mit involviert.
Dieses Vorgehen zeigt auch, dass die die Take the best und Tallying Heuristik mit drei Regeln arbeiten: Mit der
Suchregel (die Suche nach cues), mit der Abbruchregel (bei Take the best wird die Suche beim ersten zur
Differenzierung befähigendem cue abgebrochen, beim Tallying, wenn mehr cues für eine Möglichkeit vorliegen) und
der Entscheidungsregel – wenn die Suche mittels der Abbruchregel gestoppt wurde,