Medea.Stimmen – Christa
Wolf
Übersicht
In ihrem Werk Medea.Stimmen aus dem Jahr 1996 greift Christa Wolf den griechischen Mythos um die
Königstochter Medea auf. Während Medea in der Sage und auch in der Tragödie Medea des
griechischen Dichters Euripides als Barbarin und Mörderin dargestellt wird, zeichnet Wolf das Bild einer
ungewöhnlichen und eigenwilligen Frau, die als Sündenbock geopfert wird. Die Ereignisse der Medea-
Sage werden aus Sicht verschiedener Protagonisten neu erzählt und anders gedeutet als bisher. Die
Entstehung des Mythos selbst wird damit hinterfragt.
Inhalt
Kapitel 1 (Medea) [S. 13-39]
Kapitel 1 (S. 11-37) ist aus Sicht der Medea verfasst.
Inhalt
Medea wacht fiebrig und orientierungslos in ihrem Bett auf
In Gedanken spricht sie mit ihrer Mutter Idya
Denkt daran, wie Idya sie einst vor Hochmut warnte
Ihre schockierende Erkenntnis, dass auch Korinth auf Verbrechen gegründet ist, macht sie krank
Erinnert sich an ein Fest bei König Kreon
Dort ging sie Königin Merope hinterher, die das Fest verließ
Medea erkannte mit ihrem Zweiten Blick deren dunkle, leidvolle Aura
Sie folgte Merope in eine Totengruft und ertastete ein Kinderskelett
Konnte mit niemandem über die Entdeckung sprechen
Medea und ihr Mann Jason hatten sich entfremdet; er verwechselt sie mit anderen Frauen
Sie erinnert sich zurück an ihr Kennenlernen in Kolchis
Um Jason zu helfen, hatte sie ihren Vater, den König Aietes, verraten und floh danach mit Jason
Streitet mit Jason; gibt ihm recht, als er meint, dass ihre Zeit vorbei ist
Angespannte Stimmung mit ihrer Ziehschwester Lyssa
Lyssa sieht die Trennung von Medea und Jason als Beweis der Vergeblichkeit ihrer Flucht aus Kolchis
Blickt zurück auf die Gründe für ihre Flucht; wie unerträglich sie alle ihre Heimat fanden
Medea zweifelt inzwischen, ob sie damals wirklich richtig entschieden hat
Spricht wieder zu ihrer Mutter, die ihr Tun billigte
Kapitel 2 (Jason) [S. 43-69]
Kapitel 2 (S. 39-66) ist aus Sicht von Jason verfasst.
Handlung
Jason fürchtet sich, dass Medea ihm zum Verhängnis wird
, Er versteht die Intrigen und Machtspiele im Palast nicht
Die Vorwürfe, Medea habe ihren Bruder ermordet, verwirren ihn
Er erinnert sich daran, wie Medea einst mit einem Bündel im Arm auf sein Schiff kam
Jason denkt zurück an seine Ankunft in Kolchis, an den Schauder, als er Mumien in den Bäumen
hängen sah und an seine Verzauberung, als er Medea zum ersten Mal traf
Eifersucht gegenüber Akamas, der Medea anfangs in Korinth sehr nahe war; erst nachdem Medea
die Hungersnot abgewandt hat, wurden sie Feinde
Denkt zurück daran, wie Medea ihm half, ihren Vater auszutricksen und das Vlies zu stehlen, mit
dem er seinen Thronfolgeanspruch in Jolkos beweisen wollte
Jason beklagt Medeas Gleichmut, mit dem sie auch die Vertreibung aus dem Palast über sich ergehen
ließ
Erinnert sich an Medeas Kräfte; wie sie die Schlange in Kolchis zähmte
Während die Korinther ihn zum Helden machten, machten sie Medea zur Hexe
Jason sieht König Kreon wie einen Vater
Fürchtet sich vor einer Befragung zum Tod von Medeas Bruder Absyrtos
Erinnert sich, wie in Kolchis plötzlich die Stimmung kippte, weil Absyrtos ermordet wurde und wie
Medea daraufhin plötzlich ihre Hilfe anbot, wenn er ihr im Gegenzug bei der Flucht helfe
Versteht nicht, warum Medea gerade zu ihm sagte: „Keine Menschenopfer, glaubst du das immer
noch? Ach, mein Armer.“ (S. 61)
Jason weiß genau, dass er Medea sein Leben zu verdanken hat; kann aber ihren Übermut als
Heilerin nicht verstehen
Nachdem Medea in die Lehmhütte ziehen musste, zog Kreon Jason näher an sich heran; die
Beziehung zu Medea ist seither nicht mehr die gleiche
Kapitel 3 (Agameda) [S. 73-93]
Kapitel 3 (S. 67-88) ist aus der Perspektive von Agameda geschrieben.
Handlung
Agameda freut sich, dass sie Medea zum Erbleichen bringen konnte
Nur weil Medea sie einst verriet, ist ihr Hass so weit gewachsen
Agamedas größter Kindheitswunsch: Medea als Helferin pflegen und endlich ihre Dankbarkeit und
Liebe bekommen
Sie war einst Medeas begabteste Schülerin, doch Medea dämpfte jedes Lob
Heute ist Agameda bei den Korinthern beliebter als Medea; hat sich durch Presbon reiche Kunden
erarbeitet
Der Tag, an dem Medea vernichtet wird, würde Agamedas glücklichster Tag
Zusammen mit Presbon plant sie Medeas Vernichtung
Überrascht, dass sie bei Akamas erst nicht willkommen waren
Sie verrät Akamas von Medeas Ausflug in den geheimen Gang und dass sie Merope hinterherspioniert
hat
Wütend, weil Akamas sie verachtet; zweifelt wieder an ihrem Aussehen
Um ihn einzuwickeln, nutzt sie seinen Gerechtigkeitssinn aus und stachelt ihn gegen Medea auf
Schafft es, Akamas zu verführen
Agameda erkennt, dass Akamas Medea braucht, um sich vorurteilsfrei gegenüber einer Barbarin zu
fühlen
, Zusammen planen sie die List, Medea für den Brudermord anzuklagen, weil keiner über das
Geheimnis im Palastkeller sprechen wollte
Agameda erinnert sich, wie Medea sie einst nach dem Tod ihrer Mutter als Schülerin aufnahm und
sich dann von ihr fernhielt; sie begann Medea zu hassen
In Korinth fand Agameda endlich Anerkennung; Affären mit Turon, Akamas, Presbon
Weil Medea immer weiter zur Leiche in der Gruft nachforschte, geht Akamas auf die List ein
Als Medea ihr vorwirft, genau zu wissen, dass sie am Tod von Absyrtos keine Schuld habe, antwortet
Agameda: „Du solltest wissen, dass eine Schwester ihren Bruder auf verschiedene Weise auf dem
Gewissen haben kann.“ (S. 88)
Kapitel 4 (Medea) [S. 94-113]
Kapitel 4 (S. 89-106) ist aus Medeas Sicht geschrieben.
Handlung
Medea spricht ihren Bruder in Gedanken an, der nun mächtig wird
Erklärt ihm quasi die Mordgerüchte, die sie kaum erschreckten
Sie verstand anfangs nicht, warum Lyssa besorgt war; sie würden die Wahrheit doch kennen
Erinnert sich an Absyrtos einfühlsame Art
Schuldgefühle, weil er für ihren Plan, Kolchis vor ihrem Vater zu retten, sterben musste
Absyrtos sollte König Aietes nachfolgen, der bereits vierzehn Jahre auf dem Thron saß; bedachten
nicht den alten Brauch, dass nur König oder Stellvertreter überleben können
Medea sammelte nach dem Tod ihres Bruders dessen Knochen ein, die auf einem Acker verstreut
wurden; verlor damals ihren Glauben an die Götter
Akamas ist die einzige Person, die so wenig glaubt wie sie; sie kennt seine Gleichgültigkeit, er ihren
Zwang, sich einzumischen
Floh damals vor der Anmaßung ihres Vaters; diese erkennt sie nun bei Kreon und zweifelt an ihrer
Flucht
Kolchis holt Medea ein, weil Medea einst Absyrtos Knochen vor allen Argonauten ins Meer warf;
nicht einmal Jason kann ihr sagen, ob er ihr glaubt
Hat Albträume, weint um ihren Bruder und sieht Iphinoe als Absyrtos Schwester
Erinnert sich an Jason, der sie damals verteidigte vor den Argonauten
Denkt an den Besuch bei ihrer Tante Kirke zurück, bei der Medea den Tod des Bruders sühnen
wollte
Kirke warnte sie damals, dass in Jason das Übel sitze
Heute fassungslos über die Intrigen und wie alle sich selbst belügen können; Medea kann nicht
lügen
Traurig, dass Jason für die Stellung bei Hofe ein anderer wurde
Akamas redet auf Medea ein, die Nachforschungen über ihre Entdeckung einzustellen, damit das
Mord-Gerücht verstummt
Medea will nicht schweigen; hat von Merope erfahren, dass Kreon seine Tochter umbringen ließ aus
Angst, sie könne ihn ersetzen
So enttäuscht von der Welt, dass sie den Tod gerne in Kauf nimmt