Corpus Delicti – Juli Zeh
Übersicht
Der Zukunftsroman Corpus Delicti wurde von der deutschen Autorin Juli Zeh verfasst. Er erschien 2009
mit dem Untertitel Ein Prozess und basiert auf einem Theaterstück, das sie zwei Jahre zuvor im Auftrag
der RuhrTriennale geschrieben hatte. Der Roman spielt in der Mitte des 21. Jahrhunderts in einem
Überwachungsstaat. Die sogenannte Methode verfolgt strikt das Ziel, allen Bürgern ein gesundes und
langes Leben zu ermöglichen, und gibt sich dabei als unfehlbar aus. Weil die eigentlich methodentreue
junge Wissenschaftlerin Mia Holl das Verfahren gegen ihren Bruder als fehlerhaft beschuldigt, wird sie
selbst zur Staatsfeindin. Der Staat verwickelt sie in einen Prozess, um sie zum Schweigen zu bringen und
die Methode zu schützen.
Handlung
Die ersten zehn Kapitel aus Corpus Delicti führen den Leser in die Handlung ein. Es werden die
wichtigsten Personen vorgestellt, die Hintergründe erklärt und das Urteil bereits vorweggenommen.
Kapitel 1 - Das Vorwort
Infos
Seite: 7 - 8
Zeit: Keine Angaben
Ort/Quelle: zitiert aus dem fiktiven Werk Gesundheit als Prinzip staatlicher Legitimation von
Heinrich Kramer
Personen: Heinrich Kramer als Autor
Inhalt
Das erste Kapitel zitiert aus dem Vorwort des fiktiven Werkes Gesundheit als Prinzip staatlicher
Legitimation der Romanfigur Heinrich Kramer. Er definiert Gesundheit als einen Zustand des
vollkommenen Wohlbefindens von Körper, Geist und Seele. Der gesunde Mensch kann und soll
Höchstleistung erbringen und seine Gesundheit mit Willensstärke aufrechterhalten und fördern. Nur
durch diese Vollendung jedes Einzelnen kann die Gesellschaft vollkommen werden. Wer diese Ansicht
nicht teilt, wird nicht erst krank, sondern ist schon krank.
Kapitel 2 - Das Urteil
Infos
Seite: 9 - 10
Zeit: Tag der letzten Gerichtsverhandlung
Ort/Quelle: Gerichtshof
Personen: Mia Holl, Richter Hutschneider, Richter Hager und Richterin Stock, Schöffen Gehling und
Maring, Staatsanwalt Bell, Rechtsanwalt Rosentreter, Justizassistent Danner
Inhalt
,Mia Holl wird wegen methodenfeindlicher Umtriebe und Gefährdung des Staatsfriedens zum Einfrieren
auf unbestimmte Zeit verurteilt und hat alle Kosten zu tragen.
Kapitel 3 - Mitten am Tag, in der Mitte des Jahrhunderts
Infos
Seite: 11 - 19
Zeit: Tag in der Mitte des 21. Jahrhunderts
Ort/Quelle: Landschaft um die nicht näher beschriebene Stadt, das Amtsgericht
Personen: Sophie, Bell, Rosentreter, Kramer
Inhalt
Zunächst wird die Landschaft in der Mitte des 21. Jahrhunderts beschrieben. Statt grüner Wiesen oder
Feldern gibt es nur noch vereinzelte Wälder und Seen zwischen zusammengewachsenen Städten voller
Wohnkomplexe mit Solarzellen und Magnetbahn-Trassen. Irgendwo inmitten einer solchen sterilen
Stadt beginnt die Geschichte von Mia Holl.
Im Amtsgericht verhandelt Richterin Sophie mit Staatsanwalt Bell und Rosentreter, dem Vertreter des
privaten Interesses, verschiedene Fälle. Der erste Mann wird schriftlich verwarnt, weil er zu viel Koffein
im Blut hatte. Ein Vater wird angeklagt, weil er seine achtzehn Monate alte Tochter nicht zu den
Pflichtuntersuchungen gebracht hat.
Nachdem der Journalist Heinrich Kramer den Saal betreten hat, wird der dritte Fall angesprochen. Es
geht um Mia Holl, die ihre Schlaf- und Ernährungsberichte nicht eingereicht und Blutdruckmessungen
sowie Urintests nicht durchgeführt hat. Sie wird daraufhin zu einem Klärungsgespräch eingeladen.
Kramer deutet der Richterin an, dass sie Mia Holl bereits kenne und verlässt dann den Saal, in dem
weiter Fälle verhandelt werden.
Kapitel 4 - Pfeffer
Infos
Seite: 20 - 24
Zeit: Ein Tag Mitte des 21. Jahrhunderts
Ort/Quelle: Wächterhaus, in dem Mia Holl lebt
Personen: Lizzie, die Pollsche, Driss, Kramer
Inhalt
Im Treppenhaus erzählt Lizzie ihren Nachbarinnen Driss und der Pollschen von einem vermeintlichen
Niesen und ihrer Angst vor einer Erkältung. Driss tut diese Befürchtung ab, da Erkältungen seit den 20er
Jahren ausgerottet sind. Und Lizzie selbst gibt zu, dass ihre Tochter nur mit einer Pfeffertüte Arzt
gespielt hat.
Kramer betritt das Haus und sorgt bei den drei Damen für Aufsehen. Er ist ein bekannter Journalist und
hat sogar an dem Konzept der Wächterhäuser mitgewirkt, in denen Luftwerte, Abwasser und
Desinfektion regelmäßig kontrolliert werden. Er unterbricht das Gequatsche der Frauen und erkundigt
sich bei ihnen nach ihrer Nachbarin Mia Holl, woraufhin er erklärt bekommt, dass sie zur Zeit viel zu
Hause sei und wohl nach einem Partner suche.
,Kapitel 5 - Die ideale Geliebte
Infos
Seite: 25 - 28
Zeit: Zeitgleich am selben Tag
Ort/Quelle: Wohung von Mia Holl
Personen: Mia Holl, die ideale Geliebte
Inhalt
Mia philosophiert mit ihrer fiktiven, idealen Geliebten über die Sinnlosigkeit des Lebens. Sie zitiert ihren
Bruder und erklärt, dass sie gerne Kupferrohre zu einem Nest aus Würmern zusammenschweißen
würde, damit etwas von ihr bleibt und um etwas zweckloses zu schaffen, das nicht irgendwann
verbraucht ist. Um Mia herum herrscht Chaos in der Wohnung, doch das ist ihr egal. Sie erinnert sich an
ihren Bruder, der völlig anders dachte, als sie. Während sie das naturwissenschaftliche Denken verfolgt,
wollte er für die Liebe leben. Um ihren toten Bruder nicht zu vergessen, schreibt sie sich seine Aussagen
auf, während sie mit der idealen Geliebten spricht. Dabei fragt sie sich, ob Moritz überhaupt wusste, wie
sehr sie ihn geliebt hat. Als die ideale Geliebte Mia trösten will, klingelt es an der Tür.
Kapitel 6 - Eine hübsche Geste
Infos
Seite: 29 - 32
Zeit: Zeitgleich am selben Tag
Ort/Quelle: Wohung von Mia Holl
Personen: Mia Holl, die ideale Geliebte, Kramer
Inhalt
Mia öffnet die Tür und ist perplex, weil Heinrich Kramer vor ihr steht. In ihren Gedanken hatte sie den
Journalisten bereits viele Male zu Tode gequält. Es dauert daher einige Augenblicke, bis sie ihre Fassung
wiedererlangt und Kramer hereinbittet. Dieser begrüßt sie mit einem offenherzigen Lächeln, zieht
seinen Handschuh aus und reicht ihr die nackte Hand, was auf Mia wie eine Geste aus einem alten Film
wirkt. Sie aber bleibt weiter abweisend ihm gegenüber und bezeichnet ihn als den Mörder ihres Bruders.
Nachdem Kramer sich auf das Sofa neben die unsichtbare ideale Geliebte gesetzt hat, erklärt er, dass er
Moritz nicht ermordet hat. Er stellt provokant die Frage, wer Moritz denn die Angelschnur als
Suizidwerkzeug ins Gefängnis gebracht hätte. Mias wachsenden Hass ignoriert Kramer dabei gekonnt
und provoziert sie sogar weiter mit der Aussage, dass sie als Liebespaar immunologisch kompatibel
wären. Außerdem weist er Mia auf ihren Denkfehler hin, dass Kausalität keineswegs identisch mit Schuld
sei, und sie als intelligente Frau das wissen müsse. Mia schwankt plötzlich während sie Kramer erklärt,
dass sie alles und jeden, der ursächlich für Moritz‘ Tod ist, verurteilt. Dieser hilft ihr fürsorglich hoch,
führt sie zum Sofa und bereitet ihr dann heißes Wasser mit Zitrone zu.
Kapitel 7 - Genetischer Fingerabdruck
Infos
Seite: 33 - 35
Zeit: Nicht lange davor
, Ort/Quelle: Gericht und Gefängnis
Personen: Mia und Moritz Holl
Inhalt
Der 27-jährige Moritz Holl meldete in einer Samstagnacht, dass er sein Blind Date Sibylle tot unter der
Südbrücke gefunden hat. Nach seiner Zeugenaussage wurde der verstörte Mann nach Hause geschickt,
bevor er zwei Tage später in U-Haft kam, weil sein Sperma am Ofper gefunden wurde. Aufgrund des
genetischen Fingerabdrucks wurde er verurteilt, obwohl er weiter beteuerte, unschuldig zu sein. Moritz‘
Aussage „Ihr opfert mich auf dem Altar eurer Verblendung“ und sein Verhalten sorgten für einen
Presseskandal, den Kramer befeuerte. Mia erfüllte währenddessen ihre Pflichten, fuhr abends heimlich
zu ihrem Bruder ins Gefängnis und kotzte nachts in eine Schüssel, um nicht wegen zu hoher
Konzentration von Magensäure im Abwasser Probleme zu bekommen.
Kapitel 8 - Keine verstiegenen Ideologien
Infos
Seite: 36 - 43
Zeit: Zuvor genannter Tag Mitte des 21. Jahrhunderts
Ort/Quelle: Wohnung von Mia Holl
Personen: Mia Holl, Kramer, ideale Geliebte
Inhalt
Während Kramer in der Küche heißes Wasser zubereitet, hält er Mia einen Vortrag darüber, dass die
Gesellschaft am Ziel ist. Sie gehorche nur noch der Vernunft und dem kollektiven Überlebenswillen
anstatt verstiegenen Ideologien. Ein simpler Verstoß gegen die Grundregeln der Methode könne aber
alles gefährden, weshalb ein DNA-Beweis nicht in Frage gestellt werden könne. Unfehlbarkeit sei ein
Grundpfeiler der Methode, den Mia akzeptieren müsse. Die ideale Geliebte nennt Kramer eine
Maschine, woraufhin Mia Kramer befragt, wie etwas unfehlbar sein soll, dass von Menschen ersonnen
wurde, die bisher ja eben nicht unfehlbar waren. Kramer wehrt ihre Anspielung auf mögliche
Einzelfallentscheidungen sofort ab. Als Mia ihm recht gibt, dass die Gefühle keine Allgemeingültigkeit
besitzten, entgegnet die ideale Geliebte, dass der Verstand eine Illusion sei und dass Moritz wegen solch
aufgeklärter Theorien zugrunde gegangen sei.
Kramer unterbricht Mias vermeintliches Selbstgespräch, woraufhin diese ans Fenster geht und
hinausblickt. Sie erklärt ihm, dass sie sich an einer Kreuzung befindet zwischen Unglück und Verderben.
Entweder sie verfluche die Methode, zu der es keine Alternative gibt oder sie verrate die Liebe zu
Moritz, an dessen Unschuld sie glaubt. Kramer rät ihr, sich nicht zu entscheiden und bekennt sich zu
Lücken im System. Sie soll trauern, aber zur Normalität zurückkehren und nicht weiter bei den Behörden
auffällig werden. Erst jetzt fragt Mia ihn, warum er eigentlich gekommen ist. Kramer bittet sie um ein
differenziertes Gespräch über den Fall Moritz Holl, um Grundfragen der Methode beantworten zu
können und zu zeigen, dass ein guter Bürger trotz Krisen zur Methode steht. Die ideale Geliebte droht
Mia, sie zu verlassen, wenn sie das tut.
Kapitel 9 - Durch Plexiglas
Infos
Seite: 44 - 46