Skript Grundschulpädagogik
Schriftspracherwerb
Inhalt
1. Linguistische Grundlagen....................................................................................................................... 3
1.1 Begriffserläuterungen .......................................................................................................................... 3
1.2 Phonem-Graphem- Korrespondenz (Schründer-Lenzen) ................................................................. 4
1.3 Graphem-Phonem- Korrespondenz (Schründer-Lenzen) ................................................................. 5
1.4 Die Silbe (Jeuk, Schäfer) ....................................................................................................................... 6
1.5 Prinzipien der deutschen Rechtschreibung (Schründer-Lenzen) ..................................................... 8
2. SSE als Kulturaneignung, Lesessozialisation und Voraussetzungen ................................................. 10
2.1 Einführung in die Kulturtechniken .................................................................................................... 10
2.2 Lesesozialisation ................................................................................................................................. 11
2.3 Voraussetzungen des SSE .................................................................................................................. 15
3. Phonologische Bewusstheit................................................................................................................. 17
3.1 Phonologische Bewusstheit............................................................................................................... 17
3.2 Sprachliche Entwicklungsverzögerungen als Risikofaktor für den SSE .......................................... 20
4. Methodische Verfahren ....................................................................................................................... 23
4.1 Leselehrmethoden (Schründer-Lenzen) ........................................................................................... 23
4.2 Schreiblehrmethoden (Schründer-Lenzen) ...................................................................................... 27
5. Modelle des SSE ........................................................................................................................................ 31
5.1 Relevanz von Stufenmodellen (Jeuk & Schäfer 2013) ..................................................................... 31
5.2 Zwei-Wege-Modell des Wortlesens (Schründer-Lenzen 2013) ...................................................... 31
5.3 Ebenen des Leseprozesses (Schründer-Lenzen 2013) ..................................................................... 32
5.4 Zwei-Wege-Modell des Rechtschreibens nach August & Dehn ´98 (Schründer-Lenzen 2013) ... 33
5.5 Entwicklungsstufen des SSE nach Frith 1985 (Schründer-Lenzen 2013) ....................................... 33
5.6 Entwicklungsmodell des Lesen- und Schreibenlernens nach Valtin ´93 (Jeuk & Schäfer 2013) .. 35
5.7 Erkenntniswert von Stufenmodellen (Jeuk & Schäfer 2013) .......................................................... 35
6. Anfangsunterricht..................................................................................................................................... 36
7. Fibel ........................................................................................................................................................... 38
7.1 Geschichte .......................................................................................................................................... 38
S. 1
, 7.2 Hinweise für die Praxis....................................................................................................................... 40
7.3 Was gehört heute zu einer Fibel alles dazu? ................................................................................... 41
7.4 Warum Fibeln zum Erlernen des Lesens/Schreibens? .................................................................... 41
7.5 Kriterien der Fibelanalyse .................................................................................................................. 42
7.6 Konzept des Lehrgangs ..................................................................................................................... 44
8. Anlauttabelle............................................................................................................................................. 47
8.1 Grundlagen (Jeuk & Schäfer 2013; Schründer-Lenzen 2013) ......................................................... 47
8.2 Tipps für die Unterrichtspraxis (Jeuk & Schäfer 2013) .................................................................... 47
8.3 Schwierigkeiten (Jeuk & Schäfer 2013; Schründer-Lenzen 2013) .................................................. 48
8.4 Chancen (Jeuk & Schäfer 2013)......................................................................................................... 48
8.5 Beispiel einer Anlauttabelle nach Reichen (Jeuk & Schäfer 2013) ................................................. 49
S. 2
, 1. Linguistische Grundlagen
Literatur:
• Jeuk, Stefan; Schäfer, Joachim (2013): Schriftsprache erwerben, Didaktik für die
Grundschule.
o Kap. 1.4 Phonetik und Phonologie
o Kap. 1.5 Graphem-Phonem-Korrespondenz
• Schründer-Lenzen, Agi (2013): Schriftspracherwerb.
o Kap. 1.1 Vom Hören zum Schreiben – vom Laut zum Buchstaben
o Kap. 1.2 Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
1.1 Begriffserläuterungen
Phon Laut, welcher mit Artikulationsorgan produziert wird: Notation [a]
Phonetik Wissenschaft von Lauten
Phonetisch Orientierung bei ersten Versuchen an individuelle Aussprache
orientierte ➔ Typische Phänomene:
Schreibung - Auslassung von Lauten (<anhöt> statt anhört)
- Auslassung auslautenden unbetonten Vokalen
(<Kaset_> für Kassette)
- Auslassung von Lauten, die beim Zusammenschleifen der
Wörter entfallen (<ich_abe> für ich habe)
- Unterscheidung zwischen stimmhaften und stimmlosen Lauten
fällt schwer ([p] [t] [k]) z.B. <kekukt> für gekuckt
Phonologie Wissenschaft von Phonemen
Phonem kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des Lautsystems: Notation /a/
(Phoneme und Phone werden mit den gleichen Symbolen dargestellt. Wahl der
Klammer ist ausschlaggebend)
- Grundlage aller phonographischen Schriften ist Lautstruktur
- Schrift orientiert sich an Phonemen und Silben
- Grenzen, welche zwischen Phonemen existieren, können durch
Minimalpaare ermittelt werden, z.B. /maous/, /haos/, /raos/
unterscheiden sich durch drei unterschiedliche Phoneme
- Jedes Phonem kann durch eine Reihe verschiedener Phone
repräsentiert werden
z.B das /r/ mit der Zungenspitze [r] oder dem Zäpfchen [R]
[r] und [R] sind als Allophone des Phonems /r/
- Phoneme können stimmhaft oder stimmlos, lang oder kurz
gesprochen werden
- Jede Sprache besitzt ein anderes Phoneminventar (Deutsch ca.
40 Phoneme, modernes Türkisch ca. 29)
Allophone unterschiedliche lautliche Erscheinungsweisen von Phonemen: Notation [r]
Graphem Kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des Schriftsystems: Notation <a>
= Buchstaben oder Buchstabengruppen, die mit einem Phonem korrespondieren
z.B. „a“, „ah“, „aa“ oder „er“
Allographen Unterschiedliche schriftliche Erscheinungsweisen von Graphemen: <a>, <ɑ>,
<A>
Basisgrapheme Statistisch häufigste Graphemform z.B. für <i>, <e>, <a>
S. 3
, Orthographeme Mit geringer Häufigkeit auftretenden Grapheme, die bereits auf orthographische
Besonderheiten hindeuten
Für [a:] <ah>, <aa>
Für [i:] <ih>, <ieh>
Für [k:] <g>, <ck>, <ch> (Chor), <c> (Clown)
Morphem Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache z.B. Hand – Hände
Nur Substantive werden durch Großschreibung als syntaktische Kategorie
betont
Satzglieder in gesprochener Sprache: Betonung, Tempo, Rhythmus
Satzglieder in geschriebener Sprahce: Satzzeichen
Vokale Sind immer stimmhaft
Unterscheidungen:
a) Ungespannt und meist kurz gesprochene Vokale, wenn sie vor mind.
Zwei Konsonanten stehen (z.B. Kind, Stern, offen)
b) Gespannt und lag werden Vokale realisiert, wenn sie in offenen Silben
stehen (z.B. Schief, Reh, Ameise)
c) Reduktionsvokale: sogenannte Schwa-Laute
e: Endlaute bei Vase, Riese oder innerhalb eines Wortes z.B. laden
→ wird oft vergessen, da er nicht gehört werden kann
a: Vata statt Vater
Konsonanten Können stimmlos sein aber auch einen gewissen Anteil an Sonorität enthalten
Lateral gesprochene l-Laute (Laterale) und das r, ein vibrierender Laut (Vibrant)
werden als Liquide bezeichnet
1.2 Phonem-Graphem- Korrespondenz (Schründer-Lenzen)
= Das Faktum der Lautorientierung der Deutschen Schriftsprache wird als Phonem-Graphem-
Korrespondenz (PGK) bezeichnet. Ein Laut kann durch verschiedene Buchstaben bzw.
Buchstabenkombinationen orthographisch korrekt geschrieben werden.
z.B. /f/ durch Vogel, Fisch, Phantasie, Schiff
→ Graphemische Mehrdeutigkeit: mehrere Grapheme stehen für ein Phonem
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