Psychologie – Einstellungen
1. Definition von Einstellungen:
- Unter einer Einstellung versteht man die erworbene individuelle Sichtweise eines Menschen
auf sämtliche Aspekte des Lebens, die seine Erlebens- und Verhaltensweisen maßgeblich
beeinflusst.
- Soziale Einstellungen sind relativ beständige, erworbene Bereitschaften, auf bestimmte
Objekte kognitiv, gefühls- und verhaltensmäßig zu reagieren.
2. Merkmale von Einstellungen:
- Objektbezug:
→ Einstellungen beziehen sich immer auf ein Objekt (Einstellungsobjekt) z.B. Person, Gruppe,
Einrichtung, Gegenstand, Sachverhalt
- Erworbenheit:
→ Einstellungen werden im Laufe des Lebens erworben/erlernt und sind nicht biologisch
bestimmt (kein Ergebnis des Reifungsprozesses)
- Einstellungsstruktur:
→ Einstellungen betreffen Kognitionen, Gefühle, Verhalten und zeigen sich in kognitiven
Fähigkeiten, Gefühl und Verhalten (Einstellungskomponenten)
- Dauerhaftigkeit:
→ Einstellungen sind lang andauernd und werden oft ein Leben lang beibehalten
- Hypothetisches Konstrukt:
→ Einstellungen sind Gedanken und können nur indirekt erschlossen werden, sie sind
Bereitschaften, die nicht direkt beobachtet werden können (nur Verhalten lässt
Rückschlüsse auf Einstellungen zu)
3. Einstellungskomponenten:
- Kognitive Komponente:
→ bezieht sich auf das Wissen, die Wahrnehmung, die Meinung, die Vorstellung oder den
Glauben in Bezug auf das Einstellungsobjekt
- Affektive Komponente:
→ bezieht sich auf die mit dem Einstellungsobjekt verbundenen Gefühle
- Konative Komponente:
→ bezieht sich auf die Verhaltensabsicht, also die Art, wie wir uns dem Einstellungsobjekt
gegenüber verhalten wollen
4. Komponentendominanz:
- Affektbasierte Einstellungen:
→ Gefühle und Werte sind mehr ausschlaggebend, als Überzeugungen, Eigenschaften oder
Erfahrungen (Bsp.: Schlangen, Spinnen, Religion, Sexualität, Politik
, - Kognitiv basierte Einstellungen:
→ Eigenschaften des Einstellungsobjekts sind ausschlaggebend. Es wird nach Vor- und
Nachteilen bewertet (Bsp.: Kauf neuer Geräte [Preis, Leistung, Qualität = kognitive
Komponenten des Entscheidungsprozesses], aber: Design = affektive Komponente)
- Verhaltensbasierte Einstellungen:
→ Eigene Erfahrungen mit einem Einstellungsobjekt sind im Vordergrund (Beobachtung des
Selbst beim Umgang mit dem Objekt) (Bsp.: schwache/nicht eindeutige Einstellungen, bei
denen kognitive und affektive Komponente gering bis gar nicht belegt ist)
5. Kognitive Dissonanztheorie nach Festinger:
• 5.1 Definition der kognitiven Dissonanz:
- Kognitive Dissonanz ist ein negativer Gefühlszustand, den wir verspüren, wenn wir nicht
miteinander vereinbare Gedanken, Meinungen, Wünsche und Absichten haben
- Kognitive Dissonanz lässt sich als ein aversiver motivationaler Zustand beschreiben, der
das Individuum dazu motiviert, diesen unangenehmen Zustand abzubauen
- Unter kognitiver Dissonanz versteht man einen unangenehmen, negativen
Erregungszustand, der durch dissonante Beziehungen kognitiver Elemente erzeugt wird
• 5.2 Grundannahmen der Theorie:
- Menschen streben nach Harmonie und bevorzugen deswegen konsonante kognitive
Beziehungen
→ Wenn nicht harmonische kognitive Beziehungen auftreten, bemüht sich der Mensch diese
zu reduzieren
- Kognitive Dissonanz entsteht, wenn mindestens zwei Kognitionen/kognitive Elemente nicht
zusammenpassen bzw. Sich widersprechen
- Kognitive Dissonanz motiviert den Menschen zur Beseitigung/Reduktion des negativen
Erregungszustandes mittels kognitiver Prozesse
→ Der Druck die Dissonanz abzubauen und Konsonanz zu erzeugen
• 5.3 Kriterien zur Ausprägung der Dissonanz:
- Beziehungen zwischen kognitiven Elementen müssen relevant sein, also miteinander zu tun
haben
- Je inkonsistenter (unvereinbarer) die Kognitionen und je größer der Widerspruch, desto
größer die Dissonanz und damit die Motivation sie zu reduzieren
- Je mehr kognitive Elemente beteiligt sind, desto höher der Spannungszustand
- Je wichtiger die beteiligten kognitiven Elemente für das Individuum, desto höher der
Spannungszustand (bezogen auf die subjektive Wichtigkeit)
• 5.4 Möglichkeiten die kognitive Dissonanz zu verringern:
1. Das Verhalten ändern
2. Kognitive Elemente umgestalten, so dass aus dissonanten Beziehungen konsonante
werden (z.B. durch Leugnen oder Neubewerten)
→ Bereits vorhandener Aspekt wird hier umgeformt