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Grundlagen
DEFINITION
Gesundheitspsychologie umfasst die Gesamtheit der pädagogischen, wissenschaftlichen und
professionellen Beiträge der Psychologie zur Förderung und Aufrechterhaltung von Gesundheit,
zur Prävention und Behandlung von Krankheit sowie zur Identifikation der ätiologischen und
diagnostischen Korrelate von Gesundheit, Krankheit und der damit verbundenen Dysfunktionen.
Der Gegenstand der Gesundheitspsychologie liegt in der Bestimmung und Veränderung von
Verhaltensweisen und Kognitionen, die mit Krankheitsrisiken verbunden sind und die der
Gesundheitsförderung und Krankheitsbewältigung dienen.
INTEGRATION UND ABGRENZUNG
Public Health Pädagogische
Psychologie
Klinische
Psychologie Gesundheitspsychologie
Sozial-
Medizinische
psychologie
Psychologie
Abgrenzung Klinische Psychologie
Entstehung & Behandlung psychischer Störungen
→ Gesundheitspsychologie: körperliche Erkrankungen/Behinderungen & präventive
Verhaltensweisen
Abgrenzung Medizinische Psychologie
Psychologie für Mediziner
Forschung zu psychischen Aspekten körperlicher Erkrankungen
Abgrenzung Public Health
Bevölkerungsaspekte von Gesundheit & Krankheit
Gesundheitsförderung, Krankheitsverhütung in Regionen/Institutionen
Organisation & Steuerung von Gesundheitsdiensten
ZENTRALE FORSCHUNGSFRAGEN
Psychologische Faktoren gesundheitsbewussten
oder -riskanten Verhaltens Forschung in Arbeitseinheit
Forschung in Arbeitseinheit
Inanspruchnahme von
Unterstützung der Steigerung Inanspruchnahme von
gesundheitsfördernden Verhaltens & der Vorsorgeuntersuchungen
Vorsorgeuntersuchungen
Alkoholkonsum bei jungen
Einschränkung gesundheitsriskanten Verhaltens Alkoholkonsum bei jungen
Dispositionen & Ursachen für Krankheiten und Erwachsenen
Erwachsenen
Stressreaktivität
Erholung nach Krankheiten Stressreaktivität
Gesunde Ernährung
Gesunde Ernährung
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Konzepte von Krankheit und Gesundheit
ALLGEMEINES ZU GESUNDHEIT
Bezug immer auch auf Krankheit
Krankheit & Gesundheit als Kontrast ohne gegenseitigen Ausschluss („krank sein und sich gesund
fühlen“)
Mitbeeinflussung durch physische & soziale Umgebung
Implikation von Normen zur Messung: Idealnormen, soziale Normen, statistische Normen
BIOMEDIZINISCHES MODELL
ALLGEMEINES
19. Jahrhundert Grundannahmen
Grundannahmen
Gesundheit = Fehlen von Krankheit Reduktionismus: Philosophische
Reduktionismus: Philosophische
Definition von Gesundheit & Krankheit über Sichtweise, in der komplexe
Sichtweise, in
aufder komplexe
naturwissenschaftliche Kriterien (z.B. Abweichung Phänomene einzelnes
Phänomene auf einzelnes
von statistischer Norm) grundlegendes Prinzip zurückgeführt
grundlegendes Prinzip zurückgeführt
Genetische/externe Faktoren als Ursachen von werden
werden
Krankheit Leib-Seele-Dualismus: Trennung von
Leib-Seele-Dualismus: Trennung von
→ Keine Verantwortung des Individuums
→ Rein somatische Behandlung von Krankheiten
VORTEILE
Erfolgreiche Anwendung
Prozess: Feststellung & Reduktion von Krankheitssymptomen, Diagnose einer spezifischen
Krankheit mit bekannten Ursachen und zweckmäßiger Behandlung
Klassifikation von Krankheiten
KRITIK UND GRENZEN
Entwicklung zu kulturellem Imperativ/Dogma
Fokus auf technische Prozeduren & Labormessungen, Vernachlässigung verbaler
Patientenberichte
Ursachen aller Arten von Krankheiten & psychischer Störungen in physikalischen Mechanismen
→ Biochemischer Defekt nur eine mehrerer Ursachen
Einfluss von Lebensumständen auf Ausbruch & Verlauf von Krankheit
Positive & negative Effekte der Arzt-Patienten-Beziehung
→ Notwendigkeit psychologischer Kenntnisse
Keine Berücksichtigung sozialer, psychologischer & behavioraler Dimensionen von Krankheit
Wiederherstellung der Gesundheit durch zweckmäßige, somatische Behandlung nicht unbedingt
möglich
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BIOPSYCHOSOZIALES MODELL
ALLGEMEINES
→ Georg L. Engel
Aufkommen Ende der 1970er Jahre
Notwendigkeit für neues medizinisches Modell Bio
Viren
Anwendung in Biomedizin Bakterien
Genaues Ausmaß der Anwendung unklar Verletzungen
Höhere Relevanz von biomedizinischem Modell Genetische
→ Abschreckung vor Abkehr von biomedizinischem Modell Dispositionen
aufgrund sozialer, politischer & wirtschaftlicher Privilegien
→ Begünstigung unpersönlicher mechanischer Forschungs- &
Sozial
Versorgungsansätze Psycho Sozioökono-
Verhalten mischer Status
Kognitionen Ethnische
Emotionen Zugehörigkeit
Soziale Netzwerke
Erklärung für interindividuelle
Differenzen in Bewertung von und
Umgang mit Krankheit
WEITERE PERSPEKTIVEN
Medizinische Perspektive
Subjektive Abwesenheit körperlicher, seelischer & geistiger Einschränkungen
oder pathologischer Veränderungen
Soziologische Perspektive
Gesundh Zustand optimaler Leistungsfähigkeit des Individuums für Erfüllung sozialer
eit Rollen & Aufgaben
Definition der WHO
1946: Gesundheit als Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen &
sozialen Wohlbefindens; nicht bloße Abwesenheit von Krankheit & Gebrechen
1986: Gesundheit als positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne des
dynamischen biopsychologischen Gleichgewichts, der erhalten/immer wieder
hergestellt werden muss
→ wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens
GESUNDHEIT ALS SOZIALE KONSTRUKTION
Veränderung gesundheitsbezogener Grenz- und Idealwerte
Sozialer
Sozialer → Beispiel: Bluthochdruck, Idealgewicht
Konstruktivismus
Konstruktivismus Veränderung von Auffassung von Krankheiten
Realität als soziales
Realität als soziales → Beispiel: Homosexualität, Alkoholsucht
Produkt, das sich mit Zeit
Produkt, das sich mit Zeit
SELBSTEINSCHÄTZUNG DES ALLGEMEINEN GESUNDHEITSZUSTANDS
Subjektives Urteil:
Tatsächliche Beschwerden & Erkrankungen
Gesundheitsbezogene Einstellungen & Werte
Gesundheitsbezogene Ängste
Soziale Vergleiche
Höhere Einschätzung des eigenen
Gesundheitszustands bei Männern
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Gesundheitsrelevantes Verhalten und
gesunder Lebensstil
ALLGEMEINES
DEFINITION
Gesundheitsverhalten
Präventive Lebensweise zur Fernhaltung von Schäden, Förderung von Fitness & Verlängerung
der Lebenserwartung
Oberbegriff für gesundheitsförderndes & riskantes Verhalten
Gesundheitsrelevantes Verhalten Risikoverhalten
Verhalten mit signifikantem Effekt auf Verhalten, dessen Ausführung in
Gesundheit bestimmter Häufigkeit oder Intensität das
Präventives/gesundheitsförderndes Risiko für Krankheiten & Verletzungen
Verhalten erhöht
Selbstbehandlung/ Beispiele: Rauchen, Drogenkonsum,
behandlungsaufsuchendes Verhalten exzessiver Alkoholkonsum
Stellenwert von gesundheitsrelevantem Verhalten
Verhaltensweisen mit starkem Einfluss auf Gesundheit mit Zweck der
Selbstwerterhöhung/Selbstdarstellung
→ Keine Absicht zur Beeinflussung von Gesundheit
Gesundheitsrelevantes Verhalten als Teil von komplexem Lebensstil mit Prägung durch
kulturelle, soziale & individuelle Faktoren → Gesundheit als eins mehrerer Ziele
ANFÄNGE DER FORSCHUNG ZU GESUNDHEITSRELEVANTEM VERHALTEN
1950er Jahre
Studie von Sir Richard Doll et al. zu gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens
→ Kein Kausalzusammenhang zwischen Rauchen & Lungenkrebs/Mortalität nachweisbar
Notwendigkeit eines neuen Forschungsansatzes zur Häufigkeit von Krankheiten bei
verschiedenen Personengruppen
Erste, umfangreiche Längsschnittstudie zum Zusammenhang von Rauchen &
Lungenkrebs/Mortalität
PRÄVENTIVES VERHALTEN
Primär präventives Sekundär präventives Verhalten
Verhalten Rechtzeitige Inanspruchnahme professioneller Hilfe bei
Körperliche Aktivität Krankheitssymptomen
Gesunde Ernährung Teilnahme an Vorsorge- &
Ausreichend Schlaf Früherkennungsuntersuchungen
KÖRPERLICHE AKTIVITÄT
= Aktivitäten, um den Körper in Bewegung zu Umsetzung in Bevölkerung
halten 60% - Weniger als 2,5 Stunden
Empfohlenes Mindestpensum für gesundheitliche wöchentlich
Wirksamkeit: 30 Minuten 5x wöchentlich/2,5 19,3% - Mehr als 2,5 Stunden
Stunden wöchentlich wöchentlich an weniger als 5 Tagen
(Zuvor: 30 Minuten 3x wöchentlich) → Veränderung 20,7% - Mindestens 30 Minuten an
von Normen und Empfehlungen mindestens 5 Tagen
Signifikante Reduktion des Mortalitätsrisikos durch
körperliche Aktivität
GESUNDE ERNÄHRUNG
Genereller Anstieg von Obst- & Gemüsekonsum
Mehr Todesfälle durch ungesunde Ernährung als
durch Tabakkonsum
→ Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen, Krebs
Größte Risiken: zu hoher Salzkonsum, zu
niedriger Konsum von Vollkorn, Obst, Nüssen &
Samen