Stadt im Mittelalter
1. Kennzeichen
größere Wohnansiedlung von Menschen, d.h. viele Menschen leben auf engem Raum zusammen
vom Umland klar und eindeutig begrenzt durch eine Stadtmauer
hohe Arbeitsteilung, d.h. die Menschen gehen unterschiedlichsten Tätigkeiten nach, d.h.
Spezialisierung auf bestimmte Produkte
Handel und Gewerbe waren vorherrschend
nicht zur Selbstversorgung fähig, d.h. mussten mit Nahrungsmitteln aus dem Umland versorgt
werden
politisch-organisatorische Einheit, d.h. bürgerliche Institutionen (Stadtrat, Bürgermeister)
Selbstverwaltung, d.h. konnten städtische Angelegenheiten autonom regeln, wie z.B.
Steuererhebung, Gerichtsprozesse
bürgerliche Freiheiten (Privilegien), wie z.B. Stadtrecht und Marktrecht
für alle Stadtbewohner (Bürger und Nichtbürger) gilt die Bürgerfreiheit (“Stadtluft macht frei“)
große soziale Differenzierung (Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht)
viele Stadt-Arten (Reichsstädte, Landesstädte, Ackerstädte, Universitätsstädte, Freie Städte)
Das Mittelalter ist die große Epoche der Stadtentstehung. Dennoch lebt auch im Mittelalter der Großteil
der Bevölkerung immer noch auf dem Land. Die zentralen Entwicklungen sich aber in der Stadt ab. Hier
verdichtet sich der soziale Wandel, erkennbar
Zuerst einmal muss man sagen, dass wir eine mittelalterliche Stadt nicht immer sofort als Stadt erkannt
hätten. Es gibt nämlich große Städte, in denen das Gewerbe eine wichtige Rolle spielt und kleine Städte,
die eher ländlichen Charakter haben. Solche sogenannten „Ackerstädte“ gibt es eine ganze Menge. Aber
der Schein trügt: Das, was eine Stadt ausmacht, das kann man gar nicht sehen!
Eine Stadt ist ein Platz, in dem viele Menschen auf engem Raum zusammenleben und unterschiedlichsten
Tätigkeiten nachgehen. Vor allem wird gehandelt. Städte sind komplex organisiert und sie bilden eine
politisch-organisatorische Einheit, die sich weitgehend selbst verwaltet. Die Bürger der Städte haben
mehr Freiheiten als die Bauern auf dem Land, die zum Dritten Stand gehören. Schließlich verändern sich
Städte ununterbrochen.
Für die Stadt im Mittelalter gibt es keine allgemeingültige Definition. Die Forschung hat aber eine ganze
Reihe von Kriterien für eine Stadt im Mittelalter herausgearbeitet.
1. Topografisch
Die Stadtkriterien können zum Beispiel topografisch sein. Das bedeutet, die Stadt ist etwa durch die
Stadtmauer ganz klar und eindeutig sichtbar von ihrem Umland getrennt. In den Städten gibt es oft eine
Konzentration kirchlicher Institutionen, wie z.B. Klöster, Stifte.
2. Wirtschaftlich
Andere Kriterien argumentieren wirtschaftlich: Die Stadt muss eine zentralörtliche Funktion besitzen:
Güteraustausch, wöchentlicher oder täglicher Markt. Zudem herrschen in der Stadt Gewerbe und Handel
vor. Die agrarische Produktion findet auf dem Land statt. Die Stadt ist auch von der Ernährung aus dem
Umland abhängig.
3. Rechtlich
Es gibt auch eine ganze Reihe rechtlicher Kriterien. Das Stadterhebungsprivileg ist eindeutig, aber es
fehlt oft. Dafür ist jede Stadt mit einem Stadtrecht ausgestattet. Die Stadt kennt eine Ausbildung
bürgerlicher Institutionen. Sie besitzt einen Rat, sie wählt Bürgermeister, es gibt Schöffen (Person der
Rechtssprechung und Verwaltung), städtische Behörden. Oft geht der Prozess der bürgerlichen
Institutionalisierung mit Konflikten mit dem Stadtherrn einher, der natürlich zu weit gehende bürgerliche
Autonomie zurückdrängen will.
, Stadt im Mittelalter
2. Entstehungsbedingungen
Es gibt verschiedene Gründe, warum im Mittelalter, etwa ab dem Jahr 1000 n.Chr. mehr Städte entstehen.
Zum einen nimmt der Fernhandel immer mehr zu und wegen der wachsenden Bevölkerung braucht man
mehr handwerkliche Waren und mehr Arbeitsplätze. Deshalb entstehen an Verkehrsknotenpunkten oder
bei größeren Burgen, die Schutz versprechen, Siedlungen. Viele Städte liegen an Flüssen, denn auf dem
Wasserweg kann man auch schwere Waren relativ unkompliziert transportieren. Andererseits behindern
Flüsse auch, wenn man sie überqueren muss. Deshalb entstehen Handelspunkte oft auch dort, wo eine
Fernstraße durch eine Furt verläuft, also durch eine seichte Stelle eines Flusses. An solchen Stellen
treffen sich die Händler, um Waren auszutauschen. Deshalb richtet man ständige Märkte ein. Gasthäuser
eröffnen. Handwerker siedeln sich an. Die Siedlungen wachsen dadurch immer weiter. Und weil jeder
gerne direkt am Marktplatz wohnen will – na klar, im Zentrum ist natürlich am meisten los – baut man
eng aneinander oder auch in die Höhe. Um die Bewohner und die Waren zu schützen, baut man um die
Gebäude herum eine Mauer. Und, fertig ist die Stadt.
Der König oder andere Landesherren, die Herzöge oder Erzbischöfe, die erkennen bald, dass so eine Stadt
nicht nur für Händler und Handwerker attraktiv ist, sondern auch für die Staatskasse. Denn durch Zölle,
Gebühren und Steuern, da lässt sich natürlich leicht jede Menge Geld einnehmen. Deshalb gibt es einen
regelrechten Stadtgründungsboom, denn je größer die Städte sind und je mehr Städte es gibt, je mehr
Geld gibt es auch für die Landesherren.
Eine Siedlung wird vor allem dadurch zur Stadt, dass der Landesherr den dort wohnenden Leuten
bestimmte Privilegien verleiht, also Rechte gibt, die andere nicht haben, z.B. das Stadtrecht und auch das
Marktrecht. Das Stadtrecht wird vom König oder Landesherrn erteilt. Damit bekommt die Stadt und
natürlich auch die Menschen, die dort wohnen, bestimmte Rechte und Pflichten. Das Marktrecht, das
erlaubt, dass in der Stadt ein Markt abgehalten werden darf.
Stadtrecht
Eine Siedlung wird zur Stadt. Die Menschen erhalten Rechte und Pflichten.
Marktrecht
Ein Markt darf abgehalten werden.