Romantik (1795 – 1848)
Epoche:
➔ Vertreter der Romantik wenden sich gegen den Rationalismus der Aufklärung und die
Strenge der Klassik: Das Gefühlsleben, Leidenschaft und Individualität sollen im
Mittelpunkt stehen.
➔ Die Schriftsteller stellen sich gegen die zunehmende Industrialisierung und den technischen
Fortschritt. Sie erfinden eine Gegenwelt in der Fiktion und benutzen ihre Fantasie dazu, um
die reale Welt zu verwandeln. Sie sind sehr stark durch die Schönheit der Natur und ihre
Naturerfahrungen geprägt und nutzen diese oft als Inspirationsquelle, um sich durch Träume
der Realität zu entziehen.
➔ Romantiker wollen ein neues Lebensgefühl schaffen, in dem die Kunst eine wichtige Rolle
spielt
➔ Sie sehnten sich nach dem Geheimnisvollen, Träumerischen, Unerklärbaren
➔ Literarische Salons – vor allem von Frauen gepflegt – fördern die Geselligkeit zur
Ausbildung von Humanität und ästhetischer Bildung. Die Rolle der Frau als Vermittlerin
und Produzentin von Literatur gewinnt an Bedeutung.
➔ Das Emotionale, Geheimnisvolle, Mystische, Fantastische, Paradoxe, das rational nicht
Fassbare, die Hinwendung zur Natur werden betont
➔ Romantische Dichtung will „progressive Universalpoesie“ sein, die alle bisherigen
literarischen Formen und Gattungen mit Philosophie und Wissenschaft verbindet [progressiv
meint fortschrittlich, nie vollendet zu sein, offen für neue Formen und Inhalte]
→ Offenheit führt zum weitgehenden Fehlen strenger formaler Konzeptionen, zu
Fragmenten
Frühromantik (ca. 1795 – 1806)
• v.a. künstlerisch - literarische Reaktion auf die Französische Revolution
• es wird versucht, Gattungsgrenzen aufzuheben
Hochromantik (ca. 1806 – 1822)
• im Zentrum steht das Bemühen, „volkstümliche“ Dichtung zu sammeln
• Dichtung soll volkstümlich, märchenhaft, volksliedhaft sein
Spätromantik (ca. 1822 – 1840)
Hauptthemen:
• Romantisierung der Wirklichkeit
• Priorität von Gefühl, Leidenschaft, Erleben, Fantasie
• Vereinigung von Kunst, Musik, Literatur
• Individualität und Subjektivität
• Liebe, Freundschaft, Geselligkeit, Abgrenzung vom Spießbürgertum
• Vergangenheit, Geschichte, Mittelalter
• Mysterium, Dämonen, Spuk, Irrwitz (Wahnsinn), Aberglaube
Merkmale:
• Naturverbundenheit: Gegenpol zu den als lebensfeindlich wahrgenommen, durch die
Industrialisierung immer voller werdenden Städten; Ort, an dem die Romantiker ihre
Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen und Schönen ausschöpfen konnten → Idealisierung
der Natur
• Rückzug in Fantasie- und Traumwelt: Statt wie die Wissenschaft alles mit dem Verstand zu
erklären versucht, sollte die Fantasie herrschen und Grenzen des Verstandes, zwischen
Wissenschaft und Poesie, zwischen den verschiedenen Literaturformen sprengen
• Kritik an der Vormacht von Wissenschaft und Vernunft
• Sehnsucht, Liebe Leidenschaft, Harmonie
, • Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und der menschlichen Psyche
• Freiheit, Unabhängigkeit
• das Emotionale, Mystische, Fantastische, das rational nicht Fassbare werden betont
Motive / Symbole:
• Sehnsucht nach einer idealen Vergangenheit, meist im Mittelalter, in der die Gesellschaft
noch durch eine einheitliche Struktur geprägt war
• mittelalterlichen Sagen, Märchen, Dichtungen, Volkslider werden wiederbelebt
• „Blaue Blume“ fungiert als das zentrale Symbol der Romantik: Symbol der Sehnsucht und
Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist; steht für das Streben nach der Erkenntnis der
Natur und damit des Selbst und unerreichbaren Idealen
• Nacht: Tod, Vergänglichkeit, nicht alltägliche, obskure Phänomene
• Natur, Wanderschaft, Reisen, Ferne
• Spiegelmotiv: Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen; Schnittstelle zwischen
Realität und Irrealität; stellt das eigen Ich in den Vordergrund
• Einsamkeit
Literaturform (folgen keinem festgelegten Schema):
• Lyrik:
➢ wird als (Wort-)Musik verstanden, verzaubernde Wohllaute vermitteln Sinneseindrücke von
Sehnsucht, Traum und Liebe
➢ wird als subjektivste Literaturform angesehen
➢ soll auf der einen Seite volksliedhaft einfach sein; auf der anderen Seite ein in höchstem
Maße durchgestaltetes sprachliches Kunstwerk → sie soll erlebnishaft sein
• Epik:
➢ im Sinne der Universalpoesie werden Gedichte und dramatische Elemente in die
Erzählhandlung eingebaut
➢ Märchen, Erzählungen, Novellen, Romane
➢ Vieldeutigkeit, symbolische Dichte sowie eine verwirrende Verrätselung der Handlung
verweist auf fantastische oder innere Welten
→ Grenzen zwischen den literarischen Gattungen Epik, Drama und Lyrik sollten verschwinden und
stattdessen sollte eine Verbindung zu Kunst und Wissenschaft geschaffen werden
Figuren:
• Wanderer / Reisende
• Heimatlose, Suchende
• Außenseiter, unabhängige Künstler, Träumer
• Liebende
Sprache / Stil:
• Bilderreichtum, Symbol
• Reim, fließende Rhythmen
• romantische Ironie (nicht rhetorisches Stilmittel „Ironie“):
- wird dazu verwendet, um die Unvereinbarkeit von romantischem Ideal und Wirklichkeit zu
betonen
- ästhetische Technik, mit der der künstlerische Schaffensprozess im Kunstwerk selbst
reflektiert wird (Prinzip der Objektivität und Wahrheit wird angezweifelt und Texte sind
deutungsoffen) → der Erzähler distanziert sich von den handelnden Figuren
- Schriftsteller erhebt sich über sein eigenes Werk, stellt es infrage und nimmt sich nicht
allzu ernst
bedeutende Vertreter der Romantik:
• Joseph von Eichendorff (Aus dem Leben eines Taugenichts)
• Novalis
• E.T.A. Hoffmann