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Lehren und Lernen
Gerrig
1. Lernen beruht auf Erfahrungen. Lernen durch Austausch zw Personen und Umwelt.
2. Lernen führt zur Veränderung von Verhalten oder Verhaltenspotentialen.
Um zu erkennen, ob Lernen stattgefunden hat, muss Veränderung eingetreten sein
z. B. stilles Kind, hüpfendes Kind
3. Lernen ist eine verhältnismäßig dauerhafte Veränderung - > Gelerntes kann
reproduziert werden
Drei Lernarten
• Intentionell absichtlich, zielgerichtet
• Inzidentiell beiläufig, unbewusst, manchmal unerwünscht
• Programmiert
Drei grundlegende Lerntheorien
1. Klassische Konditionierung (assoziativ): PAWLOW
2. Operante Konditionierung (assoziativ): SKINNER
3. Lernen durch Beobachtung BANDURA
Lerntheorie 1 BEHAVIORISTISCHE THEORIEN
Zimbardo Behaviorismus Wissenschaftlicher Ansatz, auf messbares, beobachtbares
Verhalten reduziert, nur objektiv bestimmbares Verhalten und dessen Beziehung zur
Umwelt ist interessant.
Einfluss behavioristischer Lernforschung auf Unterricht
• Hauptaufgabe d Lehrer: Veränderung von beobachtbaren Verhalten, d. h.
Konzentration auf verhaltensorientierte Lehrziele
• Unters Zeitbedarf d SuS beachten
• Aktive und passive Unterrichtbeteiligung -> Ziel möglichst hohe Beteiligung
• Angemessene Verhaltenskonsequenz einhalten (Lob/Tadel)
Klassisches und operantes Konditionieren Formen des assoziativen Lernens
Aristoteles Assoziatives Lernen Lernen durch Bildung von Assoziationen erklärbar;
menschliche Geist verknüpft Ereignisse, die in enger zeitlicher Abfolge liegen
Klassische Konditionierung Pawlow
Seidl & Krapp
Klassische Konditionierung = Form des assoziativen Lernens. Ein neutraler Reiz wird mit
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unkonditioniertem Reiz wiederholt dargeboten. Hierdurch wird der ursprüngliche neutrale
Reiz konditioniert & kann auch ohne den unkonditionierten Reiz; die nun konditionierte
Reaktion hervorrufen.
Klassische Kond. ist Verhalten, durch äußere Reize in bestimmte Richtung formen
Motivation und Einsicht spielen beim klassischen Konditionieren keine Rolle.
Es wird keine neue Reaktion gelernt, es entsteht lediglich neue Reiz-Reaktions-Verbindung!
Kontiguität zwei Reize werden assoziiert, die oft zusammen vorkommen
kommt später nur eins der beiden Ereignisse (Reiz) vor
wird andere auch erinnert (Reaktion)
UCS Unkonditionierter Stimulus: Reiz, auf natürlichem Weg eine bestimmte Reaktion hervorruft
UCR Unkonditionierter Response: Nicht gelernte, biologisch vorgeformte Reaktion, durch UCS ausgelöst
NS Neutraler Stimulus: Reiz, der keine bestimmte Reaktion hervorruft (außer evtl. Aufmerksamkeit)
CS Konditionierter Stimulus: Ursprünglich neutraler Reiz, der durch kontinuirliches Auftreten mit US (annähernd)
gleiche Reaktion hervorruft wie US
CR Konditionierter Response: Reaktion, durch einen CS hervorgerufen (CR ≠ UR)
NS wird wiederholt mit UCS gepaart. Nach einigen Wiederholungen folgt der UCR (jetzt CR)
vorhersagbar dem NS (jetzt CS)
Woolfolk Kontiguität: NS + UCS in zeitlich / räumlich nah zueinander präsentiert
Seidl & Krapp Kontingenz: bedingte Wahrscheinlichkeit zw zwei Ereignissen
Kontiguität + Kontingenz = Entstehung einer Reiz-Reaktions-Verbindung
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Phasen des klassischen Konditionierens Pawlowsche Hund
Bsp
Experiment Pawlow
1. Kontrollphase vor Versuch
UCS UCR Futter = UCS Speichelfluss =UCR
NS Neutrale Reaktion Glockenton = NS kein Speichelfluss
2. Konditionierungsphase
NS + UCS UCR Futter NS + Glockenton UCS UCR
CS CR
Kontiguität: Glockenton CS Speichelfluss CR
Auftreten S erfolgt in zeitlicher und räumlicher Nähe zum anderen S;
Timing entscheidend, damit Organismus sie als verbunden wahrnimmt
= Grundlage des Lernprozesses
3. Testphase
CS -> CR Glockenton (CS) Speichelfluss (CR)
CR schwächer, wenn er ohne UCS auftritt
Nach Konditionierung Speichelfluss schon
beim Glockenton, nach Verbindung UCS
+ NS folgt konditionierte Reaktion CR auf
Glockenton (CS)
4. Löschungsphase
Nur CS, UCR bleibt aus, CR nimmt ab
Konditionierte Reize rufen nach erfolgreicher Konditionierung noch
starke konditionierte Reaktion hervor, je öfter nur CS geboten, desto
schwächer wird bedingte Reaktion CR,
verschwindet irgendwann ganz
5. Spontanerholung
Nur CS, UCS bleibt aus schwache CR
Nach Löschung eines konditionierten Verhaltens kann
Spontanerholung kommen. Konditionierter Stimulus CS kann
vermeintlich gelöschte konditionierte Reaktion CR wieder auslösen;
Wirkung aber schwächer
Einflussfaktoren auf klassische Konditionierung
Unabhängige Variablen Abhängige Variablen
• Anzahl Durchgänge • Stärke der CR
• Intensität u Quali des/ der Reize • Zeitdauer der Darbietung CS und CR
• Zeitlicher Abstand zw CS und UCS • Verlauf des Konditionierungsprozesses
• Resistenz gegenüber Löschung
Weitere Einflüsse auf klassisches Konditionieren in Konditionierungsphase
• Kontingenz Vorhersagbarkeit des Auftretens des UCS und CS
Rescola Kontinguität reicht nicht aus -> CS muss auch noch zuverlässig Auftreten des UCS voraussagen
(Kontingenz), damit k. K. stattfindet
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• Informativität deutliches Abheben des CS von restlicher Umgebung
Versuch mit Ratten: K. erfolgt am schnellsten, wenn CS sich deutlich von anderen Reizen in Umgebung
abhebt
Fazit Komplexer als Pawlow angenommen hat, NS nur dann effektiver CS, wenn kontingent und informativ
Weitere Konditionierungsprozesse
▪ Bekräftigung
Erwerb konditionierter Reaktion CS an wiederholte Kopplung von NS und UCS gebunden
Intensität entscheidend, um NS -> CS
Hammerschlag? Stark (Albert) / Geschmacksaversion? Einmal reicht
▪ Reizgeneralisierung
Gerrig & Zimbardo: Reizgeneralisierung: automatische Erweiterung des konditionierten
Verhaltens auf Stimuli, die nie mit UCS gepaart wurden
Furcht auf andere haarige Tiere übertragen
▪ Reizdiskrimination
Gerrig & Zimbardo: Reizdiskrimination: Konditionierungsprozess, in dem Organismus
lernt, unterschiedlich auf Reize zu reagieren, die sich von CS entlang einer Dimension (in
Farbton/Tonhöhe) unterscheiden
Diskrimination = nur exact CS xy → CR xy
Bsp: Maus läuft nur vor brauner Katze weg, nicht vor weißer
▪ Konditionierung höherer Ordnung
CS weiter mit NS gekoppelt, NS bald in Lage selber CR auszulösen
Bsp. Klassenarbeit schreiben mit Misserfolg verbunden, Wissensprüfung CS -> Furcht CR
CS gekoppelt mit NS Blätter/Ankündigung -> Furcht CR
▪ Assoziative Konditionierung
Anwendungsbereich der klassischen Konditionierung
Viele unserer Einstellungen und Emotionen durch Konditionierungsprozesse, die außerhalb
unseres Bewusstseins stattfinden gefunden haben, entstanden
▪ Konditionierte Furcht / Versuch Watson & Ryan „Der kleine Albert“ 11Monate alt
Ziel: Nachweis, dass viele Furchtreaktionen als Paarung von NS + etwas natürlichen
Furchtauslösenden verstanden werden können
Kopplung bestehendener Reiz-Reaktionsverbindung (Gongschlag -> Angst)
+ neutralen Stimuli (Ratte)
Ergebnis Nach wiederholter Kopplung UCS + NS zeigt Albert auf Reiz Ratte die
konditionierte Reaktion CR Angst (CS → CR)
▪ Reizgeneralisierung (wenn keine Löschungs- und Spontanerholungsphase)
Grauer Bart ähnelt CS -> ängstliches Kind