Bertolt Brecht ist ein bekannter deutscher Dichter, Dramatiker und Regisseur. In seinem Gedicht
"Lob des Lernens" aus dem Jahre 1934 thematisiert er die Bedeutung des Lernens für den
Menschen. Durch die Verwendung von klarer, einfacher Sprache und treffenden Metaphern,
vermittelt Brecht seine Auffassung von Bildung und ihrer Bedeutung und appelliert zudem
besonders an die bildungsferneren und gesellschaftlich ausgeschlossenen Menschen bzw. sozial
schwachen Personen, die nötige Grundbildung zu erwerben, um die Kontrolle über das eigene
Leben und das Schicksal durch das Lernen zu erlangen und sich somit nicht instrumentalisieren zu
lassen oder mit seinen eigenen Worten die Führung zu übernehmen.
Das Gedicht besteht dabei aus drei Strophen. In der ersten Strophe erklärt Bertolt Brecht, dass es nie
zu spät sei alles zu wissen bzw. zu lernen und man erstmal mit dem einfachsten anfangen soll. Er
bezieht sich dabei auf das deutsche Alphabet und erklärt, damit anzufangen und im übertragenem
Sinn, wie Kinder, die immer neue Dinge lernen, dadurch die Welt zu verstehen. Der Appell, das
einfachste zu lernen, hat dementsprechend zwei Bedeutungen: das Leichte, das eingängig ist, oder
das Grundlegende auf das weiteres aufbaut. In der zweiten Strophe beschreibt er die Bedeutung des
Lernens besonders für die sozial schwachen Personen, die durch Bildung und Wissen die
Möglichkeit hätten, ihr Leben zu verbessern. In der dritten Strophe erklärt Bertolt Brecht, dass man
wissbegierig sein und Eigenverantwortung übernehmen soll. Vor allem aber erklärt er, dass man
wirklich alles hinterfragen und nicht einfach akzeptieren und für gegeben nehmen soll. Hierbei wird
besonders die ständige Kontrolle alles zu Hinterfragen bzw. zu prüfen betont. Während jeder
einzelnen Strophe wiederum kommt mindestens einmal der Appell an den Leser, sich Wissen zu
verschaffen und die Führung zu übernehmen.
Um die Bedeutung der Bildung bzw. des Lernens und dessen Eindringlichkeit zu vermitteln, bringt
Bertolt Brecht einige rhetorische Stilmittel hervor. So betont Bertolt Brecht in einer Aussage, die
durch ein Enjambement (Zeilen 1-3) hervorgehoben wird, um den Leser zusätzlich zu hetzen, dass
der Bildungsprozess das Leben unendlich begleitet und es niemals zu spät ist, damit zu beginnen.
Aber auch die vorhin bereits erwähnte fortwährende Wiederholung des Appells, die Führung
übernehmen zu müssen in jedem Strophenende, teils auch mitten innerhalb einer Strophe, tragen
dazu bei, die Dringlichkeit aufzuzeigen, dass man wirklich die Kontrolle haben soll. Auch die
anaphorische und imperative Nutzung der Verben „Lernen“ und „müssen“, sowie einiger anderer
Verben, tragen, vor allem durch die Häufigkeit, sehr penetrant zu der Anschaulichkeit der
Dringlichkeit bei. Dem Leser werden dadurch die ganzen Aufforderungen aufgedrängt und wie
lebensnotwendige Kriterien behandelt. Außerdem fällt auf, wie man innerhalb des Gedichts durch
ein sozialistisches Vokabular mit Wörtern wie „Genosse“ (Z. 18), euphemistischen Anreden z.B.
„Mann im Asyl“ (Z. 9) oder „Mann im Gefängnis“ (Z. 10) und Anreden mit Personalpronomen wie
„Du“ (Z. 24) angesprochen wird, was für ein Gefühl der Gleichheit sorgen soll und als wäre jeder
mit dem Nächsten befreundet. Auch die von ihm verwendete Kriegsmetaphorik sticht bei diesem
Gedicht heraus, indem Bertolt Brecht das Wissen mit einer geladenen Waffe gleichstellt und somit
Wissen und Macht korreliert. Aber auch die Metapher „Lege den Finger auf jeden Posten“ (Z. 25),
zeigt die Dringlichkeit auf, nicht nur alles zu wissen, sondern auch alles in Erfahrung zu bringen
bzw. zu prüfen und nicht für gegeben zu nehmen.
Die Sprache, die in diesem Gedicht verwendet wird, ist dabei eher Alltagssprache, die von, wie
eben aufgezeigt, vielen rhetorischen Mitteln untermauert wird. Hauptsächlich finden sich dabei
Appelle an den Leser wieder. Ein Reimschema ist dabei nicht ersichtlich, ebenso wie ein Metrum,