1. Die Novemberrevolution - Die Gesellschaft der Weimarer Republik
Chronologie der Novemberrevolution
↑
1. Phase: Zusammenbruch
Seit 1917
1918/1919
Ende 1918
28./29.
Oktober 1918
3. Oktober 1918
4. Oktober 1918
Letzte
Oktoberwoche
1918
Anfang
November
1918
Politische Spaltung der Arbeiterbewegung
(Rat der Volksbeauftragten: MSPD & USPD)
Ende des 1. Weltkrieges
→ Welle politischer Umbrüche
1. Umbruch
Ruckartige Republikanisierung Europas durch Zerfall von Monarchien und monarchischer Vielvölkerreiche
2. Umbruch:
Rapide Demokratisierung und Parlamentarisierung aufgrund Massenmobilisierung, Massenpolitisierung und
Anspruch auf politischen Teilhabe
Bedeutung Novemberrevolution:
Deutschland erfuhr 3 Umbrüche: Sturz der Monarchie mit Einführung republikanischen Staatsform,
Demokratisierung des Wahlrechts, Parlamentarisierung der Regierung
→ Umbrüche spürbar in Form einer Revolution, welche die Weimarer Republik begründet
Die Novemberrevolution führte das Deutsche Reich schließlich von einer konstitutionellen Monarchie in
eine parlamentarisch-demokratische Republik - die sogenannte Weimarer Republik
Militärische Führung des deutschen Kaisers räumt Niederlage im Weltkrieg ein
September 1918 → Kriegsüberdruss/Unmut nach Verblendung durch Kriegspropaganda
Forderung nach sofortiger Beendigung des Krieges
Militärisch sinnloser + nicht abgesprochener Befehl zum Auslaufen der Matrosen = Matrosenaufstand
(Meutereien, Streiks, Massendemonstrationen)
Einbezug von Parlamentariern in die Regierung
Max von Baden mit Forderung um Waffenstillstand an amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson
Gescheitert → Fortsetzung des Krieges unter äußerster Anspannung aller Kräfte
Änderung der Verfassung → Regierung konnte vom Reichstag gewählt werden: Weg frei für
Parlamentarier
Organisation von (Soldaten-, Arbeiter- und Bauern-)Räten + Machtübernahmen durch diese
Revolutionäre Bewegung mit Forderung des sofortigen Friedens, Demokratisierung und Abdankung des Kaisers
Aufgabe: Versorgung der Bevölkerung, Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung, „Sozialisierung“ → Ökonom.
Rev.
9. November Abdankung des Kaisers, Amtsübergabe an Reichskanzler Friedrich Ebert (1871 - 1925)
1918
Früher Proklamation der „deutschen Republik“ durch Sozialdemokraten Philipp Scheidemann
Nachmittag (1865 - 1939)
Zwei Stunden Ausruf der „freien sozialistischen Republik“ durch Revolutionär Karl
später Liebknecht (1871 - 1919)
10. November Machtübernahme der linken Revolutionsregierung unter Friedrich Ebert (Zufallen der Rolle als
1918 „Konkursverwaltung“)
Rat der Volksbeauftragten Schulterschluss, Ebert-Groener-Pakt
11. November Unterzeichnung des Waffenstillstandes durch deutsche Delegation unter der Leitung von Matthias
1918 Erzberger (1875 - 1921) in Frankreich = Ende des Ersten Weltkrieges
„Beginn“ der Kompromiss zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber (15. November 1918)
Revolution → „Sozialpartnerschaft“ zwischen Kapital und Arbeit
Gegensätze innerhalb der Linken
Friedrich Ebert & MSPD: Vermeidung einer Bürgerkrieges + rasche Stabilisierung der Verhältnisse
USPD & Spartakusbund: Revolutionsbetrieb auf der Straße, Überführung der Betriebe in Arbeiterhand,
Errichtung einer „Diktatur des Proletariats“
Entscheidung Eberts zur Vermeidung eines Bürgerkriegs: Zusammenarbeit mit der ehemals kaiserlichen Armee
(→ Armee stellt sich zur Verfügung = bestehende Befehlsverhältnisse werden nicht angetastet)
Pflichtmodul 13.1 Zwischen Krise und Modernisierung – Die Gesellschaft der Weimarer Republik - Seite 1
, Il
Winter Frage um die Errichtung eines Rätesystem ins Deutschland (neben oder anstatt von klassischen Parlamenten)
1918/1919 „Rat der Volksbeauftragten“ (10.11.1918 - 13.02.1919)
→ revolutionäre Übergangsregierung in Berlin
24. Dezember Ebert sieht sich gezwungen von Abmachung Gebrauch zu machen = Beschuss durch Truppen auf revoltierende
1918 Arbeiter
2. Phase: Entscheidungen
Reichswehr entwickelt sich zum Staat im Staat
Dezember Mehrheitliche Stimmung gegen die Etablierung des Rätesystems als Grundlage einer sozialistischen Republik +
1918 für: Abhaltung allgemeiner Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung
Jahreswende Zusammenkommen der kommunistischen Partei (KPD) in Berlin
1918/1919 Aufruf: Boykott der Wahlen der Verfassungsgebenden Versammlung, gewaltsamer Umsturz, Errichtung
einer „Diktatur des Proletariat“
Januar 1919 Besetzung des Berliner Zeitungsviertel + Aufruf zum Sturz der sozialdemokratischen Regierung durch linke
Revolutionäre und Arbeiter
„Spartakusaufstand“ ausgehend sozialdemokratischen Regierung: massives Militäraufgebot schlug Aufständische
blutig nieder
Gefangennahme/Ermordung zweier Prominenter Mitglieder in rechtsradikalen „Freikorps“ - Karl Liebknecht &
Rosa Luxemburg (1871 - 1919)
19. Januar Abhaltung allgemeiner Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung
1919 = Wendepunkt auf dem Weg zur Demokratie (Zuspruch des Wahlrechts für Frauen, Heruntersetzen des Wahlalters)
3. Phase: Verfassungsgebung
19. Januar Wahlen zur Nationalversammlung
1919 Bevölkerung kehrt revolutionärer Politik (der Linken) den Rücken zu
→ Bildung der Weimarer Koalition aus MSPD, DDP und Zentrum
6. Februar - Ausarbeitung einer Verfassung für die deutsche Republik
31. Juli 1919 Ausweichen nach Weimar → da: Weitertreiben von Revolutionen in der Hauptstadt, Unruhen und Massenstreiks
Frühjahr Versuch linker, revolutionärer Gruppierung, eine bayrische „Räterepublik“ (nach russischem Vorbild)
1919 einzuführen, endet im Blutbad → revolutionäre Kämpfer vs. einrückende Soldaten
Pflichtmodul 13.1 Zwischen Krise und Modernisierung – Die Gesellschaft der Weimarer Republik
, Ursachen der Novemberrevolution 1918 in Deutschland
Norwegen
->
Siegermächte
besiegte Mächte
neue Staaten
Estland
· Infolge des ersten Weltkrieges: Europa erfuhr bedeutende Wende
angesichts politischer Umbrüche
Monarchien Irland Nordsee Schweden
(1922
Revision der Lettland
Freistaat)
Nachkriegsordnung Großbritannien
angestrebt
Grenze des
Und Nordirland Dänemark
Ostsee Litauen
Union der
· Ende Erster Weltkrieg: zerbrechen jahrhundertealter Reiche,
Destabilisierung/revolutionärer Aufruhe
Deutschen
Reichs 1914 Sozialistischen
Sowjet-Republiken
Niederlande (UdSSR)
Belgien
gegründet 1922
· Deutschland: erhebliche Gebietsverluste
Deutsches
Reich
Polen · Zerfall von vielen Großreichen nach 1. WK: Neu-Aufflammen der
Atlantik Lux.
Tschechoslowakei Nachkriegs-Auseinandersetzungen = Entstehung neuer/oftmals
Frankreich
Schweiz
nervös-aggressiver Nationalstaaten
· Mangelversorgung und Kriegsmüdigkeit in vielen Ländern →
Österreich
Ungarn
Rumänien
Schwarzes Meer
Arbeitsniederlegungen und Streiks
Jugoslawien
· Kriegsende europäischer Verliererstaaten → offenen Revolutionen +
Spanien
Portugal
(1931 Italien Serbien
Republik) Bulgarien
gewaltsamen Machtwechseln
· Neu ausbrechenden Revolutionen: sozioökonomischer Natur
Albanien
(Neuverteilung von Land, Macht und Vermögen) oder nationale
Mittelmeer Griechenland Türkei
Er-Rif (span.)
Revolutionen auf Trümmern besiegter multiethnischen Reiche
Algerien
· Konfliktpotential durch Demokratie, Monarchien, Gebietsverlust,
Marokko Tunesien
(Franz. Protekt.) (Franz.) (Franz. Protekt.) ⑱
Neuordnung Europas, Versailler Vertrag, Umgebung (feindliche
“Europa nach dem Ersten Weltkrieg”: Umbrüche Gebiete)
europäischer Länder datiert ab 1918/1919
Politische Ursachen
· Gesellschaftliche Unzufriedenheit mit politischem System
Demokratisierung & Parlamentarisierung
· Kriegsniederlage trotz Siegessicherheit
Widerspruch Kriegspropaganda: Proklamation “Siegesfrieden”
· Massenmobilisierung, Forderung nach politischem Teilhabe
Starker Zulauf zu sozialdemokratischen/sozialistischen Strömungen
· Erkennung der Schwächen am monarchischen System
Verantwortungsabgabe: Aufnahme Parlamentarier, um Sündenbock
zu haben
· Altes politisches System verhindert Friedensverhandlungen
Militärische Ursachen Soziale Ursachen
· Kritik am politischem System · Offizielles Eingeständnis der Niederlage
Matrosenstreik infolge überflüssigen Befehls Unmut nach Verblendung durch Kriegspropaganda
Forderung des sofortigen Friedens, Demokratisierung,
Abdanken des Kaisers · Bevölkerung ist kriegsüberdrüssig
Versorgungsschwierigkeiten durch Kriegsführung,
· Aussichtslose Lage seit Sommer 1918 Einzelschicksale
Militärische Stärke der Alliierten (Ungleichgewicht - USA)
· monarchische Staatsform unerwünscht
Ökonomische Ursachen Rätebildung/Friedensforderung
· Unzufriedenheit mit kapitalistischer Wirtschaftsordnung
Dennoch: Hoffnung in sozialpolitischen Kompromiss
(Sozialpartnerschaft zwischen Kapital und Arbeit)
· Ökonomische Schwäche des Kaiserreichs (Ungleichheit)
· Verarmung nach dem Krieg
Soziale Ungleichheit/Kluft zwischen Arm und Reich (Solidarisierung
von Arbeitern & Soldaten)
Räterepublik
Staatsform, die unterprivilegierte Bevölkerungsschichten (z.B. Arbeiter, Bauern, Soldaten) direkt an der Macht
beteiligt. Gewählte Delegierte bilden einen Rat, der alle Entscheidungsbefugnisse besitzt und ausführende,
gesetzgebende und richterliche Gewalt in seiner Hand vereinigt. Die Gewaltenteilung ist damit aufgehoben. Die
Räte sind ihrer Wählerschaft direkt verantwortlich und jederzeit abwählbar. Das Rätesystem bildet somit ein
Gegenmodell zur parlamentarischen Demokratie.
Parlamentarische Demokratie
Als parlamentarisches Regierungssystem bezeichnet man jene Ausformungen parlamentarischer Demokratien, in denen
die Regierung zu ihrer Wahl und in ihrer Amtsausübung auf die direkte oder indirekte Unterstützung durch das Parlament
angewiesen ist.
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