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E.T.A. Hoffmann: Das Majorat (1817)
· In der 1817 erschienenen Nov~lle „Das Majorat·,; von E. T.A. Hoffmann berichtet der(Jch-Erzähle'r
Theodor'. ein junger Jurist, von den Erlebnissen auf Schloss Rossitten.'.Theodor ist mit seinem Groß-
onkel.zu dem Schloss gereist, um Verwaltungs- und Erbangelegenheiten des Schlosfherrn zu regeln. In.
der ersten Nacht geschieht Folgendes: · ·
·/\ .Nun saß ich allein in dem h~ weiten Rittersaal. [... ] ·[D]er lielle Vollmond strahlte durch die b.rei:.
..ten:Bogenrenster, alle.:ßlßtte1kken des w:uml.erlichen Baues) wohin der. düstre Saheib meiner Kerzen'
u ·des Kaminfeuers nicht dringen konutetmagisch erleuchtend. So wie man t:s wohl noch in alte:g.
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-. c össem antrif:fi, waren auf.seltsame alternimliche Weise'Wände·un!tDeci e cles Saal~ ver-ziert; -die-
se mit schwerem Getäfel, jene mit fantastis6nefBilaerei und buntgemaltem, vergoldetem Schnitzwerk,
Aus den großen Geinäiaen, mehrenteils 1 dasSwilde Gewühl blutiger Bären- und Wolfsjagden·darstel- ·
l. lend, ~ n i n Holz gesc.bnitzte Tierr und Menscoenköpfe hervor; äen gemalten Leibern angesetzt,.
so daß, zumal bei der flaclcemden, schimmernden Beleuchtung des Feuers und des Mondes, äasGanze,
10l in gr-~ iche!_ Wahrheit lebte. L..] Wer weiß es nicht, wie ein ungewöhnlicher, abenteuerlicher Aufent-
halt mit geheimni~voll~r Macht den Geist zu erf: ~ ss vermag, selbst die trägste Fantasie wir<l wach in .
dem, von wµnderlichen Felsen umschlossenen T .- den <lüstern Mauen;i einer Kirche [•.. ], und will
sonst nie Erfahrnes ahnen, Setze ich nun noch · , daß ich.zwanzig Jahr alt ~ar t~d mehrere Gläser
starken Punsch getrunkeo hatte, so wird rpan es gla,uben, daß mir in ~ s~ el~ r Z!!::/
~ ute wurde al~jemal:;;)1:an denke sich die Stille·der Nacht, in der das'ifumpfe Brausencks ~ as
15 s~ chtwindes wie die Töne eines mächtigen, von Geistern ,gerührten Orgelwerks
@. erklangeC\iie v~rüberfliegenden Wolken, die oft, hell und glänzend, wie vorbeistreifende Riesen ·
. durch die~ nendei:J. Bogenfenster zu gucken scbieneA der Tat, ich _mußt' es ·in dem leisen Schauer
fühlen, der mich durchbebte, äaß ein fremdes Reich niYsichtbarlich und vernehmbar aufgehen könne.
Doch dies Gefühl glich,dem Frösteln, das man l:!ei einerl<0h~ g ; g t ~
·20 empfindet und das man so gern hat. D!tbei fiel mir ein, d~ kemergünstigeren·Stimmung das Buch
zu lesen;sei, das ich, so wie damals jeder, der nur irgend dem Romantischen ergeben, in der Tasche
g. Es ~ar Schillers Geisterseh~r2'. Ich las und las, und erhitzte meine Fantasie immer mehr und ·
meh,r. Ich kam zu d~ ·mit dem ~ächtig~ten Zaub~r ergr-eifen~en ~rzähl~g v~n d_em Hochzei~sfest bei
dem Grafen von V - . e~de wieJeronm:_os ~ ge Gestalt eu:tri~, Illlt emem ge~altig~n .
25 Schlage die Tür au , e m den Vorsaal fü~ tsetzt fahre ich m die Hohe,_das Buch fällt mrr aus
den Hände~ ber in demselben Augenblick rnt alles still, und ich schäme i:nich über mein kindis.ches
_ Erschrecke . ag. es se~, daß durch ~e d~rchs~ömende Z~gh~ft, o~er auf Weise ~e Tür.
aufgespren de. Es ist.nichts - meme_uberreizte Fantasie bildet Jedemtürliche Erschemung ·
gespenstisch! - So beschwi.chtigt, nehme i c ~auf und werfe mich wieder in den
30 Lehnstuhl - da geht es leise und langsam mit abgemessenen Tritten quer über ßen Saal hin, und da- •
·zwischen seufzt und ächzt es, urid in diesem Seuf'.{'.en, .<lies Äc . iegt Ausdruck des tiefsten '
~nscl1,liche~Leid~ tro esten e - _Ha. as is gend:em eingesperrtes ankes Tier •
im ~ k e n . n ( ja_die stische Täuschung der ~ acht, die alles entfemttönende in die
Nähe rückt - wer wird sich nur durch so etwas Grauen erregen lassen :- So beschwichtige ich mich
35 aufs neue, aber nun kratzt es, indem lautere, tiefere Seufzer, wie in der.entsetzlichen ~gst der Todes-
not ausgestoßen, sich hören lassen, an jenem neuen Gemäuer. - ,,Ja, es ist ein armes einge·sperrtes Tier.
- ich werde je~ laut rufen, ich werde mit dem.Fuß tüchtig auf den Boden stampfen, gleich wird alles
schweigen, oder das Tier unten sich deutlicher in seinen n~iürlichen Tönen ~ören lassen!",-.~
ich, aber das Blut gerimi:t in meinen Adern- kalter Schweiß steht auf der Stirne, e :t bleib 1ch·1m
1
mehrenteils~größtenteils . · · · · ·
2
„Der Geisterseher'' ist ein Rorhanfragment von Friedrich Schiller, das 1787 in .der Zeitschrift ;,Thalia" erschien. .
Seite 3,von 4
, .. - - i . ,. . ' ~-· -· · - · - · · . .... . .
-,iö'". · Le~stuhl~ ~itzen, nicht vermögend aufzustehen, viel weniger noch zu rufen. ~ .
• - · ·-· -· · · ' • -··- ....,, __ _ _ _i - • ••
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• 1 ndlich ~uf - d!e Tritte lassen sich au~s neu_e vernehmen - Es i~t, als _we?-1_1 eben und R~gung . ·
, mire r w ~rnge auf und ~ete :we1 Schritte vo~, aber _da.s~e1cht erne ~ urc~ ~ -
den Saal, und m demsel6en Augenblick wirft der Mond s_ helles L1_cht auf_das l3.il~is emes sehr ~\
'ernsten, beiniih~cb.auerlicU:anzu_selienden Mannes, un säusle seme warnende Stimme durch _das
45 s rausen der Meereswe "' feife .. · deutlich:
~ Nici:it weiter-;: riicht weiter, sonst bist du ye1fallen dem entsetzlichen Graus (!er Geisterwelt!" un
e . · ep. Sc age wie zuvor, 1c höre die Tritte deutlich au · em Vorsaal ' •
;;,=--..........~ ~ -, - dieHaupttür-des Schlosses öffnet sich rasselnd und wird wieder ver- .·'
schlosse .. Daru:i ist es ls ..rde ein Pferd au~ e gezogen, und nach einer Weile wieder in . __
50 den Stall zurückgeführt - dann ist alles still! ··In demselben Augenblick vernahm ich: wie der alte
onkel im Nebengemac ;ingstlich seufzte und stöhnte, dies gab mir alle Besinnung wied~r, ich
ergriff die Leuchter uud eilte hinein. Der Alte schien mit einem bösen, schweren Traume zu kämpfen.
,,Erwachen Sie_- erwachen Sie", rief ich laut, indem ich ·ihn ;~ft bei der Hand faßte und den hellen ·
Kerzensc~e~ auf sein Gesicht.fallen lieJJ: Der Alte fufu a:ufmit einem-dumpfen Ruf, dann schaute er
55 mich mit freundlichen Augen an und sprach: ,,Das hast du gut gemacht,-Vetter! daß du mich wecktest.
Ei, ich hatte einen sehr häßlichen Tr~um, u~d daran ist bloß hier das Gemach und der Saal schuld,
denn ich mußte dabei an die vergai1gene -Zeitund au manclieS'VeFWUnderliche ""denken, was hier sich, . ·
begab. Aoer nun wollen wir recht tüchtig ausschlafen!"',• · . . · ·.
E.T.A. Hoffmann: Das t fajorat, in: ders.: Nachtstücke; Stuttgart 1990, S. 202-205.
Hinweis:
. Die Rechtschreibung entspricht der Textvorlage. '-
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