2. (Medien-)Bildung in mediatisierten und datafizierten Lebenswelten
– Herausforderungen und Standpunkte im Kontext von Big Data und Data Literacy
A. Einleitung – Über Daten, Datafizierung und Data Literacy
durch den datenbasierten Wandel sind Daten mittlerweile ubiquitär verfügbar;
Begriffe wie Datafizierung, Big Data oder künstliche Intelligenz (KI) werden immer häufiger genutzt
Was sind Daten? W z.B. Zahlenwerte durch Beobachtungen und Messungen
Primärdaten:
Unsere Welt wird immer mehr durch digitale Daten strukturiert und wir alle können sowohl
Produzenten als auch Konsumenten der Daten zugleich sein und somit leistet jeder gezielte Gewinnung
einen Beitrag zur weiteren Datafizierung und zum Wachstum des Datenvolumens bei neuer Daten
Daten sind vielfältig und es liegen dabei verschiedene Formen vor: Sekundärdaten:
qualitative Daten quantitative Daten
·
Nutzung von bereits
— tiefgründige Analyse — gehen eher in die Breite vorhandenen Daten;
— kaum repräsentativ — repräsentativ z.B. wissenschaftliche
— meist in Form von Symbolen, Bildern, — meist in Form von Zahlen und Daten sind messbar Datenbanken
Texten, Audios — nominale, ordinale, metrische oder Intervalldaten
Was sind ‚Future Skills‘?
‚Future Skills‘ sind neue, erweiterte Kompetenzen, die durch den datenbasierten Wandel entstehen.
Mit diesen erlangten Kompetenzen kann man mit zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen und Situationen
besser umgehen. (vgl. McKinsey, 2021);
eine Fähigkeit wäre bspw. Orientierung in digitalisierter Umgebung
auch Data Literacy gehört zu den ‚Future Skills‘ = wesentliche Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts
Was ist Data Literacy bzw. Datenkompetenz?
— Data Literacy ist wichtiger Bestandteil, um an Gesellschaft teilzuhaben
— Data Literacy als „zentrale[…] Zukunftskompetenz für jede:n Einzelne:n,
um sich souverän durch die digitale Welt zu bewegen“ (Koch und Gamst, 2021)
— Data Literacy als „the ability to collect, manage, evaluate, and apply data,
in a critical manner“ (Ridsdale et al., 2015, S. 8)
Für kompetenten, mündigen, verantwortungsvollen Umgang mit Daten müssen folgende Fragen aus der Data
Literacy Charta des Stifterverbandes beantwortet werden: (vgl. SB, KE 2, S. 12; Schüler,Koch& Rampelt, 2021, S. 1)
1. Was will ich mit Daten machen? konkrete Anwendung 3. Was darf ich mit Daten machen? gesetzl. Regeln
2. Was kann ich mit Daten machen? Möglichkeiten/Grenzen 4. Was soll ich mit Daten machen? normativer Anspruch
5 Leitprinzipien zur Gestaltung zukünftiger Bildungsprozesse (vgl. SB, KE 2, S. 12)
1. Data Literacy muss allen Menschen zugänglich sein.
2. Data Literacy muss lebenslang in allen Bildungsbereichen vermittelt werden.
·e
3. Data Literacy muss als transdisziplinäre Kompetenz fachübergreifend aus drei Perspektiven
(Was ist zu tun? Wie ist es zu tun? Wozu ist es zu tun?) vermittelt werden.
4. Data Literacy muss gesamten Prozess der Erkenntnis- und Entscheidungsfindung
mit Daten systematisch abdecken.
5. Data Literacy muss Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Werthaltungen für bewussten,
ethisch fundierten Umgang mit Daten umfassen. (ebd., S. 2 ff)
Was bedeutet Datafizierung und wie bildet es sich in sozialen Kontexten und Lebenswelten ab ?
— Datafizierung als „die Verschränkung technischer und sozialer Entwicklungen“ (Cwielong et al., 2021, S.4)
— sie beeinflusst also die Gesellschaft und das öffentliche sowie soziale Leben
— Welt und soziale Wirklichkeit werden in messbare Zahlenwerte „übersetzt“
— es entsteht eine unüberschaubare große Menge an Daten (Big Data)
Big Data
vielschichtige Dimensionen von Big Data (vgl. Gapski, 2015, S. 10): Mithilfe der Data Literacy kann
• Volumen (Masse der Daten) man sich kritisch mit den
• Velocity (Geschwindigkeit und Beschleunigung des Datenverkehrs) unterschiedlichen Dimensionen
• Variety (Vielfältigkeit und unstrukturierte Beschaffenheit der Daten) auseinandersetzen und somit
• Value (finanzielle Verwendung) Daten verantwortungsvoll nutzen
• Veracity (Unsicherheit und Unschärfe der Daten und Ihrer Analysen)
, 2. (Medien-)Bildung in mediatisierten und datafizierten Lebenswelten
– Herausforderungen und Standpunkte im Kontext von Big Data und Data Literacy
B. Grundlegende Deutungen und Argumentationslinien
Digitalisierung und Mediatisierung haben Einfluss auf unser Handeln, also auch auf unser Medienhandeln
Text 1: Bedingungen des Handelns und ihre Bedeutung für Freiheit, Verantwortung und künstliche Intelligenz
(Tulodziecki, 2021, S.63 - 73)
1. Kapitel 4: Digitalisierung und Mediatisierung als Merkmale der Lebenswelt – was sie für unser Handeln bedeuten
• haben Einfluss auf Freizeit, Beruf, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Politik…
• Veränderungen des gesamten Mediensystems: Mediatisierung in fast allen Lebensbereichen
mit Aufkommen neuer Medien, Veränderungen vorhandener Medien und der Entstehung einer digitalen Infrastruktur
• Unter Digitalisierung sind auch die Wandlungsprozesse zu verstehen, denn digitale Technik befördern
(Zunahme der) Vernetzung, Sensorisierung, Datafizierung und Algorithmisierung
- - - - - - -
1.1 Zur Bedeutung der Mediatisierung (vgl. SB, KE 2, S. 16-17
Veränderungen der Kompetenzanforderungen:
- z.B. ist das Verstehen der „Sprache“ der Medien sowie kritische Einschätzung von Einflüssen der Medien wichtiger geworden
Entstehung einer großen Vielfalt an Nutzungsformen:
rezeptive Nutzung von Medien (z. B. bei Fernsehen), interaktiv-eingreifende Nutzung (z. B. beim Computerspiel),
produktive Nutzung (z. B. Erstellung eines eigenen Videos),
interaktiv-austauschbezogene Nutzung (z. B. bei Instant-Messaging-Diensten), interaktiv-partizipative Nutzung (z.B. Blogs),
interaktiv-steuerungsorientierte Nutzung (z.B. Smart Home)
Unterschiedliche Verwendungszwecke:
E
Information und Lernen, Analyse und Simulation, Dienstleistung und Produktion, Steuerung und Kontrolle,
Gestaltung von Freizeit und Beruf
&
Mediennutzung hat Einfluss auf Stimmungen, Emotionen, Verhaltensorientierungen, Wertvorstellungen usw.
1.2 Zu Chancen und Risiken der digital basierten Mediatisierung (vgl. SB; KE 2, S. 18-21)
Chancen Risiken
Wahrnehmung von Welt Vielzahl medialer Angebote führt Fast nur noch starke Reize erlangen Aufmerksamkeit;
zur Verstärkung der Sinnesreizung Präsentationsform kann wichtiger als Inhalte werden
Kognitive Überforderung; bewusste Falschmeldungen;
Umgang mit Informationen ermöglichen Wissenserwerb; man kann
sowohl Infos erhalten als auch produzieren weniger Motivation zum eigenen Wissenserwerb
Regulierung von Emotionen Sinneserregung, Beseitigung von Langeweile, führt auch zu Ängsten, Machtfantasien,
z.B. durch Unterhaltungsangebote Spannungserzeugung, Entspannung usw. Sensationslust,Voyeurismus,„Flucht in Scheinwelten"
Ersetzbarkeit: Freundschaften durch Follower; Vertrauen durch
Gestaltung von soz. Beziehungen problemlose, schnelle Kontaktaufnahme;
Möglichkeit in Verbindung zu bleiben Überwachung; räumliche Nähe durch elektronische Erreichbarkeit
Voraussetzungen wie Motivation zum Lernen oder Selbstorganisation
Formen des Lernens zeit- und ortsunabhängige,
selbstgesteuertes Lernen möglich des Lernens bei benachteiligten Gruppen weniger gegeben
Arten des Denkens
Förderung des Klimas von Offenheit und
Oftmals aber steckt auch Propaganda und
Toleranz; hilfreich bei Problemlösungen,
mehrperspektives Denken Entscheidungen oder Beurteilungen etc.
Manipulationen dahinter
Aufklärung mithilfe seriöser, Beeinflussung durch bloße,
öffentl. Meinungsbildung
sachgerechter Informationen irreführende Verlautbarungen
Rücksichtsnahme; Respekt; Achtsamkeit; Egozentrismus; Missachtung; Ignoranz; Macht-
Verhaltens- & Wertorientierungen
Verständigungsorientierung; friedvolles ausübung; aggressives Vorgehen; Ungerechtigkeit
Miteinander; Gerechtigkeit
Medien bieten großen Erfahrungsraum
Identitätsentwicklung und Erprobungsmöglichkeiten an;
auch ungewollte personenbezogene Daten befinden
sich jedoch im Netz; Identitätsdiffusion
Datenschutz soll gewährt werden