6.2 Soziale Kognition, soziale Einstellungen und Me-
6.1 Selbst, Persönlichkeit und soziale Motive
thoden der Sozialpsychologie
1. Soziale Wahrnehmung: Attributionen, naive
1. Selbst Theorien, Eindrucksbildung, Verarbeitung von
Gesichtern
2. Die problematische Persönlichkeit – Autoritaris-
2. Soziale Urteile und Rationalität bei Entschei-
mus, Narzissmus und Soziale Dominanzorientie-
dungen: Urteilsheuristiken und Erwartungen
rung
3. Soziale Kognition: Aktivierung kognitiver Kon-
3. Konsistenztheorien – Dissonanz zepte, automatische kognitive Konzepte und die
Entwicklung der soziokognitiven Neurowissen-
schaft
4. Das Streben nach Kontrolle: Menschen zwischen
4. Einstellung und Verhalte
Freiheit und Hilflosigkeit
5. Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminie-
5. Interpersonale Attraktion
rung
6. Physische Attraktivität 6. Methoden in der Sozialpsychologie: Befragun-
gen und Experimente
6.3 Soziale Interaktion 6.4 Soziale Gruppenprozesse
1. Der wichtige andere: Soziale 1. Führung
Vergleichsprozesse und relative Deprivation
2. Die Gesellschaft in uns: Wie soziale Normen, so-
2. Antisoziales Denken, Fühlen und Handeln ziale Rollen und sozialer Status unser Verhalten
beeinflussen
3. Soziale Motive: Prosoziale Motivation 3. Leistung in Gruppen
4. Positive Psychologie 1: Glück, Prosoziales Verhal-
4. Innovation
ten, Verzeihen, Solidarität, Bindung, Freundschaft
5. Positive Psychologie 2: Zivilcourage, soziale Ver- 5. Intergruppenbeziehungen
antwortung, Fairness, Optimismus, Vertrauen
6. Wissenschaftstheorie und Psychologie: Einfüh-
6. Soziale Interaktion rung in den Kritischen Rationalismus von Karl
Popper
7. Kommunikation
1
, Sozialpsychologie FLB 1 Zusammenfassung
Sozialpsychologie – Selbst, Persönlichkeit und soziale Motive 1
Kapitel 1 - Selbst
1.1 Quellen des Selbstkonzepts und des Selbstwertgefühls
Wer bin ich? Was kann ich? ->Antwort auf diese Frage erstellt Selbstkonzept
Selbstkonzept
Die Gesamtheit aller Annahmen einer Person hinsichtlich der eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten sind
die Grundlage für das Selbstkonzept. Die Summe der subjektiven (positiven und negativen) Bewertungen
ergibt das Selbstwertgefühl. Bildet sich aus der Selbsteinschätzung über z.B. Attraktivität, Sportlichkeit
oder Intelligenz
Ä Selbstwertgefühl: Positive bzw. negative subjektive Bewertung aus der Summe dieser Eigenschaften
bilden das Selbstwertgefühl. Selbstkonzept und Selbstwertgefühl resultieren uns einer Vielzahl von
Gegebenheiten und Ereignissen.
à Was bin ich wert?
Selbstwert
Teilbereich des Selbst, der sich auf affektive (gefühlsbetont) und bewertende Inhalte bezieht. Der eigen-
schaftsbezogene Selbstwert stellt eine zusammenfassende Bewertung des Selbst dar.
Der zustandsbezogene Selbstwert bringt zum Ausdruck, dass der Selbstwert in Abhängigkeit von der sozi-
alen Situation variiert. Neben dem individuellen Selbstwert ist auch ein gruppenbezogener kollektiver
Selbstwert zu beachten, der auf der Identifikation mit bestimmten Gruppen beruht.
Selbstwertrelevante Informationen werden jedoch oft nicht objektiv betrachtet und werden dadurch mo-
tiviert das Selbstwertgefühl zu schützen bzw. zu erhöhen.
7 Strategien zum Selbstwertschutz und zur Selbsterhöhung
1. self-serving bias (auch Attributionsasymetrie)
eigene Erfolge intern, eigene Misserfolge extern attribuieren (zuschreiben)
„gute Note, weil ich gelernt habe“ „schlechte Note, weil die Fragen unfair waren“
2. selektive Informationssuche
aktiv versuchen, positives Feedback zu holen
„Das habe ich toll gemacht, oder?“
3. self-handicapping
Hinderliche Umstände für die eigene Leistungserbringung erzeugen
vor einer Prüfung nicht schlafen
4. sandbagging
Vor Leistungssituationen die eigenen Möglichkeiten herunterspielen
„das schaffe ich nie, da bin ich nicht gut drin“
5. above average effect
Eigene Fähigkeiten als überdurchschnittlich wahrnehmen
6. false consensus effect
Die Annahme, verbreitete und akzeptierte Meinungen zu besitzen
7. downward comparison
Auswahl von Vergleichspersonen, die schlechter abschneiden als man selbst
2
,1.1.1 Selbstwahrnehmung und selbstbezogene Attributionsprozesse
Selbstwahrnehmung: Personen ziehen Rückschlüsse auf eigene Fähigkeiten und Eigenschaften,
indem sie eigene Verhaltensweisen, Gefühle, Gedanken und körperliche Zustände wahrnehmen.
Durch eigene Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken werden Rückschlüsse auf die eigenen Fähigkeiten
und Eigenschaften gezogen. Personen haben oft in dem Moment, wo sie handeln, nicht genügend Informa-
tionen, um Gefühle und innere Zustände zu benennen. So sind die in der gleichen Lage, wie externe Be-
obachter – So kann ein Mensch, der CD-Sammlungen sortiert etc., sich selbst als also ordentlich bezeich-
nen.
Informationen, die den Selbstwert erhöhen oder erniedrigen werden in anderer Weise verarbeitet
z.B. Die Attributionsasymetrie (self-serving-bias), die Self-handycapping Strategie, die sandbagging
Strategie. Daraus resultierende Folge Strategien oder Effekte sind der above average effect und der false
consensus effect.
1.1.2 Soziale Rückmeldung und Auswahl neuer Informationen – Symbolischer Interaktionismus
In sozialen Interaktionen kann man etwas über seine eigene Person erfahren Z.B. so wie andere einen
wahrnehmen und bewerten. Das looking-glass self drück aus, dass das Selbstkonzept einem Spiegel
gleicht, der die Einschätzung und Beurteilungen bedeutender Personen wiedergibt. Neben direkten Rück-
meldungen (Oskar Verleihung Applaus ist eine offensichtliche Rückmeldung) kann man auch über inter-
pretativen Weg durch andere Personen zu Einschätzungen über die eigene Person gelangen (Mitmen-
schen, die sonst nett zu mir waren, beachten mich auf einer Veranstaltung nicht mehr.
Personen suchen aktiver nach selbstwertdienlichen Informationen als nach selbstwertbedrohlichen Infor-
mationen. Bsp. IQ Test und Selbsteinschätzung dazu. Bei positiver Rückmeldung fühlten sich die Proban-
den bestätigt und zeigten Interesse an Intelligenzbüchern (Buchtitel).
Bei negativer Rückmeldung orientierten sich die Probanden zu anderem Buchtitel, die IQ Test falsifizier-
ten (selektive Informationssuche) -> self-serving bias
1.1.3 Sozialer Vergleich
Soziale Vergleich -> wichtige Quelle selbstbezogener Informationen
Soziale Vergleichsprozesse können ebenfalls eine Rolle spielen, um den Selbstwert zu erhöhen, und eine
Quelle selbstbezogener Informationen darstellen.
So erfährt man etwas über seine eigene Person, wenn man sich mit anderen vergleicht. Diese Fähigkeit
wird vermutlich erlernt, da diese Fähigkeit bestimmte kognitive Operationen erfordert, die erst im Verlauf
der Entwicklung erworben werden.
Auch die Vergleichsprozesse, werden nicht nur zum Erlernen der eigenen Einschätzung von Fähigkeiten
verwendet, sondern auch um eine Erhöhung des Selbstwertgefühls zu erlangen (downward comparison)
z.B. Abwertung anderer Personen, um selbst besser da zu stehen.
3
, 1.1.4 Fazit zu Quellen selbstbezogenen Wissens
Theorie des Selbstwertschutzes und der Selbstwerterhöhung
Die Quellen des Selbstkonzepts und des Selbstwertgefühls werden oft nicht objektiv verarbeitet. Selbst-
wertschutz und Selbstwerterhöhung kann durchaus als gesund gelten, so wie das Immunsystem die Ge-
sundheit schützt.
Problematisch wird es erst, wenn die Verzerrungen so groß sind, dass die Personen Ihre Möglichkeiten im
sozialen Umfeld nicht mehr richtig einschätzen können. Dazu können die 7 Selbstschutzstrategien benutzt
werden. Es gilt jedoch nicht für Personen mit geringen Selbstwert oder bei Depressionen.
Kontroverse der Selbstwerttheorie und der Konsistenz
à Personen sind motiviert, ihr Bild über sich zu bestätigen, auch wenn es negativ ist
Bei der Selbstkonsistenztheorie habe ich viel Erfahrung und weiß, wie Lob und Tadel zu werten sind. Bei-
des haut mich nicht um, und ich kann eine gute Einschätzung machen.
Entweder ich weiß noch nicht so viel über mich und brauche Informationen, oder ich bin mir meiner
Selbst sicher und habe eine innere Stabilität.
1.2 Selbstaufmerksamkeit
Selbstaufmerksamkeit, objektive und subjektive
Im Zustand objektiver Selbstaufmerksamkeit rückt das Selbst einer Person als Objekt in den Fokus ihrer
eigenen Aufmerksamkeit.
Demgegenüber steht der Zustand der subjektiven Selbstaufmerksamkeit, in dem eine Person als Subjekt
ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt richtet.
Objektive und subjektive Selbstaufmerksamkeit sind zum einen interindividuell unterschiedlich ausge-
prägt, können aber zum anderen auch situativ induziert (folgern, herleiten, schließen) werden.
Objektive Selbstaufmerksamkeit:
(trait self-consciousness) Ausmaß der Selbstreflektion
(state self-awareness) Personen werden Reizen ausgesetzt, die die Aufmerksamkeit auf die
eigene Person richten (Spiegel, Foto, Tonband mit eigener Stimme)
4 zentrale Effekte objektiver Selbstaufmerksamkeit
1. Erhöhte Selbstaufmerksamkeit steigert das Bewusstsein über und damit die Empfänglichkeit für ei-
gene Einstellungen, Reaktionen und Affekte.
> Unter gesteigerter Selbstaufmerksamkeit berichten Personen intensivere Affekte (z.B. Attraktion
oder Abscheu) oder zeigen intensivere affektbezogene Reaktionen (z.B. Aggressionen).
2. Erhöhte Selbstaufmerksamkeit verstärkt das Bewusstsein über Diskrepanzen zwischen idealem und
realem Selbst.
> Personen unter erhöhter Selbstaufmerksamkeit beurteilen sich bei wahrgenommener negativer
Diskrepanz (z.B. weil die eigene Leistung nicht das eigene Anspruchsniveau erfüllt) negativer, bei
wahrgenommener positiver Diskrepanz (z. B. weil man bessere Leistungen erzielt hat als erwar-
tet) positiver als Vergleichsgruppen mit geringerer Selbstaufmerksamkeit
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