2A1 LE 1: Einführung in die quantitative Forschung - Ausgewählte und kommentierte Texte
1. Was ist Empirische Bildungsforschung?
1.1 Einleitung
Geisteswissenschaftliche Konzeptionen von Bildung und deren Verknüpfung zur Entwicklung der Persönlichkeit werden bei der
Empirischen Bildungsforschung nicht betrachtet, sondern man widmet sich den sozialwissenschaftlichen Konzeptionen von Bildung zu:
3 zentrale Merkmale der Bildungsforschung
Problemorientierung Interdisziplinarität Verwendung empirischer Forschungsmethoden
Quantitative Forschungsmethoden:
Gewinn Nicht nur eine, • am häufigsten
wissenschaftlicher sondern mehrere • Messoperationen
Erkenntnisse, Disziplinen • mathematisch-statistische Auswertungen
um gesamtes tragen zur
Bildungswesen Bildungsforschung Qualitative Forschungsmethoden:
zu analysieren bei • tiefgründige Auswertungen
und zu verbessern • Beschreibung von Interpretationsleistungen
1.2 Aktuelle Fragestellungen und Gegenstandsbereiche der Empirischen Bildungsforschung
1.1 Internationale Leistungsvergleiche 1.2 Nationale Leistungsvergleiche
• z.B. mit PISA-Studie; IGLU; TIMSS etc.
• z.B. mit PISA und TIMSS
• Erfassung eines Querschnittsbildes über
Status Quo des Bildungssystems • Bildungsniveaus der Bundesländer
• führt zu Bildungsdiskussionen über Qualität unterscheiden sich stark voneinander
• Vergleich der Leistungen jedes Einzelnen
mögliche Fragestellungen: in Hinblick auf die Bildungsstandards
Auf welcher Rangstufe befindet sich das Schulsystem? (Ranking); (vgl. Köller et al., 2010; vgl. Kap. V-4)
Welche Personengruppen werden bevorzugt bzw. benachteiligt?;
Welche Informationen liegen über Teilpopulationen vor?; uvm.
3. Bildungspanel - Längsschnittstudien
2. Soziale Selektivität des Bildungswesens • z.B. ‚Nationales Bildungspanel‘
• Untersuchung der Bildungsprozesse,
• Chancengleichheit und soziale Selektivität
Bildungsverläufe und
• in Deutschland = hohe soziale Selektivität
Kompetenzentwicklungen
• soziale Herkunft des Schülers beeinflusst sowohl dessen
Erwerb von Bildungszertifikaten als auch von Kompetenzen
mögliche Fragestellung:
Welche schulischen und außerschulischen
mögliche Fragestellung:
Einflüsse beeinflussen den Kompetenzerwerb?
Was sind Einflussfaktoren für soziale Selektion? (z.B. persönliche
Entscheidungen der Lehrer oder Bestreben der Eltern)
5. Weiterentwicklung der Forschungsmethoden
4. Unterrichtsqualität - Förderung von Kompetenzen
• man verfolgt den Anspruch eines hohen
• ‚Lehr-Lern-Forschung‘ oder ‚Unterrichtsforschung‘ forschungsmethodischen Standards
• Untersuchung der Unterrichtsqualität und dessen Verbesserung • intensive Weiterentwicklung der Erhebungs-
• Entwicklung von neuen Konzeptionen und Trainings • und Analyseverfahren (vgl. Kap. III)
• Unterrichtsmerkmale sind für Kompetenzentwicklung bedeutsam • (methodische Fragen zu) Kompetenzmessungen
• Gestaltung des Unterrichts hängt auch von den professionellen
Kompetenzen der Lehrer ab mögliche Fragestellung:
mögliche Fragestellungen: Wie können ideale Aufgaben konstruiert werden?
Was für Eigenschaften/Kompetenzen zeichnen einen ‚guten Lehrer‘ aus?; (z.B. Hartig, Klieme & Leutner, 2008)
Welche Lernumgebungen sind am besten für Lehrer-Ausbildung?
, 2A1 LE 1: Einführung in die quantitative Forschung - Ausgewählte und kommentierte Texte
1. Was ist Empirische Bildungsforschung?
1.3 Geschichte der Empirischen Bildungsforschung
Seit mehr als 100 Jahren besteht bereits eine empirisch ausgerichtete Forschung der ‚Bildungstatsachen‘…
1.3.1 Die Empirische Pädagogik zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Vorläufer der Empirischen Bildungsforschung
Vorläufer der Empirischen Bildungsforschung = Empirische Pädagogik (und Pädagogische Psychologie)
= Forscher und Pädagogen wie Ernst Meumann,
Aloys Fischer oder Wilhelm August Lay
Die empirische Pädagogik versuchte sich im Konkurrenzkampf anderer Wissenschaften wie geisteswissenschaftliche
Pädagogik und empirische Psychologie durchzusetzen, jedoch scheiterte sie letztendlich Spannungsverhältnis
1.3.2 Die Entwicklung der Bildungsforschung in den 1960er Jahren als Reaktion auf Probleme im Bildungssystem
-
Bis 1960er Jahre Orientierung an der geisteswissenschaftlichen Disziplin,
danach sprach man von der sogenannten ‚realistischen Wende‘ der Pädagogik (Heinrich Roth,1962).
Kritik an Leistungsfähigkeit des Bildungssystems in Deutschland, daher forderte man
die Reform des Bildungssystems, eine starke Anhebung der Qualifikationen und die Erhöhung der Chancengleichheit.
Folge ist der Beginn einer modernen Bildungsforschung, welche reale Bildungsprozesse und -ergebnisse untersucht
(Fend, 1990) und auch die Gründung von mehreren Forschungsinstituten.
Weiterhin aber ein Spannungsverhältnis zwischen Empirischer Bildungsforschung und Pädagogik:
‚Arbeitsgruppe Empirisch Pädagogischer Forschung‘ ‚Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft‘
Ab den 1970er Jahren beschäftigte man sich vor allem auch mit der Evaluation der Veränderungen,
mit empirischen Studien zur sozialen Selektivität und Bildungsbeteiligung, mit der Bildungsplanung
sowie mit der Autonomie der verschiedenen Schulen.
D
1.3.3 Die Entwicklung der Bildungsforschung seit der Jahrtausendwende
• Empirisch identifizierte Probleme im Bildungswesen
eher schlechtere Lernergebnisse der Schüler nach Beendung der Sekundarstufe II und
hohe soziale Selektivität, daher Forderung nach stärkerem Ausbau der Empirischen Bildungsforschung
• Expansion der Empirischen Bildungsforschung
immer mehr Forschungsprojekte der Empirischen Bildungsforschung zu verzeichnen;
Empirische Bildungsforschung wird vermehrt gefördert (Vielzahl von Projektförderungen);
BMBF entwickelte ‚Rahmenprogramm Empirische Bildungsforschung mit verschiedenen Förderschwerpunkten;
Anstieg von Publikationen/Veröffentlichungen wie z.B. neue Zeitschriften und Lehrbücher
• Drei Anläufe zur Etablierung an Universitäten
1. Anfang des 20. Jahrhunderts = Empirische Pädagogik scheitert
2. 1960er Jahre = Fortschritt vor allem in außeruniversitären Forschungsinstituten
3. Anfang des 21. Jahrhunderts = weitreichende Etablierung an Universitäten
Entstehung einer ‚evidence-based education‘: Orientierung an Ergebnissen empirischer Forschungen
• Desiderate/Erfordernisse der Empirischen Bildungsforschung
starke Anwendungsorientierung und starke Fokussierung auf Kompetenzmessungen = erfordert Reflexion
des Verhältnisses zw. erkenntnisorientierter Entwicklung und Bedürfnis nach Steuerungswissen (vgl. SB, LE 1, S. 17)
starke Orientierung auf deutsches Bildungswesen = erfordert Internationalisierung der Empirischen Bildungsforschung
starke Fokussierung auf Schule = erfordert Erweiterung der Schule zum Nutzen anderer Institutionen
, 2A1 LE 1: Einführung in die quantitative Forschung - Ausgewählte und kommentierte Texte
1. Was ist Empirische Bildungsforschung?
1.4 Der disziplinäre Charakter der Empirischen Bildungsforschung
Teildisziplin der Erziehungswissenschaft, interdisziplinäres Feld oder eigene Disziplin?
• viele Lehrstühle der Empirischen Bildungsforschung befinden sich in den erziehungswissenschaftlichen
Fachbereichen einer Universität
ABER TROTZDEM:
• bestehen theoretische Unterschiede (Theorien kommen eher aus der Psychologie und Soziologie)
• bestehen methodische Unterschiede (Forschungsmethoden werden aus versch. Sozialwissenschaften entnommen)
• bestehen normative Unterschiede (unterschiedliche Bildungsbegriffe und Ressourcen)
• schon der Deutsche Bildungsrat (siehe erste Seite) spricht von einem
interdisziplinären Arbeitsfeld (Prenzel, 2005)
• Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie und Ökonomie wirken allesamt mit
• Empirische Bildungsforschung benötigt diese interdisziplinäre Kooperation
• Weiterentwicklung der Empirischen Bildungsforschung:
Anstieg der Professuren/Lehrstühle; immer mehr Forschungen; eigene Lehrbücher;
Entwicklung eines eigenständigen Methodenrepertoires und eigenständiger Standards
• dies zeigt den möglichen Weg zur eigenständigen Disziplin
Wie lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen Empirischer Bildungsforschung und Pädagogik beschreiben?
• es ergab sich ein Gegensatz zwischen philosophischen klassischen Bildungsbegriff der Pädagogik und der
Orientierung an pädagogischen Sachverhalten
• auf der einen Seite gab es Pädagog*innen, die der Ansicht waren, die Orientierung nur an Bildungstheorie
würde die Eigenständigkeit der Pädagogik gefährden und auf der anderen Seite gab es Pädagog*innen, die
behaupteten, dass eine starke Anwendungsorientierung ebenfalls die Pädagogik negativ beeinflussen würde
Warum ist die Erhöhung der Chancengleichheit im Bildungssystem so wichtig?
• alle sollen be der Teilhabe am Bildungssystem gleichberechtigt sein
I
• da aber soziale Selektion immer noch (häufig) vorzufinden ist und vor allem am
Übergang von Grundschule in weiterführende Schule Ungleichheiten entstehen,
muss Chancengeichheit weiter erhöht werden
Alle Vorteile der Zusammenfassungen von Stuvia auf einen Blick:
Garantiert gute Qualität durch Reviews
Stuvia Verkäufer haben mehr als 700.000 Zusammenfassungen beurteilt. Deshalb weißt du dass du das beste Dokument kaufst.
Schnell und einfach kaufen
Man bezahlt schnell und einfach mit iDeal, Kreditkarte oder Stuvia-Kredit für die Zusammenfassungen. Man braucht keine Mitgliedschaft.
Konzentration auf den Kern der Sache
Deine Mitstudenten schreiben die Zusammenfassungen. Deshalb enthalten die Zusammenfassungen immer aktuelle, zuverlässige und up-to-date Informationen. Damit kommst du schnell zum Kern der Sache.
Häufig gestellte Fragen
Was bekomme ich, wenn ich dieses Dokument kaufe?
Du erhältst eine PDF-Datei, die sofort nach dem Kauf verfügbar ist. Das gekaufte Dokument ist jederzeit, überall und unbegrenzt über dein Profil zugänglich.
Zufriedenheitsgarantie: Wie funktioniert das?
Unsere Zufriedenheitsgarantie sorgt dafür, dass du immer eine Lernunterlage findest, die zu dir passt. Du füllst ein Formular aus und unser Kundendienstteam kümmert sich um den Rest.
Wem kaufe ich diese Zusammenfassung ab?
Stuvia ist ein Marktplatz, du kaufst dieses Dokument also nicht von uns, sondern vom Verkäufer tanjamack. Stuvia erleichtert die Zahlung an den Verkäufer.
Werde ich an ein Abonnement gebunden sein?
Nein, du kaufst diese Zusammenfassung nur für 22,49 €. Du bist nach deinem Kauf an nichts gebunden.