BPE 6: Menschen in sozialen Gruppen II: Sozialpsychologische Experimente 02.10.22
Klassenarbeit Nr. 1
Methode Experiment:
Experiment: klassisch naturwissenschaftlich orientierte Forschungsmethode der Psychologie, bei der
der Forscher eine oder mehrere Faktoren (UV) manipuliert, um deren Auswirkung auf eine
Verhaltensweise/mentalen Prozess zu beobachten. Andere wichtige Faktoren werden durch
Zufallszuweisung der VP zu verschiedenen Gruppen (randomisierte Gruppen) kontrolliert. Störungen
zwischen der UV und AV werden als intervenierende Variablen bezeichnet.
Gütekriterien für empirisch-quantitative Forschung:
Objektivität: Beschreibt das Maß, wie unabhängig die Messergebnisse von der Person sind, die diese
Daten erhebt
Validität: intern: Aussage darüber, in wie weit die Untersuchung das misst, was sie angibt zu messen
extern: Besagt, in wie weit die Ergebnisse des Experiments auf die Realität übertragbar sind
Reliabilität: Beschreibt das Maß an Zuverlässigkeit/Messgenauigkeit einer Messung. Messinstrument
gilt als reliabel, wenn ein anderer Forscher unter denselben Bedingungen zu einem anderen
Zeitpunkt zu vergleichbaren Forschungsergebnissen gelangt.
Merkmale eines Experiments:
Variierbarkeit: bedeutet, dass der Forscher die Bedingungen deren Wirkung er beobachten will,
verändern kann.
Wiederholbarkeit: Forscher darf seinen absichtlich herbeigeführten Vorgang beliebig oft wiederholen
Willkürlichkeit: bedeutet, dass der Forscher die Bedingungen-, die Situation-, sowie den Ort- und die
Zeit unter der die Beobachtung stattfinden soll, selbst bestimmen kann.
Experimentelle Versuchsdesigns:
Treatmentgruppe: wird auch als Versuchsgruppe bezeichnet uns besteht aus VP, die an einer Studie
teilnehmen, weshalb bei dieser Gruppe die UV eingeführt wird
Kontrollgruppe: dient zur Kontrolle der gewonnenen Ergebnisse aus der Treatmentgruppe. Soll
überprüfen, ob ein Zusammenhang zwischen UV und AV besteht, ob die UV also zur AV führt. Hierbei
wird die UV allerdings nicht eingeführt.
Laborexperiment: beschreibt eine kontrollierbare Umgebung, in dieser der Forscher in einem
künstlichen Umfeld in das Experiment eingreifen kann (z.B. in der Uni)
Feldexperiment: wird in einer natürlichen Umgebung durchgeführt (bspw. im Kindi), die Umwelt ist
daher schlechter kontrollierbar.
Randomisierung: eine nach dem Zufall vorgenommene Aufteilung der Versuchspersonen auf die
experimentellen Untersuchungsbedingungen, um eine proportionale Zusammensetzung der Gruppen
zu gewährleisten.
Blind-Versuch: VP wissen nicht, welchen experimentellen Bedingungen sie zugeordnet sind => wissen
daher auch nicht, ob sie der Kontroll- oder Treatmentgruppe angehörig sind.
Konformität:
Def.: meint die Tendenz zur sozialen Anpassung/Übereinstimmung eines Menschen mit den Wert-
und Normvorstellungen seiner sozialen Umwelt.
Bedeutung für die Gesellschaft: Nur durch die Gewährleistung der sozialen Integration kann das
Zusammenleben ermöglicht werden, da ein gewisses Maß an Konformität erforderlich ist. Der
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Einzelne kann nur durch eine gewisse Konformität dazu gehören (rollenkonformes Verhalten, an
Gesetze/Regeln halten).
Funktion für den Einzelnen: Erfahrung positiver Reaktionen, Zugehörigkeit, Nonkonformität wird ab
einem gewissen Punkt bestraft (gesellschaftlich oder rechtlich) => Entgehen der Strafe durch
konformes Verhalten
Einflussfaktoren für Konformität in der Gruppe:
Informativer sozialer Einfluss: Tendenz sich anzupassen, da wir andere als geeignete
Informationsquelle für richtiges Verhalten in einer uneindeutigen/mehrdeutigen Situation sehen =>
Autokinetischer Effekt nach M. Sherif
Normativer sozialer Einfluss: Tendenz sich anzupassen, da wir von anderen
gemocht/akzeptiert/anerkannt werden möchten => Linieneinschätzung nach S. Asch
Autokinetischer Effekt (M. Sherif)
Hypothese: In mehrdeutigen sozialen Situationen konvergieren die Einschätzungen Einzelner in der
Gruppe eher. Es entsteht informative Konformität, weil andere Gruppenmitglieder als
Informationsquelle dienen, so entsteht eine Gruppennorm.
Aufbau/Durchführung: Eine uneindeutige Situation wird herbeigeführt: Der autokinetische Effekt ist
ein Wahrnehmungsfehler (ein Lichtpunkt scheint sich in völliger Dunkelheit zu bewegen) => VP
können die Situation nicht genau definieren.
1. VP schätzt die Bewegung des Lichtpunkts allein ein.
2. VP werden als Fremde zu einer Gruppe zusammengefasst; Schätzen der Reihe nach laut
mit mehreren Wiederholungen.
3. VP schätzen die Bewegung wieder allein.
Ergebnisse:
Phase 1: VP schätzen die Bewegung des Lichtpunkts einzeln stark unterschiedlich ein (1-8 Inches)
Phase 2: Schätzungen der VP beginne zu konvergieren (nähern sich einander an und übereinstimmen
zunehmend)
Phase 3: VP behalten die Gruppennorm auch in der Einzelsituation bei
UV: Nutzung des Autokinetischen Effekts zur Erzeugung einer mehrdeutigen Situation, Aufbau in
Gruppen-, Einzelsituationen, Gruppensituation: Schätzung wird der Reihe nach laut abgegeben,
mehrere Durchgänge => nur dadurch kann eine Gruppennorm gebildet werden
AV: Einschätzung der VP über die Bewegung des Lichtpunkts in der Phase 1,2,3 => Individuelle
Einschätzung im Verhältnis zur Gruppeneinschätzung
IV: Persönlichkeit der VP (durch dominante VP evtl. auch normative soziale Einflüsse), exakte
Angaben scheinen unwichtig/Folgenlosigkeit der Einschätzung
Objektivität: gegeben, weil andere Forscher zu den gleichen Ergebnissen kommen können
interne Validität: gegeben, weil Phase 1 die Funktion einer Kontrollgruppe hat
externe Validität: bedingt, da die Folgenlosigkeit im Alltag oft nicht gegeben ist (Geschworenen
Gerichte, Risikoeinschätzungen)
Reliabilität: gegeben, weil bei Wiederholungen dieselben Ergebnisse erzielt werden
Bedeutung des Experiments:
- Gefahren werden falsch eingeschätzt (Tschernobyl)
- Geschworenengerichte kommen zu falscher Gruppeneinschätzung
- Marken erhalten durch informativen sozialen Einfluss ihren Ruf
- Entwicklung ungünstiger Trends wegen Anpassung in mehrdeutigen Situationen
=> Besonders schlecht, da bewiesen wurde, dass Gruppennorm über Generationen halten kann
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