BPE 7.1 03.12.22
7.3 bis 7.6
PäPsy KA Nr.3
Das Menschenbild der Psychoanalyse/ Schichtenmodell (Eisbergmodell) (7.1)
Es gibt in Freuds Modell 3 Bewusstseinsschichten
1. Steuerung des Menschen (Erleben und Verhalten) durch das Unbewusste
=> Bewusst: nennt man diejenigen Vorstellungen, Gedanken, Wünsche, Gefühle und
Wahrnehmungen, die eine Person bemerkt und zu diesen sie unmittelbaren Zugang hat. Freud
wertet Bedeutung des Bewusstseins ab => hat nur die Rolle „eines Sinnesorgans zur Wahrnehmung
psychischer Qualitäten“ => nennt es deshalb auch Wahrnehmungsbewusstsein
Ist nur ein kleiner Teil des Seelenlebens: Summe dessen, was wir in einem gegenwärtigen Augenblick
wahrnehmen und erkennen
=> Vorbewusst: bezeichnet Freud Inhalte/Gedanken, die augenblicklich nicht bewusst sind (z.B.
Ängste, Konflikte, Persönlichkeitsmerkmale) => Können aber durch eine Bemühung dem Bewusstsein
wieder relativ voll zugänglich gemacht werden (z.B. intensives Nachdenken, Meditation, Therapie)
=> Unbewusst: großer Bereich des Unbewussten umfasst alle Triebe, Instinkte, Erbanlagen,
traumatische Erlebnisse, Gefühle und Wünsche, die unser Erleben und Verhalten bestimmen.
Werden als beschämend, bedrohlich oder sozial inakzeptabel empfunden => Daher Verdrängung
Verdrängte Inhalte lassen sich im Unbewussten aber nicht einfach abstellen => Immer wieder
drängen sie sich ins Bewusstsein (In Form von Träumen, Fehlleistungen, neurotischen Symptomen)
Allgemein: Unbewusste Inhalte sind dem Menschen nicht zugänglich. Sie sind nur durch ihre
Auswirkungen auf Bewusstseinsvorgänge (Fehleistungen) oder durch therapeutische Methoden
(Hypnose, Traumdeutung) zu erschließen.
Unbewusste Inhalte äußern sich im Verhalten:
Fehlleistungen in Träumen => unbewusste Vorgänge/Prozesse lassen sich in verschlüsselter Form
erkennen => z.B. in symbolischen Verkleidungen
neurotische Symptome => lässt sich aufgrund von Ängsten/Zwängen erkennen
Fehlleistungen:
An Fehlleistungen lassen sich unbewusste Impulse auf das menschliche Erleben und Verhalten
feststellen, eine Fehlleistung im freudschen Sinn ist ein Versprecher (z.B. lieber Herr Kotz…Koch!), der
Aufschluss über eine Kompromissbildung zwischen einer bewussten Absicht und unbewussten
Vorgängen gibt.
Das was man sagen oder tun wollte, misslingt aufgrund eines Durchbruchs von unbewussten
Inhalten. Bekanntesten Fehlleistungen sind als „Freudsche Versprecher“ bekannt
z.B. Paar ist vor längerer Zeit zusammengezogen, Mann biegt manchmal immer noch versehentlich
falsch ab => könnte das Bedürfnis nach Ruhe verspüren und würde am liebsten wieder in die alte
Wohnung einziehen
Kritik: Nicht alle Fehlleistungen lassen sich auf Vorgänge im Unbewussten der Psyche zurückführen
=> Manche Fehlleistung passieren durch Gewohnheiten/ aus Versehen/Unfälle passieren auch ohne
tieferen Hintergrund in der Psyche
2. Determination durch angeborene Triebe
Determination: psychische Gesetzmäßigkeiten => alle psychischen Äußerungen haben einen Grund
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und seien laut Freud nicht zufällig
psychische Energie: Grundlage von Trieben (beim Kind entlädt sich diese noch ungerichtet und völlig
wahllos => Im Laufe der Entwicklung wird Entladung der psychischen Energie in bestimmte Bahnen
gelenkt)
Psychoanalyse geht davon aus, dass zwei Haupttriebe das menschliche Verhalten erzeugen und
steuern:
Lebenstrieb (psychische Energie: Eros): hat die Selbst- und Arterhaltung, das Überleben,
Weiterleben und die Fortpflanzung zum Ziel. Seine psychische Energie wird als Libido (lat.
Lust/Begierde) bezeichnet. Sie ist auf Lustgewinn gerichtet, kann auf die eigene Person oder auch auf
ein äußeres Objekt bezogen sein (z.B. Verliebtsein in den eigenen Körper/ Personen, Gruppen,
Gegenstände).
Objektbesetzung: Ausrichtung der Libido auf äußeres Objekt (Kind, das enge Bindung zur Mutter hat)
libidinöse Besetzung: Ausrichtung der Libido auf den eigenen Körper/ das eigene Ich.
Todestrieb (psychische Energie: Destrudo): steht dem Lebenstrieb gegenüber, hat die
Auflösung/Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand und somit dessen Vernichtung
zum Ziel.
Äußerungen des Todestrieb: durch Aggressivität, Destruktivität, Lust am Zerstören/Vernichten
Formen von Destrudo (lat. Zerstörung): Selbsthass/Selbstvernichtung nach innen => gegen die eigene
Person ODER Aggression, Hass, Zerstörungs-/Vernichtungswille nach außen => gegen andere
Personen(-gruppen) /Gegenstände
(Der Begriff Destrudo geht nicht auf Freud zurück, er hatte keinen eigenen Namen für die Energie des Todestriebs //
In seinen früheren Schriften stellte er dem Selbsterhaltungstrieb den Sexualtrieb gegenüber => Erst durch Einflüsse aus dem
1. Weltkrieg wurden Selbsterhaltungs- und Sexualtrieb zum Lebenstrieb zusammengefasst und dieser war dann der
Gegensatz zum Todestrieb)
Lebens- und Todestrieb arbeiten gegeneinander, doch in der Regel besteht eine Verschränkung
zwischen den beiden Haupttrieben, ohne dass einer dominanter ist als der andere.
Allgemein: Der Todestrieb steht im Inneren des Menschen gewöhnlich im Dienste des Lebens, weil
er alles Lebensfeindliche zerstört
Z.B. zerstört der Chirurg den Körper des Menschen, indem er ihn aufschneidet (Todestrieb), zugleich
hilft er dem Menschen aber, indem er den entzündeten Blinddarm herausschneidet (Lebenstrieb).
Z.B. lässt eine Kindergärtnerin die Kinder Luftballons zertreten (Todestrieb), danach sind die Kinder
aber ausgeglichener und sichtlich entspannt (Lebenstrieb)
Nur bei krankhaften Zuständen verfällt diese Verschränkung => z.B im Sadismus/bei
Selbstbestrafungstendenzen depressiv Gestörter
Geht der Todestrieb nicht mit Eros einher, ist er ausschließlich darauf gerichtet, alles Lebendige zu
zerstören
Trieb (Leib-Seele-Einheit/ auch endogener Trieb): Nach Freud befindet sich der Trieb auf einer
Schnittstelle zwischen Leib (Soma) und Seele (Psyche)
Diese Vorstellung beruht darauf, dass Triebquelle, als auch die Erreichung des Triebziels an
bestimmte Organe gebunden ist => Triebe entstehen, wenn bestimmte Organe in einen
Reiz-/Mangelzustand versetzt werden => Dieser Zustand kann deshalb auch nur am betreffenden
Organ behoben werden.
Triebquelle (trägt das Potenzial einer immer wiederkehrenden Reizung)
Ist ein Reiz-/Mangelzustand, der immer wieder aufgehoben werden muss
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