Buwi Sitzungen Zsmfassung
Sitzung 1: Einführung
- Die Buchwissenschaft erforscht: das Buch, den Buchmarkt, Buchhandel (inkl.
Unternehmensgeschichte), den Literaturbetrieb, das Lesen von der Erfindung des
Buchdrucks bis hin zu aktuellen Trends mit unterschiedlichen Methoden
- Die Buchwissenschaft innerhalb der Universität hat Beziehung zur
Literaturwissenschaft: Materialitätsforschung, Berücksichtigung der materiellen und
medialen Vermittlung von Kommunikation. Ebenso hat sie Beziehung zur Kunst- /
Bildwissenschaft: Künstlerbücher, Illustrationen, Einbände und zur Medien- und
Kulturwissenschaften: Buch als Medium und als Kulturprodukt. Auch hat sie
Beziehung zur Rechtswissenschaft: Urheberrecht, Leistungsschutzrechte und zu den
Sozialwissenschaften: Methoden
- Lexika: Lexikon des gesamten Buchwesens, Geschichte d. Deutschen Buchhandels im
19.&20. Jh.
- Geschichte d. Deutschen Buchhandels im 19.&20. Jh.: im Auftrag des Börsenvereins
der Deutschen Buchhändler hrsg. von der Historischen Kommission desselben. 4 Bde.
1886-1913 -> von einem Wirtschaftsverband getragen; insg. 3 große Bände, die
unterteilt sind; betrachtet den ges. Kommunikationszusammenhang vom Autor bis
zum Käufer bzw. zum Leser
- wichtige Institutionen: deutsches Buchschriftmuseum, deutsche Nationalbibliothek,
Mainzer Verlagsarchiv
Sitzung 2: Was ist Buch?
- Fünf wichtige Einschnitte in der Geschichte der Schriftmedien:
1. Von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit (4000 v. Chr.)
2. Der Kodex (ab ca. 200 n.Chr.)
3. Der Buchdruck mit beweglichen Lettern (Gutenberg, um 1450)
4. Die Industrialisierung des Buchdrucks ab ca. 1830
5. Elektronische Schreib- und Lesemedien (ab 1980), Internet ab ca. 2000
- Merkmale mündlicher Kultur:
1. Rhythmische Sprache, Verse
2. Alliterationen
3. Antithesen
4. Formeln („lock her up “, Trump)
5. Syntax additiv, nicht hypotaktisch
6. Redundant: Gesagtes wird wiederholt
7. Konservativ, traditionalistisch
8. Kämpferisch/ empathisch: Aussagen sind mit einem Sprecher verbunden, der
Gefühle mit dem Gesagten verbindet
9. Homöostase: Die Sprache oder die Erzählungen bleiben mit der Lebensrealität im
Gleichgewicht. Was keine Relevanz mehr hat, wird nicht wiederholt und
vergessen.
- Merkmale schriftlicher Kultur:
1. Ein Text hat keinen lebensweltlichen ‚Kontext‘. Er ist ein ‚autonomer Diskurs‘
(autonom heißt hier: losgelöst von der Umwelt)
2. Ein Text hat keinen (anwesenden) Sprecher und keinen festen Hörer/ Leser.
3. Schrift ist künstlich, Sprache ist insofern natürlich, als sie normalerweise jeder lernt.
4. Mündliche Kultur ist eine Kultur des Hörens, schriftliche Kultur ist eine des Sehens:
, 5. Closure: Ein Text bringt die Idee hervor, dass er endgültig, final, geschlossen ist.
- Platons Schriftritik:
1. Ein geschriebener Text kann sich nicht verteidigen, wenn er angeklagt wird. Die
Schrift fördert die Vergesslichkeit, die Erinnerung wird vernachlässigt.
2. Ein Text sollte nur der Gedächtnisauffrischung für diejenigen dienen, die die
Inhalte schon im persönlichen Gespräch beigebracht bekommen haben
3. Ein Text gibt keine Antworten, die über das Geschriebene hinausgehen (während
der Lehrer auskunftsfähig ist bzw. sein sollte).
➔ Die Unwissenden erhalten den Schein der Gelehrsamkeit, sind aber nicht weise
geworden
- Die Schriftrolle aus Papyrus (ca. 3000 v. Chr. bis 200 n.Chr):
1. Bücher im Alten Ägypten, im Alten Griechenland und im alten Rom waren
Papyrusrollen
2. Papyrus ist eine Pflanze im Nildelta
3. Papyri wurden aus Ägypten nach Griechenland oder Rom exportiert.
4. Papyrus lässt sich nicht knicken, aber einfach rollen.
5. Der Text war in Kolumnen geschrieben, mit regelmäßigen Intercolumnia
(Abständen zwischen den Textblöcken)
6. Titel und Autor waren am Ende verzeichnet (explicit)
7. Protokollon: es gab kein Titelblatt am Anfang, aber ein Schutzblatt
8. Ein Sillybos (heraushängenden Schildchen) enthält ebenfalls Autor und Titel.
9. Papyrusrollen waren i.d.R. nur innen beschrieben.
- Kodex: ein gebundener Stapel aus Blättern („Buchblock“, meist aus Pergament, später
aus Papier), die durch eine Buchdecke („Einband“) geschützt werden. Früher war die
Buchdecke aus Holz. Der Kodex ist mit dem Aufstieg des Christentums verbunden ->
Tora = Buchrolle (Judentum) und Bibel = Kodex (Christentum) und bestand in der
Regel aus Pergament (Tierhaut)
- Rolle einer Schriftrolle vor dem Codex: im MA wurden Schriftrollen aus Pergament für
Verzeichnisse in der Verwaltung verwendet. Die Schriftrolle galt im 6. Jahrhundert als
Symbol für klassische Bildung (paideia)
- Vorteile der Kodexform:
1. ist haltbarer, weil es nicht gerollt werden muss
2. es kann mehr Text aufnehmen, weil es zweiseitig beschrieben werden kann
3. lässt sich einfacher öffnen und schließen
4. lässt sich auch in der Mitte aufschlagen, während eine Rolle immer bis zur
gesuchten Stelle entrollt werden muss
5. nimmt weniger Platz weg und lässt sich einfacher transportieren.
- Buchdefinition:
1. materiell: Materielles Objekt oder Artefakt, Produkt eines handwerklichen,
manufakturmäßigen oder industriellen Herstellungsprozesses. Das Buch besteht
aus einem Träger (Beschreibstoffe= Ton, Papyrus, Pergament etc.), dem die zu