Wirtschaft Kapitel 13 –
Marktwirtschaft
Definition «Markt»
Ganz einfach ausgedrückt, ist ein Markt das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage. Personen,
die etwas anbieten, treffen auf Personen, die etwas nachfragen. Das Zusammentreffen dieser
Personen macht den Markt aus. Auf diesem Markt wird nun getauscht. In der Regel wird dabei nicht
wie in früheren Phasen der Menschheit Ware gegen Ware getauscht, sondern Ware gegen Geld. Der
Anbieter gibt seine Waren ab und erhält dafür den Gegenwert in Geld, das er dann auf anderen
Märkten verwenden kann, um seinerseits Waren zu kaufen. Jeder wirtschaftliche Akteur ist also
sowohl Anbieter als auch Nachfrager.
In einer modernen, arbeitsteiligen Marktwirtschaft bieten die meisten Personen nicht direkt Güter
an, sondern ihre Arbeitskraft. Diese wird auf dem Arbeitsmarkt von den Unternehmen nachgefragt,
die damit Waren produzieren, um sie auf Gütermärkten zu verkaufen. Das Konzept «Markt» umfasst
also nicht nur Güter, sondern z.B. auch die Arbeit.
Markt- und Planwirtschaft
Bis weit in die 1970er-Jahre wurde eingehend über die bestmögliche Wirtschaftsordnung diskutiert.
Es ging vor allem um die Frage, ob die Marktwirtschaft oder die Planwirtschaft grösseren Wohlstand
schaffen könne. In einer Marktwirtschaft entscheidet der Markt über den Einsatz der Mittel. Private
Haushalte und Unternehmen bestimmen selbst, wie, wann und wozu sie ihre Mittel einsetzen wollen.
In der Planwirtschaft hingegen werden die wirtschaftlichen Prozesse geplant, das heisst zentral
gesteuert. Der Staat besitzt alle Produktionsmittel und bestimmt, wer wann wie viel für wen herstellt.
Dezentrale Organisationsstruktur
Das Fehlen einer zentralen Lenkung in der Marktwirtschaf scheint auf den ersten Blick ein Nachteil zu
sein. Doch gerade diese dezentrale Organisationsstruktur ist der Grund für die grosse Überlegenheit
der Marktwirtschaft gegenüber der Planwirtschaft. Dies leuchtet ein, wenn wir uns vor Augen halten,
welch ein komplexes und dynamisches Gebilde eine Volkswirtschaft darstellt. Tagtäglich werden
Millionen von Entscheiden getroffen, was produziert und was nachgefragt wird. Das Scheitern der
osteuropäischen Planwirtschaften hat deutlich gemacht, dass eine staatliche Planbehörde nicht in der
Lage ist, alle diese Informationen zu sammeln, zu analysieren und zu interpretieren, um dann effizient
und zeitgerecht darauf zu reagieren. Folgen dieses bürokratischen Unvermögens waren die
bekannten Fehlplanungen, lange Warteschlangen und leere Verkaufsregale. Ausserdem führt die
starke Einschränkung des Privateigentums dazu, dass die Leistungsanreize klein sind: Wer strengt sich
schon besonders an, wenn er weiss, dass die Früchte seiner Arbeit der Allgemeinheit gehören?
Soziale Marktwirtschaft
Heute ist also klar, dass die Marktwirtschaft besser in der Lage ist, die Komplexität einer
arbeitsteiligen Wirtschaft zu bewältigen als die Planwirtschaft. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass
auch in den meisten Marktwirtschaften der Staat wichtige Aufgaben übernimmt. Man spricht deshalb
oft auch von sozialer Marktwirtschaft. So wird etwa über die Gesetzgebung einer politisch
gewünschten Umverteilung von Einkommen und Vermögen vorgenommen. Zudem garantiert der
Staat die Eigentums- und Vertragsrechte, ohne die eine Marktwirtschaft gar nicht funktionierten
könnte.
, Unsichtbare Hand
Vor mehr als 200 Jahren beschrieb der schottische Philosoph und Aufklärer Adam Smith (1723-1790)
das wohl bekannteste Bild der Ökonomie: die Idee der unsichtbaren Hand. Adam Smith beobachtete,
dass jeder Markttilnehmer (ob Haushalt oder Unternehmen) in erster Linie sein eigenes Interessen
verfolgt. Obwohl diese Verhaltensweise egoistisch und unsozial erscheint, führt nach der Analyse von
Adam Smith gerade dieses Verhalten dazu, dass der Wohlstand der gesamten Volkswirtschaft und
damit der Allgemeinheit wie durch eine unsichtbare Hand erhöht wird.
Lenkungsfunktionen
Doch welche Kraft ist es, die in der Marktwirtschaft als «unsichtbare Hand» wirkt? Es sind die Preise.
Sie bestimmen letztlich, wofür die Mittel verwendet werden. Im ökonomischen Fachjargon spricht
man von der Allokation der Ressourcen, was mit Zuweisung der Mittel umschreiben werden kann.
Entscheidend für diese Zuweisung ist dabei nicht, wie hoch der absolute Preis, also der Preis in
Franken, für ein bestimmtes Gut ist, sondern wie hoch der relativen Preis ist, also der Preis dieses
bestimmten Guts im Vergleich zu den Preisen anderer Güter.
Die Preise zeigen zweierlei an:
- Auf der Nachfrageseite den Wert, den die Käufer einem Gut beimessen;
- Auf der Angebotsseite, was es kostet, das Gut zu produzieren
Zudem lenken die Preise den Kaufentsscheid. Diese Lenkungsfunktion kann in vier Elemente unterteilt
werden.