Epilepsie:
Definition:
Syn.: wird im Deutschen auch Fallsucht genannt.
Epilepsie ist eine häufige chronisch-neurologische Erkrankung des
Zentralnervensystems mit spontanes wiederholtes Auftreten zerebraler
Krampfanfälle. Bei einem sogenannten epileptischen Anfall geben Nervenzellen
zu viele Signale auf einmal ab. Dabei kann es unter anderem zu Störungen des
Bewusstseins, von Bewegungen oder Wahrnehmungen kommen.
Von Epilepsie spricht man, wenn 2 provozierte epileptische Anfälle im Abstand
> 24 Stunden auftreten.
Erstmanifestation vor allem in Kindheit und Jugend sowie in höherem Lebensalter.
Ursachen:
1 strukturelle Ursachen: strukturelle Veränderungen im Gehirn infolge
eines Schlaganfalls, eines Tumors, Stoffwechselstörungen, Vergiftungen
oder Geburtskomplikationen.
genetische Ursachen: bei der vererbten Form wird nicht die Epilepsie
vererbt, sondern die Erhöhte Erregbarkeit der Gehirnzellen (Neigung) zu
epileptischen Anfällen.
infektiöse Ursachen: häufigste Ursache für Epilepsien, zu den häufigen
infektiösen Ursachen Tuberkulose, HIV, zerebrale Malaria und
kongenitale Infektionen mit dem Zika- oder Zytomegalievirus.
immunbedingte Ursachen: Epilepsien können beispielsweise von
chronischen Entzündungen des Gehirns durch Autoimmunerkrankungen
verursacht sein (z.B. limbische Enzephalitis)
metabolische Ursachen: können bekannte Stoffwechseldefekte oder
biochemische Veränderungen im ganzen Körper sein, w.z.B. eine Störung
des Abbaus des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) oder der
Nierenfunktion.
Idiopathische o. genuine Ursachen: bei den Pat. lässt sich auch nach
gründlichster diagnostischer Aufarbeitung keine eindeutige
Ursache feststellen, erfolgreiche Behandlung dennoch möglich.
, Anfallsauslösung:
Flackerlicht Übermüdung
Sonne Stress
Alkohol Bei älteren Menschen durch Störung des
Hypoglykämie Elektrolytenhaushalt durch geringe Flüssigkeit,
Durchfall oder Erbrechen
Symptome:
unterschiedl. je nach betroffener Hirnregion u. Umfang der Fehlfunktion
Aura: dem Anfall vorausgehende subjektive Wahrnehmungen, z. B. eines
Gefühls, Geruchs
Absencen: plötzl. beginnende kurz andauernde (5-20 Sek.)
Bewusstseinsstörungen mitverdrehte Augen oder starrem Blick, ggf.
Automatismen
tonische, klonische o. myoklonische Anfälle
motorische, sensible, sensorische, vegetative Symptome
unkoordinierte oder fahrige Bewegungen
Automatismen, z. B. Schmatzen, Nesteln, Sprechautomatismen, Weglaufen,
2
Veränderung der Mimik, Rachenlaute
bei Früh- und Neugeborenen: SpO2 Abfall, Apnoen, plötzliche Verhaltens-
und Hautkoloritänderungen
Anfallsformen und Epilepsiearten:
Es werden unterschieden:
Generalisiert Anfälle:
abnorme elektrische Aktivität beider Gehirnhälften, Immer mit
einer Bewusstseinsstörung
Beginn manchmal mit einer Aura (außergewöhnliche Wahrnehmung).
motorische generalisierte Anfälle
tonisch- klonische-Anfälle (Grand-Mal-Anfälle)
o Sturz zu Boden, evtl. mit einem Schrei (Initialschrei),
Bewusstlosigkeit
, o tonische Phase mit steifgestreckten Gliedmaßen,
Atemstillstand, Zyanose und weiten, lichtstarren
Pupillen
o klonische Phase mit Zuckungen am ganzen Körper
o Evtl. Zungen oder Wangenbiss (Schaum vor dem Mund), Urin-
oder Stuhlabgang
o Anfall endet meist nach wenigen Minuten; danach Schlaf- und
Orientierungsphase; Patient hat keine Erinnerung an den
Anfall (Amnesie)
klonische Anfälle mit rhythmischen Muskelzuckungen, oft
langsamer werdend
tonische Anfälle mit Muskelverkrampfungen
(Extremitätenstreckung), teils über Minuten
atonische Anfälle mit Sturz durch Tonusverlust der Muskulatur.
nicht-motorische generalisierte Anfälle (Absencen, Petit-Mal-Anfälle)
typische Absencen: sehr kurze Bewusstseinsstörung, leerer Blick,
evtl. mit diskreten motorischen Phänomenen (Mundbewegungen,
3 Nesteln)
myoklonische Anfälle mit einzelnen oder wiederholten,
unregelmäßigen generalisierten Muskelzuckungen.