Psychiatrie
Allgemein:
Umfasst gesamte Persönlichkeit des Einzelnen alle Bereiche der Persönlichkeit betroffen sein: Denken, Fühlen, Handeln,
Motorik, Mimik
Symptomgruppen:
o Bewusstseinsstörungen:
Definition Bewusstsein: Zustand, Erlebnisse und eigene Person sind gegenwärtig; Bewusstseinsstörungen sind
Veränderungen unserer Bewusstseinslage
Quantitative Bewusstseinsstörungen (Störung des Wachheitsgrads/Vigilanz):
Benommenheit: Betroffene ist verlangsamt, schläfrig, aber leicht zu erwecken
Somnolenz: schläfrig, benommen, durch lautes Ansprechen/Anfassen weckbar
Sopor: schläfrig, nur mit starken Schmerzreizen zu wecken, nicht mehr orientiert, Kommunikation ist nicht möglich
Koma: bewusstlos, Reflexe sind erloschen, nicht aufzuwecken
Qualitative Bewusstseinsstörungen (Änderung von Bewusstseinsinhalten):
Bewusstseinseintrübung: in seinem Bewusstsein beeinträchtigt, verschiedene Aspekte nicht mehr sinnvoll miteinander
verknüpfenverwirrt, desorientiert
Bewusstseinseinengung: stark zentriert (aus Innenwelt des Betroffenen, oft verbunden mit verminderter Ansprechbarkeit
auf Außenreize
Bewusstseinsverschiebung: Wahrnehmung verändert, erlebt Sinneseindrücke intensiver
o Orientierungsstörungen:
Definition Orientierung: Kenntnis über Zeit, Ort, eigene Person und Situation; ist nicht orientiert
Desorientierung zur Zeit: weiß nicht, welche Jahreszeit, Wochentag, Datum
Desorientierung zum Ort: weiß nicht, wo er sich momentan befindet
Desorientierung zur eigenen Person: ist nicht in Lage, Angaben zu Namen, Geburtsdatum, Biografie machen
Desorientierung zur Situation: kann Situation und momentane Gegebenheiten nicht erfassen
o Störungen von Aufmerksamkeit, Konzentration:
Definition: Fähigkeit, volle Aufmerksamkeit auf etwas zu richten ist eingeschränkt/nicht mehr vorhanden
Aufmerksamkeitsstörung: Können Umwelt und ihre eigenen Gedanken und Gefühle nicht mehr richtig wahrnehmen
Konzentrationsstörung: nicht mehr in der Lage Aufmerksamkeit auf bestimmte Gegebenheit zu richten
o Gedächtnisstörungen:
Definition: unfähig, neue und alte Erfahrungen wiederzugeben
Amnesie: bestimmter Inhalt und oder bestimmten Zeitraum
Kognitive Defizite: Bezug auf Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis, unterschiedliche Ausprägungen
Konfabulationen: füllt Erinnerungslücken mit Einfällen aus, die nicht der Wahrheit entsprechen, er selbst hält dies für seine
Erinnerung
Paramnesie: Erinnerung ist verfälscht und entfremdet er erinnert sich an Ereignisse, die nicht stattgefunden haben oder
an Personen, die er nicht kennt
o Störungen der Wahrnehmung:
Definition: Wahrnehmung der Umwelt mit den Sinnen und eigenen Gedanken und Gefühlen ist gestört
Halluzinationen (Fehlwahrnehmungen): akustisch, optisch, Geruchs-, Geschmackshalluzinationen, Leibhalluzinationen
Illusion: falsche Interpretation von realen Sinneseindrücken
o Störungen des Antriebs und der Psychomotorik:
Definition: Störungen der Grundaktivität des Menschen
Antriebsverminderung: fehlt an Initiative, Aktivität und Energie, Bewegung verlangsamt und einförmig
Stupor/Bewegungs-&Regungslosigkeit: reagiert nicht auf Ansprache
Antriebssteigerung: hyperaktiv, starker Bewegungsdrang motorische Unruhe
Stereotypien: Bestimmte Bewegungen oder sprachliche Äußerungen ständig wiederholt
Mutismus: wortkarg bis hin zu völligem Verstummen
Logorrhö: Rededrang nicht mehr zu bremsen
Tics: unwillkürliche Wiederholung immer gleicher Bewegungen (Grimassen)
o Störungen der Affektivität:
Definition: gesamtes Gefühlsleben des Menschen
Affektlabilität: rascher Wechsel der Stimmungslage
Affektinkontinenz: Gefühle nicht kontrollierbar, kommen plötzlich und sind übermäßig stark
Affektarmut: Gefühle können nicht/kaum wahrgenommen und geäußert werden
Euphorie: der Situation unangebrachte Steigerung des Gefühls und Wohlbefindens
Gefühl der Gefühlslosigkeit: innere Leere, Gefühle nicht mehr vorhanden
Depressivität: niedergedrückte, freudlose, schwermütige und hoffnungslose Stimmung
Ambivalenz: gleichzeitiges Empfinden von positiven und negativen Gefühlen
, o Störungen des Denkens:
Formale Denkstörungen
Definition: Störung Gedankenablauf (wie Betroffener denkt)
Denkverlangsamung: verlangsamtes Sprechen, verzögerte Reaktionen
Umständliches Denken: keine Unterscheidung zw. Wichtig & unwichtig möglich
Eingeengtes Denken (Gedankenarmut): Denken auf wenige Themen begrenzt, von denen sich Betroffenen nicht mehr löst
Grübeln: Gedanken kreisen ständig um bestimmtes Problem/Thema
Perseveration: an bestimmten Gedanken/Wörter hängen bleiben, ständig wiederholen
Ideenflucht: ständiges Wechseln der Denkinhalte, keinen klaren Gedanken fassen können
Gedankenabreißen: Gedanken reißen plötzlich während Gespräch ab
Inkohärenz: Gedanken nicht zusammenhängend und logisch, sondern sprunghaft, durcheinander
Neologismen: Wortneuschöpfungen, die keinen Sinn ergeben
Inhaltliche Denkstörungen
Definition: Inhalt des Gedachten ist gestört, was Betroffener denkt
Wahn- und Zwangsgedanken
Ich – Störungen
Definition: Grenze zw. Ich und Umwelt nicht mehr gegeben, scheint durchlässig
Depersonalisation: eigene Identität oder eigene Körperteile als verändert, unwirklich und fremd erlebt
Derealisation: nimmt Umgebung als fremd, andersartig wahr
Gedankenausbreitung: hat Gefühl, dass andere Personen seine Gedanken kennen und diese steuern können
Gedankenentzug, -eingebung: der Meinung, seine Gedanken würden ihm entzogen/eingegeben
Fremdbeeinflussungserlebnisse: glaubt, dass er von außen gelenkt und gesteuert wird
Diagnostik:
o Anamnese und klinische Untersuchung:
Beginn, Verlauf der Krankheit, mögliche Auslöser
Medikamente, Alkohol-, Drogenmissbrauch
Aktuelle oder frühere körperliche Krankheiten, familiäre und berufliche Situation, Familie und Angehörige miteinbeziehen
Genetische Disposition
Untersuchung Herz-Kreislauf-System, Lunge, innere Organe, Haut
Neurologische Untersuchung: Funktion Hirnnerven, Motorik, Sensibilität, Reflexe
o Labordiagnostik, apparative Diagnostik:
Drogenscreening, Untersuchung Liquor
Elektroenzephalografie, EEG, Röntgen, MRTVeränderungen (Tumore im Gehirn erkennen)
o Klassifikationssystem:
ICD-11: International Statistical Classification of Diseases
DSM 5: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Krankheitslehre:
Organisch bedingte Psychische Störungen:
o Definition: Zusammenfassung von psychischen Störungen, die eine nachweisbare organische Ursache haben: Schädigung
oder krankhafte Veränderung des Gehirns
Akute organisch bedingte psychische Störungen ohne oder mit Bewusstseinsstörung (Delir)
Chronisch bedingte psychische Störungen (Demenz)
Delir
Definition: akute organisch bedingte psychische Störung, charakteristisch: Bewusstseinsstörungen und kognitive
Beeinträchtigung (Gedächtnis, Konzentration, Orientierung, Aufmerksamkeit)
Ursachen:
Stress: bevorstehende OP
Substanzenentzug: Alkohol; Vergiftungen: Medis, Drogen
Hirnerkrankungen: Apoplex, ZNS-Infektionen (Meningitis), SHT
Allgemeinerkrankungen: Infektionen (Pneumonie), Stoffwechselentgleisungen (Diabetes), Herz-Kreislauferkrankungen
(Herzinsuffizienz)
Symptome (bestehen maximal 6 Monate):
Begleitsymptom: Bewusstseinsstörung, Verwirrtheits-, Dämmerzustand, Halluzinationen, körperliche Symptome:
Schlafstörung, innere Unruhe, beschleunigter Herzschlag, Zittern, Übelkeit, Erbrechen
Treten plötzlich auf, im Verlauf der Erkrankung verbessern/verschlechtern
Schwanken Delirsymptome, Betroffener kann vorübergehend wieder unauffällig wirken
Therapie und Prognose:
Vorrangiges Ziel ist Beseitigung der Ursache, soll stationär aufgenommen werden, intensiv medizinisch regelmäßig
überwachen Puls, RR, Temp