Staatsexamen
Grundschulp dagogik
,Lehramtsprüfungsordnung I Inhalt 2
Lehramtspr fungsordnung I Inhalt
1) Geschichte und Entwicklung der Grundschule mit ihren wesentlichen bildungspolitischen und bildungstheoretischen Hinter-
gründen
a. Eckdaten und Phasen der Geschichte der Grundschule und Interpretation von Entwicklungen als Wechselwir-
kungsprozess zwischen bildungspolitischen und pädagogischen Zielsetzungen
b. Analyse historischer und aktueller Modelle der Auswahl, Anordnung und Sequenzierung von Unterrichtsinhalten
c. Einschätzung der Struktur der Grundschule im internationalen Vergleich
d. Einschätzung von Konzeptionen für die Grundschule
2) Gestaltung und Reflexion von Unterricht entsprechend fachbezogener und fächerübergreifender sowie erzieherischer
Zielsetzungen
a. fachbezogene und fächerübergreifende Planung und Reflexion von Unterricht
b. Anwendung von Kriterien zur Beurteilung von Medien, Materialien und Unterrichtssituationen
c. fachbezogene und fächerübergreifende Lehr- und Lernmethoden
d. Anwendung angemessener Differenzierungsmaßnahmen und Angebote für gemeinsames Lernen
e. Diagnose des Lernstands, Beobachtung von Lernentwicklungen, auf dieser Grundlage Beratung und Förderung
sowie kriterienbezogene Einschätzung der Schülerinnen- und Schülerleistungen
f. Beurteilung diagnostischer Instrumente und Verfahren
g. Dokumentation und kriterienbezogene Einschätzung von Lernvoraussetzungen, Lernentwicklungen und Lernergeb-
nissen
h. Ursachen von Lernproblemen und angemessene Fördermaßnahmen
i. Darstellung von Möglichkeiten, auf Kinder mit besonderem Förderbedarf gezielt einzugehen
3) anschlussfähige Gestaltung der Bildungsprozesse
a. Gestaltung anschlussfähiger Bildungsprozesse und langfristige Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen
aus dem Elementar-, Primar-, Sekundar- sowie aus dem förderpädagogischen Bereich
b. Beurteilung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule als spezifische Entwicklungsaufgabe für Grund-
schulkinder
c. Modelle für die Gestaltung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule
d. Wahrnehmung des Übergangs von der Grundschule in weiterführende Schulen als spezifische Entwicklungsaufga-
be von Kindern sowie Hilfestellungen und Kooperationsmöglichkeiten für die Begleitung des Übergangs
4) pädagogische Bedeutung des Schulanfangs und des Anfangsunterrichts für die Bildungsentwicklung des Kindes
a. Möglichkeiten der pädagogischen Gestaltung des Schulanfangs und des Anfangsunterrichts
b. Bewertung verschiedener Vorstellungen von Schulfähigkeit
c. Erfassung der besonderen Rolle des Anfangsunterrichts für die Grundlegung schulischer Bildung
d. Gestaltungsformen des Schulanfangs und Unterrichtsformen, die in schulisches Leben einführen
5) Erkennen der Grundschule als Lern- und Erfahrungsraum mit ihrer je spezifischen Profilbildung
a. Interpretation des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Grundschule und Möglichkeiten der Ausgestaltung auch in
Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten
b. Implikationen einer Grundschule als Lern- und Erfahrungsraum
c. Verständnis von Schulprofilentwicklung als Teil der Schulentwicklung
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Kapitel 0: Geschichte der Grundschule und grundlegende Bildung
I. Geschichte der Grundschule in Deutschland zwischen 1918 und 2020 (Götz/Sandfuchs 2014)
1. Bildungswesen vor 1919/1920
• Schulpflicht: Umsetzung einer Schulpflicht um 1880
• Schulaufsicht und -finanzierung: Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates, aber auch Kirchen sind daran beteiligt
(v.a. am niederen Schulwesen)
• Politik der Bildungsbegrenzung: Trennung in niederes und höheres Schulwesen → Zugang zu Bildung abhängig von so-
zialer Herkunft, Geschlecht und Region
• Einheitsschulbewegung: ideengeschichtlicher Ursprung im 17. Jahrhundert, von VS-Lehrerverbänden und Sozialdemokratie
zunehmend gefordert im 19. Jahrhundert → Ziel: ein allen Bürgern dienendes einheitliches Schulsystem
• Kampf um Zugang zur Bildung: Bildung als Möglichkeit des sozialen Aufstiegs
2. Gründung der Grundschule in der Weimarer Republik
„Endlich sollte Schluss sein mit der Standesbildung des Kaiserreichs, wo Kinder aus wohlhabenden Schichten auf Vorschulen,
Privatschulen oder von Hauslehrern aufs Gymnasium vorbereitet worden waren, während, wie es damals hieß, Armeleutekin-
der die Volksschulbank drückten, oft getrennt nach Geschlecht oder Konfession.“ ( Frank-Walter Steinmeier 2019, Rede 100 Jahre
GS)
2.1 Weimarer Verfassung August 1919
Artikel 146:
„Das öffentliche Schulwesen ist organisch auszugestalten. Auf einer für alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittlere
und höhere Schulwesen auf. Für diesen Aufbau ist die Mannigfaltigkeit der Lebensberufe, für die Aufnahme eines Kindes in eine
bestimmte Schule sind seine Anlage und Neigung, nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religions-
bekenntnis seiner Eltern maßgeblich.“
2.2 Reichsgrundschulgesetz April 1920
§1 Reichsgrundschulgesetz
[1] Die Volksschule ist in den vier untersten Jahrgängen als die für alle gemeinsame Grundschule, auf der sich auch das mittle-
re und höhere Schulwesen aufbaut, einzurichten. Die Vorschriften der Artikel 146 Abs. 2 und 147 der Verfassung des Deut-
schen Reiches gelten auch für die Grundschule.
[2] Die Grundschulklassen (-stufen) sollen unter voller Wahrung ihrer wesentlichen Aufgabe als Teile der Volksschule zu-
gleich die ausreichende Vorbildung für den unmittelbaren Eintritt in eine mittlere und höhere Lehranstalt gewährleisten
§4 Reichsgrundschulgesetz
Privatunterricht für einzelne Kinder oder gemeinsamer Privatunterricht für Kinder mehrerer Familien, die sich zu diesem Zwecke
zusammenschließen, darf an Stelle des Besuchs der Grundschule nur ausnahmsweise in besonderen Fällen zugelassen
werden.
„Grundkonflikt Grundschule“ (Fölling-Albers 2019)
„schulpolitischer Glücksfall“ Kompromiss
GS besteht bis heute gemeinsame GS, dann gegliedertes Schulwesen
„Schule für alle“
,Kapitel 0: Geschichte der Grundschule und grundlegende Bildung 4
3. Bildungswesen im Nationalsozialismus
• Zentralisierung der Bildungspolitik
• kaum strukturelle Veränderungen
• Reduzierung des Bildungsniveaus
• Ideologisierung und Indoktrination → Schule als Mittel zur Verbreitung der Ideologie
• Eingriffe in die Lehrerbildung
• weitere „Erziehungsmächte“ (HJ, BDM) → Erziehung für den Staat
4. Entwicklungen nach 1945
• Forderung nach demokratischer Schulreform: Revision der Inhalte, keine nationalsozialistischen Lehrkräfte, Neugestaltung
des Schulsystems → Verlängerung der GS-Zeit auf meist 6 Jahre
• Auswirkungen des Kalten Krieges: GS unter „Kommunismusverdacht“
• BRD: Anknüpfung an Weimarer Grundschule
5. Bildungsreform nach 1965
Hintergrund • Erkenntnisse aus Soziologie, Wirtschaft, Pädagogik, Entwicklungspsychologie
• = Beziehungsgeflecht reformbegünstigender Momente
Strukturplan für das Bildungswesen 1970 • Einschulung der 5-Jährigen
• keine Zurückstellungen
• inhaltliche und methodische Veränderung des Anfangsunterrichts
• halbjährliche Einschulungstermine
• besondere Gestaltung der Übergänge
• Reform der Lehrerbildung
→ Ziel: Gleichheit der Bildungschancen
→ Metapher: „Katholisches Dorfmädchen vom Lande“ als Sinnbild für Bildungsbenachteiligung
6. Entwicklung der Grundschule nach 1970
• innere Reform der GS → Veränderung des Unterrichts
• Gestaltung der Übergänge
• Integration behinderter Kinder in die Regelschule
• jahrgangsgemischtes Lernen
• Output-Steuerung → Bildungsstandards
• Ganztags-Grundschule
7. Impulse nach dem PISA-Schock 2000
Schulleistungsstudie: Leistungen der 15-jährigen Deutschen unter dem OECD-Durchschnitt
Zentrale Handlungsfelder (KMK 2000)
1) Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz (v.a. im vorschulischen Bereich)
2) Maßnahmen zur besseren Verzahnung von vorschulischem Bereich und Grundschule
3) Maßnahmen zur Verbesserung der Grundschulbildung (Lesekompetenz, mathematische und nw-Grundbildung)
4) Maßnahmen zur Förderung bildungsbenachteiligter Kinder
5) Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität von Unterricht
6) Maßnahmen zur Verbesserung der Professionalität der Lehrertätigkeit (v.a. diagnostische und methodische Kompetenz)
7) Maßnahmen zum Ausbau von Ganztagsangeboten
,Kapitel 0: Geschichte der Grundschule und grundlegende Bildung 5
8. 100 Jahre Grundschule
8.1 Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 13. September 2019
„Denn auch wenn die hitzigen schulpolitischen Debatten in unserem Land manchmal vielleicht einen anderen Eindruck erwe-
cken: Die ganz, ganz große Mehrheit der Deutschen hat Vertrauen in die Institution Grundschule. Und das ist in der heutigen
Zeit ganz bestimmt keine Selbstverständlichkeit.“
„Wir wissen: Grundschulen in unserem Land haben heute mit großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Migra-
tion, Inklusion, soziale Polarisierung, eine sich wandelnde Arbeitswelt – all das hat den Unterricht in den vergangenen Jahren
noch vielschichtiger und oft auch schwieriger gemacht.“
8.2 Was hat sich verändert? (Fölling-Albers 2019)
II. Grundlegende Bildung
1. Begriff „Bildung“
Der Bildungsbegriff wurde in der deutschsprachigen Pädagogik so umfangreich und in vielen Facetten erörtert, dass es schwie-
rig ist, die Kernmerkmale und die Aufgaben einer Bildung für die Grundschule herauszuarbeiten. (Einsiedler 2014)
2. Grundlegende Bildung
nach Einsiedler (Einsiedler 2014) nach KMK (KMK 1994)
• gemeinsame Bildung für alle • grundlegende Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
• gemeinsamer Grundstock insbesondere L, S und Rechnen
• Beginn der Allgemeinbildung • fachbezogene Aneignung von grundlegendem Wissen: D,
• Stärkung der Persönlichkeit Ma, SU, Ku, Mu, Sp, Rel
• Faktenwissen, aber auch Fähigkeit, Wissen zu erwerben,
zu speichern und verfügbar zu machen
• gegenwartsbezogen und zukunftsorientiert
III. Literaturverzeichnis
• Einsiedler, Wolfgang (2014): Grundlegende Bildung, in: Einsiedler, Wolfgang et al. (Hgg.): Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik,
225-232.
• Fölling-Albers, Maria (2019): Grundschule 1919 – Grundschule 2019. Eine andere Grundschule?, in: ZfG, Springer.
• Götz, Margarete / Sandfuchs, Uwe (2014): Geschichte der Grundschule, in: Einsiedler, Wolfgang et al. (Hgg.): Handbuch Grundschulpädagogik und
Grundschuldidaktik, 32-45.
• Steinmeier, Frank-Walter (2019): Rede „100 Jahre Grundschule zur Eröffnung des Bundesgrundschulkongresses „Kinder Lernen Zukunft“. Frankfurt
am Main. 13. September 2019.
,Kapitel 1: Heterogenität - Differenzierung - Individualisierung 6
Kapitel 1: Heterogenit t - Differenzierung - Individualisierung
I. Themenrelevante Sammlung früherer Aufgabenstellungen
1. Das Thema Heterogenität
Frühjahr 2019/1 Die Heterogenität der Schüler*innen im Grundschulunterricht kann als Herausforderung und Chance verstanden werden.
1) Nehmen Sie zu dieser Aussage Stellung!
2) Erläutern Sie didaktisch-methodische Möglichkeiten, mit Heterogenität produktiv umzugehen!
3) Konkretisieren Sie an einem Beispiel, wie der konsequente Umgang mit Heterogenität im Unterricht gestaltet werden kann!
Frühjahr 2018/2 Die Heterogenität der Schüler*innen einer Grundschulklasse birgt für Lehrkräfte Chancen und Herausforderungen.
1) Erörtern Sie die Aussage!
2) Stellen Sie Bedingungen und Möglichkeiten für den unterrichtlichen und schulorganisatorischen Umgang mit Heterogenität
dar!
3) Konkretisieren Sie Ihre Aussagen an einem unterrichtspraktischen Beispiel!
Herbst 2012/6 Die Heterogenität der Kinder einer Grundschulklasse stellt für die Lehrenden eine Herausforderung dar.
1) Erörtern Sie diese Aussage!
2) Stellen Sie Bedingungen und Möglichkeiten für einen konstruktiven Umgang mit Heterogenität im Unterricht dar!
3) Konkretisieren Sie ihre Aussagen an einem Beispiel!
→ Begriffsklärung Heterogenität
→ Chancen und Herausforderungen
→ didaktisch-methodische Möglichkeiten zum produktiven Umgang mit Heterogenität
→ schulorganisatorischer Umgang
→ unterrichtspraktisches Beispiel
→ Stellungnahme: Forschungsergebnisse usw.
2. Analyse thematischer Verknüpfungen
Herbst 2019/2 Individualisierende Lernumgebungen ermöglichen einen konstruktiven Umgang mit der Heterogenität der Schüler*innen
1) Diskutieren Sie diese These!
+ Differenzierung/ 2) Beschreiben Sie Kriterien einer individualisierten Lernumgebung!
Individualisierung 3) Konkretisieren Sie die genannten Kriterien aus Teilaufgabe 2 an einem unterrichtspraktischen Beispiel!
Herbst 2017/6 Die „Neue Schuleingangsstufe“ ermöglicht einen konstruktiven Umgang mit Heterogenität.
1) Setzen Sie sich kritisch mit dieser These auseinander!
+ Schulanfang 2) Beschreiben Sie Chancen und Herausforderungen für Schüler*innen und Lehrkräfte im Hinblick auf den konstruktiven
Umgang mit Heterogenität!
3) Konkretisieren Sie Ihre Überlegungen an einem Unterrichtsbeispiel!
Frühjahr 2017/3 Die Verschiedenheit der Kinder erfordert eine individuelle Leistungsbeurteilung.
1) Diskutieren Sie diese These!
+ Leistungsbeurteilung/ 2) Charakterisieren Sie verschiedene Möglichkeiten, Leistung in der Grundschule individuell zu erheben und zu bewerten
-bewertung und gehen Sie dabei auf die jeweiligen Chancen und Grenzen ein!
3) Konkretisieren Sie dies an einem Beispiel!
Frühjahr 2016/3 Jahrgangsgemischtes Lernen in der Schuleingangsstufe bietet Chancen, einer heterogenen Schülerschaft gerecht zu wer-
den.
+ Jahrgangsmischung 1) Diskutieren Sie diese These!
2) Beschreiben und bewerten Sie ein aktuelles oder historisches Modell jahrgangsgemischten Lernens in der Eingangsstu-
fe!
3) Konkretisieren Sie didaktisch-methodische Möglichkeiten jahrgangsgemischten Lernens an einem konkreten Beispiel!
Frühjahr 2016/5 Individualisierung ist im Unterricht der Grundschule unerlässlich, um der Heterogenität der Schülerschaft adäquat begegnen
zu können
+ Differenzierung/ 1) Diskutieren Sie diese These!
Individualisierung 2) Entwickeln Sie grundschulpädagogische und didaktisch-methodische Konsequenzen für den Unterricht!
3) Verdeutlichen Sie Ihre Überlegungen an einem geeigneten Unterrichtsbeispiel, in dem die Chancen von Individualisie-
rung wahrgenommen werden!
,Kapitel 1: Heterogenität - Differenzierung - Individualisierung 7
Herbst 2015/1 Die Ganztagsschule bietet Chancengerechtigkeit!
1) Nehmen Sie zu dieser These Stellung!
+ Ganztagsschule 2) Erläutern Sie Gemeinsamkeiten der Ganztagesschule und zeigen Sie auf, worin hier die Chancen für Schülerinnen und
Schüler mit heterogenen Lernvoraussetzungen liegen!
3) Konkretisieren Sie beispielhaft am Konzept einer Schulwoche, wie die Ganztagesgrundschule der Ausgangsthese
entsprechen kann!
Frühjahr 2015/1 Die Heterogenität der Lernvoraussetzungen erfordert veränderte Formen der Leistungsbewertung.
1) Nehmen Sie zu dieser These Stellung!
+ Leistungsbeurteilung/ 2) Beschreiben und beurteilen Sie verschiedene Formen der Leistungsbewertung unter besonderer Beachtung des Span-
-bewertung nungsfeldes zwischen Standardisierung und Individualisierung!
Herbst 2014/2 Jahrgangsgemischtes Lernen bietet die Möglichkeit, die Heterogenität der Schülerschaft gewinnbringend zu nutzen.
1) Diskutieren Sie diese Aussage!
+ Jahrgangsmischung 2) Zeigen Sie allgemein Chancen und Herausforderungen jahrgangsgemischten Lernens auf!
3) Konkretisieren Sie Ihre Ausführungen unter Berücksichtigung der Ausgangsthese an einem Unterrichtsbeispiel!
Herbst 2014/6 Die heterogene Schülerschaft erfordert eine veränderte Form der Leistungsbeurteilung in der Grundschule.
1) Erläutern Sie diese These!
+ Leistungsbeurteilung/ 2) Zeigen Sie Grundsätze einer pädagogischen Beurteilungskultur auf!
-bewertung 3) Beschreiben und bewerten Sie eine zeitgemäße pädagogische Form der Leistungsbeurteilung!
Frühjahr 2014/2 Jahrgangsgemischter Unterricht stellt eine Möglichkeit dar, der Heterogenität der Schülerschaft in der Schule gerecht zu
werden.
+ Jahrgangsmischung 1) Diskutieren Sie die Ausgangsthese!
2) Erläutern Sie zwei Realisierungsmodelle jahrgangsgemischten Lernens im gegenwärtigen deutschen Schulsystem!
3) Zeigen Sie anhand eines konkreten Beispiels aus dem jahrgangsgemischten Unterricht, welche Chancen und Heraus-
forderungen diese Lernform für Heterogenität bietet!
Frühjahr 2014/6 Projektunterricht in der Grundschule kann eine sinnvolle Möglichkeit darstellen, mit Heterogenität umzugehen.
1) Erörtern Sie theoretische Ansätze der Projektarbeit!
+ Projektunterricht 2) Nehmen Sie Stellung zur Aussage oben!
3) Erläutern Sie an einem konkreten Beispiel Chancen und Grenzen von Projektarbeit in der Grundschule unter besonde-
rer Berücksichtigung der Heterogenität.
Frühjahr 2014/4 Jahrgangsgemischter Unterricht stellt eine Möglichkeit dar, der Heterogenität der Schülerschaft in der Grundschule Rech-
nung zu tragen.
+ Jahrgangsmischung 1) Diskutieren Sie die Ausgangsthese!
2) Erläutern Sie zwei Modelle jahrgangsgemischten Lernens in der gegenwärtigen deutschen Bildungslandschaft!
3) Zeigen Sie anhand eines selbst gewählten Beispiels, wie die Gestaltung eines jahrgangsgemischten Unterrichts ausse-
hen kann!
Herbst 2013/2 Durch die große Vielfalt der Schülerschaft in der Grundschule können nicht von allen Kindern die gleichen Lernleistungen
zur gleichen Zeit erwartete werden.
+ Leistungsbeurteilung/ 1) Nehmen Sie zu dieser Aussage aus pädagogischer und bildungspolitischer Sicht Stellung!
-bewertung 2) Stellen Sie Konsequenzen für die Leistungsbeurteilung in der Grundschule dar!
3) Illustrieren Sie beispielhaft eine daraus resultierende Maßnahme zur Leistungsbeurteilung für den Grundschulunterricht!
Frühjahr 2013/2 Die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler erfordert eine individuelle Leistungsbeurteilung.
1) Diskutieren Sie diese These!
+ Leistungsbeurteilung/ - 2) Zeigen Sie unterschiedliche Möglichkeiten prozess- und produktbezogener Leistungsbeurteilung auf!
bewertung 3) Konkretisieren Sie eine Form der individuellen Leistungsbeurteilung an einem praktischen Beispiel!
Frühjahr 2013/4 Jahrgangsgemischter Unterricht stellt eine Möglichkeit dar, der Heterogenität der Schülerschaft in der Grundschule Rech-
nung zu tragen.
+ Jahrgangsmischung 1) Diskutieren Sie die Ausgangsthese!
2) Erläutern Sie zwei Modelle jahrgangsgemischten Lernens in der gegenwärtigen deutschen Bildungslandschaft!
3) Zeigen Sie anhand eines selbstgewählten konkreten Beispiels, wie die Gestaltung eines jahrgangsgemischten Unter-
richts aussehen kann!
Herbst 2011/1 Im Grundschulunterricht kann der Heterogenität mithilfe von Differenzierungsmaßnahmen Rechnung getragen werden.
1) Diskutieren Sie die Ausgangsthese!
+ Differenzierung/ 2) Erläutern Sie die Möglichkeiten, wie im Grundschulunterricht differenziert werden kann!
Individualisierung 3) Zeigen Sie an einem Unterrichtsbeispiel an einer von Ihnen gewählten Unterrichtsthematik, wie durch Differenzierungs-
maßnahmen ausgewählte Aspekte der Heterogenität berücksichtigt werden können!
,Kapitel 1: Heterogenität - Differenzierung - Individualisierung 8
Jahrgangsmischung (5)
Leistungsbeurteilung/
Projektunterricht (1) -bewertung (5)
Verknüpfungen
Differenzierung/
Schulanfang (1) Individualisierung
(3)
II. Heterogenität: Begriffsklärungen, Konzeptionen, Herausforderungen und Chancen
Einleitung
„Seit ihrer Gründung in der Weimarer Republik [im Jahre 1919] ist die Grundschule ihrer Idee nach eine Schule für alle Kinder.“
(Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan, in: StMUK (2014): Schulversuch Flexible Grundschule. Dokumentation-Ergebnisse-Empfehlungen für
die Praxis) Damit stellt eine Heterogenität der Schülerschaft die Ausgangslage dieser dar. (Inckemann 2014) Alle Kinder kom-
men hier aus den unterschiedlichsten Elternhäusern zusammen und bilden zwar noch häufig eine homogene Altersgruppe,
haben aufgrund der unterschiedlichen Lern- und Bildungsvoraussetzungen jedoch heterogene Startbedingungen. (Schuma-
cher/Denner 2017) Schule ist damit stets mit der Herausforderung konfrontiert, dass Kinder zum einen sehr verschieden sind und
jede*r Schüler*in eine unverwechselbare Persönlichkeit darstellt. Zum anderen sollen in der Schule alle Kinder gleich behandelt
werden, um eine gemeinsame Grundbildung anzubahnen. (Werning 2008)
1. Begriffsklärung „Heterogenität“
1.1 Definitionen zum Thema „Heterogenität“
Heterogenität allgemein =
„‘Heterogenität‘ kommt aus dem Griechischen, bedeutet übersetzt ‚Ungleichartigkeit‘ und bezeichnet somit Unterschiede oder
Differenzen. Diese können dann erkannt und beschrieben werden, wenn mindestens zwei Aspekte oder Eigenschaften mitei-
nander in Beziehung gesetzt, also verglichen werden. […] Das Ergebnis dieses Vergleiches lautet dann gleich oder ungleich
respektive homogen oder heterogen.“ (Sturm 2016, S.7)
Heterogenität der Lernvoraussetzungen =
„Lehrpersonen stehen einer Schülerschaft gegenüber, die sich in ihren Lernvoraussetzungen stark unterscheidet, also in sich
heterogen ist. Innerhalb einer Klasse weisen die Schüler*innen unterschiedliche Lernstände auf und verfügen über unterschied-
liche motivationale Ausgangslagen sowie familiäre Unterstützungsmöglichkeiten.“ (Hess/Lipowsky 2017, S.23)
Heterogenität in der Schule =
„Im Bildungskontext wird mit Heterogenität die Verschiedenheit innerhalb von Lerngruppen angesprochen. […] In der Schule
sind [damit] jene Unterschiede von Bedeutung, die sich auf das Lernen auswirken, entweder direkt oder auch indirekt über
diverse Vermittlungsmechanismen.“ (Speck-Hamdan, in: StMUK (2014): Schulversuch Flexible Grundschule. Dokumentation-
Ergebnisse -Empfehlungen für die Praxis)
Lernvoraussetzungen =
Lernvoraussetzungen „„sind all die Bedingungen und Faktoren, die den Schüler in seiner Entwicklung, in seiner Lern- und Le-
bensgeschichte fördern, aber auch hemmen können – die unbedingte Grundlage für das differenzierende Bemühen des Lehrers
sein müssen.“ (Seibert 1996)
,Kapitel 1: Heterogenität - Differenzierung - Individualisierung 9
1.2 Zusammenhang mit „Homogenität“ (Schumacher/Denner 2017)
„Heterogenität ist also ein „relativer“ Begriff, sie hängt vom Maßstab ab und ist nur zusammen mit Homogenität zu betrachten,
wird erst durch Vergleichsoperationen „hergestellt“ und ist wandelbar.“ (Wenning 2007, S.24)
• Heterogenität ist nicht allein auf bestehende Verschiedenheiten und Vielfalt fokussiert, sondern beinhaltet immer auch einen
homogenen Bezug, d.h. es lassen sich Gemeinsamkeiten finden
• z.B. Menschen sprechen unterschiedliche Sprachen, jedoch haben alle die verbindende Fähigkeit sich sprachlich auszudrü-
cken und auszutauschen
1.3 Diversity
„In internationaler Perspektive ist vor allem Diversity, als Verschiedenheit produktiv interpretierendes wirtschafts- und erzie-
hungswissenschaftliches Konzept, zu nennen.“ (Prengel 2010)
1.4 Differenzierte Betrachtung des Heterogenitätsbegriffs
Heinzel und Prengel (2002) plädieren für ein diachrones Heterogenitätsverständnis, das offen bleibt für Prozesse, Entwicklun-
gen und Veränderungsdynamiken. Sie verweisen demnach auf einen Heterogenitätsbegriff, der offen bleibt für das Unvorher-
sehbare, Unbegreifliche und Unsagbare. (Walgenbach 2017) Für die Schule bedeutet das, dass die Leistungen und Verhaltens-
weisen von Kindern nicht statisch sind, sondern sich verändern können. Deshalb ist es wichtig, Abstand zu nehmen von ver-
frühten / voreiligen Bildungswegentscheidungen. (Schumacher/Denner 2017)
2. Geschichtlicher Hintergrund und aktuelle Ausgangssituation
In Deutschland wurde der Aufgabe der Heterogenität in der Vergangenheit unterschiedlich, hauptsächlich aber damit begegnet,
eine möglichst große Homogenität zwischen den Schüler*innen herzustellen (z.B. durch Jahrgangsklassen und Selektion am
Ende der Grundschule). (Herrmann 2010) Insbesondere in Folge der Ergebnisse der ersten PISA-Schulleistungsuntersuchung im
Jahre 2000 stellte sich jedoch heraus, dass diese Homogenisierungstendenz in eine Art „Sackgasse“ führte. (Heckt/Wendt
2010) Deshalb ist es im aktuellen Diskurs zum Thema Heterogenität zentral, dass die vielfältige Schülerschaft nicht nur aner-
kannt werden muss, sondern auch, dass Heterogenität nicht mehr als zu überwindendes Hindernis, sondern als Chance für ein
erfolgreiches kognitives, soziales und emotionales Lernen aller Grundschüler zu sehen und aktiv in die unterrichtliche Praxis
einzubinden ist. Die Grundschule als erste gemeinsame Schule erfordert somit eine „Pädagogik der Vielfalt“, die bei den lern-
relevanten Unterschieden der Schüler*innen ansetzen muss. (Inckemann 2014a)
J. A. Comensius nach PISA 2000:
Einführung der
(17 Jh.): unterschie- Homogenität nicht trotzdem heute
Auseinanderset- Schulpflicht:
dliche Herkunfts- erreichbar noch mehr als 75%
zung mit dem allgemeine Bildung
voraussetzungen des Unterrichts als
Spannungsfeld für ALLE Folge → neue
und Leistungs- Frontalunterricht
zwischen Homo- Heranwachsenden Sicht auf den
differenzen verant- abgehalten →
genität und Un- → sozialer Heterogenitätsbe-
wortlich für den Orientierung an
gleichartigkeit Hintergrund der griff: Vielfalt als
mangelnden Lern- fiktivem Durch-
bereits sehr früh Kinder ist breit Chance
erfolg → schnittschüler
(Kluczniok et al.2014) gestreut (Schumacher/Denner
homogene Klassen (Meyer 1990)
(Walgenbach 2017) 2017)
(Prengel 2010)
3. Dimensionen der Heterogenität
Heterogenität existiert nicht an sich, sondern erst im Hinblick auf eine Bezugsgröße. Schüler*innen sind immer heterogen in
Bezug auf ein bzw. mehrere Merkmale wie Alter, Leistung oder Nationalität. In der Grundschulpädagogik werden primär jene
Heterogenitätsmerkmale als Bezugsgrößen herangezogen, von denen angenommen wird, dass sie einen direkten oder indirek-
ten Einfluss auf Lern- und Bildungsprozesse haben. (Walgenbach 2017)
, Kapitel 1: Heterogenität - Differenzierung - Individualisierung 10
3.1 Heterogenitätsdimensionen nach Speck-Hamdan (Speck-Hamdan 2009, S.259f.)
geschlechterspezifische
Altersunterschiede
Heterogenität
religiöse unterschiedliche
Heterogenität Lerndispositionen
Dimensionen
sozioökonomischer sprachliche
Hintergrund Heterogenität
ethnischer / kultureller „special needs“
Hintergrund der Kinder
→ Vgl. auch Ausführungen in (Kluczniok et al. 2014, S. 195-198) (Schumacher/Denner 2017, S.92-96)
→ empirische Befunde dazu s. Punkt V 1.
→ das Bemühen, solche Differenzlinien nicht einzeln, sondern miteinander verknüpft zu betrachten, wird im Intersektionalitäts-
diskurs aufgegriffen (Walgenbach 2014)
„Die Teilhabechancen der Lerner an den insbesondere höheren Abschlüssen folgen nicht ausschließlich der kognitiven Leis-
tungsfähigkeit. Es gibt vielmehr Disparitäten im deutschen Bildungssystem, die dazu führen, dass soziale Herkunft, Migrations-
hintergrund und Geschlecht Merkmale sind, die die Bildungskarriere des Einzelnen erheblich dominieren. Es muss deshalb das
Ziel des deutschen Bildungssystems sein […] die Heterogenität im Bildungssystem wirksamer werden zu lassen.“ (Blossfeld et
al.: Bildungsgerechtigkeit Jahresgutachten 2007)
3.2 Definitionen in Bezug auf die Dimensionen
Sozialer Status =
„Mit dem Begriff Sozialer Status wird die Position bezeichnet, die eine Person innerhalb einer Rangordnung der gesellschaftlich
vorhandenen Positionen einnimmt. Die Einordnung in die gesellschaftliche Hierarchie bezieht sich auf die Wertschätzung die
einer Position hinsichtlich gesellschaftlich relevanter Merkmal (z.B. Einkommen, Besitz, Macht) beigemessen wird.“ (Ditton/Maaz
2011)
Sozioökonomischer Hintergrund =
„Häufig verwendet man in der Empirischen Bildungsforschung allerdings nicht einzelne, sondern Bündelungen mehrerer Merk-
male, um die Platzierung in der gesellschaftlichen Hierarchie zu bestimmen. Der Sozioökonomische Status (SES; engl. „sozio-
economic-status“) wird dabei in der Regel über Beruf, das Einkommen und das Bildungsniveau definiert.“ (Ditton/Maaz 2011)
Menschen mit Zuwanderungshintergrund =
„Als Menschen mit Zuwanderungshintergrund werden – unabhängig vom Beitz der deutschen Staatsbürgerschaft – sowohl
Personen bezeichnet, die selbst nach Deutschland zugewandert sind, als auch Menschen, die zwar in Deutschland geboren
sind, deren Eltern oder Großeltern aber aus einem anderen Land stammen. (Stanat/Edele 2015)
Bildungsgerechtigkeit =
„Bildungsgerechtigkeit wird daher als Ziel verstanden, die Teilhabe der Gesellschaftsmitglieder unabhängig von Disparitäten zu
gestalten. Bildungsgerechtigkeit darf nicht verwechselt werden mit sozialer Gleichheit“ (Blossfeld et al.: Bildungsgerechtigkeit
Jahresgutachten 2007)