8.5 Das Langzeitgedächtnis
Das LZG ist die dritte Stufe unserer Informationsverarbeitung, in dem Informationen gespeichert
und aus dem KZG neu encodiert werden.
Im LZG finden sich Informationen, die erst vor wenigen Minuten aufgenommen wurden, als auch
alle Erfahrungen die wir im Laufe unseres Lebens gespeichert haben.
Im LZG werden alle Erfahrungen, Informationen, Wörter, Kategorien, Regeln, Urteile, Emotionen
und Fähigkeiten gespeichert und seine Kapazität schient unbegrenzt, die Behaltensdauer
potentiell lebenslang.
8.5.1 Encodierung
Automatische Encodierung
=unbeabsichtigte, unbewusste Einspeicherung inzidenteller und zufällig anfallender Information,
sowie auch gut gelernten Inhalten (zB Raum, Zeit, Frequenz)
Aktive Encodierung
=willentlich, bewusste Einspeicherung die Aufmerksamkeit und Anstrengung erfordern (zB
Aufnahme neuer Informationen, Namen, Telefonnummern)
Semantische Encodierung
Nach der Verarbeitung einer sprachlichen Äußerung erinnern Menschen oft nur ihren
semantischen Inhalt und die Bedeutung und nicht ihren exakten Wortlaut.
Visuelle Encodierung
Verbale Inhalte können auch visuell oder akustisch encodiert werden. Im LZG werden weniger
Wissensdaten sondern eher Erlebnisse bildhaft gespeichert.
Akustische Encodierung
Es können auch akustische, klangliche Muster im LZG abgespeichert werden
Weitere Encodierung
Geschmacks-, Geruchs- und Tast-Codierung. Diese sind oft mit mit emotionalen Assoziationen
verbunden.
8.5.2 Konsolidierung
Konsolidierungstheorie
= das Bilden einer Gedächtnisspur benötigt eine gewisse zeit, in der sie zunehmend gefestigt, d.h.
konsolidiert wird
Konsolidierung bedarf Zeit, da molekulare und zelluläre Prozesse nur langsam dauerhafte
Erinnerungen formen können. Die Speicherung im Arbeitsgedächtnis kann jedoch unmittelbar
erfolgen, woraus sich schließen lässt, dass eine langsame Konsolidierung im LZG von Vorteil ist.
Kurzfristige Konsolidierung -> Speicherung von Informationen von Sekunden bis zu Stunden
Mittelfristige Konsolidierung -> Speichert Informationen für Stunden bis Monate
Dritter Konsolidierungsprozess -> Speichert Informationen für Monate - bis lebenslang
8.5.3 Speicherung im LZG
Die dauerhafte Speicherung von explizitem und implizitem Wissen kann auf verschiedene Weise
erfolgen.
Im LZG werden nicht nur Informationen über die von außen kommenden Sinnesorgane
gespeichert sondern auch intern generierte Informationen wie Gedankengänge, Überlegungen,
Meinungen, Einstellungen, Werte.
Explizites Gedächtnis -> Gedächtnisinhalte, die wir bewusst reproduzieren können, umfasst unser
kognitives Wissen
Implizites Gedächtnis -> Gedächtnisinhalte, die uns nicht bewusst sind zB Tastatur
, Die Funktionen des prozeduralen
Gedächtnis werden in Fertigkeiten,
Gewohnheiten, Erwartungen/Priming,
nachassoziatives Lernen und klassische
und operante Konditionieruqgseffekte
unterteilt.
Semantisches Gedächtnis
= Faktenwissen, beinhaltet symbolisch repräsentiertes Wissen über die Welt, generisches,
kategorisches Gedächtnis, das die grundlegenden Bedeutungen von Wörtern und Begriffen
speichert
Episodisches Gedächtnis
= speichert autobiografische Informationen, d.h. unsere eigenen Erfahrungen & Wahrnehmungen,
einschließlich ihrer raumzeitlichen Kontextbeziehungen
Das Behalten im semantischen LZG ist von 3 Faktoren abhängig:
- Elaboration des Materials, d.h. Ausarbeitung des Materials bei der Encodierung
- Organisation des Wissens
- Kontext, in welchem das Material gelernt wird
Organisation des Wissens
Hierarchische Strukturierung ist eine effektive Hilfe für die Speicherung und die spätere
Reproduktion des gelernten Materials.
Besonders effektiv ist eine eigenen Wissensorganisation beim Durcharbeiten des Lernstoffes.
Kognitive Netzwerke
Semantisches und konzeptuelles Wissen ist in semantischen oder präpositionalen Netzwerken
repräsentiert.
Innerhalb einer Sprach- & Kulturgemeinschaft bilden sich gleichartige konzeptionelle
Verbindungen durch den Sprachgebrauch.
isa-Verbindung = Relation zwischen Ober- & Unterbegriff
Kontext
Kontextinformationen haben Einfluss auf die Speicherung im LZG.
Die Encodierung von Reizen findet unter spezifischen Kontextbedingungen statt.
Wenn wir die selben Situationen bzw den selben Kontext bei der Abfrage der Informationen
haben, erinnern wird uns besser daran.
8.5.4 Abruf aus dem Langzeitgedächtnis
Das „Nichterinnern-können“ von Inhalten des LZG ist nicht immer auf den Verlust dieser
Gedächtnisinhalte zurückzuführen, sondern darauf, dass der Zugriff auf diese Informationen zu
bestimmten Zeiten/Umständen nicht möglich ist.