Ich möchte Ihnen heute den Artikel „Entwicklung extrem frühgeborener Kinder bis zur Adoleszenz“, aus der Pädiatrie Zeitschrift,
herausgegeben 2020 vom Springer Medizin Verlag vorstellen.
Die Autoren sind Marion Rapp, Nele Stahlmann, Egbert Herting und Ute Thyen.
Anhand der Fortschritte in der Peri- und Neoantologie hat die Mortalität von frühgeborenen mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht
von unter 1000 Gramm oder einem Gestationsalter von weniger als 28 Schwangerschaftswochen abgenommen. Daraus resultiert
jedoch die Sorge um die neuromotorische, kognitive und psychische Entwicklung der Kinder in Folge der Frühgeburtlichkeit.
Um die langfristige Entwicklung extrem frühgeborener beurteilen zu können wurden neben einer strukturierten Nachsorge
flächendeckend populationsbasierte Langzeitstudien gemacht.
Der Artikel bezieht sich jedoch auf die Längsschnittdaten aus der Schleswig-Holsteinischen frühgeborenen Kohorte Es gibt jedoch auch
eine Bayerische Langzeitstudie und ein Niedersächsische Frühgeborenen-Nachuntersuchungsprojekt.
Zur Schleswig-Holsteiner Frühgeborenenkohorte zählen 154 extrem frühgeborene Kinder, die von 1997 - 1999 mit einem
Gestationsalter von unter 27 + 0 Wochen in einer der achten neonatologischen Abteilung Schleswig-Holsteins aufgenommen worden
waren.
Die Überlebenden Kinder wurden im Kleinkindalter (3 - 6 Jahren) in der Grundschulzeit (7 - 9 Jahre) und in der Adoleszenz (14 - 17
Jahre) nachuntersucht.
Dabei erteilte die Ethik Kommission der Universität zu Lübeck für alle 3 Nachuntersuchung ein positives Votum, die Eltern willigten
ein und im dritten Studienabschnitt erfolgte dies, soweit wie möglich von den Probanden selbst (durch die Adoleszenz)
Insgesamt überlebten 90 Kinder bis zur Adoleszenz und nach den Drop-outs nahmen insgesamt 58 Kinder also 64,4% und deren
Familien zu allen 3 Zeitpunkten an den Untersuchungen Teil.
Kommen wir nun zur Methode: Die Neuromotorischen Entwicklung, wurde mittels der Gross Motor Function Classification Scale
(GMFCS) erhoben, dabei erfolgte die Klassifikation von visuellen und auditiven Einschränkungen separat.
Die kognitive Entwicklung wurde im ersten Studienabschnitt mittels dem Entwicklungstest für Kinder von 6 Monaten bis 6 Jahre
beurteilt, im zweiten Studienabschnitt anhand des Kaufmann Assessment Battery for children und am dritten Abschnitt mittels
des Wechsler Intelligenz Tests für Kinder untersucht.
Die Neuromotorische Entwicklung sowie als auch die kognitive Entwicklung wurde im ersten studienabschnitt als zweistufig
klassifiziert später im zweiten und dritten studienabschnitt als dreistufig. (neuromotorisch: „unauffällig“,“beeinträchtigt“ später
„schwer beeinträchtigt“; kognitiv: „normal“, „auffällig“ später „leichte Einschränkung“, „deutliche E.“)
Die psychische Entwicklung wurde im zweiten und dritten studienabschnitt mit der deutschsprachigen Elternversion des Strength
and Difficulties Questionnaire erfragt, wo der Gesamtscore die allgemeine Verhaltensauffälligkeit misst. Dabei wurden die 5
Domänen emotionales Befinden, Hyperaktivität/Unaufmerksamkeit, Verhaltensprobleme, Probleme im Umgang mit
gleichaltrigen und prosozialen Verhalten differenziert betrachtet. Die Bildung der drei Kategorien „normal“, „borderline“, „unauffällig“
in den einzelnen Domänen entspricht dabei den SDQ Auswertungsanweisungen.
Kommen wir nun zu den Ergebnissen: Die kognitiven und motorischen Beeinträchtigungen stellen eine bleibende Morbidität bei
einer substanziellen Anzahl von Kindern und Jugendliche, die extrem früh geboren wurden, da. Das Ausmaß der neuromotorischen und
kognitiven Einschränkungen bleibt dabei im Verlauf der Entwicklung weitestgehend konstant. Diese Ergebnisse konnte man auch in
der bayerischen Längsschnittstudie erkennen, lediglich zeigt sich eine geringe Übereinstimmung zwischen den verschiedenen
schweregraden einer kognitiven Beeinträchtigung im Alter von 2 und 8 Jahren. Ein Beispiel dafür: unauffällige kognitive
Entwicklung im Alter von 2 Jahren und dann aber eine auffällige Einstufung im Alter von 8 Jahren. Dieses kann daher resultieren,
da während der Studienabschnitte die Testinstrumente gewechselt wurden sind und man von einer zwei auf eine dreistufige
Klassifizierung erweitert hat. Dies bietet einen Interpretationsspielraum in der Studie.
Bis zu einem Drittel der Kinder mit extrem niedrigem Geburtsgewicht wiesen Aufmerksamkeitsstörung, Probleme mit der
Selbstregulierung des Verhaltens und der Sozialisation auf. Dies blieb von der Grundschulzeit bis zur Adoleszenz konstant. Eine
Signifikante Veränderung zeigte sich dennoch in den Teilbereichen „Hyperaktivität/Unaufmerksamkeit“ sowie „Probleme im Umgang
mit gleichaltrigen“. Im Laufe der Zeit nahm dabei die Aufmerksamkeit Spanne zu (und somit die Unaufmerksamkeit ab) und
außerdem stieg der Wert bei „Probleme im Umgang mit gleichaltrigen“ an.
Kritisch an der Studie zu betrachten ist zum einen die geringe Anzahl Überlebender Teilnehmer und die zusätzliche Anzahl
derjenigen, die nicht bis zur Pubertät weiterverfolgt werden konnten (Drop Outs). Dadurch nahmen nur insgesamt 58 Kinder (64%) an
allen 3 Studienabschnitte teil. Des Weiteren wurde keine explizite psychologische Diagnose oder Störung wie ADHS untersucht,
sondern die Hyperaktivität Unaufmerksamkeit Skala des SDQ als Maß für das Verhalten des Kindes im Umgang mit Eltern Familie
Freunde und sich selbst verwendet. Positiv anzumerken ist des prospektiven bevölkerungsbasierten Designs bei der Studie, wodurch
die Ergebnisse als Beispiel für ein dezentrales Versorgungssystem betrachtet werden können
Einführung
Was bedeutet Entwicklung nach Trautners Definition?
Entwicklung bezieht sich auf relativ überdauernde und aufeinander bezogene intraindividuelle Veränderungen des Erlebens und Verhaltens über
die Zeit hinweg.
Welche Veränderungen sind nicht unter Entwicklung zu verstehen?
Nicht als Entwicklung gelten beispielsweise kurzfristige Befindlichkeitsänderungen oder Veränderungen durch abrupt eintretende äußere
Ereignisse.
Welche Aufgaben hat die Entwicklungspsychologie? Nennen Sie ein Beispiel, in dem entwicklungspsychologische Aspekte für die
Praxis relevant werden.
Zu den stärker Grundlagen orientierten Aufgaben der Entwicklungspsychologie gehören zum einen die Beschreibung von
Entwicklungsphänomen und zum anderen ihre Erklärung (Suche nach den Ursachen bzw. Bedingungen für das Zustandekommen einer
Entwicklung.) Bsp. Eine Dreißigjährige will sich vom Vater ihrer Kinder trennen, weil die Leidenschaft nachgelassen hat.
, Bindung/ Liebe und Partnerschaft Psychotherapeut/in
Welche drei zentralen Prozesse bestimmen die Entwicklung jedes Menschen? Erläutern Sie kurz, was damit gemeint ist, und bringen
Sie je ein Beispiel.
Biologische Prozesse: Veränderungen im menschlichen Körper
Bsp. Hirnreifung, physische Entwicklung, hormonelles Geschehen im weibliche Zyklus
Kognitive Prozesse: Veränderungen in Denk- und Sprachfähigkeit
Bsp. Zweiwortsätze sprechen, sich selbst im Spiegel erkennen, vergesslich werden
Sozioemotionale Prozesse: Veränderungen in Beziehungen, Emotionen, Persönlichkeit
Bsp. Freude fühlen und zeigen, Freundschaft schließen
Interaktion aller drei Prozesse Bsp. Ein Kind reagiert auf die Berührung der Mutter mit einem Lächeln. 1. physische Berührung 2. Handlung
deuten, verstehen 3. Emotion fühlen und ausdrücken
Grundbegriffe
Erklären Sie die Unterscheidungen „kontinuierliche – diskontinuierliche Entwicklung“,
„endogene – exogene Steuerung der Entwicklung“, „Phylogenese“, „Anthropogenese“,
„Ontogenese“.
kontinuierliche – diskontinuierliche Entwicklung: Kontinuierliche
Entwicklungsveränderungen sind durch quantitative Veränderungen über die Zeit hinweg
charakterisiert, während bei diskontinuierliche Entwicklungsveränderungen auch qualitative
Zustandsveränderungen auftreten
endogene – exogene Steuerung der Entwicklung: Endogene Steuerung = Reifung durch
Erbanlagen nicht Prägung (innen gesteuert); Exogene Steuerung = Erfahrung und Lernen
(außen gesteuert)
Phylogenese = Art geschichtliche Entwicklung von Lebewesen
Anthropogenese = Spezialfall der Phylogenese: Art geschichtliche Entwicklung des Menschen
Ontogenese = Entwicklung des Menschen von Empfängnis bis zum Tod
Individualgenese = Entwicklung eines spezifischen Menschen
Nennen Sie vier Merkmale des klassischen Entwicklungsbegriffs. Was wird jeweils an diesen Merkmalen kritisiert?
Der klassische Entwicklungsbegriff Merkmale
1. Entwicklungsschritte bauen aufeinander auf
Nicht jeder Entwicklungsschritt baut auf einem vorangehenden auf
2. sind auf höherwertiges Niveau gerichtet bis hin zu einem Endzustand
Abbauprozesse werden nicht registriert, "höherwertig" enthält Werturteil. Auf- und Abbauprozesse sind häufig gemischt.
3. sind altersspezifisch
Alter ist keine erklärende Variable.
4. sind universell
Vernachlässigung des kulturellen Aspektes
Welche fünf Aspekte kennzeichnen den umfassenden Entwicklungsbegriff?
Lebenslange Entwicklung, Plastizität, Multidirektionalität, Multidimensionalität, Beachtung von Kontextfaktoren
Was versteht man unter „Multidimensionalität“, „Multidirektionalität“, „Plastizität“?
Plastizität: - hohe Veränderungs-/ und Anpassungsfähigkeit des Menschen
- neuronale Plastizität: Veränderungs-/ und Anpassungsfähigkeit des Gehirns
Multidimensionalität: - Menschen entwickeln sich in unterschiedlichen Dimensionen, z.B. Wahrnehmung, Motorik, Kognition, physische
Entwicklung, soziale und emotionale Entwicklung