GEO33 – REGIONALE GEOGRAPHIE (PHYSISCH)
Topographische Gliederung Süddeutschlands:
• Sehr vielfältig (durch lange Zeit der Reliefentwicklung)
• Große Höhenunterschiede
Tektonische Gliederung Süddeutschlands:
• „Fächer“ mit Griff im Schweizer Mittelland
• Aufspannung in Oberrheingraben im Westen und Molassebecken im Süden, dazwischen das
Schichtstufenland
• durchbrochen von Grundgebirgslandschaften
• Begrenzung durch die Mittelgebirge im Kristallin der Böhmischen Massen im Osten
(Alpine Decken werden nicht behandelt, wir beschäftigen uns mit den Sedimentarchiven)
Typlandschaften Deutschlands (Geomorphologie):
Tübingen und Umkreis als günstiger Standort:
• Grundgebirgslandschaften Schwarzwald, Odenwald, Schiefergebirge
• Grabenbruchlandschaft Oberrheingraben
• Schichtstufenlandschaft mit Becken- und Lösslandschaften
• Periglaziallandschaften
• Karstlandschaften
• Glaziallandschaft (Eiszeitlandschaften) mit Schotterfeldern
• Alpines Hochgebirge
• Vulkanlandschaften Kaiserstuhl, Vogelsberg, Westerwald und Eifel
• Asteroidenkrater Nördlinger Ries und Steinheimer Becken
• Flusslandschaften
Geologie Süddeutschlands:
• Grundgebirge: Schiefergebirge, Odenwaldes etc.
• Deckgebirge: Ablagerungen der Trias und Juras
• Beckenlandschaften mit tertiären und quartären Ablagerungen
Gründe für die landschaftliche Vielfalt:
• komplexe geologisch-tektonische Entwicklung: Geotektonische Nahtstelle → tektonische Aktivitäts-
und Stabilitätsphasen; Vielfalt der Gesteine; Seismische Aktivität (Bsp. Hohenzollern- und
Oberrheingraben; Eifel)
• komplexe Klimageschichte der letzten 140 Mio. Jahre: tropische bis polare Phasen (wir hatten eigentlich
alles außer vollaride Phasen) steuern Verwitterungs- und Abtragungsprozesse
• Erhalt älterer Reliefgenerationen: Archive/Spuren von fast jeder Formungsphase sind aufgrund fehlender
ganzflächiger Vereisung (Bsp. England, Skandinavien) erhalten geblieben → Rekonstruktion der
komplexen Landschaftsgeschichte
Reliefgeneration = ein durch zeitgleiche Prozesskombination entstandenes Reliefgefüge; zeichnet sich aus
durch Landschaftsformen, Ablagerungen oder auch fossile Böden, die unter spezifischen, heute nicht mehr
gegebenen Klimabedingungen, entstanden sind. (Bsp. Moränen in Oberschwaben aus der glazialen
Reliefgeneration; tropische Bodenrelikte aus dem frühen Tertiär)
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1. KREIDE
• Teil des Mesozoikums: ca. 140 bis 65 Mio. Jahre vor heute
• „langer Zeitraum der Abtragung“ (Geologie) → Geomorphologie: es muss aufgrund der langen Zeit, der
Tektonik (Meeresspiegelschwankungen), Vorhandensein der Weißjurakalke (Bsp. Schwäbische und
Fränkische Alb), Fehlen mächtiger tropischer Verwitterungsdecken und des Kartformenschatzes auch zu
anderen Paläoumweltveränderungen gekommen sein (Bsp. Überflutungen; viele Wechsel von
Sedimentation und Abtrag)
• große Teile des heutigen Schiefergebirges und des Rheinisch-Böhmischen Kristallins waren bereits
Festländer → bereits Abtragung → Sedimente im Jura-Meer (Weißjura)
Alte Festländer im Zeitverlauf
Bsp. Rumpfflächen des gleichen Niveaus im Bayerischen Wald; im Rheinischen Schiefergebirge
Genese des Rheinischen Schiefergebirges (nach Mückenhausen)
→ diese Rumpffläche ist die älteste Reliefgeneration Süddeutschlands
Aufgrund tropischen Klimas: Tiefenverwitterung der devonischen Gesteine (devonischer Schiefer: Illit,
Chlorit) → erheblicher Masseverlust des unverwitterten Gesteins; schwer verwitterbare Stoffe gehen
verloren (Bsp. Kieselsäure)
Globale Situation:
• Herausbilden der heutigen Kontinente
• Großer Einfluss der Tektonik, u.a. alpine Gebirgsbildung und Verschwinden des Kreide-Meer
Land-Meer-Verteilung während der Unterkreide (ca. 120 J. v. h.)
• Meer stößt nach Norden vor; Rheinisch-Böhmisches Festland wird schmaler → große Teile
Süddeutschlands wurden von einem Meer bedeckt und damit dem Abtrag entzogen → nur teilweise
kreidezeitliche Ablagerungen (Bsp. in den Alpen)
Bsp. Nördliche Frankenalb: Genese des Karstrelief
(1) Ausgeprägtes Karstrelief mit Karsttürmen und Bodenbildungen mit tropischen Merkmalen
(2) Verschüttung durch Meeresvorstoß nach Norden (Verfüllung vom Karstrelief (weißer Jura, Kalkstein)
mit Sedimenten der Oberkreide)
(3) Freilegung des Reliefs durch Abtrag der Oberkreide-Sedimente
(4) weiterer Abtrag
Festlandwerdung Süddeutschlands („Yucatanphase“)
• Ende des Oberjuras: Süddeutschland taucht als flache Karbonatplattform aus der Tethys auf (erst
Norden, dann Süden)
• während der Kreidezeit (80 Mio. Jahre) kommt es zu Transgressionen und zur Ablagerung
carbonatreicher Gesteine; während festländischer Phasen werden diese wieder abgetragen
• Vorsprung der Verwitterung im Norden, da Süden immer wieder überflutet wurde
Zusammenfassung Kreide:
• Fazit Ende Kreidezeit: der größte Teil Süddeutschlands ist Festland (mit wenig Höhenunterschieden)
• unter tropischen Bedingungen findet Lösungsabtrag und Tiefenverwitterung statt (mesozoisch-tertiäre
Verwitterungsdecke) → aber nicht im Süden, Bsp. Schwäbische Alb
• kaum fluviale Formung, v.a. Transport von Lösungsfracht in die Tethys (keine Grobschüttungen)
• enormer Lösungsabtrag: große Teile des mesozoischen Deckgebirges (Rumpfflächenbildung)
• zeitlich gesehen ist mehr als die Hälfte der Landschaftsgeschichte Süddeutschlands vorbei
• SD liegt ca. 100m ü. NN und wird durch gefällsarme Flüsse nach Süden zur Tethys entwässeet
• Einschlag des Asteroiden in der Karibik → großes Faunensterben
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2. EOZÄN BIS OLIGOZÄN
• erster Teil des Tertiärs (mit Paläozän), ca. 55-24 Mio. Jahre vor heute
• Geburtsstunde des Oberrheingrabens in einer (sub-)tropischen Landschaft
Global bedeutsame plattentektonische Veränderungen:
• 55 Mio. Jahre (Eozän): Trennung Australiens von Antarktika → Antarktika driftet in südpolare Position
• 38 Mio. Jahre (Oligozän): rapide Abnahme der Oberflächenwassertemperatur → erstmals Eis in der
Ostantarktis, und erste Meereisbildung
• 30-25 Mio. Jahre (Oligozän): Öffnung der Drake-Passage → geschlossener Ringstrom um Antarktika
und zunehmende Vereisung des Südkontinents
Exkurs: Bedeutung der Sauerstoffisotope in der Meeres- und Klimaforschung
• Marine Sedimente: umfangreichstes erdgeschichtliches Datenarchiv des Weltklimas → es lassen sich
Änderungen der ozeanischen und atmosphärischen Zirkulation sowie der chemischen Zusammensetzung
des Meerwassers ablesen
o Isotopenverhältnisse von 18O- und 16O-Isotop liefern Näherungswerte für Klima- und
Ozeanvariablen, Bsp. Eisvolumen, Wassertemperaturen, Salinität, Nährstoffe und CO2-Gehalte
im Ozean
o die Verhältnisse lassen sich im Gestein ablesen, da Meerestiere die Isotope in ihre Schalen
einbauen, die wiederum sedimentieren
o steigt z. B. das Verhältnis von 16O-Isotop (leichter, schneller verdunstet und akkumuliert) zu 18O,
bedeutet das, dass in dieser Zeit weniger 16O im Eis festgelegt war und folglich ein wärmeres
Globalklima vorherrschte
• Sauerstoffisotopenkurve für Subantarktische Planktonformen → zu Beginn des Oligozäns (einsetzende
Antarktisvereisung), im Obermiozän (Arktis) sowie am Ende des Pliozäns ist jeweils ein deutlicher
Temperaturrückgang zu verzeichnen, der als global wirksames Klimasignal interpretiert werden kann
o Ursache sind die tektonischen Bewegungen; das Abdriften der Antarktis beeinflusste zudem die
Meereszirkulation
Situation im Eozän (54-37 Mio. Jahre vor heute)
• Seen (beste Geoarchive, da ungestört und anaerob! → Sedimentfallen)- und Sumpflandschaft mit
Vulkanlandschaften
• Fossilien und Sedimente der Tongrube Messel spiegeln die Umweltbedingungen des Eozäns wieder
• Häufung von Seen und erstmals feinkörnige Sedimente an der Basis des Oberrheingrabens (S:
Bohnerzformation, M/N: Basiston und Messelformation)
o Relikte tropischer Paläoböden in den höchsten Bereichen der Schwäbischen und Fränkischen Alb
o Kaolinitreiche Rotlehme und Bohnerze der Schwäbischen Ostalb
o Karstschlotte mit Bohnerzlehm (Bohnerzkügelchen)
o Alttertiäre Bohnerzformation angefahren im Albabstiegstunnel bei Ulm (Weißjura → tertiäre
Deckschichten (tropische Verwitterungsdecke): Bohnerzführende Schichten, schlottenartige
Einschnitte, weißliche Tone
• Alpen = tropisches Gebirge, ca. 1000-2000m
• Kretazisch-Alttertiäre Rumpffläche (Schwäbische Alb bei Balingen)
→ am Ende des Eozäns gleicht Süddeutschland einem Rumpf- und Tafelland, das durch kaum eingetiefte
Flüsse nach Süden entwässert wird (vgl. Kongobecken)