Modul B0 - Einführung in die Geographie
Geographie: Die Erde beschreiben (griechisch: ge=Erde, graphein=schreiben)
• integraler Bestandteil der menschlichen Alltagspraxis (systematisiert & reflektiert wird die Alltagsgeographie in
der wissenschaftlichen Geographie)
• die sich mit der Erdoberfläche befassende Wissenschaft (physische Beschaffenheit der Erde & als Raum und Ort
des menschlichen Handelns)
->WAS (Erkenntnisobjekt) ist WO (Koordinaten), WIE (Eigenschaften), WANN (Zeit) und WARUM (Erklärung des
Prozesses) im RAUM (definierbar)?
Erdoberfläche->Erfahrungsobjekt (kann vielen Wissenschaften gemein sein)
Dimensionen der Erde->Erkenntnisobjekt (ist jeweils einer Disziplin zuzuordnen)
Erde je nach Zweckbestimmung: Erdkugel (Durchmesser 6370 km), Rotationsellipsoid (große Halbachse: a 6378
km; kleine Halbachse: a 6356 km->Abplattung 21,5 km), Geoid (wahre Erdfigur als Fläche mit konstantem
Schwerpotenzial)
Wissenschaft:
• empirisch= aus der Erfahrung/Beobachtung gewonnen, Sammlung von Daten
• Freiheit
• Suche nach Erkenntnissen („Wahrheiten“ werden manchmal wiederrufen => „unsichere Wahrheiten“)
• Problem der „Gegenwartsschrumpfung“->Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Beschleunigung
• soziale Institution mit der Funktion, intersubjektiv (Intersubjektivität= für mehrere Betrachter gleichermaßen
erkenn- & nachvollziehbar) neue Einsichten & überprüfbare Aussagen über zu untersuchende Tatbestände zu
formulieren
Primärliteratur= originale, ursprüngliche Literaturquelle („Literatur von Gedanken“)
Sekundärliteratur= Wiedergabe & Interpretation von ursprünglichen Gedanken („Literatur über Gedanken“)
Tertiärliteratur= systematisch geordnete & einen Überblick gebende Literatur (Lexika, Wörterbücher, …)
Quellennachweise->Beleg des Rückgriffs (Welche?)
Datentransparenz->zeigt Intensivität & gründliche Überprüfung der Daten (Woher?)
Methodentransparenz->Welche Methoden wurden zum Erwerb der Daten genutzt? (objektive
Daten/subjektive Daten, Wie?)
,WAS->Erdoberfläche: Geosphäre
• Lithosphäre (lithos=Stein): Erdkruste & oberer Erdmantel;
geologischer Sockel
• Pedosphäre (pedon=Boden): oberste Schicht der Lithosphäre,
durch chemische, physikalische & biotische Prozesse
umgewandelt (eigene Sphäre!)
• Reliefsphäre: Oberfläche der festen Erde, Neigungen,
Abtragungen, Sedimentation
• Hydrosphäre (Wasser): Wasser in unterschiedlichen
Aggregatzuständen durchdringt die Litho- & Pedosphäre, formt
die Reliefsphäre
• Kryosphäre (Eis): Unterbereich der Hydrosphäre
• Atmosphäre (atmos=Dunst): Lufthülle der Erde, durchdringt
Pedo- & Hydrosphäre
• Troposphäre: Unterbereich der Atmosphäre; wetterbestimmender Teil der Atmosphäre, bis 10 km
Wettergeschehen
• Biosphäre (bios=Leben): Gesamtheit der lebenden Organismen, auch Ökosphäre oder globales Ökosystem;
rezente Biosphäre ist das Ergebnis der Evolutionsgeschichte der Erde; Unterscheidung in Hydro- & Geo-Biosphäre
(Wasser- & Landlebensräume oder marine & terrestrische Biosphäre)
• Anthroposphäre (anthopos=Mensch): Aktivitäten des Menschen, Produkte, Kulturleistungen
• Technosphäre: Unterbereich der Anthroposphäre; technische Objekte & Anlagen
• Noosphäre (nous=Geist): Unterbereich der Anthroposphäre; immaterielle Sphäre des Menschlichen, beeinflusst
über Zweckbestimmung anderer Sphären
Geofaktor („Erdmacher“): allgemeine Bezeichnung für Bestandteile, die im Wirkungsgefüge eines
Landschaftssystems zusammenwirken; Geofaktoren als Ressource schaffen Handlungskontext für den Menschen; als
Raum interessant (gesellschaftlich beeinflusst)
Geomer: regionale Betrachtungsweise der Geographie über alle Teilsphären (ideographisches Arbeiten)
allgemeine Geographie: Betrachtung einzelner Teilsphären oder „Schichten“; Untersuchung von Formen, Strukturen,
Funktionen & Prozessen jeder einzelnen Teilsphäre (nomothetisches Arbeiten)
Oppositionen in der Geographie
Wissenschaftliche Geographie vs. Erdkunde in Schule & Öffentlichkeit
Allgemeine Geographie vs. Regionale Geographie
Physische Geographie vs. Humangeographie
Grundlagenforschung vs. Anwendungsbezug
Grenzen: wenige „natürliche“ Grenzen (Landoberfläche, Wasseroberfläche); meistens konstruiert (7 Kontinente als
politisch konstruierte Grenze, Landkarten, Klimate)
Region: Bildung von Regionen läuft auf die Bildung von „strukturell möglichst homogenen“ Räumen hinaus, die nach
außen abgegrenzt werden (Tropen), oder auf die Räume mit „möglichst klarer Aufgabe/Funktion“
(Niederschlagseinzugsgebiet)
->eine durch bestimmte Kriterien & für bestimmte Zwecke definierte Einheit mittlerer Maßstäblichkeit
, Raumbegriffe in der Geographie: Distanz, Raum, Region, Standort, Ort
Distanz: absolut -> messbar, definierte Skala
Raum: real -> dokumentierbar, physisch da
„Containerraum“
• Räume als Wirkungsgefüge natürlicher & anthropogener Faktoren
• Ergebnis von Prozessen, die die Landschaft gestaltet haben
• Prozessfeld menschlicher Tätigkeiten (Mensch stellt Anspruch an Raum)
• Räume als Entitäten (=kommen in der Wirklichkeit vor)
Distanz: relativ -> abhängig von der Fortbewegungsart (Zug vs. Pferd)
Raum: relational -> funktional, ist über die Entwicklung von Technologien geschrumpft (Datenverkehr)
„Funktionalraum“
• Räume als Systeme von Lagebeziehungen materieller Objekte; Bedeutung von Standorten, Lagerelationen &
Distanzen für die Schaffung gesellschaftlicher Wirklichkeit; Regionalisierung
Relationale & funktionale Räume:
• seit den 1970er Jahren funktionale Raumeinheiten statt physischer Landschaftsräume
• Lagerelationen & Distanzen schaffen gesellschaftliche Realität
• keine determinierende Rolle der Natur; Beziehungen & Verflechtungen
• Funktionsräumliche Modellvorstellung
Funktion: Ergebnis der Wirksamkeit von Kräften, Parametern, Nutzungen, Tätigkeiten, Raumbeanspruchung,
Aufgaben, Leistungen, Raumüberwindung
funktionale Standorte: Bedeutung kann sich ändern
-> Standorteigenschaft & Standort(-lage-)beziehung
räumliche Distanz: subjektiv -> abhängig vom Betrachter
Raum: wahrgenommen -> Entfernung Wohnung<->Bushaltestelle
„Wahrnehmungsraum“
• Räume als Anschauungsform, mit deren Hilfe Wahrnehmungen eingeordnet werden können; Welt räumlich
differenziert
• Wahrnehmungsraum ist individuell; es gibt nicht nur eine Wirklichkeit; Kategorie der Sinneswahrnehmung;
mehrere Perspektiven; Wahrnehmung hat Auswirkungen auf räumliches Verhalten
soziale Distanz: subjektiv
„gesellschaftlich konstruierte Räume“
• Räume werden „gemacht“; durch alltägliches Handeln & Kommunizieren fortlaufend produziert & reproduziert
• gesellschaftlich anerkannter Wirklichkeitsraum ist pluralistisch (eine Vielfalt von gesellschaftlichen Kräften spielt
eine Rolle)
• gesellschaftlich konstruierte Räume; soziales Image, politisch motiviert
Interaktionen zwischen dem „Lokalen“ & dem „Globalen“: Glokalisierung
• das Globale steuert das Regionale/Lokale (Sachzwang Weltmarkt, Passivität, Schadenbegrenzung)
• je stärker der globale Einfluss, desto mächtiger der lokale Widerstand (dialektisches Verhältnis, Forderung nach
regionaler Eigenständigkeit)
• „gleiche“ Globalisierung stärkt regionale/lokale Individualität (globale Unternehmen setzen auf regionale
Kompetenzen; regionale Ebene profitiert davon)