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Zusammenfassung Biologische Psychologie

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Biologische Psychologie

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  • April 4, 2021
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  • 2019/2020
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Biologische Psychologie


Schmerz
Die psychologische Funktion des Schmerzes
 Schmerz hat eine Schutzfunktion
 Schmerz signalisiert eine drohende oder bereits stattfindende Schädigung
 bzw. Überanspruchung des Körpers
 Schmerz hat eine Warnfunktion
 im Unterschied zu allen anderen Sinnesmodalitäten ist Schmerz immer* negativ
getönt
 Schmerz ist sehr direkt an negative Emotionen gebunden
 Schmerz kann auch erlebt werden, wenn keine körperliche Schädigung
(Gewebsschädigung) vorliegt†.
* Was ist mit Masochismus/Sadismus?
† Eine Wahrnehmung ohne Sensorpotenziale?

Was ist Schmerz: Definition
Schmerz ist nach der Definition der Internationalen Gesellschaft zum Studium des
Schmerzes (IASP) ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder
potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung
beschrieben wird.
 Sinnesempfindung und negative Emotion mit Gewebeschädigung verknüpft
 potenziell: Es ist ausreichend eine mögliche Gewebsschädigung wahrzunehmen, d.h.
schon eine geringe Intensität oder die Vorstellung davon ist ausreichend, um
schmerzhafte Empfindungen auszulösen
 Schmerzempfinden ist auch ohne Reizaufnahme über entsprechende Sinneszellen
möglich
 … oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird: „Das tut mir weh“ -
Schmerz ist immer auch ein sehr subjektives Geschehen; was für den einen
„schmerzhaft“ ist, hat für den anderen nichts mit Schmerz zu tun

Schmerz ist ein weit verbreitetes alltägliches Phänomen
Siehe Statistik

Schmerz verstehen: Aufnahme, Weiterleitung, Verarbeitung; nozizeptives System




Nozizeption
 Schmerz ist „ein Erlebnis“; ein bewusster Wahrnehmungsprozess
 Nozizeption beschreibt zunächst die neuronalen Prozesse des schmerzleitenden
Systems

,Biologische Psychologie

 Nozizeption kann ohne bewusstes Schmerzerleben vorliegen (Schmerzreiz 
Fluchtreflex)
 Das nozizeptive System ist dem somotosensiblen System sehr ähnlich:
 Afferente nozizeptive Fasern laufen parallel zu den somatosensiblen Fasern
 Ähnliche Umschaltprozesse auf Rückenmarkebene
 Teilweise identische Projektionsgebiete in subkortikalen und kortikalen
Bereichen des Gehirns
 Sinneszellen für Schmerz (Nozizeptoren) sitzen in der Haut, Muskeln, Gelenke und
inneren Organen
 Freie Nervenendigungen: Umwandlung von mechanischer/thermischer Energie,
chemische Einwirkungen in Aktionspotenziale
 Zwei Typen:
 Freie Nervenendigungen von A delta- Fasern (selten)
 Freie Nervenendigungen von C-Fasern (häufig)

!!!A delta - Fasern (langsam)aber schneller als C - Fasern




Erregungsleitung
Zwei Typen von Freien Nervenendigungen
 Freie Nervenendigungen von A delta-Fasern (selten, langsam)
 Freie Nervenendigungen von C-Fasern (häufig, noch langsamer)

Zentralnervöse Schmerzverarbeitung

Gesicht über Pons
(Trigerminusnerv)
Finger über Rückenmark
(Spinalganglien)

Zentralnervöse
Schmerzverarbeitung;
Neocortex

,Biologische Psychologie




 Primärer somatosensorischer Cortex (S1): „Primäre“/Basale Schmerzmerkmale: Ort,
Dauer, Intensität
 Sekundärer somatosensorischer Cortex (S2): Ebenfalls basale Schmerzmerkmale,
aber wahrscheinlich stärker integrativ, d.h. mit Information aus anderen
Sinnesmodalitäten verknüpfend
 Zunehmende Verarbeitungstiefe

Zerebrales schmerzverarbeitendes Netzwerk
 Primäre/sekundäre somatosensorische Kortex
 Anteriore Gyrus cinguli
 Inselrinde (Insula)
 Dorsolaterale präfrontale Kortex
 Thalamus
 Kleinhirn
 Hypothalamus
 Amygdala
 Periaquäduktale Grau
 Insula: Erhält viszerale Afferenzen, die Schmerzinformation vermitteln; wird eine Rolle
beim „Schmerzgedächtnis“ zugeteilt
 Anteriorer Gyrus Cinguli (ACC): Motivationale und affektive Aspekte im
Schmerzgeschehen; affektive Qualitäten des Schmerzerlebens (Unlustgefühle/Angst)

Schmerzdimensionen
Das zerebrale Schmerzverarbeitende Netzwerk verarbeitet und
fügt die verschiedenen Schmerzdimensionen zusammen:
•Motorisch/vegetativ: z.B. Schutzreflex (spinaler Ebene);
Steigerung der Herzfrequenz (vegetatives Nervensystem)
•Sensorisch/diskriminativ: Lokalisation, Art und Intensität des
Schmerzes (Somatosensorischer Cortex)
•Kognitiv: bewusste Gefahreneinschätzung; Bewertung des
Schmerzes (Abgleich mit bisherigen
Schmerzerfahrung/Gedächtnis, frontale und parietale
Assoziationsgebiete)
•Affektiv/motivational: Unlustgefühle, Vermeidungsverhalten
(Frontaler Cortex, Cingulum in Interaktion mit „limbischen“
Strukturen)
Schmerzhemmung
Das Schmerzsystem ist mit auch mit einer Alarmanlage vergleichbar:
1)Aktivierung über Schadreize in Geweben
2)Schmerzimpulse werden im Rückenmark umgeschaltet und weiter ins
Gehirn geleitet
3)Körperliche Reaktion: Blutdruckanstieg/ Hormonausschüttung.
 Zur Dämpfung des Alarmsystems werden aber auch hemmende
Impulse aktiviert, wie u.a. über das Opiatsystem

, Biologische Psychologie

Gate-Control-Theorie (S. 298) !!!
Melzack & Wall, 1965 – Integratives Schmerzmodulationskonzept
Grundgedanken:
 Schmerzverarbeitung im nozizeptiven System nicht als simple Verknüpfung zwischen
schmerzhafter Reizung und Schmerzerfahrung über afferente Bahnen zu verstehen
 Modulation des Signaltransports schmerzhafter Reize kann durch nicht-
schmerzleitende Fasern bereits auf einer frühen Verarbeitungsstufe, d.h. im
Rückenmark erfolgen
 Es existiert gewissermaßen ein „Schmerztor“, das auf
Rückenmarksniveau schmerzhafte Reize ins Gehirn passieren
lässt oder nicht. Dieses Tor wird von zwei Prozessen beeinflusst

Gate-Control-Theorie: Erster Prozess
•In der grauen Rückenmarkssubstanz liegen an zwei Stellen (A/B) Verschaltungen
nozizeptiver Fasern mit nicht-nozizeptiven mechanosensiblen Fasern vor
•Stelle B: Nozizeptive (Schmerz) und mechanosensible Faser (Druck) konvergieren auf ein
Projektionsneuron
•Sind beide gleichzeitig aktiv so geht sowohl die Schmerzinformation als auch die
Druckinformation ins Gehirn (Schmerzinformation ist mit Druckinformation überlagert)
•Stelle A: Interneuron (spontan aktiv): hemmt das Projektionsneuron
•Schmerzfasern hemmen das Interneuron: Hemmung der Hemmung Projektionsneuro
•Druckfasern erregen das Interneuron: Steigerung der Hemmung Projektionsneuron
•Konsequenz: Je mehr Druckinformation desto weniger Aktivität des Projektionsneurons,
das (auch) die Schmerzinformation weiterleitet (schmerzdämpfender Effekt; s.
Gegenirritation)

Gate-Control-Theorie: Zweiter Prozess
•Absteigendes Schmerzhemmsystem (Top-down, aus periaquäduktalem Grau, Raphe-
Kernen)
•Hemmenden Einfluss:
(a) direkt am Projektionsneuron
(b) präsynaptisch an der Schmerzfaser
 Konsequenz: weniger Aktivität des Projektionsneurons, d.h. Schmerzdämpfung

Schmerz hemmt Hemmung  stärker
Druck aktiviert hemmende Wirkung  schwächer

Endogene Schmerzhemmung
•Als Neurotransmitter werden im „Schmerzsystem“ i.d.R. endogene Opioide
(Endorphine) zur Vermittlung schmerzhemmender Impulse verwendet
•Bildungsort: Hypothalamus, Hypophyse (und Nebennierenmark)
•Funktion: Opioide hemmen die Freisetzung von Glutamat und Substanz P
•Neurone der absteigenden Schmerzhemmung sitzen v.a. im:
•Rückenmark, periaquäduktalem Grau, Ncl. raphe magnus, Locus subcoeruleus
Schmerzformen
Schmerzen treten in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf Neben dem akuten
Schmerz existieren chronische Schmerzzustände

Chronischer Schmerz
 Bei chronischen Schmerzpatienten hat „der Schmerz“ seine Warnfunktion im
eigentlichen Sinn verloren
 Das Schmerzgeschehen hat eigenständigen Krankheitswert
 Der Schmerz steht im Mittelpunkt des Lebens der Patienten

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