Kapitel 12 - Emotion
12.4 Emotionaler Ausdruck (motorische Ebene)
Der emotionale Ausdruck hat eine sozialkommunikative Funktion, dient der Regulation emotionaler
Zustände und scheint umgekehrt auch das emotionale Erlebnis zu unterstützen bzw. Auszulösen.
Sozialkommunikative Funktion (Ausdrucksverhalten, v.a. des Gesichts, zur Mitteilung zu anderen Personen)
Regulation emotionaler Zustände (Ausdrucksverhalten, zur Spannungsabfuhr)
Emotionale Erlebnisse unterstützen (Ausdrücken führt zur subjektiven Erhebung der Emotion)
12.4.1 Universalität des Ausdrucks und seine kommunikative Funktion
Einige grundlegende Gesichtsausdrucksformen scheinen eine universale, von allen verständliche
Bedeutung zu haben, unabhängig von der Kultur. Der emotionale Ausdruck ist universal und hat mit hoher
Wahrscheinlichkeit eine genetische Basis.
Basisemotionen sind Freude, Interesse, Überraschung, Traurigkeit, Wut, Ekel, Zufriedenheit, Scham,
Schuld.
Emotionen wie Liebe erklären sich aus unterschiedlichen Kombinationen der Basismotive (Freude +
Interesse).
Ekman konnte belegen, dass die mimischen Ausdrucksmuster von 6-8 Grundemotionen in allen
untersuchten unterschiedlichsten Kulturen gleichwertig beurteilt wurden.
Emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle tre end wahrzunehmen, zu
verstehen und zu beein ussen.
Zu unterscheiden sind „Ausdrucksgebärden“ von den „darstellenden Gesten“, zu denen gehören:
1. die sprachanalogen Embleme, die sich ohne Restbedeutung in Sprache übersetzen lassen, wie zB das
Schütteln des Kopfes als Verneinung.
2. Die Illustratoren, das sind Gesten, die Begri e veranschaulichen sollen
3. Die Regulatoren, das sind Gesten und Blickbewegungen, die zur Steuerung der verbalen
Kommunikation in der Gruppe eingesetzt werden.
In der Regel sind sie kulturspezi sche, jedoch konnte belegt werden, dass auch komplizierte, menschliche
Ausdrucksformen wie das mimische Flirtverhalten oder der Augengruß, Kulturunabhängig übereinstimmt.
12.4.2 Ausdruckslokalisationen im Gehirn
Die These „Emotionales Erleben ist der rechten Hirnhemisphäre zuzuordnen“ wird durch Ergebnisse
gestützt, die dafür sprechen, dass unsere Fähigkeit, emotionales Erleben am Gesichtsausdruck zu
erkennen, in der rechten Hemisphäre schneller abläuft als in der linken.
Wenn Bilder eines emotionalen Gesichtsausdrucks im linken visuellen Feld präsentiert werden, das
in die rechte Hemisphäre projiziert, wird der emotionale Ausdruck schneller erkannt, als wenn das
Bild im rechten visuellen Feld dargeboten wird.
Patienten mit rechts-hemisphärischen Hirnschäden haben mehr Schwierigkeiten, emotionale
Gesichtsausdrücke zu erkennen, als Patienten mit links-heimsphärischen Hirnschäden.
Diese Unterschiede zeigen sich nur bei Läsionen im Temporallappen. Bei Läsionen im Frontallappen
treten keine Lateralisationsunterschiede auf. Schädigungen im rechten oder linken Frontallappen
führen zu gleich großen Beeinträchtigungen der Emotionswahrnehmung.
Unterschiede in der Lokalisation gibt es zwischen der Fähigkeit einem emotionalen Gesichtsausdruck zu
erfassen und der Fähigkeit, Gesichter wiederzukennen.
Hirngeschädigte, die ihre Verwandten nicht erkennen, sind trotzdem in der Lage den emotionalen
Ausdruck des Gesichts zu erfassen.
Die Emotionserkennung wird durch Stimulation eines Bereichs im rechtshemisphärischen Temporallappen
unterbrochen, während die Gesichtserkennung bei Stimulation eines. Bereichs zwischen Parietal- und
Okzipitallappen gestärkt wird.
Dies spricht dafür, dass das Erfassung des emotionalen Gesichtsausdrucks vornehmlich in Arealen der
rechten Hemisphäre abläuft aber von der linken Hemisphäre unterstützt wird.
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, 12.4.3 Wirkungen des emotionalen Gesichtsausdrucks: Facial-Feedback-Hypothese
Die Facial-Feedback-Hypothese geht davon aus, dass wir von dem Ausdruck der Gesichtsmuskulatur eine
Rückmeldung erhalten und diese zusammen mit den anderen Komponenten der Emotion gerade diese im
Ausdruck dargestellte Emotion intensiviert.
Versuchsteilnehmer, die gebeten werden, ihre Gesichtsausdrucksreaktionen auf vorgegebene
emotionale Reize hin willentlich zu verstärken, verspüren eine deutlich stärkere Emotion, als
Versuchsteilnehmer die den Gesichtsausdruck nicht verstärken.
Studenten, die instruiert waren zu lächeln, empfanden Cartoons humorvollen und lustiger, Düfte
angenehmer und erinnerten sich an freudigere Erlebnisse als Studenten, die zum Stirnrunzeln
aufgefordert worden waren.
(Neuau age der James-Lange-Theorie: „Wir sind fröhlich, weil wir lachen“
Ausdrucksverhalten dient nicht nur der Kommunikation von Emotionen, sonder es verstärkt und reguliert
auch die erlebte Emotion, indem es uns signalisiert, wie wir uns fühlen sollen.
12.4.4 Ausdrucksphysiologie
Die Kontraktion bestimmter Gesichtsmuskeln verändert den Blut luss in den benachbarten Gefäßen
wodurch dieser auf den Blut uss im Gehirn einwirkt, was zu einer Änderung der Hirntemperatur führen
könnte. Dies könnte die Freisetzung bestimmter Transmittersubstanzen beein ussen, die bei der corticalen
Aktivität der Emotionen eine Rolle spielen.
12.5.2 Manipulation aggressiver Emotion
Elektrische Hirnstimulation
Es gibt diskret umschriebene Areale im Hypothalamus, die mit der Auslösung auf spezi sche Ziele
gerichteten Angri sverhalten verbunden sind.
Lässt sich durch Stimulation bestimmter Punkte im Gehirn aggressives Verhalten auslösen, ist dieses
zielgerichtet, oder resultiert daraus eine wahllose, a ektive Attacke?
Es lassen sich zielgerichtete Angri sreaktionen durch lokale Hirnstimulation auslösen, die aber ohne
emotionale Beteiligung abzulaufen scheinen. (Scheinangri e, gerichtete Attacken)
Wenn die elektrische Stimulation im medialen Hypothalamus erfolgt resultieren a ektive Angri e,
wobei die Versuchstiere nach fast jedem greifbaren Objekt schlagen, die Pupillen geweitet sind und
der Rücken gekrümmt ist. Gelegentlich kommt es zu gemischten Verhaltensweisen, die sowohl
Elemente der a ektiven als auch der ruhigen Attacke enthalten.
Die Beantwortung der oben gestellte Frage ist abhängig von der Elektrodenlokalisation. Geringe
Unterschiede im Reizort & der Reizstärke bringen unterschiedliche Arten des aggressiven Verhaltens hervor.
Auch bei Friedvollen Tieren, die normalerweise keine aggressiven Reaktionen zeigen, konnten in Hirnarealen
unterschiedliche & abgrenzbare aggressive Verhaltensreaktionen aktiviert werden. Diese
Verhaltensreaktionen liegen vorprogrammiert bereit und werden normalerweise gehemmt.
Probleme zentralnervöser Aggressionssteuerung
Es gibt die Annahme, dass aggressives Verhalten unabhängig von dem „natürlichen“ Verhalten und
unabhängig von den Vorerfahrungen (eines Tieres) pharmakologisch manipuliert werden kann.
Eine wesentliche Beteiligung kommt neben dem Hypothalamus v.a. dem Mandelkern sowie dem Mittelhirn
zu. Man kam zu dem Resultat, dass die Amygdalaektomie (Ausschaltung), wenn sie vollständig gelingt,
auch dann zu einer ausgesprochenen Zahmheit & Aggressionslosigkeit führt, wenn die Aggressivität zuvor
durch experimentelle Läsionen im Septum oder durch Elektrodenstimulation im Hypothalamus provoziert
wurde. Die Möglichkeit der Aggressivität ist nicht ausgeschlossen, sonder die Auslöseschwelle ist sehr viel
höher.
Dem Mittelhirn kommt bei der Aggressionssteuerung eine Vermittlerrolle zu, indem es für Auslösereize
anderer Hirngebiete speziell aus dem limbischen Cortex empfänglich wird und daraufhin das aggressive
Verhalten bewirkt.
Es wird angenommen, dass die motorischen Mittelhirnkerne vom Hypothalamus erregt werden, der die
entsprechenden vorangehenden sensorischen Reize integriert und verstärkt, während das Großhirn im
Allgemeinen eine hemmende Funktion auf die subcorticalen Aggressionsstrukturen ausübt.
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