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Landnahme - Christoph Hein (Zusammenfassung)

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komplette Zusammenfassung des Buches Landnahme von Christoph Hein inklusive: - Aufbau - Erzählperspektive - Stilmittel - Charakterisierungen - geschichtlicher Hintergrund - Interpretationen

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  • May 22, 2022
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  • 2021/2022
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Landnahme – Christoph Hein
Übersicht
Landnahme von Christoph Hein behandelt die Rückkehr einer vertriebenen Familie nach Deutschland.
Der Roman wurde 2004 vom Suhrkamp-Verlag veröffentlicht. Als Kind wird Bernhard Haber im zweiten
Weltkrieg zwangsumgesiedelt. Nach dem Untergang des Dritten Reichs kehrt er mit seinen Eltern im
Jahr 1950 nach Sachsen zurück. Hier wird die Familie mit extremen Anfeindungen und Fremdenhass
konfrontiert. Auch Bernhard wird in der Schule in eine Außenseiterrolle gedrängt. Die Misshandlungen
reichen so weit, dass sich sein Vater angeblich selbst das Leben nimmt. Wie es dazu kam, dass Bernhard
später trotz allem zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten seines Umfelds wird, erzählt der
Roman aus fünf unterschiedlichen Perspektiven.

Inhalt
Prolog
Der erste Teil des Romans Landnahme besitzt zwar keine eigene Kapitelüberschrift, er dient mit dem
Setting in der Karnevalszeit als Einführung in die Handlung und damit als Prolog. Er behandelt die
Übergabe des Stadtschlüssels vor dem Rathaus Guldenberg an die Karnevalisten. Bei dem Ereignis
treffen alte Schulkameraden aufeinander.

Infos
 Seiten: 7–14
 Zeit: Beginn der Karnevalszeit (November 1997)
 Ort: Stadt Guldenberg (DDR)
 Personen: Sigurd Kitzerow, Bernhard Haber („Holzwurm“), Thomas Nicolas („Pillendreher“),
Karnevalisten

Inhalt
 Auf dem Marktplatz der Kleinstadt Guldenberg wird der Auftakt zur Karnevalssession gefeiert.
 Auf einem Podest stehen vier ältere Herren, die eine wichtige Rolle in der Stadt spielen. Einer von
ihnen ist der Bürgermeister und überreicht dem eintreffenden Karnevals-Prinzenpaar den Schlüssel
zum Rathaus.
 Damit wird die Karnevalszeit eingeläutet, die Narren beherrschen ab diesem Zeitpunkt symbolisch
die Stadt und ziehen feiernd durch die Straße.
 Bernhard Haber ist einer der wichtigen Männer auf dem Podest. Als der Karnevalszug sich vom
Marktplatz entfernt, ist er dafür zuständig, das Sprechmikrofon auf der Tribüne abzubauen.
 Während Bernhard mit dieser Aufgabe beschäftigt ist, wird er von einem älteren Herrn
angesprochen, der ihn „Holzwurm“ nennt. Der Mann stellt sich Bernhard zunächst als
„Pillendreher“ vor, dann erklärt er ihm, dass sie in der Grundschule Banknachbarn gewesen wären
und sein Name Thomas Nicolas ist.
 Bernhard kann sich an Thomas zwar nicht erinnern, er beginnt trotzdem ein Gespräch mit ihm.
Thomas erzählt, dass er Guldenberg eigentlich verlassen hat, während der Karnevalszeit allerdings

, zu Besuch sei. Seiner Meinung nach hat sich die Kleinstadt zwar verändert, allerdings sei sie dabei
noch kleiner geworden.
 Bernhard wimmelt Thomas nach dieser Äußerung ab. Da er mit der Organisation des Karnevalszugs
sehr beschäftigt sei, müsse er gehen.
 Während Bernhard das Podest verlässt und dem Karnevalszug hinterhergeht, schaut er noch einmal
über seine Schulter: Thomas steht nach wie vor auf der Tribüne auf der Rathaustreppe und lächelt.

Thomas Nicolas
Das erste Kapitel erzählt aus der Sicht von Thomas Nicolas, wie der Protagonist Bernhard Haber als
neuer Schüler in der Grundschule der Stadt Guldenberg aufgenommen wird. Außerdem wird behandelt,
wie die Rückkehr, der im zweiten Weltkrieg vertriebenen Familie Haber von der Gesellschaft verarbeitet
wird.

Erster Schultag
Infos
 Seiten: 15–22
 Zeit: 5 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1950), die DDR wurde vor einem Jahr gegründet
 Ort: Kleinstadt Guldenberg (DDR), Klassenzimmer der Grundschule
 Personen: Fräulein Nitzschke (Klassenlehrerin), Thomas Nicolas, Bernhard Haber, Herr Voigt
(Mathelehrer), Willy

Inhalt
 Thomas Nicolas und seine Mitschüler bekommen im angehenden Schuljahr von ihrer
Klassenlehrerin, Fräulein Nitzschke, einen neuen Mitschüler vorgestellt. Sein Name ist Bernhard
Haber, er ist schüchtern und kann seinen Namen zuerst nur ganz leise und unverständlich
aussprechen.
 Die Klasse ist daran gewöhnt, dass sie regelmäßig neue Mitschüler bekommt, denn ihr Ort ist nach
Ende des Zweiten Weltkriegs verpflichtet, vertriebene Menschen aus Pommern und Schlesien
aufzunehmen. Daher erkennen die Grundschüler auch sofort am Dialekt von Bernhard, dass er aus
dem „Ostblock“ Deutschlands stammen muss.
 Thomas weiß, dass die Zugezogenen in der Gesellschaft von Guldenberg nicht akzeptiert werden. So
wird gehofft, dass die Umsiedler bald wieder weiterziehen, denn die Stadt hat selbst noch mit den
Zerstörungen (es fehlt an Geld und Baustoff, um zerstörte Häuser wiederaufzubauen) und Verlusten
(es fehlt an Fachmännern für den Wiederaufbau der Stadt) des Kriegs zu kämpfen.
 Die Zurückhaltung von Bernhard wird in der Klasse verspottet, Fräulein Nitzschke muss für Ruhe
sorgen und wiederholt den Namen des neuen Schülers noch einmal, ehe sie ihn an ihren Lehrerpult
setzt, da kein anderer Platz im Klassenzimmer frei ist. Bernhard sitzt damit vor allen Schülern (in
einer angreifbaren Position), wird angestarrt und als „Polacke“ beschimpft.
 In der Mathestunde liest der Lehrer Voigt im Klassenbuch, dass Bernhard zwar schon 10 Jahre alt ist,
aber trotzdem in die dritte Klasse kommt. Er schließt daraus, dass er ein schlechter Schüler sei.
 Vor den anderen Schülern fängt Herr Voigt an, Bernhard über seine Vergangenheit auszufragen:
→ Hast du Eltern? - Bernhard bejaht
→ Was arbeitet dein Vater? - Bernhard entgegnet: Im Moment nichts.
→ Was hat dein Vater gelernt? Bernhard entgegnet: er ist gelernter Tischler

, → Warum hat er noch keine Anstellung? Ist er faul? - Bernhard ist sichtlich gekränkt.
→ Aus welcher Stadt kommt ihr? - Bernhard entgegnet Breslau, der Lehrer korrigiert aber, dass
diese Stadt nicht mehr Breslau, sondern nach dem Krieg Wroclaw heiße und nicht mehr zu
Deutschland gehöre.
⇒ Der Lehrer zeigt in dieser Szene rassistische Züge. Er versucht, Bernhard mit seinem Geburtsort in
Polen zu demütigen, und bedient Klischees.
 Bernhard lässt alle Kommentare von Herrn Voigt über sich ergehen, nur besteht er darauf, in
Breslau (einer deutschen Provinz in Polen) geboren worden und damit deutschstämmig zu sein. Der
Lehrer weist Bernhard für diesen Einwand zwar zurecht, hört aber damit auf, ihn auszufragen und
fährt stattdessen mit dem Unterricht fort.
 In den folgenden Tagen entwickelt sich Bernhard schnell zum Außenseiter. Thomas bemerkt am
Schulranzen (ein Flickenbeutel) des neuen Mitschülers, dass seine Familie sehr arm sein muss.
 Am dritten Schultag kickt einer der Schüler (Willy) zu Beginn des Unterrichts Bernhards Schultasche
böswillig durch das Zimmer. In der Pause nimmt Bernhard diesen Schüler in den Schwitzkasten, bis
dieser jammert. Von diesem Moment an traut sich keiner der Mitschüler mehr, sich Bernhards
Schultasche zu nähern.

Bernhards Geschichte
Infos
 Seiten: 22–37
 Zeit: 5 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1950), die DDR wurde vor einem Jahr gegründet
 Ort: Kleinstadt Guldenberg (DDR)
 Personen: Fräulein Nitzschke (Klassenlehrerin), Thomas Nicolas, Bernhard Haber, Bernhards Eltern,
Bauer Griesel, Tinz (Bernhards Hund)

Inhalt
 In einem geistigen Monolog erzählt Thomas die Geschichte der vertriebenen Familie Haber nach.
 Der Vater von Bernhard ist ein Kriegsinvalide, dem aufgrund eines Unfalls der rechte Arm fehlt. Er
ist gelernter Tischler, findet aufgrund seiner Behinderung allerdings keine Anstellung.
 Die Familie Haber ist in Guldenberg auf dem Hof von Bauer Griesel untergekommen. Dort kann der
Vater nach mehreren Monaten der Erwerbslosigkeit unter der Leitung des Bauers die Holzarbeiten,
die auf dem Hof anfallen, erledigen. Dabei spannt der Vater auch Bernhard ein, der bei sämtlichen
Aufgaben in der neu eingerichteten Werkstatt des Vaters hilft.
 Bernhard ist in der Schule ehrgeizig, kann aber trotz seines Alters nicht mit seinen Mitschülern
mithalten. Er lernt sehr langsam, kann keine Gedichte auswendig lernen und versagt in den Fächern
zu Fremdsprachen völlig.
 Bernhard findet in der Klasse keinen Anschluss. Auf dem Schulhof stellt er sich meistens zu einem
älteren Schüler, der ebenfalls aus einer Familie von Aussiedlern stammt. Die Ausgrenzung geht
sowohl von der Schulgemeinschaft wie auch von Bernhard selbst aus. Er meidet den sozialen
Kontakt zu seinen Mitschülern, die sich bald nicht mehr trauen, ihn anzusprechen.
 Als Bernhard eines Tages mit einem Hund in die Schule kommt, ist er aufgrund des Tiers kurzzeitig
beliebt unter den Schülern. Allerdings wird ihm erst vom Hausmeister und dann vom Schulleiter
verboten, Tinz weiterhin mit in die Schule zu nehmen.

,  Es vergehen einige Jahre. In dieser Zeit kann sich der Vater von Bernhard mit seiner Werkstadt zwar
einen eigenen Kundenstamm aufbauen, die Familie kann in der Gesellschaft trotzdem nicht
integriert werden. Sie wird ausgegrenzt, verspottet und beleidigt.
 Bernhard wird im sechsten Schuljahr im Klassenzimmer neben Thomas gesetzt. Thomas versucht
mehrmals, das Gespräch mit Bernhard zu finden, allerdings scheitert er an dessen in sich gekehrter
Art.
 Thomas wundert sich nicht, dass Bernhard nicht integriert werden kann: Er weiß, dass es vielen
Aussiedlern in Guldenberg so geht wie Bernhards Familie. Die Einwanderer aus Russland und Polen
seien faktisch zwar deutsch, aber „eine andere Art von deutsch“ und damit völlig fremd. In der Stadt
würden sie außerdem häufig in Schlägereien verwickelt und lieber für sich bleiben. An Bernhards
Beispiel sieht Thomas die Vorurteile gegenüber den Fremden bestätigt.

Der Brand
Infos
 Seiten: 37–56
 Zeit: Ein Jahr nachdem der Vater von Bernhard seine Werkstatt auf dem Hof eingerichtet hat
 Ort: Kleinstadt Guldenberg (DDR)
 Personen: Thomas Nicolas, Bernhard Haber, Bernhards Eltern, Thomas' Eltern

Inhalt
 Die Werkstatt von Bernhards Vater geht ein Jahr nach ihrer Gründung in Flammen auf. Als die Stadt
die Feuerwehrsirenen hört, sammeln sich viele Bewohner – vor allem Kinder – auf dem Hof des
Bauern Griesel, um die brennende Werkstatt zu betrachten.
 Auch Thomas ist unter den Schaulustigen und wird Zeuge, wie Bernhard und sein Vater an der
Brandstätte ankommen. Herr Haber ist entsetzt und treibt die ankommenden Feuerwehrkräfte dazu
an, die Werkstatt zu löschen. Der Hauptmann der Feuerwehr entgegnet aber, dass das trockene
Holz der Werkstatt nicht mehr zu löschen sei. Wenige Momente später bricht der Dachstuhl
zusammen.
 Auch die Polizei trifft ein. Ein Polizist nimmt zum Vorfall die Aussage von Herrn Haber auf und
beschuldigt ihn dabei ohne Sachgrundlage, fahrlässig gehandelt und den Brand selbst verursacht zu
haben.
 Herr Haber ist von seiner Unschuld überzeugt. Er hat alle Maschinen, die einen Kabelbrand
verursachen könnten, abgeschaltet und sogar die Sicherung herausgedreht. Der Polizist will das
nicht glauben. Er ist überzeugt davon, der Brand sei aufgrund eines Unfalls entstanden, und zieht
die Glaubwürdigkeit von Herrn Haber in den Zweifel.
 Herr Haber ist erbost und bezichtigt die Bevölkerung von Guldenberg der Brandstiftung. Allerdings
kann er keinen Bewohner konkret beschuldigen und hat auch keine Beweise für seine
Anschuldigungen, sodass der Polizist Herrn Haber nicht ernst nehmen kann. Er zieht mit seinen
Kollegen vom Hof ab.
 Die Feuerwehr verlässt ebenfalls den Hof, nachdem sie den Brandherd gelöscht hat. Thomas und
die anderen Schaulustigen bleiben noch.
 Am Abend holt Thomas' Vater, der Apotheker der Stadt, seinen Sohn ab. Er spricht Bernhards Vater
sein Mitleid aus und glaubt ihm, dass jemand aus der Bevölkerung den Brand gelegt hat.

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