Maderthaner: Psychologie (3. Au age): Zusammenfassung aller Kapitel für den Aufnahmetest
Kapitel 2 (2.1/2.2; S. 29-39): De nitionen, Ziele und Positionen der Psychologie
2.1 De nitionen der Psychologie
Psychologie = Seelenkunde/Seelenlehre (griechisch: „psyche“=Leben/Seele; „logos“= Lehre)
Mögliche De nitionen: (Angabe des Forschungsgegenstandes dabei zentral)
„Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. […] Ihr Gegenstand ist das (zumeist
menschliche) Erleben und Verhalten, ihr Ziel ist es, allgemeingültige Aussagen über diesen
Gegenstand zu machen - ihn zu beschreiben, beobachtbare Regelmäßigkeiten und
Zusammenhänge aufzudecken, diese zu erklären, und womöglich Vorhersagen zu
machen“ (Hofstätter&Wendt, 1974)
„Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft, die als ein System methodisch gewonnener
Aussagen über einen bestimmten Gegenstand zu de nieren ist“ (Traxel, 1974)
„Die Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten“ (Bourne&Ekstrand, 1992)
→ Gefahr: Missverständnis, dass nur das beobachtbare „äußere“ Verhalten gemeint ist
„Psychologie ist die Wissenschaft, welche die bewussten Vorgänge und Zustände, sowie ihre
Ursachen und Wirkungen untersucht“ (Rohracher, 1965)
→ Hauptcharakterstikum: bewusste Prozesse mit ihren Auslösern und E ekten
→ Abgrenzung zu anderen Humanwissenschaften erkennbar
→ Vernachlässigung der unbewussten, automatisch ablaufenden psychischen Vorgänge
„Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren
Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in
der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen“ (Gerrig&Zimbardo, 1992)
→ Betonung innerer (introspektiver) Prozesse und des Interaktionismus mit der Umwelt
„Psyche ist ein komplexes ,einem Individuum zugeschriebenen Informationsverarbeitungssystem,
das Input verarbeitet (einschließlich dem Input aus seinen eigenen Handlungen und Erfahrungen)
und Output an die verschiedenen Subsysteme und die Außenwelt abgibt“ (Mandler, 1979)
→ Betonung der unbewussten und bewussten Prozesse
→ Psyche als komplexes Regulationssystem (Bewusstsein + Lupenfunktion)
„Psychologie ist die Wissenschaft von den o enen oder variablen Regulationen“ (Dörner&Selg,
1996 oder Bischof, 2006)
→ De nition folgt der Kybernetik
→ Regulation = Steuerung, die die Stabilität eines dynamischen Systems aufrechterhält
→ „o en“ = Regulationen, wenn sie „nicht genau durch genetische Vorprogrammierungen“
festgelegt sind (Dörner&Selg, 1996) = kybernetische Regelsysteme, die sich plastisch
entwickeln können (bspw. Lern-, Denkvorgänge) + nicht genetisch xiert sind (bspw. Re exe,
Erbkoordinationen
→ empirisch fragwürdige De nition (Unterscheidung variable und stabile Regulationen)
„Gegenstand der Psychologie kann alles werden, was erlebbar ist und / oder sich im Verhalten
äußert“ (Dörner&Selg, 1996)
→ Betonung introspektives Erleben und beobachtbares Verhalten als gleichwertige Datenquelle
→ Orientierung in Richtung Interdisziplinarität / Transdisziplinarität (erschöpfende, realitätsnahe
Erklärung psychologischer Phänomene wär ansonsten nicht möglich)
→ Interdisziplinarität: Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen
→ Transdisziplinarität: Einbezug von Praktiker:innen in den wissenschaftlichen Diskurs
Psychologie untersucht die Zustände und Veränderungen des Verhaltens, des Erlebens und des
Bewusstseins
Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft, die in möglichst erschöpfender Breite und mit
möglichst großer Realitätsnähe die Psyche bzw. ihre „Produkte“ erforscht, nämlich das
Verhalten, Erleben und Bewusstsein von Lebewesen
Beschreiben:
• möglichst präzise, systematische und theoriegeleitete Erfassung von Informationen (Daten) Über
die zu untersuchenden psychischen Phänomene
• Erhebungsverfahren: Selbst-/Fremdbeobachtung; Befragung, Experiment, Tests, nichtreaktive
Verfahren (bspw. Archiv, …), Textanalysen, Inhaltsanalysen, Skalierungen (semantisches
Di erential/Polaritätspro l), Simulation, hirnelektrische Ableitungen, Messungen, Labordaten,
Fallstudien → Auswahl richtet sich primär nach wissenschaftlicher Grundorientierung
(Paradigmen), der Art des Phänomens und statistischer Verwertbarkeit
• Objektivitätsproblem: Schwierigkeit, Daten unverfälscht zu erfassen
- Unklarheiten in Formulierung (Mehrdeutigkeit, …)
- Fehlinterpretationen von Instruktionen
- Sequenze ekt (Ermüdung, Trainingse ekt)
- Hawthorne-E ekt (Erhöhung der Leistungsbereitschaft, da Kenntnis über Beobachtung)
- Mangelnde Bereitschaft zur Selbstenthüllung
- Motiv zur Selbstdarstellung und / oder sozialen Erwünschtheit
- Befürchtung negativer Konsequenzen
- Sponsorship-Bias (Vermutung über Absichten der Auftraggeber:innen von Befragung)
- Kontexte ekt (Ein uss von Stimmung, …)
- Urteilsheuristik (pragmatische, zeitsparende, unlogische Schlussfolgerungen)
- Anwesenheitse ekt (Beein ussung durch anwesende Personen)
• Relevanz der Gütekriterien:
- Objektivität: umso größer, je ähnlicher die Daten bei unterschiedlichen Erhebungen
- Reliabilität (Zuverlässigkeit): bedingungsunabhängige Verlässlichkeit → umso größer, je
weniger Erhebungsfehler
- Validität (Gültigkeit): umso größer, je genauer das Maße der zu beschreibenden Eigenschaft
- Skalierung: Wiedergabe korrekter Quantität
- Normierung: Normen/Bezugssysteme für Ergebnisse
- Fairness: keine systematische Verfälschung der Daten über verschiedene soziale Gruppen
- Ökonomie: vertretbarer Aufwand der Datenerhebung
- Zumutbarkeit: Berücksichtigung der Konsequenzen für Probanden und deren Akzeptanz
- Unverfälschbarkeit (keine Manipulation der Daten)
- Nützlichkeit (zweckentsprechende Daten)
Die Beschreibung von Forschungsphänomenen in der Psychologie (Datenerhebung) geschieht
hauptsächlich über Selbst-, Fremdbeobachtungen; …, wobei einer verfälschungsfreien
Erfassung der Daten besondere Beachtung geschenkt wird (Gütekriterien).
Erklären:
• mithilfe von Gesetzen oder deren Zusammenfassungen = Theorien
• Theorien werden getestet durch Ableitung von Hypothesen über zu erwartende Ergebnisse in
empirischen Untersuchungen
• Resultat: qualitative oder quantitative Ergebnisse die veri ziert oder falsi ziert werden
• Voraussetzung einer Hypothesentestung: Formulierung einer Theorie oder Vorannahme einer
bekannten Gesetzlichkeit = kon rmative Vorangehensweise (vs. explorativ)
• Kausalhypothese: Wenn-Dann (wenn = Ursache, Bedingung, Auslöser; dann = E ekt,
Veränderung) → Repräsentativitätsproblem: Wie gut ist von den Fällen der Stichprobe auf die
Grundgesamtheit/Population zu schließen? → Frage nach der Verallgemeinbarkeit
• Operationalisierungsproblem/Validitätsproblem: ndet die abstrakt formulierte Theorie eine
inhaltliche Entsprechung in den empirisch ausgewählten Untersuchungsverfahren?
• Reliabilitätsproblem: gefundene Gesetzmäßigkeit ist nicht an allen Orten/ zu allen Zeiten/ unter
allen Umständen gültig → Paralleltest, Retest um Replizierbarkeit/Reproduzierbarkeit zu testen
Hypothesen sind wissenschaftlich begründetet Annahmen (wenn-dann-Aussagen) über
Zusammenhänge von Ereignissen
Bestätigte Hypothesen nennt man Gesetzte
Als Theorie bezeichnet man zumeist ein System von Gesetzen
Wichtige Qualitätskriterien für Gesetze und Theorien sind ihr Grad an Repräsentativität, ihr
Realitätsbezug sowie ihre zeitliche und situative Stabilität
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, Vorhersagen:
• Ziehen von Rückschlüssen & Prognosen auf nicht bekannte Merkmale eines Sachverhaltes
unter Verwendung psychologischer Gesetzte → Vorinformationen + Gesetz (als Prämissen) =
Schlussfolgerung (Konklusion)
• Tre en von Vorhersagen über Struktur und Dynamik psychologischer Phänomene
Aus psychologischen Gesetzen können vielfältige Vorhersagen über psychische Strukturen &
Abläufe, sowie über deren Abhängigkeit von Umweltbedingungen abgeleitet werden.
Verändern:
• Einbezug des sozialen und physischen Umfeldes der Klient:innen
• Arten psychologischer Interventionen:
- Beobachtungen & Befragungen → indirekte Auswirkungen durch bspw. Re exion des
eigenen Verhaltens oder Problematisieren von Befragungsinhalten
- Kommunikationsstil → meinungsbildend, kommunikationsfördernd, kon iktlösend durch
bspw. Mediation, Moderation, partnerschaftliche Atmosphäre, faire Regeln der
Argumentation (mithilfe partnerzentriertem Gespräch, kontrolliertem Dialog, themenzentrierter
Interaktion sinkt die Streithäu gkeit + steigt die Kooperationsbereitschaft)
- Aufklärung und Bildung → vermittelt psychologisches Wissen und Können
- Beratung, Training von hilfreichen Techniken, Therapie → dafür nötig: Anamnese (erheben
der Ausgangsbedingungen) und Diagnose (Analyse der Probleme)
- Umweltgestaltung und Partizipation → bspw. Mitwirken bei Planungen für …
- Evaluation und Intervention mithilfe von UNA, POE, EIA
• Hawthorne-E ekt:
- Benannt nach den amerikanischen „Western Electric Hawthorne Works“ in Chicago (Fabrik,
in der Elton Mayo 1924-1927 den Ein uss von Arbeitsbedingungen auf die Produktivität
testete) → Erhöhte Produktivität, wenn man beobachtet wird
Auf Basis psychologischer Gesetze und Theorien konnte eine große Vielfalt von
Maßnahmen (Interventionen) zur Veränderung problematischen Verhaltens, Erlebens und
Bewusstseins entwickelt werden.
Kapitel 3 (3.1-3.3/3.6-3.7.4; S. 56-63; 70-90): Forschungsmethodik der Psychologie
3.1 Wissenschaftlichkeit
Wissenschaftliches Handeln soll sich an logisch begründete, explizit formulierte und verbindliche
Kriterien orientieren (Wohlgenannt, 1969; Konegen&Sondergeld, 1985):
• Beobachtbarkeit & Erlebbarkeit: nur Aussagen über Sachverhalte, die wirklich vorhanden sind
• Aussagen sollen ein System bilden und nach expliziten (wissenschaftlichen) Regeln
zustandekommen
• Gelten von induktiven und deduktiven Schlussregeln/Ableitungsregeln für das gegebene System
von Aussagen
• Das Aussagensystem muss widerspruchsfrei sein
• Faktische Aussagen = Aussagensysteme mit empirischem Bezug müssen Verallgemeinerungen
enthalten (nicht nur auf das Aufzählen von Fakten beschränkt sein)
• Faktische Aussagen müssen intersubjektiv prüfbar sein
„Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte (empirischer Gehalt,
empirische Untersuchbarkeit) in Form von Konditionalsätzen. Sie weisen über den Einzelfall
hinaus (Generalisierbarkeit, Allgemeinheitsgrad) und sich durch Erfahrungsdaten widerlegbar
(Falsi zierbarkeit).“ (Bortz&Döring, 1995)
Wissenschaftliches Vorgehen will für Tatsachen (Fakten) ein möglichst widerspruchsfreies
System von mehr oder weniger abstrakten, logisch verknüpften und untersubjektiv
prüfbaren Aussagen bilden.
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