1.1 Aufgaben und Formen der Arbeits- und Organisationspsychologie
§ Die Arbeits- und die Organisationspsychologie ist eine angewandte Wissenschaft mit praktischer Relevanz.
o Alltagsphänomene lassen sich nicht mit lediglich einer wissenschaftlichen Disziplin beschreiben.
§ Die Arbeits- und die Organisationspsychologie bedient sich anderer psychologischer und
nichtpsychologischer Disziplinen.
§ Der Übergang von der Arbeits- zur Organisationspsychologie ist vom Gegenstand her fließend. Beide
wissenschaftlichen Zweige setzen sich mit folgenden Themen auseinander:
o Qualifizierung
o Sozialisation
o Eignungsdiagnostik
o Arbeitsanalyse
o Arbeitsmotivation
o Arbeitsgestaltung
o Gruppen- und Teamarbeit
o Führung und des Führungsstils
o Arbeitszufriedenheit
o Reduktion von Arbeitsbelastung
§ Die Arbeits- und Organisationspsychologie nutzt Erkenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten der
Psychologie und anderen Wissenschaften.
Arbeitspsychologie
§ Beschäftigt sich mit psychologischen Aspekten der Arbeit
§ Der Untersuchungsgegenstand ist das Erleben und Verhalten des Menschen bei der Arbeit in Abhängigkeit
von:
o Arbeitsbedingungen
o Arbeitsaufgaben
o Leistungsvoraussetzungen
§ Zentrale Themen sind dabei theoretische Konzepte zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von:
o Arbeitshandlungen
o Motivation
o Wirkungen von Arbeitstätigkeiten
o Arbeitszufriedenheit
o Konzepte der Arbeitssicherheit
o Formen und Gestaltungsansätze der Gruppenarbeit
o Konzepte und Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung
Ansätze der Arbeitspsychologie nach Semmer/Volpert:
§ 1. Wechselseitige Anpassung von Mensch und Arbeit.
o Anpassung der Arbeit an den Menschen
§ Arbeitsanalysen
§ Arbeitsmotivation und -zufriedenheit
§ Arbeitsgestaltung
o Anpassung des Menschen an die Arbeit
§ Qualifizierungsprozessen
§ Betrieblichen Sozialisation
§ 2. Bereich der Motivation, Führung und Kommunikation.
o Dieser Bereich hat sich zu einer eigenen Disziplin in der Organisationspsychologie entwickelt.
Organisationspsychologie
§ Beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen in Organisationen sowie die Abhängigkeit des
Erlebens und Verhaltens von organisationalen Rahmenbedingungen.
§ Der organisationspsychologische Ansatz ist:
o zu beobachten
o zu beschreiben
o zu erklären
o zu prognostizieren
o zu verändern
§ Die Organisationspsychologie betrachtet:
o Die Wirkungen der Organisationsgrößen auf das Verhalten der Organisationsmitglieder
o Die Wechselwirkungen, die durch den Einfluss des Individuums auf die Organisation entstehen.
§ Zentrale Themen sind theoretische Konzepte zur Beschreibung und zum Verständnis von:
o Organisationsmerkmalen
o Organisationsstrukturen und -formen
o Kommunikations-, Interaktions- und Sozialisationsprozesse
o Konzepte der Führung von Mitarbeitern
o Konzepte und Instrumente zur Diagnose und Veränderung von Organisationen
Beispiele
§ Firmenwitze
§ Unternehmenskultur
Gemeinsamkeiten von Arbeits- und Organisationspsychologie:
§ Beschäftigen sich damit:
o wie Verhalten und Erleben der Organisationsmitglieder gesteuert wird und welche Effekte sich
daraus ergeben.
o wie sich die Zugehörigkeit zu einer Organisation auf den Menschen auswirkt
o wie der Einzelne die Organisation beeinflusst
§ Gemeinsame Fragestellungen/Forschungsfragen:
o Welche Funktionen und welchen Stellenwert nimmt Arbeit im Leben von Menschen ein?
o Welche Ansprüche richten Menschen an ihre Arbeitstätigkeit?
o Welche Belastungen und Beanspruchungen entstehen durch Arbeit?
o Wie wird mit Belastungen und Beanspruchungen umgegangen?
o Welche Folgen entstehen daraus für die betroffenen Menschen?
Beispiele
§ Qualifikationsentwicklung
§
,1.2 Arbeit
§ Arbeit ist eine elementare Aktivität des Menschen und beeinflusst den Menschen stetig in den
verschiedensten Bereichen.
§ Arbeit dient der Existenzsicherung des Arbeitenden und seiner Angehörigen
§ Arbeit beeinflusst Arbeit Felder des täglichen Lebens:
o Freizeitinteresse
o Sozialen Status
o Finanzielle Möglichkeiten
o Freundeskreis
§ Arbeit kann ambivalent aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:
o Als Last ohne eigenen Wert (Arbeit macht krank)
§ Arbeit dient zur materiellen Absicherung des Lebens
o Als Möglichkeit, dem Leben einen Sinn zu geben (Arbeit macht gesund)
§ Arbeit dient als Selbstverwirklichung
§ Arbeit hat sich stark verändert
o Veränderung der Arbeitsbedinungen
§ Durch industrielle Revolution (Weg von der Agrarwirtschaft)
o Veränderung der Arbeitsformen
§ Teilzeitarbeit
o Veränderung der Arbeitsanforderungen
§ Kognitive Anforderungen sind gestiegen
• Informations – Kommunikationstechnologie
§ Körperliche Anforderungen sind gesunken
o Veränderung der Technologie und Gesellschaft
§ Digitalisierung
§ Globalisierung
1.3 Geschichte der Arbeitspsychologie
§ Die Ursprünge der Arbeitspsychologie werden in der industriellen Entwicklung zum Ende des 19.
Jahrhunderts gesehen.
Konzept des Scientific Managements von Taylors
§ Grundlage waren Untersuchungen zu finanziellen Anreizsystemen und Design von Werkzeugen und deren
Auswirkungen auf die Arbeitsleistung.
§ Annahme: Es gibt einen „Besten Weg zur Ausführung von Arbeitstätigkeiten“
§ Das Konzept versucht alle überflüssigen Bewegungen beim Ausführen einer Arbeitstätigkeit zu eliminieren
und die Arbeitsabläufe den Arbeitern vorzugeben.
o Fließbandarbeit
Untersuchungen in den Hawthorne-Werken
§ Forscher versuchten den Einfluss einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf die Arbeitsergebnisse zu
erkunden.
o Alle Umweltveränderungen verbesserten die Arbeitsergebnisse
§ Beleuchtung
o Forscher erklärten sich die Verbesserung durch soziale Kontakte und Beziehungen
§ Teamarbeit fördern
§ Man vermutete von diesem Zeitpunkt an, dass eine Verbesserung der Leistung erreicht werden könnte, wenn
man die Teamarbeit fördere.
§ Arbeitsleistung ist nicht nur abhängig von objektiven oder physikalischer Arbeitsbedingungen, sondern
davon, wie Arbeiter ihre Arbeit, ihre Mitarbeiter und Vorgesetzten wahrnehmen und sich selbst behandelt
fühlen.
o Arbeiter ist nicht nur ein Individuum sondern, teil eines komplexen sozialen Systems
Human Relation-Bewegung
§ Ausgangspunkt ist die Annahme, Arbeitsleistung durch Teamarbeit verbessern zu können.
§ Ziel:
o Menschlichen Beziehungen innerhalb von Arbeitsgruppen zu verbessern
o Menschliche Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern zu verbessern
§ Erkenntnis:
o Aufmerksamkeit bringt Leistuntgszuwachs
, 2.1 Arbeitsanalysen
§ Arbeits- und Anforderungsanalysen helfen, die Anforderungen die Arbeit an den Arbeitnehmer stellt
nachzuvollziehen und dienen zur Erfassung von Arbeitsbedingungen und deren Rückwirkungen auf die
Person.
o Analyse unterscheiden 2 Perspektiven
§ Anpassung des Menschen an die Arbeit
• Weiterbildung im Computerbereich
• Kommunikationstraining
§ Anpassung der Arbeit an den Menschen
• Übertragung von mehr Verantwortung
• Verringerung der körperlichen Belastung
o Es werden Daten, Fakten und Informationen gesammelt und methodisch aufbereitet und
interpretiert
§ Physikalischen und sozialen Gegebenheiten
§ Umgebung
§ betrieblicher Auftrag
§ Materialfluss
§ Leistung und Eignung
§ subjektiven Empfindungen
• Arbeitszufriedenheit
• Arbeitsmotivation
§ Qualifizierung
§ Bei Arbeitsanalysen müssen personenbezogenen Auswirkungen und produktbezogenen Auswirkungen von
Arbeitstätigkeiten beachtet werden.
§ Ziel von Arbeitsanalysen ist es, Grundlagen zur Gestaltung und Optimierung von Tätigkeiten zu ermitteln.
Anwendungsfelder und Aufgabenbereiche von Arbeitsanalysen
§ Analysen von Arbeitstätigkeiten und Arbeitssystemen
§ Bewertung von Arbeitstätigkeiten und Arbeitssystemen
§ Mitwirkung bei Prozessen der Neu-/Umorganisation von Arbeitstätigkeiten
Psychologischen Arbeitsanalysen
§ Befassen sich mit der Analyse und Bewertung von Arbeitstätigkeiten, deren Bedingungen sowie den
Wechselwirkungen von Arbeitsbedingungen und Anforderungen auf ein Individuum.
o Es werden Informationen über eine bestimmte Tätigkeit in systematischer Form erfasst und beurteilt
§ Matern unterscheidet 2 Hauptschritte bei psychologischen Arbeitsanalysen zur Analyse von Aufträgen und
deren Erfüllungsbedingungen.
o Psychologische Auftragsanalyse
§ Unterteilt sich in ein 3-stufiges Rahmenkonzept nach Ulich.
• Erste Phase
o Analyse der Auftrags- und Erfüllungsbedingungen einer Arbeitstätigkeit
§ Konzept:
• 1. Gliederung eines Produktionsprozesses in seine
technologischen Abschnitte
Beispiel • 2. Identifizierung des Arbeitsprozesses innerhalb des
Produktionsprozesses
• 3. Erfassung der Möglichkeiten des Arbeiters zur
Einwirkung auf den Prozess
• 4. Erfassung der arbeitsbedingten Kommunikation und
Kooperation
• 5. Beschreibung der Grobstruktur des Arbeitsauftrages
• 6. Festlegung der zeitlichen Bedingungen
• 7. Erfassung wiederkehrender Arbeitsaufträge
• Zweite Phase
o Analyse der Arbeitstätigkeiten und der erforderlichen
Regulationsvorgänge
• Dritte Phase
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