Dieses Dokument beinhalltet eine vollständige Dialog-, bzw. Szenenanalyse der zweiten Szene des zweiten Aktes in "Die Räuber" von Friedrich Schiller. Die analysierte Szene handelt von einem Gespräch zwischen dem alten Moor und dem verkleideten Herrmann.
DIALOGANALYSE
In der zu analysierenden zweiten Szene des zweiten Aktes in Schillers Drama „Die Räuber“ führt der alte
Moor ein Gespräch mit dem verkleideten Herrmann, welcher ihm den Tod seines Sohnes Karl verkündet.
Franz möchte die Macht erlangen und dafür seinen Vater umbringen, welcher ihm seinen Bruder Karl sein
ganzen Leben lang vorzog. Er hat vor, dies zu erreichen, indem er dem alten Moor einen Schrecken einjagt
und diese Emotion schlussendlich zu seinem körperlichen Tod führt. Franz heuert seinen ebenfalls mit
Maximilian v. Moor verfeindeten Bekannten Hermann an, sich als Soldat zu verkleiden und dem Alten zu
berichten, sein Sohn sei aus Verzweiflung über das Verstoßen seines Vaters, zu welchem Franz ihn
ebenfalls gedrängt hat, in den Krieg gezogen und dort gefallen.
Hermann möchte bei Maximilian v. Moor Schuldgefühle hervorrufen, weshalb er auch betont, dass Karl
selbst gesagt habe, von des Vaters „Fluch“ (S.51) in den Krieg getrieben worden und dort deshalb in
Verzweiflung gestorben zu sein (Vgl. S.51), obwohl er zuvor immer nur Gutes von diesem erzählt und
seine Liebe ihm gegenüber ausgedrückt habe (Vgl.49). Er spricht sachlich und ruhig, um die Geschichte
möglichst eindrucksvoll rüberzubringen und somit den „letzte[n] Wille[n] [s]eines Kameraden“ (S.51) zu
erfüllen, dem Vater von den angeblichen, fatalen Folgen seiner Tat zu berichten.
Der alte Moor ist zu Beginn noch gelassen und der Meinung, die schlechteste Nachricht kenne er schon
und ihn würde jetzt nichts mehr aus der Ruhe bringen (Vgl. S.49). Doch bereits als Hermann von Karls
Einzug in den Krieg erzählt, ist er beschämt. Auch nach den Erzählungen von den angeblichen Gesprächen
zwischen Karl und Hermann über ihn, in denen Karl seine Enttäuschung ihm gegenüber zum Ausdruck
gebracht haben soll, verhüllt er seinen Kopf in einem Kissen (Vgl. S. 49) und drückt seinen Scham über sich
selbst durch kurze Antworten wie „Sieh mich nicht an“ (S.49) und „Stille, oh Stille!“ (S.49) aus.
Hermann leitet das Gespräch also und Maximilian v. Moor antwortet gar nicht bis ganz kurz, da er
Hermann offensichtlich Glauben schenkt und sich durch Franz Plan einschüchtern lässt. Der große Graf,
der einst die große Macht hatte, lässt sich nun also durch einen von einem einst verhassten Bastard und
seinem Sohn entwickelten Streich unterkriegen und es findet so ein Tausch des Machtverhältnisses statt.
Die Szene stellt erneut die Skrupellosigkeit von Franz und hier zusätzlich von Hermann, also Menschen,
die der alte Moor früher verletzt hat, dar. Es werden also einerseits die Taten beleuchtet, zu denen
Menschen generell fähig sind und gleichzeitig die Folgen von verletzendem Verhalten aufgezeigt.
Die Handlung erzeugt Spannung, da die ganze Szene über unklar ist, ob Maximilian nun stirbt oder nicht.
Außerdem erzeugt sie ein gewisses unbehagliches Gefühl, da man als Leser weiß, dass die Geschichte
nicht wahr ist und der alte Moor ihr vollends Glauben schenkt und so unnötiges Leid erfährt.
Ich persönlich empfinde die Szene als sehr wichtig, da sie eine weitere Seite, also die Folgen des
Verhaltens des Vaters, nochmals auf eine andere Weise beleuchtet und dieser zusätzlich damit
konfrontiert wird, dass sein Handeln der Vergangenheit Folgen hat, jedoch nicht die bewusst
dargestellten, was wiederum eine gewisse Ironie darstellt.
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