heilpädagogik medizinische und psychologische grundlagen
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Internationale Hochschule Bad Honnef - Bonn
Heilpädagogik
Medizinische und psychologische Grundlagen
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Medizinische und psychologische Grundlagen
Lektion 1: Gesundheit und Krankheit
1.1 Krankheit, Gesundheit, Salutogenese
• Abgrenzung von „Krankheit“ und „Gesundheit“ ist schwierig, weil
➔ Fehlen eindeutiger Definitionen: Es existiert keine einheitliche und allge-
mein anerkannte Definition
➔ technische Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie: Diagnose einer
Erkrankung hängt stark von den vorhandenen technischen Möglichkeiten ab.
➔ Diskrepanz zwischen Befund und Befindlichkeit: Es gibt Unterschiede
zwischen der subjektiven Wahrnehmung einer Erkrankung und objektiven Be-
funden.
➔ Normabweichungen ohne Krankheitswert: Nicht immer sind Abweichun-
gen von der Norm gleichzusetzen mit dem Vorliegen einer Erkrankung.
➔ Kulturgebundenheit der Beurteilung: Neben epochalen Einflüssen hin-
sichtlich des gesellschaftlichen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit
gibt es auch kulturelle Unterschiede.
➔ interessengeleitete Definitionsmacht: Eine zunehmende Medikalisierung
erschwert die Grenze zwischen gesund und krank.
Gesundheitsbegriff
• Antike ➔ Gesundheit wird mit Homöostase (Gleichgewicht, Ausgeglichenheit)
gleichgesetzt
➔ Hippokrates: Gesundheit ist ein Gleichgewicht von vier Körpersäften (Blut,
schwarze Galle, gelbe Galle und Schleim). Ein Ungleichgewicht der Körper-
säfte würde spezifische körperliche und psychische Erkrankungen zur Folge
haben.
• Andere Ansätze betrachteten Gesundheit im Zusammenhang mit Leistungsfä-
higkeit und Rollenerfüllung.
➔ „Gesundheit kann definiert werden als der Zustand optimaler Leistungsfä-
higkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben,
für die es sozialisiert worden ist.“
• Weiterverbreitete Ansätze sehen Gesundheit als Störungsfreiheit. Die Defini-
tion geht davon aus, dass derjenige gesund ist, der nicht krank ist. Meinung
von Ärzten steht hier im Vordergrund
• Weltgesundheitsorganisation 1946: „Gesundheit ist ein Zustand des vollstän-
digen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das
Freisein von Krankheit und Gebrechen.“
Der Begriff Krankheit
• Für die Kennzeichnung von Krankheit spielen Kritierien eine Rolle:
➔ das Vorhandensein von objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen
, und/oder seelischen Störungen bzw. Veränderungen, also das Vorliegen ei-
nes Befunds;
➔ die Störung des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens;
➔ eine Einschränkung von Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung;
➔ die Notwendigkeit professioneller (medizinischer) und sozialer, d.h. mit-
menschlicher und gesellschaftlicher Betreuung.
Salutogenese
• Israelischer Soziologe Aaron Antonovsky
• Paradigmenwechsel beim Verständnis von Gesundheit und Krankheit
• Salutogenese beschäftigt sich mit der Entstehung und Beibehaltung von Ge-
sundheit und kann damit als Gegenstück zur Pathogenese verstanden werden
• Ausgangspunkt: Untersuchungen zur Anpassungsfähigkeit israelischer Frauen
in der Menopause.
➔ Viele waren während des zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern und
waren wenig optimistisch bis stark eingeschränkt. Knapp 30% dieser Frauen
fühlten sich dennoch gesund und führten ein glückliches und zufriedenes Le-
ben.
• Durch Antonovskys Untersuchungen wurde der Fokus von „Was macht uns
krank?“ durch die Aspekte der Salutogenese „Was hält uns trotz widriger Le-
bensumstände gesund?“ ergänzt!
• Gesundheit und Krankheit werden nicht als dichotome, d.h. unvereinbare Wi-
dersprüche betrachtet, sondern als Kontinuum verstanden, mit zwei Polen, auf
denen sich Menschen ständig hin- und her bewegen.
• Stressoren ➔ alltäglich und nicht ausschließlich negativ, können die Gesund-
heit auch fördern
➔ Stressoren lösen einen Spannungszustand aus, der verlangt, dass man
sich mit diesem auseinandersetzt. Bei erfolgreicher Bewältigung gelangt man
Richtung des positiven Pols.
, • 2 wichtige Komponenten bei der Stressbewältigung laut Antonovsky:
1) die generellen Widerstandsressourcen = spezifische Ressourcen, die Men-
schen dazu befähigen, krankmachende Einflüsse zu bewältigen, ohne zu er-
kranken.
➔ Interne Ressourcen z.B. körperliche Konstitution, Fähigkeiten, Ich-Stärke
etc.
➔ Externe Ressourcen z.B. materielle und soziale Unterstützung
2) das Kohärenzgefühl = Grundüberzeugung, dass das Leben sinnvoll ist und
man es erfolgreich meistern kann, auch wenn es immer wieder kurzfristig zu
Problemen kommt.
➔ 3 Komponenten:
Verstehbarkeit: beschreibt die Überzeugung, dass die eigene Lebensumwelt
klar, verstehbar und strukturiert ist, selbst überraschende Ereignisse lassen
sich einordnen und erklären.
Bewältigbarkeit: beschreibt das Ausmaß an Vertrauen und Zuversicht, Anfor-
derungen mit eigenen Ressourcen bewältigen zu können.
Sinnhaftigkeit: beschreibt ein Grundgefühl, dass das eigene Leben sinn- und
wertvoll ist.
• Starkes Kohärenzgefühl trägt dazu bei, dass Menschen flexibler auf Heraus-
forderungen des Lebens reagieren und offen für neue Lösungsansätze sind
1.2 Physische und psychische Erkrankungen
Akute Krankheiten Chronische Krankheiten
• Beginnen plötzlich • Entwickeln sich langsam oder
schubweise
• Zunehmende Intensität der Be- • Dauern über einen längeren Zeit-
schwerden raum oder das gesamte Leben
• Heilen, in den meisten Fällen- mit
oder ohne Behandlung- wieder
ab
• Physische Erkrankungen sind meist eindeutig mess- oder beobachtbare kör-
perliche Veränderungen z.B. Fieber, Blutmarker, Bildung von Tumoren
• Psychische Erkrankungen sind nicht eindeutig einstufbar
➔ „abweichendes, beeinträchtigendes und dysfunktionales Muster von Ge-
danken, Gefühlen oder Verhalten.“
Kritisch: „Abweichung“ ➔ da ganz unterschiedliche Maßstäbe für Normabwei-
chungen gesetzt werden können
➔ Neben normabweichenden Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmustern sind
auch das Vorhandensein von Leistungsdruck, Beeinträchtigungen der allge-
meinen Funktionsfähigkeit sowie Selbst- und/oder Fremdgefährdung wichtige
Kriterien für eine physische Störung
, Das Zusammenspiel von Körper und Psyche
• Körperliche und psychische Erkrankungen dürfen nicht getrennt voneinander
betrachtet werden
➔ beeinflussen sich wechselseitig
• Psychosomatik: befasst sich mit der Fragestellung, wie Denken und Gefühle
körperliche Funktionen nachhaltig stören und umgekehrt
• Beispiel: Menschen leiden unter körperlichen Symptomen ohne das Ärzte eine
organische Ursache dafür finden
➔ Lösen psychische Faktoren die körperlichen Beschwerden aus?
• Auch psychische Erkrankungen haben Einfluss auf die körperliche Funktions-
fähigkeit:
➔ Einnahme von Psychopharmaka kann zu körperlichen Fehlfunktionen füh-
ren z.B. Neuroleptika (Schizophrenie) ➔ innere Unruhe, Schläfrigkeit, Muskel-
zucken, Schwindel und Mundtrockenheit
➔ gesundheitliches Fehlverhalten z.B. durch übermäßigen Konsum von Nah-
rungsmitteln, Nikotin und Alkohol
• Vorallem chronisch körperliche Erkrankungen (z.B. kardio-vaskuläre Erkran-
kungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Krebserkrankungen etc.) stellen Be-
troffene vor große psychische Herausforderungen
➔ 35-40% aller Krankenhauspatienten weisen zusätzlich zu ihrer körperlichen
Erkrankung auch psychische Beeinträchtigungen auf
• Coping = Bewältigungsstrategien, die wir in belastenden Lebenssituationen
einsetzen
➔ Krankheitsverarbeitung spielt eine sehr große Rolle
➔ GANZHEITLICHE BETRACHTUNG DES MENSCHEN!
1.3 Diagnose- und Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-5
• Objektive und valide Diagnose ➔ Nutzung von Diagnose- und Klassifikations-
sysmten
➔ sollen dazu beitragen, klinische Phänomene in ihrer Komplexität zu redu-
zieren
• Klassifikationssysmte: beschreiben wesentliche Merkmale und Symptome ei-
ner Krankheit und stellen explizit Entscheidungskriterien zur Verfügung, an-
hand derer eine diagnostische Entscheidung gefällt werden kann
ICD-10 (Internationales Klassifikati- DSM-5 (Diagnostische und Statisti-
onssystem der Krankheiten) sche Manual psychischer Erkrankun-
gen)
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